Die zweistündige Tour zum Wandern oder Spazierengehen führt vom rheinhessischen Nierstein zu vielen Aussichtspunkten in den Weinbergen mit phantastischen Ausblicken auf den Rhein, unter anderem zum Niersteiner Wartturm und der Fockenberghütte. Ein großes Stück führt am Roten Hang entlang, eine berühmte Weinlage mit ungewöhnlich reichhaltigem roten Boden. Zurück in Nierstein gibt es die Gelegenheit, die St. Kilianskirche zu besichtigen. Nierstein selbst lockt mit vielen Einkehrmöglichkeiten.
Heute nach meinem #SunriseRun entschlossen wir uns kurzfristig zu einer kleinen Wandertour. Der wundervoll blaue Himmel versprach eine gute Aussicht, denn es war nicht viel Feuchtigkeit in der Luft. Von uns aus sind es gerade einmal 15 Minuten bis nach Nierstein, so dass wir uns zu einer Wandertour durch die Weinberge zum Wartturm, dem Roten Hang und vielen Aussichtspunkten auf den Rhein entschlossen.
Ich kenne die Gegend von meiner Wanderung des Rheinterrassenwegs im August letzten Jahres. So viel es mir leicht, auf die Tour auf Outdooractive zu planen, um sie vor unserer Wanderung mit der App auch offline auf mein Smartphone zu laden.
Inhaltsverzeichnis
Tourdaten
- Nierstein am Rhein bei Mainz
- Rundtour
- 8 Kilometer, etwa 2 Stunden
- Leichte Schwierigkeit
- Viele Aussichtspunkte in den Weinbergen mit phantastischen Blicken auf den Rhein
- Viele Rastplätze
- Viele Einkehrmöglichkeiten in Nierstein
- Etwa 97 Prozent der Strecke sind asphaltiert oder betoniert (Straßen in Nierstein, unterwegs Wirtschaftswege). Nur ein kurzes Stück gegen Ende zur St. Kilianskirche waren es erdige Wege (die sich aber vermeiden lassen).
Start in Nierstein
Gegen halb elf Uhr stellten wir den Wagen auf dem Parkplatz Süd in Nierstein ab (zur Navigation: Flügelgasse 1, 55283 Nierstein). Von dort aus sind es etwa 5 Minuten bis zum malerischen Marktplatz von Nierstein. Auf dem Weg dorthin kamen wir auch am Weingut St. Urbanshof vorbei. Dort hatte ich auf meiner Rheinterrassenwanderung übernachtet und mich über die urige Gutsschänke gefreut.
Ein kurzer Rundgang auf dem Marktplatz ließ uns leider seufzen: Das Café Erni & Illi (siehe auch „Ein Stück vom Kuchenglück“ bei Rheinhessenliebe) hat leider noch bis zum 16. März Betriebsferien. Wir hatten nämlich damit geliebäugelt, nach der Wanderung dort einzukehren.
Vom Marktplatz ging es dann raus und hinauf, an der Rebsortenzeile vorbei. Am Wegesrand erläutern mehrere Schilder in Kürze die verschiedenen Rebsorten. Der Aufstieg zum Plateau und dem Niersteiner Wartturm ist zwar steil aber ansonsten ohne große Herausforderungen.
Niersteiner Wartturm
Vom Niersteiner Wartturm hatten wir einen Wahnsinnsblick bei strahlendem Sonnenschein auf den Rhein, die Weinberge, Nierstein und sogar bis nach Frankfurt. Auf der anderen Rheinseite in der Ferne war der Odenwald zu sehen. Nach Nord-Nordwest hin konnten die Hochhäuser von Mainz-Lerchenberg inklusive dem ZDF-Hochhaus sehen.
Fockenberghütte
Vom Wartturm aus ging es weiter auf der Höhe durch die Weinberge bis zur Fockenberghütte. Wir trafen einen Wanderer aus Nierstein, der mit seinem Hund unterwegs war. Wir unterhielten uns eine zeit lang und erfuhren, dass man die Hütte auch für Feste mieten kann. Auch von hier aus gibt es super Ausblicke auf die Weinberge und den Rhein. Rechts unten, über dem Rhein und vor Nierstein, konnten wir die St. Kilianskirche erblicken, die wir später noch besichtigen wollten.
Am 1. Mai ist wieder die jährliche 3-Türme-Wanderung, die auch zum Wartturm führt:
Der Weg führt Sie vom Niersteiner Marktplatz aus auf einer gut ausgeschilderten Wanderstrecke von insgesamt 11 km zu den drei Türmen Wartturm, Schlossturm und Trutzturm. Wer will, kann auch die etwa 14 km lange Strecke über den Brudersberg nehmen.
Die Route ist geeignet für Jung und Alt, Groß und Klein, und mit geeignetem Schuhwerk geht es fast mühelos durch eine wunderschöne Kulturlandschaft.Und da es kein schlechtes Wetter sondern nur ungeeignete Kleidung gibt, findet die Wanderung bei jedem Wetter statt!
Natürlich ist für guten Wein und Verpflegung bei den drei Türmen und an der Wanderstrecke gesorgt, für Toiletten ebenso.
(Verkehrsverein Nierstein: 3-Türme-Wanderung)
Rheinterrassenweg und Roter Hang
Wir folgten dem Rheinterrassenweg, der gut ausgeschildert ist. Hier konnten wir nochmals sehr gut den roten Boden erkennen, dem der „Rote Hang“ seinen Namen verdankt:
Der Rote Hang ist ein Weinanbaugebiet mit besonderer Optik zwischen Nierstein und Nackenheim. Die einmalige Formation, auch ,,Niersteiner Formation“ genannt, entstand vor über 280 Mio. Jahren durch den Einbruch des Rheingrabens zwischen dem Mainzer Becken und dem Oberrheingraben. Eine weitere Besonderheit des Hangs ist der rote Boden, der auch ausschlaggebend für den Namen war. Die Färbung rührt von eingelagerten Eisenverbindungen (Hämatit) her, welche unter dem subtropischen Klima einer anderen Zeit entstehen konnten. Die Substanz des Bodens besteht aus Ton- und Sandstein und in Kombination mit dem heutigen Klima verleiht der Rote Hang seinen Trauben einen außergewöhnlichen Geschmack
Schönste Weinsicht Brudersberg
Nach einem Schlenker ins „Landesinnere“ ging es zum Brudersberg, wo die „Schönste Weinsicht“ Rheinhessens einzigartige Ausblicke auf Weinberge und den Rhein bietet:
2012 wurde der Blick vom Niersteiner Brudersberg gewählt zur „Schönsten Weitsicht 2012“ in Rheinhessen. Das Deutsche Weininstitut (DWI) und die regionalen Gebietsweinwerbungen zeichneten 2012 erstmals in allen 13 deutschen Anbaugebieten jeweils eine „Schönste Weinsicht 2012“ aus. Dabei handelt es sich um Aussichtspunkte, die besonders spektakuläre Blicke in die Weinlandschaften bieten.
(Rheinhessen.de: Brudersberg „Schönste Weinsicht“)
Dort oben gibt es reichlich Tische und Bänke sowie eine offene Schutzhütte.
Zurück nach Nierstein
Unser Weg führte uns auf einem Weg unterhalb des Hinwegs am Hang zurück nach Nierstein. Auch hier kamen uns einige Wanderer entgegen. Die ganze Zeit schon hatte ich mich gewundert, dass so viele Wanderer unterwegs waren. Klar, es war wahnsinnig gutes Wetter. Aber bei meiner Rheinterrassenwanderung im August hatte ich zwischen Worms und Mainz gerade mal eine Handvoll Wanderer getroffen.
Dann viel mir ein, dass ich ja unter der Woche und in der Ferienzeit gewandert war. Heute jedoch ist Sonntag.
St. Kilianskirche
Kurz vor Nierstein legten wir eine Zwischenstation an der St. Kilianskirche ein. Nachdem wir kurz über den Friedhof spazieren gegangen waren, versuchten wir an der seitlichen Tür unser Glück. Die Tür war offen, und (vermutlich) der Küster begrüßte uns. Leider endet der Zugang in der Kirche nach wenigen Metern. Dort versperrt ein festes Gitter den Zugang. Der Küster erläuterte uns, dass es in der Vergangenheit sehr oft zu Vandalismus und Diebstahl gekommen war. Wir fanden das absolut bescheuert. Bloß aufgrund von irgendwelchen … okay, lassen wir das.
Schon zur Römerzeit, vielleicht auch sogar schon bei den Germanen, war der Kiliansberg eine Kultstätte. 742 wird in einer Schenkungsurkunde des Karlmann eine Marienbasilika genannt.
[…]
Heute bietet sich dem Besucher eine einschiffige Kirche mit schlichtem barocken Langhaus, einer angebauten Taufkapelle (die heutige Marienkapelle), die sich gut zwischen Kirche und Eingangsbereich einfügt, und einem wuchtigen Chorturm, dessen Untergeschosse wohl noch aus der Karolingerzeit stammen. Der Zwiebelturm und die Laterne stammen dagegen aus dem Jahr 1776. Den Turm der Kirche schmückt eine ausgeprägte so genannte „Welsche Haube“, also eine mehrfach geschweifte, oben in einer Laterne endende Dachform, die typisch für den Barock ist.
(Pfarrei Nierstein St. Kilian: Zur Geschichte der Pfarrkirche St. Kilian)
Fazit
Unsere Wanderung dauerte etwa 2 Stunden. Fast die komplette Tour ist auf festen Straßen oder Wirtschaftswegen. Nur am Anfang ist der Anstieg zum Wartturm etwas steil. Insgesamt eignet sich die Tour auch für ungeübte Wanderer. Die Aussichten auf der Tour sind bei sonnigem klaren Wetter einfach der Wahnsinn. In Nierstein gibt es viele Möglichkeiten zur Einkehr. Auch wenn momentan beispielsweise das Café noch Betriebsferien oder eine Gutsschänke Winterpause hatte, so gab es andere Möglichkeiten. Wir wären auch noch in einer Gutsschänke eingekehrt, wenn Manuela nicht wieder gerne zur Biathlonübertragung zurückkehren hätte wollen.
Die Wanderung ist einfach, hat super Aussichten und dauert nicht lange. Sie eignet sich damit für eine kleine Wanderung mit Erlebniswert.
Alle Fotos
Die Fotos sind im Flickr Album „Niersteiner Aussichtstour„:
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Das war wirklich eine ganz wunderbare Wanderung – ich habe sie sehr genossen 🙂