Ein bemerkenswerter Sonnenaufgang über dem Eicher See in Rheinhessen – ein See, der gar kein richtiger See ist. Dafür lerne ich ein paar Enten kennen.
Es ist Mittwoch, der 19. Juli 2017, um kurz vor halb sechs Uhr. Ich bin kurz davor, panisch zu werden. Seit etwa 20 Minuten kurve ich mit dem Auto am Eicher See in Rheinhessen herum, steige aus, schaue, steige ein, kurve weiter herum, steige aus … Dabei hatte alles doch so wunderbar begonnen. Nach unserem Urlaub im Elsass bis zum 11. Juli war es zunächst regnerisch gewesen, doch dann hatte die Wettervorhersage für heute einen nahezu wolkenfreien Himmel zum Sonnenaufgang versprochen. Um kurz vor 4 Uhr stand ich heute morgen auf, setzte Filterkaffee für die Thermoskanne auf, machte mich fertig und fuhr dann um halb 5 Uhr los.
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Auf der Suche nach dem Standort
Nur etwas über 30 Minuten brauchte ich für die Autofahrt von Selzen zum Eicher See (Wegbeschreibung Google Maps) im äußersten Osten Rheinhessens. Bis im letzten Jahr hatten mir die Ortsgemeinde Eich und die Verbandsgemeinde Eich überhaupt nichts gesagt. Weder wusste ich, dass sie existieren, noch wusste ich davon, dass es dort einen Schlenker des Rheins gibt, so dass sich eine wunderbare Althreinfläche entwickelt hatte. Nun ja, bis ich eben meine viertägige Rheinterrassenwanderung machte, ich unbedingt einen Schlenker von den Rheinterrassen hinab nach Hamm am Rhein machen wollte, und ich dabei diese Landschaft entdeckte.
Irgendwie kam ich auf der Suche nach einer passenden Stelle für meine Sonnenaufgangsfotos auf den Eicher See, denn den hatte ich bei meiner Wanderung rechts liegen lassen müssen. Dort gibt es nicht nur den See, sondern auch eine große Wochenendsiedlung, die sogar einen Verein (Eicher See Gemeinschaft) hat. Der Eicher See ist kein natürlicher See, sondern er entstand als Baggersee (siehe Wikipedia). Und eigentlich ist er für mich kein richtiger See, denn er ist zum Rhein hin offen (okay, die nur ein paar Meter breite Lücke ist nicht sehr groß). Doch er erschien mir als Kulisse vor der aufgehenden Sonne gut geeignet.
So hatte ich mir dann am Eicher See eine Stelle im Süden, rechts von der Wochenendsiedlung, ausgesucht. Von dort aus würde ich einen super Blick auf die aufgehende Sonne haben. Das war mein Plan. Tatsächlich führte eine Schotterstraße dort hin, wo laut die Google Maps eine Wasserrettungsstelle der DLRG Pfungstadt ist. Das Blöde war nur, dass hier das Kieswerk Eich der F.+J. Minthe GmbH (eben jene, die seit 1927 dort baggert) ist, dass der Zugang nur an einer kleinen Stelle möglich ist, und dass die Sicht wahrhaftig nicht ansprechend aussah. Also war ich wieder zurück und in die Wochenendsiedlung hineingefahren.
Und in dieser Wochenendsiedlung kurve ich jetzt herum. Panisch bin ich zwar noch nicht, aber meine Nervösität steigt. Um 5:39 Uhr wird die Sonne aufgehen. Zwar weiß ich, dass der Odenwald im Osten mir zuverlässig wie immer ein paar Minuten Gnadenfrist verschafft. Die Sonne muss erst über ihn hinüber, und so steigt die Sonne wahrscheinlich erst so gegen 5:50 Uhr über den Horizont. Doch ich muss zunächst eine geeignete Stelle finden. Bislang musste ich feststellen, dass es nur wenige Zugänge zum See gibt. Direkt am See sind viele der Wochenendhäuser (von denen inzwischen nach meinem Eindruck viele das ganze Jahr bewohnt sind). Ab und zu ist eine Zufahrt, wo Boote ins Wasser gelassen werden oder ein Steg aufs Wasser führt. Neben dem Restaurant Zum Eicher See beispielsweise ist ein kleiner Zugang hinab zum Wasser. Doch dort ist der Ausblick irgendwie auch blöd. Immerhin versprechen die vielen Boote am Seerand eine schöne Kulisse.
Ich muss nur erst einmal einen Zugang mit guter Sicht finden. Und dann ist es hier gar nicht so einfach, das Auto zu parken. Die Straßen sind alle so eng, dass es keinen Bürgersteig gibt, und dass auch keine zwei Autos aneinander vorbei kommen. Parkplatzflächen habe ich keine entdeckt. Das Gelände des Segelclubs Eich ist wie befürchtet abgeschlossen. Vielleicht war die eine Stelle mit der Seezufahrt vorhin doch nicht so schlecht. Ich drehe um und kurve durch die engen Straßen zurück. Es dämmert bereits seit längerem, und so fallen mir wieder irgendwelche Blitzerkästen auf Masten auf. Nein, das kann nicht sein. So viele Blitzer in der kleinen Siedlung mit so kleinen Straßen, das kann nicht sein. Irgendwann dämmert es mir: Das sind Verteilerkästen, die wegen möglicher Hochwasser auf Masten in zwei bis vier Metern Höhe „aufgebockt“ sind.
Veni, Vidi, Zufahrt!
Jetzt komme ich an dieser Zufahrt an. An der Kreuzungsfläche ist sogar eine Parkfläche eingezeichnet. Eine! Aber sie ist frei, und schnell parke ich darauf. Ich schnappe mir meinen Rucksack mit Stativ und Thermoskanne und gehe an einem Büchereischrank vorbei zum See hinunter. Wenn die Aussicht hier nichts ist, dann muss ich wohl den Eicher See aus meiner Liste streichen und einen Ersatz für diesen Monat suchen. Hm, so schlecht ist es hier gar nicht. Hier baue ich mein Stativ auf.
Zuerst versuche ich es auf der rechten Seite der Fahrrampe. Doch dann ist mir der Steg zu nahe. Also wechsle ich auf die linke Seite und baue das Stativ in etwa zwei Meter Entfernung vom Wasser auf. Auf dem schwimmenden Steg liegt ein Board. Ich bin mir nicht sicher, ob es ein Windsurf Board oder ein Stand Up Paddle Board ist. Eigentlich sollte ich das nach unserem Stand Up Paddling auf dem Ginsheimer Altrhein doch wissen. Rechts und links von mir am Ufer liegen aufgereiht Schwimmstege und Boote. Auf dem See zieht ein Wasservogel von links nach rechts vorbei und hinterläßt sein „Fahrwasser“. Ich brauche Kaffee. Gut, in der Thermoskanne ist Filterkaffee aus Pulverkaffee vom elsässischen Kaffeeproduzenten Sati. Der schmeckt einfach anders.
Quak, quak, quak!
Über den Baumkronen des Damms, der den Eicher See vom Rhein trennt, kündigt sich heftig der Sonnenaufgang an. Ein paar Flugzeuge zeichnen Kondensstreifen am Himmel. Und dann … „quak, quak, quak“: Eine Entenfamilie kommt von rechts, begibt sich ins Wasser am Ufer und beginnt, sich zu putzen. Und dann wird der Himmel über der noch versteckten Sonne richtig rot.
Sonnenaufgang über dem Eicher See
Ruckzuck drückt sich unser Stern durch eine Baumlücke auf dem Damm. Spiegelglatt ist der See, bis ein ganzer Konvoi den See von links nach rechts durchpflügt. Ich muss mich anstrengen, um die Wasservögel überhaupt zu erkennen. Doch ihr Fahrwasser wird immer größer.
Ein bisschen Wind kommt auf, und ein Adenauer weht leise vor sich hin.
Die Flagge der Bundesrepublik Deutschland oder Bundesflagge ist ein deutsches Hoheitszeichen und Staatssymbol.
Die Revolutionäre des 19. Jahrhunderts, die die Flaggenfarben als Kleidung trugen, bezeichneten die Fahne als „Dreifarb“, was die deutsche Übersetzung des Begriffs „Trikolore“ ist. Die Flagge Deutschlands hat keinen offiziellen Namen, wird aber mitunter schlicht Schwarz-Rot-Gold genannt. Gebräuchlich ist ferner das Synonym Bundesfarben. In Seglerkreisen wird sie in Anlehnung an den ersten Bundeskanzler manchmal als „Adenauer“ bezeichnet.
(Seite „Flagge Deutschlands“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. Juli 2017, 23:07 UTC. (Abgerufen: 28. Juli 2017, 17:34 UTC))
Schnell wird es heller. Die Sonne lässt die Schwimmstege und Boote golden erscheinen. Ein Angler fährt in seinem Boot vorbei.
Ein letzter Blick auf die Sonne, dann packe ich meine Ausrüstung zusammen und mache mich auf. Doch wohin?
Die Wochenendsiedlung
Ich entschließe mich, ein wenig durch die Siedlung zu fahren, um noch ein paar Fotos zu machen. An der Bücherei vorbei gehe ich zu meinem Auto und fahre los. Insbesondere die Schaltkästen haben es mir angetan. Und wenn ich eh noch da bin, fahre ich noch kurz zu der Stelle, wo ich ursprünglich die Fotos machen wollte.
Auf dem Damm am Rhein
Und wenn ich schon da bin, dann fahre ich noch auf dem Damm auf der anderen Seite des Sees entlang. Vom Damm aus habe ich bei dem guten Wetter einen guten Blick auf den Rhein und die vorbeifahrenden Schiffe. Auf dem Damm sind sogar ab und zu ein paar Bänke. Aber auch hier gibt es nur wenige Möglichkeiten, zu See zu gelangen oder gar zu ihm hinabzusteigen. An dem Durchlass zum See macht der Damm für etwa 200 Meter einen Knick in den See, dort habe ich endlich eine gute Sicht auf den See.
Auf der Rückfahrt komme ich wieder an der kleinen Kneipe am Eicher See vorbei. Vielleicht sollte ich irgendwann einfach mal mein Mobile Office hier aufschlagen …
Altrhein-Erlebnispfad bei Eich
Jetzt ist es richtig hell bei sehr sonnigem Wetter. Sehr gut, das passt. Denn meine Rückfahrt nach Hause will ich für eine klitzekleine Wanderung des Altrhein-Erlebnispfads bei Eich unterbrechen. Für die gerade einmal 6 Kilometer werde ich dann doch 3 Stunden brauchen und dabei meine Trinkblase aus dem Rucksack leertrinken. Denn die Sonne lacht. Und ich auch.
Den Bericht über meine Kurzwanderung findest Du hier: „Altrhein-Erlebnispfad und Altrheinsee bei Eich„.