Eine Wanderung an der Selz entlang von Ingelheim über Großwinternheim, Schwabenheim, Elsheim, Nieder-Olm, Sörgenloch, Hahnheimer Bruch, Wahlheimer Hof, und Hahnheim nach Selzen. 31,8 km mit kaum Steigung aber mit vielen Naturschutzgebieten.
Am letzten Samstag im Oktober wanderten wir von Ingelheim aus die Selz entlang bis zu unserem Zuhause in Selzen. Ende Juli waren wir bereits an einem Tag von Alzey nach Gau-Odernheim und dort vom Petersberg nach Selzen gewandert. Die Strecke war etwa 24 Kilometer lang gewesen. Diesmal sollten es noch ein paar Kilometer mehr werden: 31,8 Kilometer würde uns die Outdooractive-App am Ende anzeigen.
Die Selz ist ein 61 km langer, südlicher und linker Nebenfluss des Rheins und eines der Hauptgewässer in Rheinhessen. Sie fließt im Rheinhessischen Tafel- und Hügelland in Rheinland-Pfalz durch den Donnersbergkreis, den Landkreis Alzey-Worms und den Landkreis Mainz-Bingen.
(Seite „Selz“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 20. September 2016, 16:38 UTC. (Abgerufen: 31. Oktober 2016, 10:51 UTC))
Große Höhenmeter gibt es im Selztal nicht, auch keine Wasserfälle oder Felsendome. Im ganzen Selztal verteilt gibt es jedoch viele Feucht- und Naturschutzgebiete. Unsere Wanderung glich in einigen Teilen dem Selztal-Radweg, der von der Mündung der Selz in den Rhein bei Ingelheim bis zur Quelle der Selz bei Orbis führt.
Unsere Wanderung führte uns von Ingelheim aus über Großwinternheim, Schwabenheim, Elsheim, Nieder-Olm, Sörgenloch, Hahnheimer Bruch, Wahlheimer Hof und Hahnheim nach Selzen. Außer in Ingelheim, wo wir nach unserer Anfahrt am Bahnhof starteten, gingen wir jedoch an Ortschaften vorbei oder streiften wir sie nur am Ortsrand. Einkehrmöglichkeiten gibt es in Großwinternheim, Schwabenheim und Elsheim, ohne allzu weit von unserer Wanderstrecke abzuweichen. Für Nieder-Olm wäre ein Abstecher von etwa ein bis zwei Kilometern nötig, dort gibt es ebenfalls einige Einkehrmöglichkeiten. Sörgenloch kenne ich nicht gut genug, um das zu beurteilen. In Hahnheim und Selzen gibt es je nach Saison ebenfalls ein paar Einkehrmöglichkeiten.
Inhaltsverzeichnis
Anfahrt und Ingelheim
Wir fuhren um kurz nach 8 Uhr mit der Buslinie 660 von Selzen zum Mainzer Hauptbahnhof und von dort aus mit dem Zug nach Ingelheim. Kurz nach 9 Uhr waren wir in Ingelheim. In der Neuen Mitte Ingelheims erledigten wir noch kurz etwas und trafen zufällig einen ehemaligen Nachbarn zu einem Gespräch. Dann ging es los. Auf der linken Seite der Selz entlang in Richtung Süden folgten wir dem gut ausgebauten Radweg.
Wir verließen den Radweg irgendwann und bogen nach links ein bisschen nach Ingelheim hinein. An einer alten Mauer oberhalb der Selz ging es bis zum Ohrenbrücker Tor, wo wir die Edelgasse hinauf und am Weingut Wasem vorbei liefen. An einigen gut erhaltenen älteren Häusern vorbei verließen wir dann irgendwann Ingelheim in Richtung Großwinternheim. Schnell traten Häuser und Bebauung in den Hintergrund und machten Platz für Natur.
Vorbei an der Layenmühle, in der es einen Agrarhandel gibt, blieben wir weiter auf der linken Seite (d.h. in Laufrichtung).
Großwinternheim
Kurz vor Großwinternheim (ein Stadtteil von Ingelheim, siehe Wikipedia) wechselten wir an der Eulenmühle (mit Landrestaurant Eulenschänke) auf die rechte Seite der Selz. Im Tal waren einige Pferde auf den Koppeln. Zur Layenmühle und der Eulenmühle gibt es im Artikel „Einst klapperten die Mühlen am rauschenden Bach“ ein paar interessante Hintergründe.
In Richtung Westen blickten wir den Hang hinauf auf das Schloss Westerhaus (seit 1900 Weingut der Familie von Opel).
Auf der Höhe von Großwinternheim wechselten wir wieder über die Selz. Inzwischen riss auch die Wolkendecke etwas auf, und die Temperatur ging langsam aber stetig leicht nach oben. Jetzt nahm der Baumbestand stark zu, und dann liefen wir wie in einem Märchenwald an der Selz entlang. Leise rauschte der Wind in den Bäumen, und schon segelten Blätter auf den Boden. Die Sonne schien und schimmerte durch die Bäume.
(Youtube: Autumn in Selz Valley – Falling Leaves)
Nachdem wir wieder im Freien liefen, machten wir am Wegesrand an zwei Bänken unsere erste Rast und stärkten uns mit ein paar belegten Brötchen. Wir hatten aufgrund der Wettervorhersage extra Regenklamotten eingepackt. Und dann das! Die Sonne schien kräftig, die Temperaturen waren mild. Das sollte sich den ganzen Tag nicht ändern.
Schwabenheim an der Selz
Eigentlich hätten weiter an der Selz entlanglaufen können und dabei Schwabenheim links liegen lassen können. Doch nach den Schrebergärten bogen wir nach links ab. Bis 2012 hatten wir in Schwabenheim an der Selz (Wikipedia) gewohnt. Im Hotel & Restaurant Pfaffenhofen waren wir früher gerne zum Essen. Am Sportfeld machen wir einen kleinen Abstecher zu dem Haus, wo wir einmal gewohnt hatten, und besuchten Nachbarn auf einen Kaffee und einen Plausch. Nach fast einer Stunde Pause setzten wir die Wanderung fort und kamen auch sogleich am Weingut Margaretenhof vorbei. Dort hatten wir früher nicht nur Wein geholt, sondern uns zu einem Kaffee auf die Terrasse gesetzt oder im Restaurant gegessen.
Von Schwabenheim aus folgten wir dem asphaltierten Radweg bis nach Elsheim, vorbei an der Gutsschänke Bacchushof. Auf diesem Weg und auch ein paar Meter weiter unten, direkt an der Selz, war ich früher oft gejoggt.
Elsheim
Elsheim gehört zur Ortsgemeinde Stadecken-Elsheim (Wikipedia). Gleich am Anfang passierten wir das Weingut Elftausend-Mägde-Mühle. Das Weingut hat seinen Namen vom 11.000-Mägde-Turm, direkt an der Selz.
Der Zollturm wurde um das Jahr 1000 als Passsperre auf der Straße zwischen Mainz und Bad Kreuznach errichtet!
Der Name geht zurück auf eine Legende, der Heiligen Ursula von Köln!
Auf dem Rückweg von einer Pilgerfahrt nach Rom, überquerte sie mit ihrem Gefolge von 11 000 Jungfrauen, hier an dieser Stelle die Selz.
In der Hoffnung, dass nochmals 11 000 Jungfrauen den gleichen Weg beschreiten, übernahmen die Elsheimer Schnorressänger 2006 die Patenschaft.
(Plakette am 11.000-Mägde-Turm)
Wir bogen vor Elsheim in Richtung Selz ab und stießen kurz vor der L428 wieder zur Selz. Da die letzte Rast bereits ein paar Minuten her war, und weil wir nahezu am Verhungern waren, mussten wir von unserer Route einen beschwerlichen Abstecher an der L428 machen. Dann endlich konnten wir beide uns im Eiscafé und Bistro „La Dolce Vita“ jeweils drei Eisbällchen in der Waffel holen!
Zur Selz zurückgehend leckten wir an unserem Eis und wanderten die Selz entlang in Richtung Nieder-Olm. Auch hier gibt es immer wieder Naturschutzgebiete. Die Luft schien im Sonnenschein eine gute Thermik zu bieten, denn immer wieder sahen wir Greifvögel und hörten ihre Schreie.
Nieder-Olm
Kurz vor dem Gewerbegebiet von Nieder-Olm konnten wir auf Essenheim (Wikipedia) blicken, das an der Anhöhe liegt. Entgegen unserer Planung folgten wir nicht der Selz (den Pfad aus der Planung gab es gar nicht) sondern liefen wir an der L428 entlang und durch die Autobahn-Unterführung. Kurz danach bogen wir wieder zur Selz ab, schauten uns das Schlittschuh-Brückelche an und folgten dem Weg an der Selz bis zum Rheinhessenbad.
Dort rasteten wir am Parkplatz an ein paar Findlingen und vertilgten die restlichen Brötchen. Weiter ging es dann an Schreberkolonien und der Selz entlang. Irgendwo lag dann tatsächlich an einer Anlegestelle eines Schrebergartens ein Kanu auf dem Wasser.
Unter der Bahnstrecke durch kamen wir auf freies Gelände. Hier trafen wir zum ersten Mal auf einige Spaziergänger und Radfahrer. Bisher hatten wir keine Wanderer, Radfahrer oder Spaziergänger angetroffen. Eine Spaziergängerin war mit ihrem Hund unterwegs. Wir kamen mit der Frau ins Gespräch über Nala, ihre Collie-Mischlingshündin. Nala war der reinste Wirbelwind. Sie apportierte ständig den gelbe, schon reichlich demolierten Softball, legte ihn uns vor die Füße und himmelte uns geradezu an. „Wirf endlich den Ball“ schienen ihre ausdruckstarken Augen und jede ihrer Bewegungen zu sagen. Nachdem ich die Erlaubnis ihrer Besitzerin eingeholt hatte, erfüllte ich ihr diesen Wunsch mehrere Male.
Sörgenloch
Weiter ging es in Richtung Sörgenloch (Wikipedia) und dann an Sörgenloch vorbei. Die Sonne dominierte immer öfter den Himmel. Sie schien die Wolken wegzujagen.
Wenn Ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet
so will ich mich von Euch finden lassen
Sörgenloch schien ein Sammelpunkt für viele Stare zu sein. Ständig landeten oder starteten die Schwärme von den Feldern. An den Hängen leuchtete das farbige Herbstlaub der Weinberge. Der Radweg, dem wir folgten entfernte sich zunächst von der Selz, um sie dann später wieder zu überqueren. Wir folgten dem Radweg jedoch nicht, sondern wir bogen nach links über einen Feldweg in Richtung Hahnheimer Bruch ab.
Hahnheimer Bruch
Das Naturschutzgebiet Hahnheimer Bruch liegt etwa auf halber Strecke zwischen Sörgenloch und Hahnheim:
Das Naturschutzgebiet „Hahnheimer Bruch“ bietet vielen Vögeln, darunter auch seltene Arten, Unterschlupf und Brutmöglichkeiten. Es ist ein Zwischenlandeplatz vieler Zugvögel auf ihren großen Reisen. Einige Dutzend Graugänse haben sich bereits seit einigen Jahren bei uns eingelebt und ziehen regelmäßig ihre Jungen groß. Verschiedene Entenarten wie zum Beispiel Krick-, Knäk- und Löffelente gehören zum gewohnten Bild.
Oft komme ich hier beim Joggen vorbei. Fast immer sehe ich irgendwelche Vögel, manchmal sind dort auch die Selztalrinder:
Mitten in Rheinhessen entlang der Selz wird unsere Herde aus Schottischen Hochlandrindern zur extensiven Beweidung von Grünflächen aus naturschutzfachlicher Sicht eingesetzt.
Wahlheimer Hof
Weiter ging es an der Selz entlang zum Wahlheimer Hof:
Dem Ort [Hahnheim, Anmerkung des Verfassers] in westlicher Richtung vorgelagert liegt der Wahlheimer Hof (erstmals erwähnt im 10. Jhd.). 1277 richtet das Zisterzienserkloster Eberbach (Rheingau) einen Wirtschaftshof in Wahlheim ein. Hierzu gehören Wohn- und Wirtschaftsgebäude, Mühle, Abthaus und Zehntscheuern. Von dort aus wurden die umliegenden Besitzungen der Zisterzienser bewirtschaftet.
Im Wahlheimer Hof sind einige alte, gut erhaltene Häuser und Höfe.
Hahnheim und Selzen
Als wir den Wahlheimer Hof in Richtung Hahnheim verließen, ging gerade die Sonne unter. Wir waren inzwischen einige Stunden auf den Beinen, und so langsam sehnten wir uns nach unserem Zuhause. Direkt am Ortseingang von Hahnheim (Wikipedia) überquerten wir die Landstraße und stiegen eine kleine Treppe neben der Brücke zur Selz hinab.
Das Herbstlaub lag auf den Wegen. Es dämmerte. An Hahnheim vorbei der Selz entlang wanderten wir die restliche Strecke bis zur Brücke am Christianshof, von wo aus wir nur ein paar Meter bis nach Hause hatten.
Tourdaten (Outdooractive)
Gegen 9:30 Uhr waren wir in Ingelheim gestartet, um kurz nach 18 Uhr waren wir zuhause. Dazwischen waren zwei Rastpausen, ein Besuch bei Freunden, und ein Einfall in einem Eiscafé. Die Daten laut der Aufzeichnung mit Outdooractive:
- Strecke: 31,8 km
- Zeit insgesamt: 7 Stunden 16 Minuten
- Zeit in Bewegung: 5 Stunden 53 Minuten
- Gesamtgeschwindigkeit: 4,4 km/h
- Geschwindigkeit in Bewegung: 5,4 km/h
- Geschwindigkeit max.: 15,8 km/h
- Aufstieg: 860 m
- Abstieg: 842 m
- Niedrigster Punkt: 27 m
- Höchster Punkt: 136 m
Alle Fotos
Flickr Fotoalbum „Wandern im Selztal von Ingelheim nach Selzen“
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Tolle Wanderung und sehr schöne Fotos! Würde ich auch gerne mal machen! 🙂 Dauert aber wohl noch ein paar Jährchen. 😉
Die Stele bei Sörgenloch steht übrigens auf der Heljewies – der Heiligenwiese. Oder zumindest in der Nähe. Sie zeigt den Ort einer Marienerscheinung. Im Pfälzer Erbfolgekrieg wurde eine Marienstatue dort vergraben, doch nach dem Krieg gab es niemanden mehr, der sich an den Ort erinnerte. Auf besagter Wiese gab es eine Erscheinung und dort wurde dann das Gnadenbild wieder gefunden. Auf Grund dieser Geschichte ist Sörgenloch auch ein Wallfahrtsort. 🙂
Einkehren kann man in Sörgenloch im Schloss Sörgenloch, knapp ein Kilometer von der Selz entfernt. Es gibt auch noch eine Kneipe, Zum alten Mühlchen, und ein Bistro.
Habt ihr an der Selz die Schottischen Hochland-Rinder gesehen? Die sind toll! Stehen immer auf einer Weide irgendwo zwischen Sörgenloch und Hahnheim, wenn ich mich richtig erinnere. Habe sie erst gestern gehört, aber nicht gesehen, da sie zu weit weg standen vom befestigten Weg. 🙂 https://www.flickr.com/photos/paulinepauline/2955492959/in/album-72157608157749967/
Hallo Silke, schön, dass Dir die Wanderung und die Fotos gefallen. Es müssen ja nicht gleich 32 Kilometer sein. Von Ingelheim nach Großwinternheim oder bis Schwabenheim wäre ja auch was.
Das mit der Heiligenwiese wusste ich gar nicht, danke! Und sogar ein Wallfahrtsort, wow! Die Rinder haben wir nicht gesehen. Aber beim Joggen höre oder sehe ich sie immer mal wieder. Letztens waren sie im Hahnheimer Bruch, auf der Seite nach Hahnheim. Wir können auch schottische Hochlandrinder https://www.flickr.com/photos/injelea/29443250145/in/photolist-49NF1H-LRNmtT
Viele Grüße aus Selzen