Die Hiwweltour Heideblick ist eine für rheinhessische Verhältnisse exotische Wandertour: Heide satt. Außerdem ein steiler Anstieg, der mit wunderbaren Aussichten entschädigt. Zusätzlich wird in der Saison mit einem Ausschank auf der Winzeralm belohnt.
Eine einzige von neun Hiwweltour fehlte mir noch, und das seit Jahren: Die Hiwweltour Heideblick, von der so viele so begeistert zu sein scheinen. Im Juni jedoch ergab sich für mich eine Gelegenheit. An einem Montagmorgen schwang ich mich noch vor 8 Uhr ins Auto und fuhr nach Neu-Bamberg.
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Inhaltsverzeichnis
- Hiwweltour Heideblick
- Gejoggt und nicht gewandert – in heißer Sonne
- Burgruine Neu Baumburg
- Ajax-Turm
- Trockenmauern
- Höll-Martinsberg
- Sandstrand bei Siefersheim
- Hornberg-Insel Kliffstufe
- Panoramablick Biggsestick
- Wingertshäuschen Wagner-Stempel
- Winzeralm
- Heidehügel
- Adlerdenkmal
- Kleine Hexe
- Anglerweiher
- Fazit
- Newsletter
- Neues aus Rheinhessen über Wandern, Genuss und Kultur
Hiwweltour Heideblick
Die Hiwweltour (Hiwwel = Hügel) liegt im Westen von Rheinhessen, etwa 30 km südwestlich von Mainz. Ihre Besonderheiten sind die für Rheinhessen ungewohnten Heideflächen, wunderbare Panoramablicke und ihre »Küstenlage« am Rand des ehemaligen Mainzer Beckens (eine Meeresbucht vor 30 Millionen Jahren). An der ehemalilgen Küste finden sich auch heute noch Muscheln, ungewohnte Sand- und Felsformationen sowie das ein oder andere Seekuhgerippe.
Die Rundtour ist etwa 10 km lang und hat etwa 190 Höhenmeter. Je nach Kondition und Pausen braucht man zum Wandern etwa 3 bis 4 Stunden.
Für den Einstieg in die Hiwweltour Heideblick gibt es zwei Wanderparkplätze.
- Am Gänsborn in Siefersheim (Zuweg etwa 1 km)
- Junkerweg in Neu-Bamberg (Zuweg etwa 0,1 km)
Zur Übersicht und Navigation empfehle ich die Seite der Hiwweltour Heideblick auf Outdooractive.
Ich hatte mich für den Start in Neu-Bamberg entschieden, da ich montagmorgens mit einer entspannten Parkplatzsituation rechnete und aufgrund des kürzeren Zuwegs. An Wochenenden soll die Parkplatzsituation jedoch angespannt sein.
Gejoggt und nicht gewandert – in heißer Sonne
Montag ist einer meiner Lauftage. So nutzte ich die Gelegenheit, die Tour nicht zu wandern sondern zu joggen. Bereits in Laufklamotten fuhr ich nach Neu-Bamberg.
Ich habe die Tour geschüttelt und nicht gerührt … ähm … gejoggt 🏃♂️👟 und nicht gewandert 🚶♂️🥾.
Auf dem Parkplatz zog ich mir die Laufschuhe sowie einen Laufrucksack (Trailrunningweste, Trinkrucksack) an. Mein Laufrucksack ist ein nicht mehr verfügbares Modell von Osprey, in das eine Trinkblase mit 2,5 Litern Wasser passt. Durch einen Trinkschlauch kann ich unkompliziert Wasser trinken, ohne mich zu verrenken oder gar den Rucksack absetzen zu müssen.
Gegen Ende der Tour würden es etwa 27 Grad werden, so dass ich um den Wasservorrat froh war. Da ich die Strecke laufen wollte, hatte ich als Kamera nur mein Smartphone mit. Bei dem guten Wetter würde das ausreichen.
Um 8:20 Uhr lief ich vom Parkplatz los. Ich hatte mich dazu entschieden, die Tour entgegen dem Uhrzeigersinn zu laufen, so dass ich zunächst direkt in einem schattigen Waldabschnitt lief, aber auch erst einmal ein paar kräftige Höhenmeter gewinnen musste.
Burgruine Neu Baumburg
Über Neu-Bamberg steht eine der wenigen Burgen Rheinhessens. Wobei es heißen muss »stand«, denn seit über 350 Jahren ist es nur noch eine Ruine. Die Kurpfälzer zerstörten die Burg bei Streitigkeiten mit Kurzmainz.
Die Burg wurde auf einer natürlichen Anhöhe über dem heutigen Dorf errichtet und ist deswegen dem Typus der Höhenburg zuzurechnen. Die heute noch vorhandenen Ruinen der Burg bestehen aus einem unregelmäßig-fünfeckigen bis polygonalen Grundriss und umfassen die Kernburg im Nordwesten sowie die tieferliegende Vorburg auf der Westseite. Erhalten sind in erster Linie Mauerreste, in der Öffnung der nördlichen Längswand findet sich ein Teil eines spätgotischen Spitzbogenfensters. Östlich der Kernanlage steht die katholische Kirche St. Dionysius, die teilweise auf die mittelalterliche Burgkapelle zurückgeht.
(Burgruine in Neu-Bamberg – Regionalgeschichte.net)
Ajax-Turm
1865 soll ein Winzer den Rundturm erbaut haben, um damit anzugeben. Leider gibt es keine Möglichkeit, im Innern bis nach oben zu steigen. Der Blick von den Zinnen gerade an diesem sonnigen Tag wäre famos gewesen. Seinen Namen soll der runde Ajax-Turm dem steinernen Hund oben zwischen den Zinnen verdanken.
Die Siefersheimer Website liefert eine andere Begründung für den Bau des Turms und nennt den Hund »Tiras«.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebte in Siefersheim ein reicher Bauernsohn, schön von Gestalt und ein flotter Tänzer. Wenn er durch die Straßen schritt, folgte ihm so mancher scheuer Mädchenblick. Auch die Tochter des Müllers von der „Katzensteiger“ Mühle war in ihn verliebt. Die Zuneigung des Mädchens fand Erwiderung. Doch der starrköpfige Müller war gegen eine Verbindung. Er hatte vor Jahren einmal einen Prozeß gegen den Vater des jungen Mannes verloren. Die Tochter wurde deshalb mit einem Weinhändler verheiratet und starb bald an Herzeleid. Der junge Mann aber blieb unverheiratet. An der Stelle, wo er sich mit seiner Liebsten einst getroffen hatte, ließ er einen Turm bauen. Der Hund im späterem Wappen erinnert an den treuen „Tiras“, der das Liebespaar auf seinen Spaziergängen begleitete. Er ist das Sinnbild der Treue bis in den Tod.
So oder so hat man einen guten Blick aufs Tal und die Hügel.
Trockenmauern
Im weiteren Verlauf kam ich an zahlreichen eindrucksvollen Trockenmauern vorbei. Die zahlreichen roten Mohnblumen sowie andere blühende Pflanezn ergaben eine idyllische Landschaft inmitten der Weinberge.
Höll-Martinsberg
Nachdem die Strecke zunächst an den unteren Hängen entlang geführt hatte, ging es wieder aufwärts und zur Höll. Von da hatte ich nicht nur einen guten Blick auf die umliegenden Hügel und die Ortschaften Stein-Bockenheim, Wonsheim und Eckelsheim. Hier oben bekam ich schon ein »Heide-Feeling«.
Sandstrand bei Siefersheim
Bei Siefersheim machte ich einen kurzen Abstecher zum Sandstrand. In der Sandgrube haben sich vor 30 Millionen Jahren Sand und Kies am Rand der ehemaligen Hornberg-Insel abgelagert.
Hornberg-Insel Kliffstufe
Als ich dann so langsam nach oben schnaufte, erblickte ich linker Hand ein paar Felsen. Hier war damals, zur Zeit des Mainzer Beckens, kein Strand, sondern eine Brandungszone. Durch die anbrandenden Wellen entstanden an den Felsküsten glattgeschliffene Felsoberflächen.
Panoramablick Biggsestick
Endlich dann gelangte ich zum Panoramablick Biggsestick (»Büchsenstück«, warum auch immer). Von da oben hat man nicht nur durch den Holzrahmen einen sagenhaften Ausblick über die Rheinhessische Schweiz. Auch hier oben sieht es schon richtig nach Heide aus.
Wingertshäuschen Wagner-Stempel
Fast hätte ich das schöne Wingertshäuschen übersehen und wäre auf dem Weg einfach vorbeigelaufen. Doch links vom Weg ist das Wingertshäuschen vom Weingut Wagner-Stempel, das sich in den Hang schmiegt. Auch hier wieder bietet sich ein super Panoramablick.
Winzeralm
Schließlich kam ich zur Winzeralm – und erneut gab es einen phantastischen Panoramablick. Nicht umsonst wurde der Platz 2016 zur Schönsten Weinsicht Rheinhessen gekürt. Alle vier Jahre werden vom Deutschen Weininstitut für alle 13 deutschen Weinbaugebiete in einer Publikumswahl die schönsten Weinsichten gewählt.
Das Weingut Zimmermann schenkt hier in der Saison Wein aus.
Auf 271m Höhe angekommen dem höchsten Punkt des Goldenen Horns Liegt Ihnen die ganze Welt zu Füßen.
Heidehügel
Auf der Hügelseite hinter der Winzeralm war dann … Heide satt.
Adlerdenkmal
Über den Heidehügel ging es weiter zum Adlerdenkmal auf dem Mühlbert, ein Gefallenendenkmal aus dem 1. Weltkrieg aus Feldsteinen. Von hier aus ging es dann durch das Wäldchen hinab.
Kleine Hexe
Unten angelangt begrüßte mich die kleine Hexe, gestaltet 2008 von Stefanie Neumann und gestiftet von der Theatergruppe Wöllstein. Die Figur ist Teil des Wöllsteiner Märchenwegs, von dem ich allerdings online keine Übersicht gefunden habe.
Anglerweiher
Schließlich lief ich auf dem kombinierten Rad- und Wanderweg nach Neu-Bamberg. Doch plötzlich schimmerte aus dem Tal ein Gewässer hoch. Tatsächlich war es der Anglerweiher des Angelsportvereins Wörrstadt/Wallertheim.
Fazit
Inzwischen ist es Oktober. Die Temperaturen gehen stetig in den Keller, und demnächst dürfte die Vegetation sich „dünne machen“. Mir hat die abwechslungsreiche und für Rheinhessen ungewohnte Tour im Juni sehr gut gefallen. Im nächsten Jahr will ich die Hiwweltour Heideblick mit Manuela gemeinsam wandern – und hoffentlich bei blühender Heide zum Ausschank in die Winzeralm einkehren.