Für 2017 habe ich mir ein Foto-Projekt vorgenommen: 12 Sonnenaufgänge in Rheinhessen fotografieren. Dazu schreibe ich meine Erlebnisse und Erfahrungen zum jeweiligen Foto und liefere Hintergrundinformationen zur „Location“. Seit Januar läuft mein Fotoprojekt. Jetzt, da der fünfte Monat fast vorbei ist, ist es Zeit für einen Bericht und ein Zwischenfazit.
Ende 2016 fragte Stephan Wiesner „Was ist Dein Foto-Projekt für 2017?“ Das geisterte in meinem Kopf herum. Ich mag Sonne, ich mag Sonnenaufgänge. Ich mag Rheinhessen, ich mag Wandern in Rheinhessen („Die Hiwwel ruff und runner„). Also habe ich mich leichtsinnigerweise “committed”, jeden Monat einen Sonnenaufgang in Rheinhessen zu fotografieren.
Inhaltsverzeichnis
Die bisherigen #12SunriseRheinhessen-Fotos
- 16. Januar, 08:19 Uhr: Selzen im Selztal, erschienen am 1. Februar.
- 9. Februar, 07:38 Uhr: Der Trullo auf dem Adelberg bei Flonheim (Vorschlag von The Meurers und von Kristin Heehler auf Twitter; Wikiseite).
- 2. März, 07:07 Uhr: Oppenheimer Katharinenkirche (Vorschlag von Manuela).
- 1. April, 07:04 Uhr: Die Fleckenmauer von Flörsheim-Dalsheim beim Vinocamp Rheinhessen.
- 17. Mai, 05:38 Uhr: Der Mainzer Dom, vom Kästrich (Kupferbergterrasse) aus fotografiert, erscheint am 1. Juni.
Fotografieren kann doch jeder. Ich mache es einfach nur ein klitzekleines Bisschen besser. Fertig sind die Fotos!
Das Meta-Teilprojekt
Das Fotografieren selbst ist jeweils nur ein Teil der 12 Teilprojekte. Dazu kommt das “Meta-Teilprojekt” mit fortlaufendem Sammeln und Bewerten von Lokationen für die nächsten Sonnenaufgangsshootings:
- Sammeln von möglichen Lokationen (“Bewerber”).
- Basisinformationen für jede Lokation recherchieren: Wikipedia-Eintrag, gegoogelte grundlegende Artikel, Anfahrt (Strecke, Dauer), geeignete Monate für die Fotos (aufgrund der Sonnenstände), Attraktivität der Lokation.
- Bewerten der gesammelten Lokationen.
- Planen eines groben Monatsrasters für die Lokationen.
Damit habe ich einen Pool von “Finalisten”. Vor jedem Monatswechsel ziehe ich mir daraus eine Lokation, die ich mir für den nächsten Monat vornehme.
Pro Monat verbrauche ich etwa zwei bis fünf Stunden für das “Meta-Projekt”. Letzten Monat hatte ich von den Monaten zuvor gezehrt. Diesen Monat habe ich wieder aufgesammelt und komme damit bis in den Herbst.
Die Vorbereitung
Manchmal kann ich einen beruflichen oder persönlichen Termin mit dem #12SunriseRheinhessen verbinden (Beispielsweise die Fleckenmauer am 1. April, als ich auf dem Vinocamp Rheinhessen war). Bei manchen Lokationen fahre ich vorab einmal hin, um mir die Anfahrt genauer anzuschauen (Beispiel: Beim Flonheimer Trullo wusste ich nicht, ob der von mir ausgesuchte Wirtschaftsweg befahrbar war). Manchmal kläre ich zuvor ein Interview ab (Beispiel: Den Selzer Winzer für die Informationen zum Januar-Foto). Die Anfahrt schaue ich mir nochmals genau an (Google Maps 2D, 3D, OpenStreetMap).
Dann starre ich ständig auf die Wettervorhersage für die ausgewählten Lokationen und auf meinen Kalender. Bisher war immer erst am Abend zuvor ziemlich klar, ob ich am nächsten Morgen zum Fotografieren aufstehen würde. Glücklicherweise hat es bisher auch an dem nächsten Morgen geklappt. Doch ich rechne damit, irgendwann einmal enttäuscht ins Bett zu sinken, weil der Himmel bedeckt ist. Oder ich fahre hin – und sogleich wieder zurück, weil es regnet.
Ach ja, am 16. Januar hatte ich auf Sonne über dem schneebedeckten Selztal gehofft, doch es war Schneetreiben, und ich hatte kein Foto für Euch.
Wenn ich mir also einigermaßen sicher bin, dass es am nächsten Morgen klappen könnte, lege ich mein Zeugs bereit (Kamera, Stativ, Ersatzakku, Rucksack, Thermoskanne, Klamotten etc.) und kontrolliere ich die Einstellungen der Kamera.
Die Zeit für die Vorbereitung war bisher sehr unterschiedlich. Ich schätze, sie lag zwischen 2 und 8 Stunden.
Das Foto-Shooting
Aufstehen. Im Januar war das kein Problem, die Sonne ging erst um 8:19 Uhr auf. Diesen Monat, als ich den Mainzer Dom fotografierte, ging die Sonne um 5:38 Uhr auf. Je nach Anfahrt und Länge/Zustand der “letzen Meile” von Auto bis zur Lokation muss ich eine Stunde einkalkulieren. Dazu noch Aufstehen, Fertig machen, Kaffee kochen/einpacken…
Zwischen 1,5 und 2 Stunden vor Sonnenaufgang stehe ich auf. Nächsten Monat will ich die Rochuskapelle in Bingen fotografieren. Die Rochuskapelle und der Wormser Dom brauchen die längsten Anfahrten.
Dann also hinfahren. Parken. Rucksack auf. Loslaufen bis zur endgültigen Lokation. Endgültig? Je nach Perspektive hin und her, Stativ aufbauen. Doch wieder ein paar Meter rüber. Nochmals die Kameraeinstellungen kontrollieren, dann noch das Anpassen, wenn hier dann doch die Verhältnisse etwas anders sind (also ND-Filter vielleicht doch aus?).
Möglicherweise zittern, ob die Wolkendecke sich doch noch dünne macht. Etwa eine Viertelstunde vor dem Sonnenaufgang mit dem Fotografieren anfangen, um vielleicht doch noch Anpassungen vorzunehmen. Schnell noch die Stellung wechseln. Kaffee trinken, ganz still sein, fotografieren, fotografieren, fotografieren. Und doch immer mal wieder eine andere Einstellung mit der Kamera ausprobieren. Etwa 100 bis 250 Fotos kommen pro Lokation zusammen.
Glücksschreie rauslassen. Entspannen. Einpacken. Zum Auto laufen. Losfahren.
Für das Foto-Shooting gehen je nach Distanz, Lust und Laune etwa 3 bis 4 Stunden drauf.
Die Nachbereitung
Die Fotos übertrage ich von der SD-Karte auf meinen Rechner und nutze Capture One um sie einzusammeln, zu sortieren, zu bewerten, mit Metadaten zu versehen, zum Optimieren/Entwickeln/Aussortieren. Etwa 10 bis 20 Fotos bleiben übrig, und eines davon wird mein #12SunriseRheinhessen-Foto.
Dann schreibe ich meine “Story” für das Foto. Ich schreibe darüber, wie ich hinfuhr, mich fühlte, wie es da aussieht. Dazu lasse ich Informationen einfließen, oder fasse sie anschließend zusammen. Eventuell packe ich noch ein Interview dazu. Dazu recherchiere ich weiter, ob es noch etwas Erzählenswertes gibt.
Ich redigiere meinen Artikel. Rechtschreibkorrekturen helfen dabei, sich auf sie zu verlassen wäre jedoch leichtsinnig. Insbesondere ein persönlicher Stil, wie ich ihn habe, wird oft von der Rechtschreibkorrektur “missverstanden”. Gerne lasse ich Manuela drüberlesen, mir Tipps geben und mich auf Fehler hinweisen. Ich plane den Artikel in WordPress für den ersten des Folgemonats ein. Die Posts für Facebook, Twitter plane ich ebenfalls ein.
Für die Nachbereitung fallen durchschnittlich etwa 8 bis 9 Stunden an.
Möglicherweise fahre ich erneut hin, um noch ein paar Fotos bei Tageslicht und aus der Nähe zu machen (Beispiel: Heute war ich am Mainzer Dom, den ich letzte Woche fotografiert hatte). Auch diese Fotos muss ich sortieren, bearbeiten, aussortieren. Und auch dazu schreibe ich etwas. Das kostet dann noch weitere 4 bis 6 Stunden (je nach Fahrzeit).
Zwischenfazit
Puh. Minimum etwa 20 Stunden. Maximum etwa 40 Stunden. Und eigentlich habe ich noch so viele Ideen, was ich in die Artikel reinpacken könnte. Viel mehr Interviews, Hintergrundberichte… aber meine Zeit für das Projekt ist endlich. Es ist ein rein persönliches “Side Project”, das ich aus Spaß und Freude mache. Ich achte darauf, dass ich nicht noch mehr Zeit investiere. Und gegebenenfalls werde ich in einem Monat halt einmal nur 15 oder sogar 10 Stunden dafür einsetzen, wenn es zeitlich zu Konflikten kommt.
Aber es macht wirklich sehr, sehr viel Spaß. Ich habe viel über Rheinhessen und Fotografie gelernt. Und ich lerne in der Vorbereitung und anschließend in Gesprächen darüber viele interessante Leute kennen und tausche mich mit ihnen aus. Tatsächlich sprechen mich auch Leute aus dem beruflichen Umfeld plötzlich dazu an (und auch zum Wandern…).
Was kommt noch?
Ich habe die Liste der möglichen Lokationen überarbeitet und in “Bewerber” und “Finalisten” einsortiert. Dabei habe ich teilweise schon recherchiert, in welchen Monaten sich eine Lokation aufgrund der Sonnenstände für ein Fotoshooting eignet.
In der “Rückhand” habe ich diese Lokationen.
- Bingen: Rheinpromenade
- Gau-Odernheim: Petersberg (August bis November)
- Grünstadt: Grünstadter Berg
- Hamm am Rhein: Altrhein
- Ingelheim: Bismarckturm (September, Oktober)
- Nierstein: Roter Sand
- Nierstein: Wartturm
- Wiesbach (Nahe)
Und das sind meine Finalisten, die ich dieses Jahr noch fotografieren will:
- Bingen: Rochuskapelle (Juni bis Mitte August)
- Ingelheim: Burgkirche (Juli und August)
- Eich: Eicher See (Juli bis September)
- Alzey: Wartbergturm (Juni bis Dezember)
- Gau-Bickelheim: Kreuzkapelle Wißberg (Juni bis Dezember)
- Worms: Wormser Dom (Juni bis Dezember)
Einer fehlt noch, um die 12 vollzumachen. Mal sehen. Für den Juni habe ich mir erst einmal die Rochuskapelle in Bingen vorgenommen.
Habt Ihr noch andere Vorschläge? Oder einen Hinweis für einen meiner Favoriten/Bewerber?