Mein SunriseRun führte mich von Selzen hinauf in die Weinberge, an den ehemaligen Anderson Barracks (jetzt Rhein-Selz-Park) vorbei in Richtung Weinolsheim, Dalheim ließ ich links liegen. Hier, in den Weinbergen stieß ich auf ein Wingertschütz-Häuschen, auf dem ich den Sonnenaufgang genießen konnte. Ein bisschen fühlte ich mich wie ein Wingertschütz. Zurück ging es durch Friesenheim hindurch und dann an der Selz bis zurück nach Hause.
Heute Morgen stand ich zeitig auf. Inzwischen geht die Sonne bereits um 6:10 Uhr auf, so dass es bei den gegenwärtigen Wetter bereits eine Stunde davor hell genug zum Laufen ist. Um 5:20 Uhr lief ich dann los. Am Horizont konnte ich schon ein wunderbares Morgenrot bewundern. Bei der ehemaligen Kaserne überquerte ich die B 420 und lief ins Tal hinunter und anschließend auf der anderen Seite in die Weinberge hinauf.
Wenn ich mich umdrehte, konnte ich bereits recht gut den Standort der bald aufgehenden Sonne erkennen. Ich wollte möglichst weit oben sein und einen guten Blick auf den Sonnenaufgang und die Weinberge haben. Und da hatte ich richtig Glück: Mitten in den Weinbergen war ein kleines Wingertshäuschen mit einer metallenen Leiter und einem Geländer auf seinem flachen Dach.
Inhaltsverzeichnis
Wingertschütz
Früher gab es noch keine Schuss-Automaten, die mit ihren Böllern aus Pressluft die Vögel vertreiben. Vorwiegend Stare in ihren großen Schwärmen fallen im Spätsommer und Herbst gerne über reifende Trauben her. Vor den Automaten gab es den „Wingertschütz“ (rheinhessische Bezeichnung), der im den Weinbergen auf anfliegende Starenschwärme achtete.
Ein Weinberghüter (auch Weingartenhüter, Wengertschütz, Wengerter oder Saltner genannt) war ein Helfer des Weinbauern, der mit einer Ratsche, Wengerter-Peitsche oder Schreckschusspistole vor allem die Vögel vertrieb.
(Seite „Weinberghüter“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 16. April 2020, 18:42 UTC. (Abgerufen: 27. April 2020, 08:48 UTC))
Manchmal reichte eine hervorgehobene Stelle in der Landschaft. Oft aber bekam der Wingertschütz die bauliche Möglichkeit eines Ausgucks, außerdem war eine trockene Abstell- und Ausruhstelle von Vorteil. So gibt es immer noch viele kleine Wingertshäuschen wie das zwischen Dalheim und Weinolsheim.
Vorsichtig kletterte ich die senkrechte Metallleiter hinauf. Es wehte ein moderater Wind, doch vorsichtshalber ließ ich meinen Buff-Schal über dem Hinterkopf, damit ich mir – verschwitzt wie ich war – keine Erkältung holte. Von hier oben genoß ich einen 360-Grad-Rundblick. Am fantastischsten war der Blick allerdings in Richtung Osten und Dalheim, wo nach und nach die Sonne aufging. Ihre Strahlen spielten mit dem Blattwerk der austreibenden Rebstöcke. Ich stellte mir vor, wie es wohl wäre, hier mit einer Schreckschusspistole auf angreifende Starenschwärme zu warten.
Neben den Schuss-Automaten gibt es gelegentlich auch Tonaufnahmen von schrecklich schreienden Vögeln, so dass dieses Schreien die Stare vertreiben soll. Seltener noch gibt es tatsächlich einen leibhaftigen Wingertschütz. Bei einer Handlese mit Tim Bernhard vom Paulinenhof im Herbst 2018 erfuhr ich, dass es in der Sörgenlocher Gemarkung tatsächlich noch richtige Wingertsschützen gibt, da die Fläche nicht groß genug ist. Vielleicht sollte ich mich einmal darum bewerben, um so richtig stundenlang in den Himmel zu starren … nun, vielleicht lasse ich das doch lieber.
Weinberge und Selz
Heute jedenfalls lief ich irgendwann weiter durch die Weinberge. Bei einem weiteren Wingertschütz-Häuschen pausierte ich kurz, kletterte hinauf und machte oben ein kleines Video.
Ich überquerte die L 425 nach Weinolsheim, um dann hinunter nach Friesenheim zu joggen. Von dort aus folgte ich der Selz zurück nach Selzen. In der Selz lagen bei Köngernheim ein paar Schiffe vor Anker, mit dem mächtigen Führungschiff vornean. An ein paar Rindviechern und Jordan’s Untermühle vorbei kehrte ich dann nach Hause zurück, um auf dem alten denkmalgeschützten Selzer Friedhof auszupowern. Derzeit stehen die Kastanienbäume auf dem Friedhof in voller Blüte.
Fotografische Impressionen
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Alle Fotos sind im Flickr-Album „SunriseRun Dalheim/Friesenheim„.