Der SPD-Ortsverein Selzen ludt zur jährlichen Herbstwanderung am 3. Oktober 2018 zum Thema „Jagd“ ein. Bruno und Peter, die Jagdpächter in Selzen, und der Jäger Bernhard, führten duch die Gemarkung. Anschließend kehrten wir in den Wilmshof in Selzen ein.
Inhaltsverzeichnis
Herbstwanderung
Die Herbstwanderung wird zwar von der SPD Selzen organisiert, doch es handelt sich um keine politische Veranstaltung. Jedes Jahr gibt es ein anderes Thema, dem sich die Wanderung widmet. Im vergangenen Jahr wanderten wir ein Stück auf der Hiwweltour Zornheimer Berg. Dieses Jahr ging es um das Thema Jagd.
Um 11 Uhr trafen wir uns am Haus Senfkorn, das am östlichen Ortsrand Selzen liegt. Esther Müller, 1. Vorsitzende der SPD Selzen, begrüßte die etwa 35 Teilnehmer. Dann übernahmen auch schon die beiden Jagdpächter Bruno, Peter und der Jäger Bernhard.
Auf der etwa 6 Kilometer langen Wanderung gaben sie uns Einblicke in die Aufgaben eines Jagdpächters, erklärten, welche Wildarten in den Selzer Gemarkungen leben, und wie durch Biotope und Wildäcker die heimischen Tierarten geschützt werden können.
Die Jäger empfahlen uns den Wikipedia-Artikel „Jagd“.
Gemäß § 2 Bundesjagdgesetz ist ein wesentlicher und gesetzlich verpflichtender Bestandteil des Jagdrechts die Hege, also der Schutz und die Erhaltung einer artenreichen und gesunden freilebenden Tierwelt sowie die Sicherung ihrer Lebensgrundlagen. Im Rahmen der Hege sind daher auch Maßnahmen des Naturschutzes einbegriffen. Dazu zählen Maßnahmen zum Schutz wertvoller Biotope, Biotopverbesserungen (etwa durch Anlage von Hecken) und Renaturierungen. Im Speziellen obliegt dem Jagdberechtigten die Pflicht zum Jagdschutz. Dazu gehört die Einhaltung der Schonzeiten, der Schutz des Wildes vor wildernden Hunden gemäß § 23 BJagdG, die Fütterung des Wildes in Notzeiten (Winterfütterung), die Verhinderung bzw. Eindämmung von Wildseuchen sowie die Anlage von Wildäckern, womit der Nahrungsengpass im Winter überbrückt werden soll. Dieser entsteht vor allem dadurch, dass den Tieren ihre natürlichen Nahrungsquellen durch Winterbrache und überbaute Tallagen nicht mehr zugänglich sind.
Nach den Ausführungsbestimmungen des niedersächsischen Jagdgesetzes ist das Ziel der Jagd:
- die Erhaltung eines gesunden, sozial richtig strukturierten Bestandes von Schalenwild in angepasster Zahl
- bei größtmöglicher faunistischer und floristischer Artenvielfalt (Biodiversität)
- unter Beachtung der gesetzlichen Vorgabe, Beeinträchtigungen der Land- und Forstwirtschaft möglichst zu vermeiden,
- sowie Schutz der in einem Waldgebiet vorkommenden Hauptbaumarten vor Wildverbiss
(Seite „Jagd“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 30. September 2018, 18:03 UTC. (Abgerufen: 5. Oktober 2018, 06:49 UTC))
Ein paar Punkte, die ich von der Wanderung mit genommen habe:
- Selzen hat 666 Hektar, davon sind 600 Hektar bejagdbar.
- Die Mitgliedschaft in der Jagdgenossenschaft für Bauern, Winzer ist eine Zwangsmitgliedschaft. Die Jagd wird dann verpachtet.
- Jäger sind im Deutschen Jagdverband (Wikipedia-Artikel) organisiert.
- Es gibt viele Vorgaben und Pflichten für die Jagd. So gibt es einen Abschussplan, der erfüllt werden muss.
- Auf der Straße zwischen Selzen und Mommenheim gab es dieses Jahr bereits 5 Stück Rehwild, die von Autos getötet wurden. Davon wurde jedoch nur ein Unfall gemeldet. Bei solchen Unfällen getötetes Wild wird vom Abschussplan abgezogen.
- Bei einem Wildunfall soll man die Polizei anrufen. Das ist durch die Unfallaufnahme auch wichtig für die Schadensregulierung der die Versicherung. Zuständig für Wildunfälle ist die Kreisverwaltung und nicht der Jäger.
- In Selzen gibt es auch einzelne Füchse, insbesondere wenn es Gebüsch und Deckung gibt.
- Wildschweine haben wir normalerweise nicht, nur manchmal schwimmt ein Wildschwein durch den Rhein nach Rheinhessen und verirrt sich.
- Nur bei Wildschweinen werden Fleischproben untersucht (auf Trichinen), bei anderem Wild wird eine optische Untersuchung (z.B. der inneren Organe) auf Auffälligkeiten vorgenommen.
- Zwar gibt es bei uns heutzutage mehr Rehe als früher, aber ansonsten haben wir weniger Wild. Die Gründe können sein, dass es mehr Landwirtschaft als früher (in größeren zusammenhängenden Flächen) und mehr Neubaugebiete gibt.
- Dieses Jahr gab es weniger Rehkitze, die Jagdpächter haben nur 25 Stück gezählt.
- Wir haben Feldhasen und Karnickel (etwa nur ein Drittel so groß wie Feldhasen). Im Gegensatz zu den Feldhasen bauen Karnickel Erdbauten. In Selzen gibt es keine Hasenbejagung mehr.
- Bei Vögeln werden durch Umweltgifte die Eierschalen immer dünner, deswegen gibt es insbesondere weniger Rebhühner.
- Seit einigen Jahren wandert der nordamerikanische Waschbär in Deutschland ein. In Selzen wurde bisher erst ein Waschbär gefunden, und der war überfahren worden. Waschbäre sind starke Jäger für Vögelnester, die vor ihnen auch in den Bäumen nicht sicher sind. Gegebenenfalls würden die Waschbären auch bejagt.
- In Deutschland gibt es noch gelegentlich Tollwut, doch in der Praxis spielt Tollwut kaum noch eine Rolle.
- Die Jäger legen auch Wildäcker an, die vom Wild als Rückzugsgebiet genutzt werden.
- Bei unserer Herbstwanderung schauten wir uns im Mörtelgraben ein paar Wildäcker (beispielsweise mit Topinambur gepflanzt) an.
- Die Wildäcker bekommen die Jagdpächter von den Bauern zur Verfügung gestellt, da sie nicht anderweitig genutzt werden (z.B. aufgrund des Bodens). Das Umgraben und Säen übernehmen die Jagdpächter.
[flickr_set id=“72157698999369852″]
Mir hat die Wanderung sehr gut gefallen. Die Erläuterungen und Erzählungen der drei Jäger haben mir einen guten Einblick verschafft, wie die Jagdpacht hier in Selzen aussieht. Interessant ist auch, dass „die Jagd“ eben nicht nur das Jagen von Wild umfasst, sondern auch andere Dinge wie beispielsweise den Naturschutz.
Einkehr im Wilmshof
Zum Abschluss kehrten wir nach der Wanderung gegen 14:15 Uhr zur Vesper bei Katrin Mohr im Wilmshof ein. Es gab Käseplatten, klassische Mett- und Wurstplatten und eine Wildwurstplatte sowie Getränke (wie Wein, Traubensaft).
[flickr_set id=“72157698999405562″]
Essen und Getränke wurden von der SPD Selzen bezahlt, jeder konnte einen Beitrag dazu in ein Sparschwein werfen.
Das Essen und die Getränke waren sehr lecker. Ich freue mich schon auf die Herbstwanderung im nächsten Jahr, bei der ich bestimmt wieder etwas Neues lerne – und ein leckeres Essen genieße 😉
Die Fotos sind im Flickr-Album „Herbstwanderung SPD Selzen 2018„.