Ein Rückblick zeigt die Weihnachtskrippen vor dem Mainzer Dom und in der katholischen Kirche Mariä Geburt Selzen. In Selzen ist es schön gemütlich im Inneren der kleinen Kirche. Die Mainzer Weihnachtskrippe offenbart vermutlich aufgrund einer Nachlässigkeit, dass die Weihnachtsgeschichte von Ochs und Esel neu geschrieben werden muss: Es war eine Taube dabei!
Während ich mich im Dezember von meiner Schweren Tumor-OP erholte, konnte ich bereits die ersten kleinen Ausflüge unternehmen.
Inhaltsverzeichnis
Weihnachtskrippe, Ochs und Esel
Weihnachtskrippen stellen die Weihnachtsgeschichte dar und sind in Deutschland sehr weit verbreitet. Allerdings gibt es Weihnachtskrippen noch gar nicht so lange, schon gar nicht seit der Antike. Auch gibt es nicht „die eine Weihnachtsgeschichte“.
Eine Weihnachtskrippe ist eine Darstellung der biblischen Weihnachtsgeschichte mit Menschen-, Engel- und Tierfiguren, teilweise nur mit offenem Krippenstall, teilweise in einer aufwändigen Modelllandschaft.
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Der Mittelpunkt ist die Krippe, in der Jesus Christus als neugeborenes Kind liegt. Im Deutschen steht der Begriff Krippe deshalb als pars pro toto für das ganze dreidimensionale Weihnachtsbild.[1] Viele Weihnachtskrippen verbinden die Bilderwelt der Adventszeit mit jener des Dreikönigsfests. In einem erweiterten Sinn können auch andere Modelllandschaften mit Szenen aus dem Leben Jesu als Krippen bezeichnet werden.
Nach Vorformen im Hoch- und Spätmittelalter war die 1562 von Jesuiten in Prag mit Figuren aufgebaute Weihnachtsszene die erste Krippe im heutigen Sinn.
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Die Evangelisten Matthäus und Lukas stellen ihren Darstellungen des Lebens Jesu jeweils eine Vorgeschichte voraus, in der für ihr Evangelium wichtige Themen erstmals benannt werden. Es gibt also im Neuen Testament zwei verschiedene „Weihnachtsgeschichten“ mit jeweils eigenem Profil. Die meisten Weihnachtskrippen kombinieren Elemente aus beiden Evangelien, wenn sie sowohl das Kind in der Krippe und die Anbetung der Hirten (nach Lukas) als auch die Geschenke bringenden Könige und den Stern von Betlehem (nach Matthäus) enthalten
Auch die beiden Figuren Ochs und Esel gibt es noch nicht soooo lange.
Die lukanische Weihnachtsgeschichte (Lk 2,1–20 EU) erwähnt zwar die Futterkrippe, in die das neugeborene Kind gelegt wird, jedoch keine Tiere. Erst das wahrscheinlich nach 600 entstandene Pseudo-Matthäus-Evangelium, eine Ausschmückung der Geburtsgeschichten des Matthäus- und des Lukasevangeliums, berichtet in Kapitel 14 …
Weihnachtskrippe vor dem Mainzer Dom
Jedes Jahr wird zum Weihnachtsmarkt eine große Weihnachtskrippe vor dem Mainzer Dom aufgebaut. Die Krippe ist erhöht und mittels Treppe und einem barrierefreien Zugang erreichbar. Von dem Podest vor der Krippe aus bietet sich eine gute Übersicht des Mainzer Weihnachtsmarktes.
Am Montag, 23. Dezember waren wir für eine Beratung bei der Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz. Anschließend gönnten wir uns ein spätes Frühstück im Wilma Wunder im Café am Ballplaz, danach schlenderten wir über den Weihnachtsmarkt und schauten uns die Weihnachtskrippe vor dem Dom an.
Beim Betrachten der Weihnachtsgrippe fiel mir auf, dass bei der Aufstellung der Krippe vermutlich eine Nachlässigkeit eine bislang geheim gehaltene dritte Figur der Weihnachtsgeschichte offenbarte: Es war eine Taube dabei! Die Arbeiter müssen sie wohl versehentlich aus dem Lagerraum mit zur Krippe gebracht haben.
Weihnachtskrippe in der katholischen Kirche Mariä Geburt Selzen
Auch in der katholischen Kirche gibt es jedes Jahr eine Weihnachtskrippe. Am ersten Weihnachtsfeiertag kehrten wir vom Besuch bei meiner Mutter zurück und gingen kurz in die katholische Kirche Mariä Geburt Selzen, um deren Weihnachtskrippe anzuschauen. Die Kirche liegt direkt gegenüber unserer Wohnung auf der anderen Straßenseite und ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
Die Kirche ist etwas kleiner als der Mainzer Dom, und auch die Figuren sind nicht so monumental lebensgroß wie bei der Mainzer Weihnachtskrippe. Wäre die Selzer Kirche etwas älter, dann wäre das vielleicht anders. Doch die jetzige katholische Selzen wird erst nächstes Jahr gerade einmal 150 Jahre alt.
1705 wurden die Kirchen an die Konfessionen verteilt, die Selzer Pfarrkirche verblieb bei den Reformierten, die Katholiken durften das Erdgeschoss des seinerzeit neu erbauten Rathauses als Kapelle nutzen.
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Nachdem die Katholiken 1875 ihren Gottesdienstraum verloren, wurde hinter dem alten Friedhof 1876 ein neugotisches Kirchlein nach Plänen des Mainzer Architekten Lucas gebaut und am 11. September des Jahres durch Bischof Wilhelm Emmanuel Freiherr von Ketteler eingeweiht.
Es ist einfacher, neugotischer Bau mit rechteckigem Chorabschluss. Die Chorwand ziert ein Rosettenfenster. Die Decke ist aufwendig und kräftig mit Ornamenten geziert. In grünendem Rankenwerk mit Früchten und Blüten die Decke über dem Kirchenschiff, die Schöpfung, die Welt symbolisierend. Geisttaube und goldener Sternhimmel auf tiefrotem Grund stehen für die göttliche Wirklichkeit, die sich im Chorraum zur Welt hin öffnet.
1890 ersteht die katholische Gemeinde für 1.400 Mark die sieben registrige Brüstungsorgel aus dem Orgelbauhaus Johannes Schlaad, aus Waldlaubersheim. 1981 wird sie von der Brüstung zurückversetzt.
Stolz der Gemeinde ist die 1999 restaurierte Rokoko-Madonna, die nun auf einer Sandsteinstele vor der linken Stirnwand vor dem Chor steht. Der Emaille-Tabernakel mit Trauben- und Ährenmotiv auf der rechten Seite ist ein Geschenk des Jugendhauses St. Martin aus Mainz. 1998 wurde die Kirche durch den Anbau von Chorerweiterung und einer neuen Sakristei bereichert. 2002 wurde die Austattung durch einen Osterleuchter und eine Ewiglichtlampe aus Edelstahl und Messing, verziert mit Bergkristall und Rosenquarz, vervollständigt.
(Pfarrei Auferstehung Christi – Pastoralraum Rhein-Selz: Mariä Geburt Selzen)
Die Pfarrei Auferstehung Christi im Pastoralraum Rhein-Selz besteht inzwischen aus 18 ehemaligen Pfarreien in den bürgerlichen Gemeinden Dalheim, Dexheim, Dienheim, Dolgesheim, Eimsheim, Friesenheim, Guntersblum, Hahnheim, Köngernheim, Ludwigshöhe, Nierstein, Oppenheim, Schwabsburg, Selzen, Uelversheim, Undenheim, Weinolsheim und Wintersheim.
Die Geschichte um die katholische(n) Kirche(n) Selzens offenbart den bis ins 19. Jahrhundert andauernden Streit zwischen Anhängern der verschiedenen christlichen Kirchen.
„Es darf vermutet werden, der katholische Gottesdienstraum sei ein Hauptgrund für den aufwendigen Rathausbau gewesen; er war auch der eigentliche Grund für den beschämenden Abbruch im Jahre 1875.“
Angeblich um einen würdigen Platz für das Ehrenmal der Kriegsteilnehmer von 1870/71 zu schaffen, wurde das wertvolle Rathaus auf Abbruch versteigert. Quellen sprechen auch von einem Riß im Mauerwerk, jedoch nicht so gravierend, dass ein Abriss unausweichlich war. Zudem gab es durchaus auch Bestrebungen seitens der Katholiken nach einem eigenen Gotteshaus.
Aber „alles deutet daraufhin, dass das Rathaus hauptsächlich zerstört wurde, um den gottesdienstlichen Raum der Katholiken aus dem Dorfmittelpunkt zu entfernen.“
(Der Selzer: Geblieben ist nichts)