Früh am Morgen wanderten wir vom Selztal hinauf zur Hiwweltour Zornheimer Berg für das Erlebnis eines fulminanten Sonnenaufgangs und einer wunderbaren Atmosphäre auf über 16 Kilometern bei Selzen und Zornheim in Rheinhessen.
Vor ein paar Tagen versprach mir Manuela eine Wanderung zum Sonnenaufgang. Sie weiß um meine Sonnenaufgangsverrücktheit und wollte mir eine Freude machen. Am Morgen des 30. Juni 2018 war es dann soweit: Nach nur vier Stunden Schlaf standen wir gegen halb vier Uhr auf und machten uns fertig zu einer Wanderung.
Ich hatte uns die Hiwweltour Zornheimer Berg auf Outdooractive um ein Anwandern von und ein Zurückwandern nach Selzen ergänzt. Etwa 16 Kilometer würden wir von Selzen aus auf den Berg wandern, dort die Hiwweltour wandern, um anschließend wieder in Tal zurückzukehren und an der Selz entlang nach Hause zu wandern
Um 5:21 Uhr würde der Sonnenaufgang auf dem Selzer Berg sein. Gegen 4:20 Uhr wanderten wir also durch Selzen die Hauptstraße entlang, um dann die Bergstraße in Richtung Selzer Berg zu laufen. Der Mond war fast noch voll, so dass wir sehr gut und weit auch ohne Beleuchtung sehen konnten, als wir aus Selzen herauskamen.
Am „Hinkelstein“ bogen wir nach rechts ab, am Wäldchen entlang und dann durch die Weinberge bis zur Kammstraße. Dort findet derzeit eine Flurbereinigung statt und auch die Wirtschaftswege werden erneuert, so dass wir uns an Straßenbaumaschinen vorbei drängten. Wir konnten im Osten bereits das Morgenrot erkennen.
Auf dem Kamm ging es immer weiter nach oben. Kurz vor dem Wingertshäuschen „Auf dem Winkel“ war das Rot schon sehr beeindruckend, als sich plötzlich das obere Ende der roten Scheibe durch die Skyline von Frankfurt drückte. Es waren faszinierende Minuten, als wir da oben standen und den Sonnenaufgang, die Stille (okay, die Vögel zwitscherten schon ein wenig) und unsere Zweisamkeit genossen. Wir konnten gar nicht genug von dem Sonnenaufgang bekommen.
Irgendwann entschlossen wir uns dann doch zum weiter wandern. Nach dem Wingertshäuschen bog dann auch die Hiwweltour Zornheimer Berg auf unseren Weg. Von hier aus würden wir der Strecke der Hiwweltour fast 7 Kilometer weit folgen. Zunächst ging es auf der Höhe und am Hang weiter in Richtung der beiden großen Windräder.
Kurz nach den Windrädern, leicht unterhalb am Hang, waren wir dann an der „Selzstellung“. Dort weist eine Infotafel auf die Geschichte des Mainzer Bollwerks vor dem und während dem Ersten Weltkrieg hin. Zur Vorbeugung gegen einen Durchbruch französischer Truppen waren Festungswerke und Nachschub-Eisenbahnstrecken rund um Mainz gebaut worden. Wären die deutschen Truppen nicht anfangs so erfolgreich gewesen, so würde man heutzutage nicht von der Schlacht von Verdun sondern von der Schlacht von Mainz sprechen. So aber mussten nach dem Ende des Ersten Weltkriegs aufgrund des Versailler Vertrages alle Stellungen geschliffen und rückgebaut werden.
Immer mal wieder finden Winzer in ihren Weinbergen irgendwelche Betonbrocken. Womöglich hatte auch der Winzer des neuen Weinbergs an der Selzstellung damit zu kämpfen.
Wir nutzten das Bänkchen und die wundervolle Aussicht der Selzstellung für ein Frühstück mit belegten Broten und Kaffee.
Von der Selzstellung aus ging es an einer geschwungenen Ruhebank vorbei steil hinab. Zum „Kelterport“ machten wir einen kurzen Abstecher nach links in Richtung Selztal. Dort stehen überdacht eine Weinkelter und eine Sitzgruppe und laden zu einer Rast ein.
Da wir unsere erste Rast bereits kurz zuvor gehabt hatten, gingen wir wieder zurück zur Hiwweltour und folgten ihr durch die Senke und dann wieder leicht aufwärts in Richtung Westen.
Dann ging es steil hinauf und am Wingertshäuschen „Am Hohberg“ vorbei. Das Bänkchen vor dem Wingertshäuschen nutzten wir, um einen kurzen Augenblick innezuhalten, bevor wir die restlichen Meter nach oben gingen. Dann ging es oben am Hang entlang weiter nach Osten.
Da oben standen wir dann kurz an der Rosette, die Entfernungen und Richtungen zu Orten und Landschaftsmerkmalen anzeigt.
Es ging dann weiter zum „WeinErlebnis Zornheimer Berg“. Dort, am Ruhkreuz, gibt es im Frühling und im Sommer regelmäßig am Wochenende einen Ausschank durch die Mitgliedswinzer der IG WeinErlebnis Zornheimer Berg. Gegen 7 Uhr war da natürlich noch niemand. Fast niemand, denn ein älterer Herr lief dort an uns vorbei. Ihn hatte ich ein paar Tage bei einem #SunriseRun schon einmal gesehen.
Die Ruhebank oberhalb des Ruhkreuzes nutzen wir für ein zweites Frühstück, während wir den Ausblick und die Atmosphäre genossen.
Als wir weitergingen, ignorierten wir das Ruhkreuz. Denn schließlich würden wir es uns bei unserer Rückkehr anschauen. Kurz ging es nach Norden, um dann grob nach Osten abzubiegen. Von hier aus gingen wir durch eine ganz andere Landschaft. Bislang Während waren wir durch die Weinberge gelaufen waren. Ab hier durchstreiften wir Grasflächen, liefen an Pferdekoppeln vorbei und konnten uns an Zwetschenbäumen, Kirschbäumen und Apfelbäumen satt sehen.
Nach dem Hasenberg gönnte sich Manuela dann auch ein paar Kirschen, die an Ästen über dem Weg hingen. Den Versuchungen der Hühner jedoch konnten wir widerstehen. In den Obstgemeinschaftsanlagen waren Kirschen fast alle reif, die Äpfel schon ziemlich weit, doch die Zwetschen oder Mirabellen waren alle noch grün.
Am tiefesten Punkt dann lag das Biotop, in dem es von Fröschen und Steinkäuzen wimmeln soll. Als wir dort gegen 8:20 Uhr liefen, war es jedoch noch ziemlich still – bis auf die vielen zwitschernden Vögel. Von hier aus ging es dann wieder eine längere Strecke hinauf. Wir bogen dann nach Westen ab, kurz bevor wir wieder am Wingertshäuschen „Auf dem Winkel“ angekommen wären. So kürzten wir ab und gingen auf Wegen quer rüber bis zum Ruhkreuz.
Rechts vom Ruhkreuz gingen wir dann den Weg hinab, und folgten kurz darauf befestigten Wirtschaftswegen. Sie führten uns in einem Bogen die Hänge hinab und dann in Richtung Wahlheimer Hof.
Wir durchquerten den kleinen Ortsteil Hahnheims und überquerten die Selz auf einer kleinen Brücke. Direkt dahinter liefen wir an der Selz entlang. Inzwischen war es 9:45 Uhr, und die Sonne schien kräftig und heizte bereits die Luft auf. So waren wir froh, in den Schatten der Bäume am Selzufer gehen zu können. Am Ortseingang von Hahnheim überquerten wir an der Brücke die Landstraße und folgten weiterhin im Schatten der Bäume der Selz.
Am Ortsausgang von Hahnheim überquerten wir die Selz und die Landstraße auf einer Brücke, die auf der einen Seite noch das Gleisbett der alten Bahnstrecke hat. Links davon gibt es eine kleine Lücke im Buschwerk, durch sie gelangten wir auf der Selzer Seite an einen Steg, wo ein Anlieger gerade Enten fütterte. Wir setzten uns auf eine Bank und schauten einfach nur zu.
Schließlich machten wir uns auf zum letzten Stück an der Selz, und dann waren wir nach ein paar hundert Meter gegen 10:20 Uhr wieder zuhause.
Über 16 Kilometer waren wir auf dem #SunriseHike Hiwweltour Zornheimer Berg unterwegs gewesen. 16 Kilometer, die berauschten und begeisterten. Vielen Dank, liebe Manuela!