Am Rhein gefiel es mir so gut, dass ich zwei Sonnenaufgänge über Nierstein und dem Rhein hatte, den Niersteiner Wartturm heimsuchte und einen SunriseRun lief. Aber eigentlich sind die Wolken dran schuld.
Es ist Dienstag, der 14. November. Wie im Oktober, so hatte ich auch heute eine kurze Fahrt für meine Sonnenaufgangsfotos. Nur etwa eine Viertelstunde brauchte ich von Selzen über Mommenheim und Schwabsburg bis Nierstein, und dann in die Weinberge darüber bis zum Niersteiner Wartturm. Es ist kurz nach 7 Uhr. Um 7:37 Uhr soll laut The Photographer’s Ephemeris die Sonne über dem Rhein und Nierstein aufgehen.
Inhaltsverzeichnis
Erster Versuch am Wartturm
Ich stehe mit dem Wagen direkt davor und blicke nach oben. Auf dem Niersteiner Wahrzeichen flattert die Niersteiner Fahne, und darüber scheint am klaren Himmel die Mondsichel.
Der Wartturm oberhalb der Stadt Nierstein, nördlich im Roten Hang gelegen, ist der höchste Aussichtspunkt in den Weinbergen mit einem hervorragenden Rundblick über Nierstein bis hin zum Donnersberg, zur Hessischen Bergstrasse, in den Taunus, nach Wiesbaden, Mainz und das Rhein-Main-Gebiet. Zu seinem Bau verwendete man die Steine des abgebrochenen Königsstuhls zwischen Nierstein und Lörzweiler, wo 1024 die Fürstenversammlung Konrad II. zum ersten Salier auf dem deutschen Königsthron wählte.
Ursprung des Wartturms: Mittelalterlicher Signalturm aus dem 12. Jahrhundert. Der Wartturm hat eine Höhe einschließlich Brüstung von 10,20 m.
(Wartturm – Nierstein am Rhein)
Warttürme wurden in spätmittelalterlicher Zeit beispielsweise an Handelsstraßen als Zollstationen oder im Vorfeld von Städten errichtet, um durch Fahnen- oder Lichtsignale frühzeitig vor dem Heranrücken feindlicher Truppen zu warnen.
(Seite „Wartturm“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 21. Oktober 2017, 16:47 UTC. (Abgerufen: 29. November 2017, 11:17 UTC))
Trotz der strategischen Position bin ich skeptisch, ob sich die Sonne wirklich blicken lässt. Zwar ist der Himmel da oben, über mir, klar. Doch feste Wolkenschichten verdecken die Sicht auf den Horizont. Wo ich schon einmal da bin, kann ich es ja trotzdem versuchen. Auf den Turm selbst komme ich nicht, er ist immer abgeschlossen. Doch dahinter ist ein Rasenstück mit wenigen Obstbäumen, von wo aus ich einen guten Blick habe. So erinnere ich mich jedenfalls, ich war schließlich schön öfters hier.
Ich stelle das Stativ auf und montiere die Kamera darauf. Unten auf dem Rhein kann ich sogar die Fähre sehen. Die Sicht ist wirklich gut. Eigentlich. Doch wenn ich von hier aus fotografiere, dann habe ich immer diese Obstbäume auf den Fotos. Das hatte ich befürchtet, doch ich hatte mich auch an unseren „Walk in the Dark“ im Oktober erinnert. Dabei hatte ich die Roter-Hang-Hütte entdeckt, die an einem Weg unterhalb der Hügelebene liegt. Von dort aus hatten wir in der Abenddämmerung einen unverdeckten Blick auf Nierstein und den Rhein gehabt.
Also packe ich Stativ und Kamera wieder ein und fahre über Wirtschaftswege zur Hütte. Oberhalb der Hütte stelle ich den Wagen ab, dann gehe ich zum Platz vor der Hütte und baue am Zaun Stativ und Kamera auf. Auf dem Holztisch liegt wie eine weiße Decke der Raureif.
Wenn nur nicht die vielen Wolken wären. Ich schaue nach links hinüber. Am Hang vorbei kann ich die Kilianskirche sehen. Auf der anderen Rheinseite hat der Morgennebel die Rheinebene im Griff. Zum ersten Mal war ich im letzten Jahr auf meiner Rheinterrassenwanderung an der Kilianskirche, später mit Manuel auch schon einmal darin. Es ist wirklich eine schöne Kirche, die sehr schön über Nierstein und dem Rhein liegt.
Schon zur Römerzeit, vielleicht auch sogar schon bei den Germanen, war der Kiliansberg eine Kultstätte. 742 wird in einer Schenkungsurkunde des Karlmann eine Marienbasilika genannt. Das heutige Patrozinium des Hl. Kilian geht auf die Schenkung an das neu errichtete Bistum Würzburg und dessen erstem Bischof Burkard zurück.
(Zur Geschichte der Pfarrkirche St. Kilian – Katholische Pfarrgemeinde St. Kilian Nierstein)
Es wird heller, aber die Sonne lässt sich lange Zeit nicht blicken. Zu dick ist die Wolkenschicht. Dann endlich, kurz vor 8 Uhr, bildet sich eine Lücke in der Wolkenschicht. Und ich gewinne die Hoffnung, dass …
Kurz darauf scheint sich die Lücke wieder zu schließen. Doch dann …
Sonnenaufgang über Nierstein und dem Rhein
Um 8:03 Uhr blinzelt die Sonne endlich durch die Wolken. Ein paar wenige Minuten genieße ich ihre wärmenden Strahlen und die Aussicht auf die dunstig-sonnige Rheinebene.
Leider habe ich um 10 Uhr eine Konferenz. Also packe ich meine Sachen. Zum Abschluss schaue ich mir die Roter-Hang-Hütte in der Sonne noch einmal an. Auf ihrem Dach ist noch etwas Raureif.
Niersteiner Wartturm
Ich steige ins Auto, fahre los und … biege dann doch noch einmal ab und fahre wieder hoch zum Niersteiner Wartturm. Eine große löchrige Wolkendecke hat sich über Nierstein und den Rhein gelegt. Ich nutze das Licht für ein paar Gegenlichtaufnahmen. Als ich mich umblicke, erwartet mich ein blauer Himmel über dem Wartturm. Schade, gerne würde ich noch etwas länger hier bleiben für eine kurze Wanderung oder einen Lauf.
Sommerzeit vorbei
Als ich später die Fotos in die Software Capture One lade, greife ich mir an meinen Kopf. Seit über zwei Wochen ist die Sommerzeit vorbei! Das Smartphone hat das natürlich gemerkt und die Uhrzeit umgestellt. Dementsprechend sind die Zeiten der Fotos vom Smartphone auf die richtige Zeitzone eingestellt.
Nicht jedoch bei den Fotos der Kompaktkamera. Dort muss ich manuell von Sommerzeit auf die normale Mitteleuropäische Zeit (MEZ; englisch Central European Time, CET) umstellen. Das habe ich vergessen, und alle Fotos haben den falschen Timestamp. Das ärgert mich. Vorsichtshalber korrigiere ich die Uhrzeit auf der Kompaktkamera sofort.
Fünf Tage später
Es ist Sonntag, der 19. November. So richtig zufrieden bin ich mit den Sonnenfotos vom Dienstag nicht. Sonntags ist einer meiner „Lauftage“. Da traf es sich gut, dass die Wettervorhersage seit zwei Tagen gutes sonniges Wetter für den Sonntagmorgen versprochen hatte. Na ja, bis gestern Abend halt. Dennoch hatte ich mir den Wecker gestellt und meine Ausrüstung fürs Fotografieren und meine Laufklamotten bereitgelegt. Wäre ich heute morgen nicht sowieso fürs Joggen aufgestanden, dann hätte ich es mit einem neuen Fotoversuch gelassen.
Doch jetzt stehe ich wieder hier über Nierstein und dem Rhein. The Photographer’s Ephemeris verspricht mir für heute um 7:45 Uhr den Sonnenaufgang. Allerdings stehe ich nicht an der Roter-Hang-Hütte, sondern an einem Aussichtspunkt weiter in Richtung Rhein. Von hier aus habe ich einen noch besseren Blick auf den Rhein. Die Fähre legt gerade an der hessischen Seite an. Auf der anderen Seite der Rheinebene macht sich wieder eine Wolkenschicht breit. Immerhin kann ich diesmal den Odenwald sehen, wie er sich über der Rheinebene erhebt. Wenn ich nach links blicke, sehe ich sehr gut die Kilianskirche und den Rhein.
Die Wolkendecke scheint dieses Mal sogar noch dichter zu sein. Doch auch dieses Mal öffnet sich langsam eine Lücke. Das letzte Mal war es ziemlich kalt, doch dieses Mal sind die Temperaturen etwas höher, und es gibt keinen Raureif.
Sonnenaufgang, der zweite, über Nierstein und dem Rhein
Das „Setting“ ist ähnlich wie am letzten Dienstag, doch die Luft ist viel klarer. Die Blätter leuchten in der Sonne, und ich genieße die Augenblicke.
SunriseRun
Nur schwer kann ich mich losreißen. Doch ich will schließlich noch eine Runde laufen. Ich packe Stativ und Kamera ein, setze mich in den Wagen und fahre zur Roter-Hang-Hütte. Dort ziehe ich mich um und meine Laufsachen an. Und dann geht es auf den
SunriseRun in den Weinbergen über Nierstein.
Danach hole ich noch Brötchen bei der Bäckerei Reuther am Marktplatz in Nierstein für ein gemütliches Sonntagsfrühstück mit Manuela.
Sommerzeit vorbei, aber …
Als ich später die Fotos in die Software Capture One lade, greife ich mir an meinen Kopf. Seit drei Wochen ist die Sommerzeit vorbei. Und ich habe die Zeitzoneneinstellung der Kompaktkamera geändert. Damit sind jetzt die Timestamps der Fotos … FALSCH!
Ich Dabbes habe zwar die Zeitzoneneinstellung geändert, und die Uhrzeit ist jetzt korrekt. Aber irgendwie habe ich dabei das Datum verstellt. Wieder sind die Timestamp-Angaben der Fotos von der Kompaktkamera falsch. Also schnell die Kamera schnappen und die Einstellung ändern.