Ein Tisch des Weines am Ostrand des Wißbergs in Rheinhessen provoziert einen #SunriseHike und ein Frühstück bei Sonnenaufgang. 4,5 Stunden, 10,5 Kilometer und 3 Frühstücke später waren wir uns einig: Gut, dass wir der Provokation nachgegeben haben.
Nachdem die Wettervorhersage für den Sonntag günstig war, wählten wir den Wißberg als Ziel für einen #SunriseHike. Oben, am Rand und im Osten des Plateaus gelegen, gibt es einen Tisch des Weines mit Blick auf die Hügellandschaft. Nachdem wir um 3:30 Uhr aufgestanden waren, holte uns Chris um 4:15 Uhr ab und fuhr uns – nach zwei Hinweisen auf Baustellen und fast eine halbe Stunde Umleitungsverspätung – an den Ortsrand von Gau-Bickelheim. Wir parkten am Ortsrand, hinter dem unbeschrankten Bahnübergang, wo eine kleine Straße zur Kreuzkapelle und zum Wißberg hinauf führt.
Tipp: Wir konnten aufgrund der frühen Uhrzeit am Bahnübergang parken. Zu „normalen“ Uhrzeiten empfiehlt es sich, in Gau-Bickelheim einen Parkplatz, beispielsweise am Römer, zu suchen.
Trotz Verspätung begannen wir rechtzeitig um 5 Uhr unsere Wanderung unter den aufmerksamen Blicken von Elmar, dem Hund von Chris.
Inhaltsverzeichnis
- Der Wißberg
- Kreuzweg und Kreuzkapelle
- Tisch des Weines
- Golfplatz
- Pfad und Naturschutzgebiet
- Rundidum mit Rastplatz und Tisch des Weines
- Arena am Wißberg
- Rutsch-Hang am Wißberg
- Kreuzkapelle von Gau-Bickelheim
- Zurück zum Start
- Tour auf Outdooractive mit GPS-Daten
- Newsletter
- Neues aus Rheinhessen über Wandern, Genuss und Kultur
Der Wißberg
Der Wißberg ist ein Tafelberg, der in der Umgebung gut zu sehen ist. Umgekehrt öffnet sich von den Kanten des Tafelbergs die Sicht auf das umgebende Hügelland, bis zum Donnersberg und bis zum „Binger Loch“.
Der Wißberg ist eine 270,2 m ü. NHN hohe Erhebung im Rheinhessischen Hügelland. Sein Gipfel liegt im Gebiet der Ortsgemeinde St. Johann im rheinland-pfälzischen Landkreis Mainz-Bingen. […]
Der Wißberg gehört zu den Fundstellen mit Ablagerungen des Ur-Rheins aus dem oberen Miozän vor etwa zehn Millionen Jahren. Diese Ablagerungen werden als Dinotheriensande bezeichnet, weil sie oft Zähne und Knochenreste des Rüsseltieres Dinotherium (auch Deinotherium genannt) enthalten. Vor Ort wurden Zähne von Menschenaffen entdeckt, die in den Wirren des Zweiten Weltkrieges in Berlin verloren gingen.
Der Wißberg ist eine bekannte Fundstelle für fossile Muscheln aus dem Tertiär und für Tonscherben aus der Hallstattzeit.
Stefan Dinges hat auf einen meiner Tweets geantwortet:
Ab 5000 v. Chr. war der Wißberg besiedelt. Als erstes kamen Michelsberger. Danach die Rössener Kultur andere Völker der Jungsteinzeit bis zu den Kelten. Noch heute lassen sich spuren der Befestigungsanlage der Höhensiedlungen erahnen. Leider ist diese Geschichte kaum bekannt. pic.twitter.com/voYeBp5hBt
— Stephan F. F. Dinges (@Stephan_Dinges) July 17, 2022
An den Hängen des Wißbergs gibt es zahlreiche Bänke und Tische zum Niederlassen, das ist ein großer Vorteil im Vergleich zu anderen Wander- und Ausflugszielen wie dem Petersberg.
Kreuzweg und Kreuzkapelle
Vom Bahnübergang ging es die Straße entlang der Kreuzweg-Stationen hinauf bis zur Kreuzkapelle. Die Kreuzkapelle wurde zwischen 1907 und 1910 errichtet, nachdem Vorgängerkirchen im Umfeld der französischen Revolution und später durch Erdrutschungen zerstört worden waren.
Tisch des Weines
Von dort aus ist es nicht mehr weit durch die Weinberge bis zu einem Tisch des Weines am Rand des Tafelbergs.
Das Plateau des Wißberg beherbergt den Golfplatz des Golfclubs Rheinhessen. Am Südostrand liegen die Gebäude mit Gramms Restaurant Hofgut St. Johann. In den Innenräumen, noch lieber jedoch im Innenhof oder auf der Terrasse lässt sich wunderbar einkehren – doch aufgrund der Uhrzeit nicht während unserer Wanderung. Doch der Tisch des Weines bietet einen sehr guten Ausblick nach Osten und über die Hügellandschaft. Dort ließen wir uns für Kaffee und Frühstück beim Sonnenaufgang nieder.
Golfplatz
Nach Sonnenaufgang und ausgiebigem Frühstück setzten wir unsere Wanderung entgegen des Uhrzeigersinns am Rand des Golfplatzes bis zur westlichen Seite fort.
Pfad und Naturschutzgebiet
Kurz nach dem Kreuz am Wißberg nahmen wir den kleinen Pfad, der hinunter zum Naturschutzgebiet führt. Im Naturschutzgebiet gibt es Streuobstfelder und belassenes Gelände.
Rundidum mit Rastplatz und Tisch des Weines
Hinunter und hinaus aus dem Naturschutzgebiet führte uns die Wanderung zum Rundidum. Drei beschriftete Glasscheiben weisen auf Sehenswürdigkeiten, Berge und Orte in der Nähe und Weite hin. Wir nutzten den etwa 15 m entfernten Rastplatz für ein zweites Frühstück.
Arena am Wißberg
Nur rund 100 m weiter im Südosten liegt die Arena am Wißberg. Fünf Weingüter nutzten die Gunst der Lage für die Arena am Wißberg und errichteten fünf Säulen mit künstlerisch gestalteten Gesichtern. Am dritten Wochenende im Juni findet dort die Genießernacht am Wißberg statt.
Rutsch-Hang am Wißberg
Von der Arena ging es den Weg noch etwas weiter, bis wir für ein steiles Stück nach oben abbogen und an dem Wegekreuz mit Bänken die Aussicht genossen. Von dort aus nahmen wir den Weg und dann den Pfad durch den „Rutsch-Hang“. Vor rund ein paar Millionen Jahren lag fast ganz Rheinhessen unter Wasser im Mainzer Becken.
Das Mainzer Becken ist ein fossiles Sedimentbecken in Rheinhessen, dessen Füllung größtenteils aus dem jüngeren Tertiär, ca. 31 bis 19 Millionen Jahre vor heute (mya), stammt. Paläogeographisch war das Mainzer Becken in dieser Zeit die Bucht eines Meeresarmes, der im Oligozän kurzzeitig die damals noch deutlich weiter nach Süden reichende Nordsee mit der westlichen Paratethys, einem Nebenmeer der bereits weitgehend geschlossenen westlichen Tethys, verband.
Der Wißberg ist oben vor allem mit Kalkstein bedeckt. Im Innern liegt Tonmergel, der am Hang mit Rutschmassen bedeckt ist. Nach viel Niederschlag und gegebenenfalls noch Frost verliert der Boden an Stabilität, und es kommt zu Rutschungen. Durch eine solche Rutschung wurde vermutlich die Kreuzkapelle im 19. Jahrhundert zerstört.
Kreuzkapelle von Gau-Bickelheim
Die Kreuzkapelle, ein Wahrzeichen Gau-Bickelheims, liegt weit sichtbar am Hang des Wißbergs. Wir nutzten die Bänke für eine Rast und ein drittes Frühstück mit mitgebrachter und gekühlter Weinschorle.
Sie steht auf der unteren Hälfte eines wertvollen Weinberges am Wissberghang, die 1755 der „Oberschultheiß Johann Jakob Hees zu Gau-Böckelheim“ zum Bau einer solchen Kapelle zur Verfügung stellte. Sie wurde damals zu Ehren des heiligen Kreuzes geweiht und fortan pilgerten viele Gläubige zweimal pro Jahr an diesen Ort.[—]
Die nun zwischen 1907 und 1910 errichtete Kapelle wurde in den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts von Grund auf restauriert. Den Weg zur Kreuzkapelle, die ein häufig besuchter Wallfahrtsort ist, säumen vierzehn Kreuzwegstationen, die im Jahre 1862 errichtet wurden. Ursprünglich waren es sieben Fußfallstationen, die von den Vorübergehenden verehrt wurden.
(Die Kreuzkapelle in Gau-Bickelheim – Regionalgeschichte.net)
Auch heute noch gibt es Wallfahrten. Außerdem gibt es weltliche Veranstaltungen wie den Wandersommer an der Kreuzkapelle: Von Mai bis September immer sonntags von 11 bis 16 Uhr wird ausgeschenkt.
Zurück zum Start
Von der Kreuzkapelle zurück zum Start nahmen wir nicht den asphaltierten Weg mit den Kreuzstationen. Wir schlängelten uns auf Feldwegen durch die Weinberge bis zum Startpunkt zurück.
Tour auf Outdooractive mit GPS-Daten
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