Die Wanderung auf dem Rochusberg ist eine etwa zweistündige Wanderung mit wenig Höhenmetern, aber mit der Rochuskapelle und mit vielen Ausblicken auf Nahe, Rheinhessen, Rheingau, Mäuseturm, Burg Ehrenfels, Niederwalddenkmal und Bingen.
Die Wanderung auf dem Rochusberg bei Bingen führt in etwa 7,2 Kilometern von der Rochuskapelle und dem Oblatenkloster an Bingen-Kempten und der Dreikönigskirche vorbei. An der Südseite geht es bis zum Scharlachkopf zu einer sehr guten Aussicht auf Büdesheim, Dietersheim, Münster-Sarmsheim und die Ebene im Süden.
An der westlichen Seite auf dem Kaiser-Friedrich-Turm gibt es eine weitere Aussicht, diesmal auf Nahe, Rhein, Bingen, Mäuseturm, den Beginn des Mittelrheins, Burg Ehrenfels, Taunus und Niederwalddenkmal.
Die Tour ist nicht neu für mich, ich bin sie zum ersten Mal vor etwa acht Jahren gelaufen. Damals habe ich die auch bereits auf Outdooractive angelegt, sodass sie jeder mit der Outdooractive-App, anderen GPX-Apps oder sogar einem Ausdruck der Outdooractive-Tour laufen kann. Ich bevorzuge, meine Wanderungen am Morgen oder gar frühen Morgen zu beginnen. Gerade jetzt, wo die Temperaturen bei oft sonnigem Wetter am Mittag 30 Grad erreichen oder gar überschreiten, ist eine Morgenwanderung eine schöne Sache. Die Wanderung auf dem Rochusberg hat zudem den Vorteil, dass fast die Hälfte der Tour im bewaldeten Nordteil des Rochusberges verläuft. Startet man die Tour am frühen Morgen an der Rochuskapelle und wandert sie im Uhrzeigersinn, so genießt man zunächst bei wunderbarem Wetter die Ausblicke, um auf dem Rückweg unter dem Laubdach im Schatten zu gehen.
Am vergangenen Freitagmorgen versprach die Wettervorhersage für das Wochenende sonniges und warmes Wetter. Auf der Ostseite des Rochusberges öffnet sich der Blick über den Inselrhein zwischen Bingen und Ingelheim und bei entsprechender Uhrzeit auf die aufgehende Sonne. Da wir samstags nach Hechtsheim auf die Kerb wollten, wählten wir den Samstag für einen „SunriseHike“ und fragten kurzentschlossen unseren Freund Chris, ob er uns begleiten wollte. Tatsächlich klappte das terminlich.
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Frühstück bei Sonnenaufgang
Wir holten Chris um 5:40 Uhr ab und fuhren über Rheinhessenstraße und A60 nach Bingen-Kempten. Kurz nach der Abbiegung zur Fähre führt eine Straße links durch ein Wohngebiet hinauf, wenig später bogen wir wieder links ab, diesmal auf den Rochusberg und dort zur Rochuskapelle. Die Anfahrt dauerte nur etwas über eine halbe Stunde. Vom Parkplatz an der Rochuskapelle aus sind es noch nicht einmal fünf Minuten bist zum östlichen Eck. Dort locken ein paar Bänke, eine Himmelsschaukel und ein runder Tisch mit einer runden Bank. In aller Ruhe packten wir unsere Speisen und Getränke aus und frühstückten dann bei Sonnenaufgang. Immerhin geht die Sonne derzeit erst gegen 6:40 Uhr auf, sodass wir nicht allzu früh hatten aufstehen müssen.
Wir genossen das Frühstück, die Ausblicke auf Rheingau, Rhein, Inselrhein, Jakobsberg sowie das rheinhessische Hügelland und natürlich den Sonnenaufgang.
Die Rochuskapelle
Die heutige Rochuskapelle ist bereits die dritte Rochuskapelle, und bereits vor der Rochuskapelle soll zur Zeit der Kreuzzüge eine Kapelle durch heimkehrende Kreuzfahrer errichtet worden sein. Diese Kapelle verfiel jedoch irgendwann und geriet in Vergessenheit. Im Jahr 1666 wütete in Bingen die Pest, sie soll durch Schifffahrer eingeschleppt worden sein und viele Bürger Bingens dahingerafft haben. Zum Gedenken versprachen die Binger, eine Kapelle zu Ehren des Schutzpatrons gegen die Pest und Heiligen Rochus von Montpellier zu errichten. 1795 beschossen österreichische und deutsche Truppen mit Kanonen die dort lagernden Franzosen, wobei die Kapelle zerstört wurde.
Der zweite Bau entstand 1814 nach einer vorausgegangenen Typhusepidemie, die von zurückkehrenden Soldaten ausgelöst worden war. Die Rochusbruderschaft kaufte für diesen Bau die gesamte Inneneinrichtung des aufgehobenen Klosters Eibingen. In jenem Jahr wurden außerdem in der Kapelle die von Bischof Joseph Ludwig Colmar ebenfalls aus dem Kloster Eibingen zurückgeholten Reliquien des hl. Rupert von Bingen und seiner Mutter, der hl. Berta von Bingen, in die Kapelle übertragen, wo sie bis heute ruhen.
Das Rochusfest jenes Jahres wurde durch Goethe ausführlich beschrieben.
Wie das halt so ist: Goethe war nahezu überall, und nahezu jeder schmückt sich mit seinen Besuchen. So steht auf der Nordseite des Rochusberges und des Kapellengeländes ein Pavillon „Goethe-Ruhe“, von dem aus man den Rheingau, das Niederwalddenkmal und die Hildegardabtei sehen kann.
Die heute zu sehende Rochuskapelle entstand von 1893 bis 1895, nachdem ihr Vorgänger nach einem Blitzschlag niedergebrannt war. Auf der Ostseite der Kapelle sind ein Außenaltar und Ausstattungen für Gottesdienste. Über entsprechende Öffnungen kann der Orgelschall nach außen geleitet werden. Auf dem Vorplatz auf der Südseite ragt die Dachspitze der Bethlehemkapelle aus dem Boden. Aus dem Dach flutet das Licht in die kleine Kapelle darunter, die vom Weg aus zu erreichen ist.
Wanderung auf dem Rochusberg
Da ich die Tour sehr gut kenne, habe ich sie am Samstagmorgen etwas abgewandelt, sie entsprach jedoch weitgehend meiner Ursprungstour. Unsere Wanderung führte uns am ehemaligen Rupertuskloster (Oblatenkloster) vorbei hinunter zum Friedhof und der Dreikönigskirche am Ortsrand von Bingen-Kempten. Dann ging es durch die Weinberge wieder hinauf zum Binger Schambes, einer Holzfigur eines Winzers mit einer Traubenbütt auf dem Rücken.
Hier nahm ich eine Abkürzung quer durch die Weinberge, die uns zum Scharlachkopfrondell brachte. „Scharlachberg“ ist eine renommierte Weinlage, die manch Älterem von Sekten und einer Weinbrandmarke bekannt sein könnte. Vom Rondell aus hat man eine sehr gute Sicht auf Büdesheim, Dietersheim, Münster-Sarmsheim und auf die Nahe (auch wenn ein Gewerbegebiet die Freude etwas trübt).
Nur wenig weiter, bereits unter Blätterdach zu erreichen, steht der begehbare Kaiser-Friedrich-Turm (nur im Winter geschlossen).
1887 bis 1888 wurde der von den Architekten Anton Louis und Johann Doll geplante Turm errichtet. Ursprünglich sollte es ein Holzturm sein, den man auf dem westlichen Teil des Rochusberges, dem sogenannten Scharlachkopf errichten wollte. Dazu fehlte aber erst mal das Geld. Nach dem Tod des langjährigen Binger Bürgermeisters Eberhard Soherr konnte dann die Idee verwirklicht werden. Denn er hatte in seiner Hinterlassenschaft verfügt, dass 10.000 Mark für die Errichtung eines massiven Turms mit Basalt-Lava und Sandsteinen aufgewendet werden sollten. Der Name Kaiser-Friedrich-Turm geht zurück auf Kaiser-Friedrich III, auch genannt der 99 Tage Kaiser. Denn seine Regentschaft währte nur drei Monate im dem Dreikaiserjahr 1888.
(Kaiser Friedrich Turm – Bingen)
Von dort oben ist die Aussicht einzigartig auf Nahe, Bingen, Mäuseturm, Binger Loch, Mittelrheintal, Burg Ehrenfels, Rheingau und Niederwalddenkmal.
Auf gemütlichen Waldpfaden ging es am Nordhang zurück. Von einem Pavillon aus öffnete sich nochmals der Blick bis zum Mäuseturm und auf den Rheingau, kurz darauf ging es nach oben und zurück zum Parkplatz an der Rochuskapelle.
Die Tour auf Outdooractive
Die Tour gibt es zum Wandern auf Outdooractive (inklusive GPX-Download): „Rochusberg bei Bingen„.