Die Hiwweltour Eichelberg ist mit rund 11 Kilometern eine der längeren Hiwweltouren in Rheinhessen. Von Neu-Bamberg aus führt sie an Frei-Laubersheim vorbei und auf den Eichelberg, hinunter an Fürfeld vorbei und das Tal entlang zurück nach Neu-Bamberg. Die Mischung aus Wald, Steinbrüchen, Weinbergen und Wegen durch urwüchsige Gestrüpplandschaften macht ihren Charme aus.
Mitte der Woche betrachteten Manuela und ich die Wettervorhersage und waren überzeugt: Das wird ein Wanderwetter. Kühl aber sonnig mit einigen Wolken und ohne Regen sollte es werden. Also planten wir den Samstag für eine kleine Wandertour ein. Wir wollten wieder in Rheinhessen wandern, und so fiel unsere Wahl auf eine Gegend, die wir noch gar nicht kannten. Im Westen Rheinhessens und in der rheinhessischen Schweiz liegen die Ortschaften Neu-Bamberg, Frei-Laubersheim und Fürfeld. In diesem Dreieck liegt zwischen Frei-Laubersheim und Fürfeld der 320 Meter hohe Eichelberg mit einem für Rheinhessen großzügigen Waldgebiet.
Um 10 Uhr waren wir auf dem Wanderparkplatz am alten Bahnhof von Neu-Bamberg oder Frei-Laubersheim. So ganz einig sind sich die Quellen nicht, zu welcher Ortschaft der ehemalige Bahnhof gehört. Etwa auf halber Strecke zwischen den beiden Ortschaften liegt das Bahnhofsgebäude so versteckt, dass wir es beim Start unserer Wanderung übersahen. Wer Rheinhessen kennt, der weiß um die vielen ehemaligen Bahnstrecken und Bahnhöfe. Auch hier liegen keine Schienen mehr, stattdessen ist es ein Weg zum Wandern und Erkunden.
Zunächst ist die Strecke recht unaufgeregt. Bei Frei-Laubersheim irritierte uns zunächst ein lautes Klopfen, Sprengen oder Hämmern, bis wir auf der linken Seite einen Steinbruch wahrnahmen. Später liefen wir an einigen anderen Steinbrüchen vorbei, die meisten davon sind jedoch verlassen und haben sich teilweise mit Wasser gefüllt.
An Frei-Laubersheim vorbei führt die Tour hinauf in ein Waldstückchen, wo auch die Frei-Laubersheimer Waldbühne ist. Dort finden gelegentlich Veranstaltungen statt. Ein paar hundert Meter später entschlossen wir uns, der nicht der Abbiegung der Tour im Wald zu folgen, sondern einem Pfad hundert Meter weiter zu einem Steinbruch zu folgen. Von oben hatten wir dort einen sehr schönen Ausblick auf den alten Steinbruch, der unten mit Wasser gefüllt ist und jetzt Wasservögeln ein Zuhause bietet.
Wir gingen die hundert Meter zurück und vertrauten uns dem abwärts führenden Zick-Zack des Pfades an. Unten und aus dem Wald heraus trafen wir auf einen Weg, der vermutlich wieder eine, wenn nicht sogar dieselbe Bahnstrecke war. Den alten Steinbruch konnten wir nur hinter einer Kuppe vermuten. Nach einiger Zeit ging es dann wieder in Wald hinein und zunehmend höher. An einer Hütte vorbei hielt sich der Aufstieg zunächst in Grenzen, doch an einer Abbiegung ging es links steil hinauf und auf den Eichelberg.
Fast ganz oben öffnete sich an einer Bank eine Lücke durch die Bäume und bot einen weiten Blick bis zur Nordpfalz.
Mer gehn uff de Eichelberch
durch Feld un Wald un Wies
un wann mer dann do howe sin
do qualmen uns die Fieß
dann ruh mer aus un gucken als
do niwer in die herrlich Palz.Inge, Hermann, Bobby, April 1992
(Plakette auf der Bank)
Nach einer kleinen Pause ging es noch etwas nach oben, und dann auf dem Eichelberg am Hang entlang. Ausblicke bot die Strecke jedoch zunächst keine mehr, erst beim steilen Abstieg am Kanzelblick konnten wir durch eine Baumlücke die Ortschaft Fürfeld sehen.
Als wir unten aus dem Wald kamen, drängte ich Manuela, die Tour zu verlassen und zu einem Abstecher nach Fürfeld hinein. Fürfeld hat etwa 1.500 Einwohner und ist irgendwie ein idyllisches Weindorf. Es erschien mir gar, als ob hier nicht nur morgens um sieben die Welt noch in Ordnung sei (in nicht passender Anspielung auf Eric Malpass‘ Roman). Dennoch, oder auch gerade deswegen gefiel mir der Ort.
Heraus aus Fürfeld und wieder zurück auf der Hiwweltour ging es kurz durch ein paar Weinberge, bis zunächst oberhalb des Fürfeldbachs bis zum Blick auf den Hof Iben und die ehemalige Burg- und Templerkapelle.
Von dort aus folgten wir der Hiwweltour am Hang und oberhalb des Appelbachs. Hier waren es richtig schöne verwilderte Wege mit Brombeersträuchern, wilden Kirschbäumen und vielen Blüten. Auch zwei Bienenstöcke standen am Wegesrand. Na ja, und irgendwo erwischte ich mit meinem linken Bein einen Brennesselstrauch. Meistens war rechts von uns das Tal, und links von uns waren Weinberge. An den Rebstöcken hingen schon viele, wenn auch noch grüne und sehr kleine Reben.
Einige Zeit konnten wir bereits Neu-Bamberg und die Burgruine Neuenbaumburg sehen, bevor wir in Höhe der Weidenmühle den Verlauf des Appelbachtals verließen, um in westlicher Richtung abzubiegen. Zunächst über eine Höhe ging es in ein Tal – und wieder hinauf, wo wir wieder eine gute Sicht auf Neu-Bamberg hatten.
Ein Hinweisschild „Vorsicht Abgrund!“ stand dann plötzlich ganz zu Recht, denn der Abgrund war ein ehemaliger und großer Steinbruch, der sich tief unter uns mit Wasser gefüllt hatte. Sogar einen Bootssteg konnten wir erkennen. Nur ein paar hundert Meter weiter ging es zunächst am Abgrund entlang und dann hinab, bis wir wieder auf dem Wanderparkplatz waren.
Durch den Abstecher nach Fürfeld waren es 13,8 Kilometer geworden, während die Hiwweltour an sich nur 11,2 Kilometer sind. Wir hatten uns reichlich Zeit gelassen, um die Landschaft zu genießen und um Fotos zu machen. Daher hatten wir 4,5 Stunden mit der Wanderung verbracht. Am Morgen hatten wir unser Auto alleine auf dem Parkplatz zurückgelassen, jetzt standen lediglich vier weitere Wagen dort. Doch während der ganzen Wanderung hatten wir keinen anderen Wanderer gesehen.
Vom Parkplatz aus fuhren wir durch Neu-Bamberg und in Richtung Wöllstein. Kurz vor dem Ortsausgang fuhren wir auf den Parkplatz der Junkermühle und kehrten in der Junkermühle ein. In der Junkermühle waren nur ein paar Gäste außer uns. Die Bedienung war zuvorkommend und schnell, der Innenhof ist wirklich sehr idyllisch.
Wir hatten tatsächlich richtig Glück mit dem Wetter. Zunächst war es etwas kühl und windig gewesen, aber durch die Sonne wurde es schnell angenehm. Erst gegen Ende der Wanderung hatte die Bewölkung den Himmel bedeckt, doch die Temperaturen waren da schon genügend angestiegen.
Alle Fotos findest du im Flickr-Album „Hiwweltour Eichelberg„.
Frank Hamm: Kultur- und Weinbotschafter Rheinhessen | Wandern, Genuss, Kultur | Autor und Wanderblogger | Jogger und SunriseRunner
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