Sieben Sonnenaufgänge erlebte ich heute bei meinem #SunriseRun in unserem magischen Land der tausend Hügel, als ich über die Hügel und durch die Täler lief.
Sieben Sonnen willst Du seh’n, so musst Du übers Selztal geh’n.
Irgendwie geht mir der Text („Über sieben Brücken mußt du gehen„) von Karat beziehungsweise Maffays Coverversion nicht aus dem Kopf, auch wenn das gar nichts (bis auf die Zahl „Sieben“) mit meinem Lauf zu tun hat. Doch dadurch kam ich auf die blöde Idee, etwas mit „Sieben Sonnen“ zu reimen.
Inhaltsverzeichnis
Halbmarathon
In drei Wochen wird aus Spaß Ernst: Ich laufe meinen Halbmarathon beim Marathon Deutsche Weinstraße. Aber mal im Ernst: Ich laufe, weil ich es genieße und Spaß dabei habe. Deswegen verkrampfe ich auch nicht, weil ich mit meinem Trainingsplan hintendran bin. Über die Feiertage und den Jahreswechsel habe ich gefaulenzt, und danach war ich einige Zeit gesundheitlich angeschlagen.
Doch mittlerweile fühle ich mich fit – wenn auch nicht so fit, dass ich schneller als 2:22:11 h wie beim Halbmarathon in Stuttgart im letzten Jahr sein werde. Ich peile eine Zeit zwischen 2:15 und 2:30 an. Wenn es nicht klappt, dann eben nicht. Schließlich sind wir am 15. April noch im Urlaub, es ist unser Rückreisetag von unserem Elsass-Urlaub im Branhiesel. Für den Op(p)en-Run am 10. Juni habe ich mir immerhin vorgenommen, schneller als in der Weinstraße zu laufen.
So langsam nähere ich mich mit meinen Läufen den 21,1 Kilometern eines Halbmarathons. Dienstags habe ich die kleinen leichten Läufe, Freitags die Intervalltrainings, und Sonntags laufe ich eine längere Strecke. Nachdem gestern die Wettervorhersage für den heutigen Morgen ein nicht zu kaltes, dafür aber trockenes Wetter mit Sonnenschein für den Sonnenaufgang um 7:19 Uhr versprochen hatte, hatte ich mir einen #SunriseRun vorgenommen.
Mit Outdooractive hatte ich mir eine Lauftour mit 17,1 Kilometern Länge geplant, anschließend hatte ich die Tour als GPX-Datei exportiert und in Garmin Connect wieder importiert. Die Planung von Touren klappt in Outdooractive einfach wesentlich besser als mit Garmin. Gestern abend hatte ich dann noch darauf geachtet, dass die Garmin Connect App synchronisiert hatte, und dass die Strecke in der Navigation der Garmin-Uhr Fenix 3 gelistet war.
Aufstieg zum Selzer Berg
Pünktlich um 6 Uhr klingelte der Wecker. In der Küche realisierte ich dann aufgrund einer nicht automatisch umgestellten Uhr, dass es nach Normalzeit erst 5 Uhr war. Deswegen war ich dann wohl etwas müde. Ich trödelte noch herum und gönnte mir einen Kaffee. Dann startete ich das Tracking mit der Runtastic-App und die Navigation der Strecke mit der Fenix 3. Um 6:48 Uhr startete ich meinen Lauf.
Die Gaustraße durch Selzen, und dann die Bergstraße aus Selzen hinaus und am Hinkelstein nach Osten entlang des Sandgraben ging es. Schon als ich aus Selzen heraus war, sah ich das rote Band am Horizont im Osten. Auf dem Weg hinauf spiegelte es sich auf dem Eis einer großen Pfütze auf dem Weg. Vor einem kleinen Wingertshäuschen bog ich nach Nordwesten ab, und weiter ging es hinauf in Richtung Selzer Berg.
1. Sonnenaufgang
Ein ganzes Stück folgte ich der Hiwweltour Zornheimer Berg, bis ich zur Selzstellung gelangte. Neben dem kleinen Bäumchen, den kläglichen Überresten des Mainzer Bollwerks nach dem Versailler Vertrag und der Infotafel konnte ich die Sonne aufsteigen sehen.
2. Sonnenaufgang
Ein Stückchen ging es nach Südwesten hinunter, der Selzer Berg verbarg die Sonne, und dann folgte ich dem Weg zum Zornheimer Ruhkreuz, das im Kriegsjahr 1918 errichtet worden war.
Vor Pest, Hunger und Krieg beware uns o Herr
Am 15. April, während wir auf dem Rückweg vom Elsass und von der Weinstraße sind, wird dort auf der Startfläche die Wandersaison für die Hiwweltour Zornheimer Berg eröffnet.
Bei einem grandiosen Blick über die rheinhessische Hügellandschaft erwartet die Besucher am Startpunkt des Wanderweges, am Ruhkreuz ein Weinstand und regionale Kulinarik.
(Rheinhessen.de: Eröffnung Wandersaison an der Hiwweltour Zornheimer Berg)
Grandios war der Blick in der Tat. Vor allem, weil ich den Selzer Berg (ich bin aus Selzen und nicht aus Zornheim!) umrundet hatte und jetzt die Sonne erneut aufging.
3. Sonnenaufgang
Die Strecke führte mich nach Südwesten am Hang entlang und etwas hinunter, so dass die Sonne erneut verschwand. An den Hängen konnte ich gelegentlich Winzer in den Weinbergen sehen. Schwach konnte ich das Ratschen ihrer Akku-Scheren hören, mit denen sie die Reben zurückschnitten. Irgendwann, bevor ich das Wingertshäuschen Am Hohberg errreichte, ging es wieder etwas nach oben – und, schwups, ging die Sonne auf.
4. Sonnenaufgang
Weiter ging es, etwas hinunter, an der Straße zwischen Zornheim und Wahlheimer Hof entlang. Links von mir verbargen die Weinberge erneut die Sonne. Doch nicht lange, da konnte ich sie wieder über den Reben aufgehen sehen.
5. Sonnenaufgang
Um die Höhe herum, nach Nordwesten, führte mich die Strecke etwas am Hang hinab. Weg war sie, die geliebte Sonne. Doch nicht lange, da konnte ich sie wieder über den Reben aufgehen sehen.
6. Sonnenaufgang
Als es hinunter, in Richtung Sörgenloch, ging, konnte ich überall die Greifvögel im Himmel schweben sehen. Sie nutzten die Thermik an dem Hang für ihre Flüge. Einen Bussard scheuchte ich leider auf, kurz darauf darauf schwebte auch er über mir. Und dann, kurz bevor ich endgültig hinunter und hinein nach Sörgenloch lief, erhob sich wieder die Sonne zu einem erneuten Sonnenaufgang.
7. Sonnenaufgang
An einem Wingertshäuschen vorbei lief ich hinunter nach Sörgenloch und hinein. An einer Ecke des Wingertshäuschen lehnte ein hölzerner Stuhl am Baum, am Boden stand noch eine Bierflasche.
Am Hang und fast in der Tiefe des Tals verbarg sich die Ortschaft noch im Hügelschatten vor der Sonne. Einen kleinen Schwenker um die Kirche herum, und schon überquerte ich die Landstraße 432 auf den Mühlenweg. Unten im Tal überquerte ich auf der Brücke die Selz und damit das Naturschutzgebiet „An der Lausau“. Als ich nach der Brücke den ansteigenden Weg nach Westen lief, konnte ich plötzlich vor mir meinen Schatten sehen. Begeistert wendete ich kurz, um meinen 7. Sonnenaufgang zu erleben.
Im Selztal
Die Strecke bog nach Süden entlang „An der Lausau“ ab. Ermuntert von den Sonnenstrahlen bog ich nach Osten für einen Schlenker an den Hängen vor Udenheim ab. Bevor ich dann oben angelangte, musste ich kurz ins Gehen wechseln. Zu anstrengend war die Steigung für mich geworden. Das bemühte Laufen auf den Feldwegen mit ihren Treckerspuren und Grasbüscheln und -haufen strengte mich gehörig an.
Doch es ging wieder hinunter, direkt auf das Naturschutzgebiet „Hahnheimer Bruch“ zu. Hier sind das ganze Jahr über Wildvögel. Selbst im Winter scheinen hier Wildgänse zumindest eine Pause einzulegen. Kaum ein Lauf oder eine Wanderung am Hahnheimer Bruch vergeht, ohne dass ich ein paar Wildgänse sehe, oder dass ich sie zumindest auf dem Wasser und zwischen dem Schilf schnattern höre.
Schon als ich mich dem Hahnheimer Bruch genähert hatte, hatte ich vereinzelt Wildgänse auf den Feldern gesehen. Am Bruch hatte ich das Geschnatter von Wildgänsen vom Wasser her hören können. Als ich dann auf dem Radweg am Hahnheimer Bruch entlang lief, waren ein paar Dutzend von ihnen auf einer Wiese. Lauthals beschwerten sie sich über meine Störung.
Schließlich folgte ich den Wegen direkt an der Selz entlang im Selztal bis nach Selzen (ob das zu viel „Selz“ sein mag?).
Als ich mich dann unserer Wohnung näherte, vernahm ich Gesang. Ich dachte zunächst, dass bereits Gottesdienst in der katholischen Kirche sei. Doch der näherte sich die Gemeinde auf ihrer Palmsonntagprozession. Ich schaute auf meine Fenix 3: 19 Kilometer, super. Doch da durchfuhr es mich heiß: Würde dann bei einer vollen Kilometerzahl die Runtastic-App nicht gleich laut mit ihrer Statusmeldung erklingen?
Kaum hatte ich es gedacht, da trötete die App schon los. Ein paar verstörte Blicke erntete ich noch, dann hatte ich die App endlich zum Schweigen gebracht. Hinter der Prozession und vorbei stolzierte ich zu unserer Wohnung.
Die Strecke
Die Strecke hatte ich in Outdooractive mit 17,1 Kilometern geplant. Doch mein Schwenker nach der Überquerung der Selz in Richtung Udenheim, sowie ein weiterer Schwenker am Ende noch zum Sportplatz in Selzen verlängerte die Strecke auf 19 Kilometer (laut Garmin Connect) beziehungsweise 19,3 Kilometer (laut Runtastic). Insgesamt war ich 2:20 Stunden untewegs.
2:20 Stunden für 19 Kilometer. Das liest sich zunächst nicht gerade als eine Glanzleistung, extrapoliert auf die Halbmarathonlänge bräuchte ich deutlich über 2,5 Stunden.
- Doch erstens habe ich sehr oft fotografiert und auch die Sonne bewundert. Zwar sind Garmin und Runtastic so eingestellt, dass sie automatisch Pausen aktivieren. Doch oft werde ich einfach nur langsamer, bis ich irgendwann dann doch halte, weil ich mal wieder ein Foto machen will.
- Zweitens habe ich doch einige Höhenmeter absolviert.
- Und drittens war ich oft auf Feldwegen mit Treckerspuren und Grasbüscheln unterwegs. Da verliere ich 10 bis 20 Prozent meiner Geschwindigkeit, und kräftezehrend ist das auch noch.
Daher bin ich doch zuversichtlich, was meinen Halbmarathon an der Deutschen Weinstraße angeht. Und wenn ich Seitenstechen oder Krämpfe bekomme, oder wenn ich einfach einen schlechten Tag habe, dann lache ich darüber, laufe dafür einen #SunriseRun extra und trinke einen rheinhessischen Wein darauf.
Alle Fotos
Alle Fotos sind im Flickr-Album „Sieben-Sonnen-SunriseRun 25.03.2018„.