Die Weinwanderung mit dem Weingut Nies führte uns in eine alte und damals gefährliche Grenzregion. Der Freistaat Flaschenhals entstand in der Besatzungszeit nach dem Ersten Weltkrieg zwischen Lorch und Kaub am Mittelrhein. Bei der Grenzziehung mit dem Zirkel wurde ein Abschnitt übersehen – was Schmuggel für die Region lebensnotwendig machte.
Im Juni waren wir an einem Wochenende im Hotel im Schulhaus und machten von dort aus insgesamt drei Wanderungen. Eine davon war im Wochenendpaket des Hotels dabei: Eine Weinwanderung mit dem Weingut Nies in Lorchhausen. Die etwa 10 Kilometer lange Wanderung war in einem lockeren Rahmen mit mehreren Weinproben unterwegs und führte durch das Gebiet des ehemaligen „Freistaat Flaschenhals“. Beim Grenzvogt gab es eine Vesper mit Würstchen und Steaks.
Der Freistaat Flaschenhals entstand, weil die beiden Besatzungsmächte USA und Frankreich ihre Zonen mit dem Zirkel zogen und dabei ein schmaler Streifen übersehen wurde.
Nach Kriegsende wurde im Waffenstillstand von Compiègne die Besetzung des linksrheinischen Gebietes durch die Alliierten und zusätzlicher Brückenköpfe bei Köln (britisch), Koblenz (US-amerikanisch) und Mainz (französisch) angeordnet. Zwischen dem US-amerikanischen Brückenkopf von Koblenz und dem französischen Brückenkopf bei Mainz, die jeweils einen Radius von 30 km abdeckten, blieb ein schmaler Streifen zwischen dem Rheintal und Limburg an der Lahn unbesetzt, der wegen der Lage zwischen zwei einander fast berührenden Kreisbögen die Form eines Flaschenhalses hatte.
(Seite „Freistaat Flaschenhals“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 20. Juli 2020, 12:47 UTC. (Abgerufen: 6. August 2020, 13:40 UTC))
Alle Straßen in dieses Gebiet hinein waren durch Sperren unpassierbar. Die einzigen Gleise, die hindurchführten, die leistungsfähige Strecke entlang des rechten Rheinufers, wurden zwar befahren, aber die Züge durften weder am Bahnhof Lorch halten noch anderswo auf dem rund zehn Kilometer langen Abschnitt zwischen der Mündung des Bodentaler Bachs in den Rhein und dem Rossstein, einer Untiefe im Strom nördlich von Kaub (damals noch Caub). Und weil es keine Straße quer durch den Westtaunus gab, die von der nächstgelegenen Kreisstadt Limburg zum Rhein hinabführte, gab es auch dorthin keine Verbindung.
(Freistaat Flaschenhals: Das bizarrste Ergebnis des Ersten Weltkriegs – WELT)
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Alle Fotos sind im Album „Weinwanderung Freistaat Flaschenhals„.