Ich bin ein wenig verrückt nach Sonnenaufgängen. Ich jogge gerne. Ich trinke gerne Kaffee. Wenn all dies zusammenkommt, ist das für mich wie ein kleiner Himmel auf Erden. Und dann noch die Aussichten in Rheinhessen? Unbezahlbar.
YouTube-Video „SunriseRun zum Wingertshäuschen auf dem Winkel„
Es ist Mittwochmorgen um 4:45 Uhr, als der Alarm des Smartphones mich weckt. Am Vorabend habe ich mir bereits meine Laufklamotten bereit gelegt. Dieses Mal will ich jedoch nicht nur joggen, sondern den Sonnenaufgang mit Kaffee genießen. Also liegen der Laufrucksack (mit halb gefüllter Trinkblase im Rückenfach), ein Thermosbecher und sogar noch ein Fernglas bereit. Mit heißem Wasser aus dem Wasserkocher wärme ich den Thermosbecher vor, dann schalte ich die Filterkaffeemaschine ein. Dann ab ins Bad. Zähne putzen, kleine Wäsche. Laufklamotten an. Keine Lust auf Rasieren. Laufrucksack mit Kaffeebecher und Fernglass füllen, auf den Rücken damit. Laufschuhe an und raus aus dem Haus.
Inhaltsverzeichnis
Selzen
Es ist 5:15 Uhr. Der Himmel zeigt schon das Blau, das mich nach dem Sonnenaufgang auf meinem Lauf begleiten wird. Im Osten aus Selzen hinaus, dann links in Richtung Norden, über die Rheinhessenstraße und irgendwann in die Weinberge, an einem Wingertshäuschen bei Mommenheim vorbei und hinauf keuche ich bis zum Wingertshäuschen auf dem Winkel.
Wingertshäuschen auf dem Winkel
Ich bin früh dran. Im Osten glüht der Himmel noch in Orange, im Westen über dem Selztal dämmert der Tag. Rucksack abstellen an der Wanderfreunde-Bank, Thermosbecher und Fernglas rausholen. Die Stille genießen und gelegentlich mit dem Fernglas den Blick schweifen lassen, gelegentlich einen Schluck Kaffee nippen. Im Osten wechselt das Glühen ins Rote. Eine klitzekleine Wolke glitzert bereits im direkten Sonnenlicht.
Dann durchbricht um 5:59 Uhr die Sonnenscheibe den Horizont, Stück für Stück. Blinded by the Light. In einem orangenen Zwielicht durchbricht die Silhouette der Frankfurter Skyline den Horizont. Genießen, Kaffee trinken und die Gegend mit dem Fernglas erkunden.
Kapelle in den Zornheimer Weinbergen
Um 6:15 Uhr setze ich meinen Lauf fort. Im milden Sonnenlicht und bei blauem Himmel laufe ich auf der Höhe auf der Hiwweltour Zornheimer Berg weiter bis zur Kapelle in den Zornheimer Weinbergen. Die ersten Sonnenblumen haben ihre Köpfe bereits aufgerichtet und der Sonne zugewandt. Eine Hummel, noch etwas steif, tapst auf einer herum.
Weinpavillon Zornheim und Schönste Weinsicht 2020 Rheinhessen
Gegen 6:25 Uhr erreiche ich den Weinpavillon und die Schönste Weinsicht 2020 Rheinhessen. Noch steht die Sonne tief und verbreitet ein orangenes Licht. Die Wohlfühlbank lockt. Ich kann nicht anders, es ist meine Natur: Die Bank und der restliche Kaffee sind mir. Ein einsamer Trecker steht verlorenen im Schatten. Ich schnappe ihn mir und setze ihn auf einen Stein, damit er die Sonne fühlen kann.
Zum Wingertshäuschen am Hohberg
Ziemlich lange trödele ich hier genußvoll herum. Im Osten reicht die Sicht bis nach Frankfurt, über das Selztal hinweg erblicke ich den etwa 30 km entfernten Donnersberg. Ein Morgenspaziergänger schreitet zügig an mir auf dem Wirtschaftswege vorbei, mit einem Lächeln begrüßen wir uns. Schließlich mache ich mich wieder auf. Ob ich wohl den Spaziergänger noch einholen werde? Die Sonne im Rücken laufe ich nach Westen, an einem Wingertshäuschen vorbei. Kurz vor dem Wingertshäuschen am Hohberg überhole ich endlich den schnellen Fußgänger.
Hinab ins Selztal
Ich binde mir die locker gewordenen Schnürsenkel, dann trotte ich durch die Weinberge hinunter ins Tal. Irgendwann komme ich wieder an einem Wingertshäuschen vorbei. Dann bin ich fast unten, komme am Paulinenhof vorbei. Zurück nach Osten, ein letzter Blick über ein Sonnenblumenfeld hinweg auf den Selzer Berg.
Glücklich und zufrieden laufe ich durch Selzen nach Hause. Fast zweieinhalb Stunden nach meinem Start bin ich zurück in der Wohnung. Mein erster Gang gilt dem Kaffeeautomaten.