Ein Expeditionstagebuch über eine Reise in die wilde Pfalz und deren Erkundung anlässlich des 3. Bloggerwanderns Rheinland-Pfalz „Trekking Pfälzer Art“.
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Dies sind die Chroniken des Entspannenden, der er wider jegliche Vernunft seine Heimstätte im beschaulichen Rheinhessen verließ und zur Erkundung in die Pfalz aufbrach. Dort hausten früher die Kelten, und vom Hörensagen meinte er, auch in der Neuzeit sei diese Region wild und rau. Leichtsinnig hatte er sich darum beworben, mit anderen Bloggern Teil einer Expedition zu sein. Kaum wurde ihm zugesagt, so ward ihm schwindlig ob seines Mutes.
Doch die Pfalz sei nicht fern, und die Anreise sei sicher, hatten ein paar seiner Landsleute gemeint. Andere hatten ihn gewarnt: Viel Wald gäbe es, und dunkle Ecken. Er jedoch hatte sich tapfer gegeben. Er würde zu Fuße zur Grenze wandern und das Rheinhessen-Land mit intakten Straßen, Postämtern und Tavernen verlassen. Er wollte den donnernden Berg erklimmen und sich von ihm hinunter ins wilde Keltenland stürzen, um sich der Expedition und der Gemeinschaft der Tapferen anzuschließen, um zu erleben und um zu berichten.
In diesem ersten Teil schreibt Der Entspannende von seiner Anreise aus Rheinhessen in die Pfalz, seinem Staunen beim Sonnenaufgang am Adlerbogen und bis zur Besteigung und Überquerung des Donnersbergs sowie über seine Ankunft in Winnweiler.
Im zweiten Teil „Expedition in der Pfalz: Ein Rheinhesse wagt Trekking Pfälzer Art“ schreibt Der Entspannende vom Treffen der Gemeinschaft, von einem genussvollen und prächtigen Abend zum Sonnenuntergang, seiner abenteuerlichen Nacht im Zelt, einer teuflischen Wanderstour, einem genussvollen Abende zu Hofe, vom Wandeln in einer Heide, von einer mächtigen Abtey und von der Verabschiedung der Gemeinschaft.
Inhaltsverzeichnis
13. Juni 2017
Heute bekam ich die Zusage zur Expedition, zu der ich mich aus einer Laune heraus beworben habe. In der Pfalz soll es die verschiedensten Gebiete mit vielen Dialekten und Gebräuchen geben. Westpfalz, Nordpfalz, Vorderpfalz, Südpfalz, Pfälzer Bergland, Pfälzerwald. Wir sollten uns vorsehen, so dass wir nicht in Streitigkeiten der verschiedenen Stämme geraten. Doch uns Tapferen wird unsere Gemeinschaft Kraft und Stärke geben. Immerhin, die Römer haben ihre Spuren dort wie auch bei uns im wunderbaren Rheinhessen hinterlassen. Ein Quäntchen Kultur wird doch noch vorhanden sein!
Ich will etwas Außergewöhnliches wagen. Ich will nicht nur meine Heimat Rheinhessen verlassen und weiter in den Westen vorstoßen. Ich will mich nicht nur auf die Kraft von Kutschen und Lokomotiven verlassen: Auf meinen eigenen Füßen will ich das Selztal hinauf mich begeben, unser Land verlassen, um mich über den Donnersberg hinweg dann in Winnweiler der Gemeinschaft der Tapferen anzuschließen. Ob ich es wirklich wagen soll?
9. August 2017
Wahrlich, eine tapfere Truppe! Heute las ich in der Depesche von den Braven, mit denen ich die Expedition bestreiten werde.
Endlich ist es soweit: Wir können Euch die ausgewählten Bloggerinnen und Blogger vorstellen, die beim nächsten Bloggerwandern Rheinland-Pfalz mit dem Thema „Trekking Pfälzer Art“ teilnehmen werden.
Wir werden wandern und grillen und die Genüsse der wilden Stämme probieren! Es ist doch eine gewaltige Expedition. Aber die Gemeinschaft wird mir Kraft geben. Nur das mit dem Übernachten im Zelt, das mag ich wohl verdrängt haben. Ungern gebe ich es zu, doch Zweifel mich plagen.
Mittwoch, 13. September 2017
12 Uhr
Vergnüglich umspielte der Wind meine Haarpracht, als ich heute Morgen meine Reise mit meinem etwa 13 Kilogramm schweren Rucksack begann. Kleidung, Proviant, Schlafsack, Isomatte – auf ein Mindestmaß an Zivilisation wollte ich nicht verzichten. Guten Mutes und mit großen Schritten verließ ich meine Heimstatt in Richtung Fremde. Nicht allzu lange, und ich wurde der festen und dunklen Wolkendecke gewahr. Doch im Tal kam ich gut voran, bis ich schließlich bei Bechtolsheim den mächtigen Petersberg begann zu erklimmen. Auch ward der Wind inzwischen mehr wild denn verspielt. Von den Hängen des Petersbergs aus bereits sah ich im Osten eine gewaltige Regenfront, und die Winzer beeilten sich mit der Weinlese.
Schon oft hatte ich den gewaltigen Petersberg bezwungen. Er gehört mit seinen 245 Metern zu den höchsten Bergen Rheinhessens! Doch dieses Mal pfiff mir der Wind heftig entgegen. Der Lohn war mir ein famoser Rundblick auf Gau-Odernheim und die den Berg umgebenden tosenden Regenfronten. Vor mir im Tal lagen der Abstieg und die Ortschaft Gau-Odernheim.
Dort sitze ich nun in einem Eiscafé und erhole mich mit einer kleinen Erfrischung von der Anstrengung. Gleich gestärkt mit etwas Marschproviant vom lokalen Metzger gedenke ich, den Anstrengungen einigermaßen gewachsen zu sein. Die Reise scheint noch anstrengender zu werden, als ich es im Geheimen befürchtet hatte.
20 Uhr
Je weiter ich mich von Gau-Odernheim entfernte, desto ungastlicher wurde das Wetter zu mir. War ich zunächst noch im dicken Gestrüpp an der Selz bis Framersheim geschützt, so nahmen nicht nur Regen und Wind weiter zu, sondern ich bewegte mich immer öfter in freiem Gelände. Gut, dass ich bei Framersheim meine Regenjacke übergezogen hatte. Irgendwann verließ ich das Tal und ging die Hänge empor, um mich Dautenheim zu nähern.
Dann, kurz bevor ich in meiner Herberge anlangte, riss die Wolkendecke auf, und die Sonne begrüßte mich. So also betrat ich wohlgemut in Dautenheim das Winzerhotel Storr. Kurz nach meinem Klingeln am Hofe öffnete mir eine Dame des Hauses, die mich zu meinem Zimmer führte und mir die Schlüssel übergab. Ich packte meinen Rucksack aus und reflektierte den Tag. Etwa 22 Kilometer war ich gewandert. Keine allzu große Herausforderung, war die Strecke doch bis auf die Gegend um den Petersberg und den Anstieg nach Dautenheim mit wenigen Höhenmetern gesegnet.
Ich entschloss mich zu einem Spaziergang in und um Dautenheim. Kaum hatte ich das 500-Seelen-Örtchen verlassen, um in den Weinbergen darüber zu wandeln, da regnete es schon. Ich war zwar gewappnet, doch ich wollte mein Glück nicht herausfordern. Zurück im Hofe kaufte ich von einer Jungfrau des Gutes ein Fläschlein Wein und setzte ich mich im Hof unter dem Zeltdach an einen großen Tisch.
Hier sitze ich nun und genieße den Wein, notiere den Tag und schaue dem Gutsherren zu, wie er hart arbeitend die kostbaren Trauben einbringt. Genuss und Arbeit, so nahe beieinander. Ja, so sind wir, die Rheinhessen!
Donnerstag, 14. September 2017
8 Uhr
Soeben habe ich reichlich und gut gefrühstückt. Die tapferen Gutsleute ließen es an nichts mangeln. Ich bin gestärkt und werde mich gleich auf den Weg machen. Ob der Rucksack sich heute wohl leichter tragen wird?
Gestern schon war ich kurz am Weidasserbach gewandert. Heute werde ich an ihm entlang mich der Grenze nähern. Da es regnet, werde ich erneut und sogleich die Regenjacke und ihre Kapuze mir überziehen.
10 Uhr
Kettenheim, Wahlheim und jetzt Freimersheim. Nur noch wenige Kilometer bis zur Grenze. Zunehmend schwerer fällt es mir, mich dem Regen aus dem Osten entgegenzustemmen. Bereits bei Kettenheim zwang mich das Wetter, eine Regenhülle über den Rucksack zu stülpen. Noch bleibt die Hose trocken, doch ich überlege, mir die Regenhose überzustülpen. Ach, so schlimm wird es schon nicht werden.
12 Uhr
Es wurde so schlimm. Schon nach Freimersheim nahm der Regen nochmals zu. Doch im Freien ungeschützt, so wollte ich mich nicht der Regenhose versichern. Die Strecke durch die Felder ward mir durch riesige Pfützen und Matschfelder versperrt. So lief ich an der Landstraße entlang und kürzte die Strecke ein wenig. Auf der Höhe dann, kurz vor Ilbesheim, begrüßte mich an der Grenze ein Schild im Donnersberg und der Pfalz. Den Regen doch, den empfand ich gar nicht als Begrüßung. Meine Beinkleider waren durchnässt, zu lange hatte ich gewartet.
Dieses Ilbesheim schien mir zunächst verlassen, doch eine Frau war vom Markt mit ihrer Kutsche gekommen und packte ihre Waren um. Vorsichtig näherte ich mich der Einheimischen und bat um einen kurzen Schutz in ihrem Kutschport vor dem Unwetter, um mir die Regenhose anzukleiden.
Überraschend und sehr freundlich gewährte sie mir die Bitte. Kurz unterhielten wir uns, und erstaunlicherweise konnte ich sie mit ihrem Dialekt recht gut sogar verstehen. Doch eine Pfälzerin, das war sie allemal! Sie bedauerte meine missliche Lage, schob es auf die Wetterlage und versuchte mich aufzumuntern. Der Regen und der Wind kämen wie so oft vom bösen Donnersberg, das wäre hier so. Wo ich denn hin wolle, fragte sie mich. „Zum Donnersberg“ antwortete ich ihr zerknirscht. Nach der Verabschiedung trottete ich unter ihren mitleidigen Blicken weiter in Richtung Süd-Osten, zum Donnersberg.
Gar garstig war die nächste Strecke über Bischheim bis nach Kirchheimbolanden. Dort jedoch, oh Wunder, begannen sich die Wolken zu verziehen. Möglicherweise hatte die liebe Frau in Ilbesheim ihre Götter um Mitleid gebeten, denn ich habe gerade Kirchheimbolanden durchquert, und die Sonne scheint! Dieses Kirchheimbolanden vermeint mir, da nicht ferne von der Zivilisation, ein recht nettes Städtchen zu sein!
Gleich entledige ich mich der Regenkleider und wandere wieder froheren Mutes über Land bis nach Dannenfels!
15 Uhr
Ich habe es geschafft! Bis nach Dannenfels hinauf, hindurch und dann bis zum Kastanienhof! Kaum hatte ich mich der Regenkleider nach Kirchheimbolanden entledigt, so versammelten sich die Wolken erneut. Fast hätten mich kurz vor Dannenfels die Regenfluten hinab- und den Weg zurückgespült, doch ich überwand sie. Der Donnersberg scheint mir ein wahrer Behüter seines Landes zu sein, allzu unfreundlich nahm ich ihn bislang gewahr. 23 Kilometer habe ich heute geschafft, doch die letzten Schritte fielen mir gar schwer.
Ich hab ein ganzes Appartement für mich ganz alleine! Die liebe Frau am Empfang ist von weit aus dem Norden, aus Friesland, und doch hält sie es schon lange in der Pfalz aus. Ihr gefällt es hier sogar. Das Appartement ist geräumig und voller Annehmlichkeiten, sogar eine Heizung hat es! Kaum hätte ich zu hoffen gewagt, auf solchiges in meiner Lage zu treffen. Nach einer kurzen Pause zur Erholung werde ich das Haus erkunden, der Himmel scheint wieder klar zu werden.
21 Uhr
Sonne! Ich konnte es kaum glauben, dass die Sonne mich derart belohnte und mir einen fantastischen Blick bis in meine Heimat, nach Rheinhessen, gönnte!
Ein wahrer Pfalzblick! Genau so heißt denn auch die Schänke, in der ich mich weiter wärmte und für inneren Genuss sorgen ließ. Der Wirt war gar sehr gesprächig. Kaum hatte ich kurz auf der Terrasse verweilt, um die Aussicht zu genießen, so öffnete er gegen halb Fünf die Tür weit vor der Zeit und bat mich herein! Ach, welch Labsal für Seele und Körper! Der Wirt war ein Einheimischer, er kannte sich gut aus in der Gegend, und wohl gebildet schien er mir. Und kochen konnte er, wahrlich, es war ein Genuss!
Nun liege ich in meinem Appartement, gesättigt und müde. Für den Morgen habe ich mir den Sonnenaufgang vorgenommen und mir daher den Wecker … ich werde jetzt lieber …
Freitag, 15. September 2017
Etwas nach 5 Uhr …
… Guten Morgähn.
7 Uhr
Wahrlich, das war ein Abenteuer! Kaum hatte ich mich in aller Stille aus dem Kastanienhof begeben, da stolperte ich im Dunkeln den Berg hinauf. Allerlei Geräusche durchdrangen den Wald, und auch meine magische Lampe erhellte kaum den Weg! Nun aber sitze ich hier am Moltkefelsen, vor mir thront der Adlerbogen. Diesen Adler auf seinem Bogen, ihn will ich in wenigen Minuten im Lichte der aufgehenden Sonne glänzen sehen!
Doch die Chancen, sie stehen schlecht. Die Götter scheinen noch aufgewühlt vom gestrigen Tage. Dicke fette dunkle Wolken bedecken den Himmel und lassen mich kaum bis in meine Heimat Rheinhessen blicken. Kutschen mit ihren Lampen huschen auf der Erde tief unter mir. Am Horizont … doch da! Ich wage kaum, meinen Augen zu trauen!
8:30 Uhr
In der Tat, die pfälzischen Götter müssen mit mir hadern. Nur kurz ließen sie mich die Sonne erblicken. Keine Scheibe, nein, fast nur ein Strich. Doch immerhin. Kaum war der Moment vorbei, schon war es nahezu hell. Der weitere Anstieg, er war gewaltig. So hatte ich den Anstieg begonnen, so schloss sich nicht nur die Wolkendecke. Nein, ich war gezwungen, inmitten der Wolken zu wandern. Die Hand vor Augen sah ich selten! Dennoch wagte ich es, und kam so am Ludwigsturms vorbei bis hierhin, auf den Gipfel des Donnersbergs.
Die ganze Zeit, so wie auch hier, waren es Wolken, die mich vielleicht vor dem Zorn ihrer pfälzischen Götter verbargen. Doch ich muss weiter, immer weiter.
11:30 Uhr
Bäume, sehr viele Bäume sah ich. Ganze Wälder habe ich durchschritten. Einsam, nur begleitet von rätselhaften Schatten und Schreien im Walde, schlug ich mich über Wege, durch Gebüsche und über Morast. Fast verlor ich die Orientierung gar. Den Berg hinab gelangte ich, bis die Wolken verschwanden. Ich bin leicht außer Atem und nutze die Gelegenheit, hier an der Kreuzkapelle über Winnweiler mich zu erholen von den furchtbaren Stunden.
Zuversicht durchströmt mich, da ich unter mir Winnweiler erblicke, und nur noch wenige Schritte hinab mich von der Gemeinde trennen. Dort will ich die anderen Tapferen der Gemeinschaft treffen und von meinen Taten ihnen berichten. Doch, ob es in dieser pfälzischen Gemeinde etwas für mein Wohl wohl geben wird?
12 Uhr
14 Kilometer waren es heute nur, doch schwer der Rucksack mir war. Zuerst ging es hoch, und dann ging es hinunter. Dazwischen täuschte der Boden, als ob es hinaufginge, doch dann ging es immer wieder hinunter bis nach Winnweiler.
In Winnweiler sitze ich nun in einem kleinen Eiscafé und ergötze mich an einem Kaffee. Wohl hat es Kaffee, doch um diese Zeit kein Eis an diesem Flecken. Dieses Winnweiler scheint mir etwas ärmlich. Allerdings, ein Zufall mag dies sein, denn vor wenigen Minuten vor dem Bistro Max, da sah es mir doch vielversprechend aus. Noch war das Bistro geschlossen, doch bald, bis gegen 14 Uhr, sollen die Expeditionsleitung und die anderen Tapferen der Gemeinschaft sich versammeln.
So harre ich der Abenteuer, die da kommen werden …
Der zweite Teil erscheint in Bälde…
Die Expeditionsroute des Entspannenden
Die Stationen: Selzen, Köngernheim, Friesenheim, Bechtolsheim, Gau-Odernheim, Dautenheim, Kettenheim, Wahlheim, Freimersheim, [Grenze zur wilden Pfalz], Ilbesheim, Bischheim, Kirchheimbolanden, Dannenfels, Adlerbogen, Donnersberg, Winnweiler.
Die Wanderrouten auf Outdooractive
- Anwandern 3. Bloggerwandern RLP (1) (Tag 1, Selzen – Dautenheim).
- Anwandern 3. Bloggerwandern RLP (2) (Tag 2, Dautenheim – Dannenfels).
- Anwandern 3. Bloggerwandern RLP (3) (Tag 3, Dannenfels – Winnweiler).
Die Stationen auf Google Maps
Eine Karte aller Stationen der Expedition: 3. Bloggerwandern RLP.
Transparenz-Information
Das Anwandern vom 13. bis 15. September zum 3. Bloggerwandern Rheinland-Pfalz war meine eigene Initiative, für die ich keine Vergütung, keine Kostenerstattung und kein Sponsoring erhielt. Für das 3. Bloggerwandern Rheinland-Pfalz vom 15. bis 17. erhielt ich kostenlos ein Leihzelt, die Übernachtung in Otterberg, die Verpflegung, die Transfers zwischen den Stationen, die Führungen, Informationsmaterial und ein T-Shirt. Das beeinflusst mich jedoch nicht in meiner Berichterstattung. Die Rückfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln von Winnweiler nach Selzen habe ich selbst bezahlt.