Die vierte Etappe beim Nahe-Wandern mit RheinWanderer Stefan von Bad Kreuznach nach Norheim führte uns an der Nahe durch das Salinental nach Bad Münster am Stein-Ebernburg und auf den Rotenfels.
- Bad Kreuznach – Panoramaweg – Teetempel – Roseninsel-Park – Salinental – Felseneck – Bad Münster am Stein – Rotenfels mit Bastei – Traisen – Norheim
- Länge: 13,8 km (in der Praxis im Allgemeinen immer je nach Abstecher und Laufverhalten zwischen 10 und 30 Prozent länger)
- Höhenmeter: 228 hm ↑ / 219 hm ↓
Inhaltsverzeichnis
Nahe-Wandern
Auf Einladung von RheinWanderer Stefan wandern wir im Laufe des Jahres etwa 170 km auf voraussichtlich zehn Etappen von Bingen am Rhein den Weinwanderweg Rhein-Nahe, die zweite Etappe des Nahehöhenwegs und den Nahesteig bis Neubrücke. Unsere Start- und Endpunkte der einzelnen Etappen wählen wir so, dass wir von Bahnhof zu Bahnhof wandern und dann mit der Bahn zurück zum Startpunkt fahren. Die Etappen planen wir so, dass wir genügend Zeit für Pausen sowie Erkundungen haben und möglichst nahe der Nahe folgen. Die Routen wandern wir je nach Wetter, eigener Terminlage und Lust und Laune.
Von Bad Kreuznach nach Norheim
Wir starteten die Wanderung am Bahnhof von Bad Kreuznach. Von dort ging es mit Abstechern zur Kauzenburg und den Gradierwerken direkt an der Nahe entlang bis nach Bad Münster am Stein-Ebernburg. Nach einem Aufstieg wanderten wir auf dem Rotenfels bis zur Bastei und danach wieder steil hinunter und über Traisen zum Bahnhof in Norheim.
Eine Übersicht verschafft das YouTube-Video „Nahe-Wandern 4: Bad Kreuznach – Norheim„.
Bad Kreuznach
In Bad Kreuznach (Tourismus-Website, Wikipedia) gelangten wir durch die Fußgängerzone und über die alte Nahebrücke auf die andere Naheseite. Nach der alten Nahebrücke bogen wir auf die Klappergasse und den Panoramaweg ab. Nach etwa 300 m führte uns der Panoramaweg in einem Abstecher steil nach rechts und hoch zur Kauzenburg, bevor wir wieder zurück und dann weiter in Richtung Kurpark wanderten. Die Kauzenburg ist seit ihrer Zerstörung im Jahr 1688 durch die Franzosen eine Ruine und seit langem in Privatbesitz. Derzeit beherbergt sie eine Eventlocation und ein Catering-Angebot (siehe „Mikes Catering„). Dennoch gibt es die Möglichkeit, von oben ein paar Blicke auf Bad Kreuznach und das Nahetal zu werfen. Beim Aufstieg bereits hat man eine gute Aussicht.
Teetempel
Unsere nächste Station war der Teetempel auf dem Kauzenberg, der über eine steile Treppe in ein paar dutzend Metern Aufstieg zu erreichen ist.
Der Teetempel auf dem Kauzenberg gehörte einst als Aussichtspunkt zu einem großen romantischen Landschaftsparks, der im 19. Jahrhundert die Kauzenburg und den Schloßpark umfasste. Geschaffen hat ihn um 1820 die Familie von Recum, noch bevor sich das Kurgebiet auf der Naheinsel ausdehnte. Der Ahnherr Freiherr Andreas von Recum machte als französischer Beamter Karriere, als Kreuznach zum Reich Napoleons gehörte. Napoleon persönlich besuchte im Oktober 1804 den Freiherrn in Kreuznach.
(Teetempel auf dem Kauzenberg)
Vom Teetempel aus öffnet sich eine wunderbare Aussicht auf Bad Kreuznach, den Kurpark und das Nahetal. Leider waren die Wände des Tempels sehr stark durch Schmierereien verunstaltet.
Überquerung der Nahe
Nach dem Abstieg überquerten wir die Nahe auf einer Brücke.
Kurhaus
Anstelle direkt die Tour nach rechts entlang der Nahe fortzusetzen, wendeten wir uns nach links und gingen zum Kurpark und Kurhotel, die auf einer kleinen Insel in der Nahe liegen. Anschließend wanderten wir an der Nahe zum Salinental.
Als sich Bad Kreuznach nach der Entdeckung der Radontherapie ab 1904 international einen Namen gemacht hatte, erlebte der Kurbetrieb einen Aufschwung. Neue Hotels und Kureinrichtungen wurden benötigt. So entstand 1913 nach Plänen von Emanuel von Seidl an Stelle des alten Kurhauses von 1843 eine repräsentative vierflügelige Hotelanlage. […] 1958 trafen sich im Kurhaus Charles de Gaulle und Konrad Adenauer, um den Weg für die deutsch-französische Freundschaft frei zu machen.
Salinental mit Gradierwerken
Das Tal verdient seinen Namen der früheren Gewinnung von Salz und den heutigen Gradierwerken. Heute bildet das ganze Tal einen Gesundheitspark mit Freizeitmöglichkeiten.
Eine Saline ist eine Anlage zur Gewinnung von Speisesalz. Es gibt Siedesalinen und Meerwassersalinen: In Siedesalinen wird Siedesalz durch Verdampfung einer meist unter Tage hergestellten oder aus einer natürlichen Quelle stammenden Sole gewonnen. In Meerwassersalinen hingegen wird Meersalz durch Verdunstung von Meerwasser gewonnen.
Ein Gradierwerk (veraltet auch Leckwerk) ist eine Anlage, die im Prozess der Salzgewinnung aus Sole der Erhöhung der Salzkonzentration („gradieren“) sowie der Qualitätsverbesserung des gewonnenen Salzes dient. Das Gradierwerk besteht aus einem frei aufgestellten Holzgerüst, das mit Reisigbündeln aus Schwarzdorn (früher Stroh) verfüllt ist. Die Sole wird von oben über dem Reisig verrieselt, wobei die Tropfen auf ihrem Weg nach unten einen erheblichen Teil ihres Wassers durch Verdunstung verlieren. Gleichzeitig lagern sich schwer lösliche, unerwünschte Begleitminerale der Sole wie Kalk, Gips und Eisenstein am Reisig ab, wodurch sich die Qualität des erzeugten Salzes erhöht. Weiterhin entweicht gegebenenfalls vorhandene Kohlensäure aus der Sole, was zu einer Verstärkung des Ausfällprozesses von Kalziumsalzen führt.
[…]
Die insgesamt acht Bad Kreuznacher Gradierwerke haben zusammen eine Länge von rund 1.100 m und werden heute im Rahmen des „Gesundheits-Tourismus“ genutzt. Da die Sole hier keinen Gips enthält, mussten die Dornwände nicht so häufig erneuert werden.
An der Nahe nach Bad Münster am Stein-Ebernburg
Bad Münster am Stein-Ebernburg
Der Bad Kreuznacher Stadtteil Bad Münster am Stein-Ebernburg wurde 2014 eingemeindet. Man merkt ihm seinen Charakter als Mineralheilbad und heilklimatischen Kurort an.
Wasserturm und Wasserrad von Bad Münster am Stein
Der Wasserturm am Anfang von Bad Münster am Stein diente der Stadt zur Gewinnung einer Salzlösung (Sole). Der Turm und seine Pumpe sollen gegen 1850 errichtet worden sein. Über das Wasserrad speiste die Pumpe Rohre zu einer Saline.
Handgezogene Fähre
Direkt an der Nahepromenade am Kurpark befindet sich die einzige handgezogene Fähre Süddeutschlands. Sie verbindet von Ostern bis Anfang November Bad Münster mit dem Huttental, von wo aus ein Wanderpfad zum Rheingrafenstein bzw. der Wanderweg zum Kuhberg nach Bad Kreuznach führt. Die Personenfähre an der Nahe ist nicht nur eine Rarität, sondern auch ein Stück Verkehrsgeschichte, denn sie wurde bereits 1721 erwähnt.
Die Fähre spart Wanderern ein ganzes Stück Umweg, wenn sie von der Burg Rheingrafenstein nach Bad Münster am Stein wollen. Sie ist allerdings nur tages- und stundenweise zwischen April und Oktober in Betrieb (Nahefähre).
Wir gönnten uns von der Fähre aus einen Umweg bis über die Brücke auf die andere Naheseite für eine bessere Aussicht auf die Ebernburg und den Rotenfels.
Aufstieg zum Rotenfels
Aus Bad Münster am Stein gingen wir dann zunächst hinaus und dann mit immer stärkerer Steigung, bis wir dann einen Pfad mit manchmal befestigten Stufen zum Rotenfels aufstiegen.
Rotenfels
Der Rotenfels (327 m ü. NHN) ist ein Berg auf dem Gebiet der Ortsgemeinde Traisen, zwischen Bad Münster am Stein-Ebernburg, Norheim im Westen und Rüdesheim im Norden. Er ist Naturschutzgebiet und Ziel von erfahrenen Kletterern.
[…]
Das Felsmassiv besteht aus rötlichem Rhyolith, einem Quarzporphyr-Gestein mit feinkörnig-kristalliner Struktur. Vor 270 bis 260 Millionen Jahren bildete sich in einer Phase besonders reger vulkanischer Aktivität durch glutflüssig aufsteigendes Magma das nach seiner Erstarrung sehr witterungsbeständige, rötliche Gestein des Rotenfels. Hydrothermal zersetzte Zonen sind an der helleren Färbung erkennbar. Dort sind die Feldspate in Kaolin umgewandelt. Die Nahe hat diese Felsstruktur als Steilufer über Jahrtausende in den Fels gefräst und einen Großteil des Verwitterungsschutts abtransportiert.
Die Wand des Rotenfelses ist über einen Kilometer lang und etwa 200 m hoch und gilt damit als die höchste Felswand zwischen Alpen und Skandinavien. Die Felswand ist von weitem im Nahetal zu sehen, und von oben bieten sich imposante Blicke hinunter. Besonders eindrucksvolle Blicke bietet die Aussichtsstelle „Bastei“, von der aus unser Ziel, die Ortschaft Norheim, gut zu sehen war.
Durch Traisen und nach Norheim
Ein Stück weiter dann ging es auf einem schmalen Pfad und teilweise sehr steil hinab. In Traisen gönnten wir uns im Schatten eines Baumes außerhalb eines Spielplatzes eine Rast für Kaffee, Brote und Kekse.
Nur kurz führte uns die Tour durch Traisen, dann ging es weiter nach Norheim. Ein Stückchen außerhalb von Norheim, bevor wir nach Norheim abbogen, hielten wir an der sandsteinernen Skulptur eines „Remischen“, die von mehreren Weingütern und einem Ortsbürgermeister gestiftet worden war.
Das „Remischen“ (einheimisch: Remiesje) ist ein im Naheland übliches Maß für einen offenen, im Glas und nicht in der Flasche servierten Wein.
Die Menge entspricht einem halben Schoppen, also 0,2 Liter. Seit Generationen ist das „Remischen“ ein typisches Weinglas an der Nahe und damit auch ein Stück Weinkultur der Region.
(Hinweistafel)
Kurz darauf erreichten wir den Bahnhof, von dem aus es für mich zurück nach Bad Kreuznach ging.
Alle Fotos
Alle Fotos sind auf Flickr im Album „Nahe-Wandern 04 Bad Kreuznach – Norheim„.
Stefans Bericht
Stefan hat auf seinem Blog ausführlich über unsere Wanderung berichtet. Nahe-Weinwanderweg 4: Von Bad Kreuznach nach Norheim.
Zum Nachwandern auf Outdooractive
Stefan hat unsere Etappe zum Nachwandern auf Outdooractive hinterlegt. Nahe-Weinwanderweg 4: Von Bad Kreuznach nach Norheim.