Bei meiner Wanderung aus Rheinhessen über den Donnersberg und in die Pfalz will ich am Adlerbogen den Sonnenaufgang fotografieren. Auch wenn die Wolken mir die volle Sicht auf die Sonne verwehren, so sind es doch wunderbare Minuten auf dem Moltkefelsen.
Kurz vor 7 Uhr am 15. September sitze ich an der Ostseite des Donnersbergs in der Pfalz. Heute bin ich den dritten Tag unterwegs, nachdem ich am Mittwoch Morgen in Selzen die Selz entlang in Richtung Pfalz loswanderte. Ich will zum 3. Bloggerwandern Rheinland-Pfalz, das in Winnweiler startet. Ich bin etwas müde, doch nachdem mich der Wecker sowieso kurz nach 5 Uhr geweckt hatte, bin ich dann vom Kastanienhof losgewandert. Schließlich muss ich sowieso um 14 Uhr in Winnweiler zur Gemeinschaft der Tapferen stoßen.
Es war mein erstes Mal, dass ich zu einem meiner Sonnenaufgangsfotos durch einen Wald im Dunkeln wanderte. Durch den Wald und das Blätterwerk sah ich manchmal kaum den Pfad. Die LED-Lampe leistete mir an manchen Stellen gute Dienste. Dennoch hatte ich den einen oder anderen Stolperer.
Jetzt sitze ich auf dem Moltkefelsen, und vor mir thront der Adlerbogen. Nachdem ich bei meinen Recherchen zur Wanderroute von Selzen nach Winnweiler auf ihn gestoßen war, wollte ich unbedingt hier hin. Von hier aus gibt es eine schöne Aussicht bis nach Rheinhessen, und außerdem kann ich angeblich hier sehr gut nach Osten zum Sonnenaufgang blicken (Sonnenaufgang am Adlerbogen um 7:04 Uhr am 15.09.2017).
Links vom Adlerbogen streckt sich trotzig ein knorriger Baum in die Höhe, rechts vom Adlerbogen reckt sich ein massiver Fels.
Doch heute morgen stehen die Chancen schlecht. Der Himmel ist fast komplett mit dicken fetten dunklen Wolken bedeckt. Das Streulicht lässt mich bereits sehr gut auf dem Boden bis nach Rheinhessen blicken. Die Straßenbeleuchtungen der Ortschaften sind noch an, und immer wieder huschen die Fahrlichter von Autos über die Landstraßen.
Trotz allem hoffe ich, dass die Wolken mir zumindest für ein paar Minuten die Sicht auf die Sonne freigeben.
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Sonnenaufgang am Adlerbogen
Ein paar Minuten bekomme ich tatsächlich die Sonne zu sehen. Aber anstelle einer goldenen Scheibe am Horizont sehe ich nur einen schmalen Strich. Wenn ich etwas in Richtung Süden blicke, dann sehe ich schon weiter Wolken heranziehen.
Zwei alte Herren stehen da am Bogen. Ob es Moltke und Bismarck hier wohl gefällt, wie sie bei jedem Wetter da stehen? Und dann auch noch mit dem Rücken zur Aussicht stehen?
Jetzt ist es schon ziemlich hell, und ich kann die Felsen und den Bogen auch deutlicher erkennen.
Aber die beiden alten Herren, Moltke und Bismarck, haben nichts davon. Sie müssen weiterhin den Berg und mich anglotzen.
Der Adlerbogen
Am linken Ende des Bogens steht die Bronzefigur des Generalfeldmarschalls Graf Helmuth von Moltke. Ihm verdankt der Felsen seinen Namen. Bevor der Adlerbogen 1880 ihm zu Ehren errichtet worden war, hieß der Felsen noch „Dorbisfelsen“. Moltke hatte im Deutsch-Französischen Krieg (1870/1871) die Grenzen der Pfalz verteidigt. Seine Verehrung wurde durch die des Reichskanzlers Otto von Bismarck noch übertroffen. Überall in Deutschland und sogar im Ausland entstanden Bismarckdenkmäler, so auch beispielsweise bei Ingelheim. Dementsprechend steht am rechten Ende des Bogens die Bronzefigur vom Reichskanzler.
Dem Adler oben auf dem Bogen hatten 1945 alliierte Soldaten den Kopf abgeschossen. Aber auch die beiden Standbilder waren in der der Nachkriegszeit zerstört worden. Es gibt ein historisches Foto von 1947, als der damals 12-Jährige Karl-Horst Bitschnau als Mutprobe auf den Adlerbogen kletterte. Sein Bruder hielt den Moment damals fest.
„Es geht da schon ganz schön runter.“ Karl-Horst Bitschnau aus Kirchheimbolanden zeigt ein schwarz-weißes Foto, auf dem er als Junge auf dem Adlerbogen, hoch oben auf dem Donnersberg abgebildet ist: Er grinst frech, seine linker Arm liegt leger auf dem eisernen Adler in der Mitte, seine Beine baumeln von dem mächtigen Stahlbogen. Er reicht von einer Felsnase zur nächsten, dazwischen klafft eine tiefe Schlucht.
(SWR: 70 Jahre Rheinland-Pfalz – Mutprobe auf dem Adlerbogen)
Wer genau hinschaut, kann auf dem Foto erkennen, dass der Kopf des Adlers fehlt. Erst 1981 wurde der restaurierte Adler mit einem Hubschrauber wieder an seinen Platz gebracht. Die Standbilder fehlten weiterhin.
Der Zahn der Zeit nagte am Adlerbogen und am Adler, so dass der Adlerbogen 2015 saniert werden musste.
Herr Gabelmann entrostete den gusseisernen Adler in luftiger Höhe direkt auf dem Bogen, und trug mehrere Schichten Korrosionsschutz auf. Später wurde der Adler dann zweimal vergoldet.
[…]
Nach einigen Vorarbeiten, wie z.B dem Abkleben der Felsen mit Folie, wurde dann auch der Bogen und die Fundamente 3 mal beschichtet. Die Farbe war eine Spende der Pfalzwerke.
(Gemeinde Dannenfels: Der Adlerbogen in neuem Glanz)
Bei der Sanierung übernahmen dann die Hegergusswerke in Enkenbach-Alsenborn die kompletten Kosten für die Standbilder, so dass inzwischen der Bogen wieder vollständig ist. Unter beiden Standbildern ist eine Tafel angebracht.
Links:
Generalfeldmarschall Graf Helmuth von Moltke – Die Figur wurde von Hegerguss Enkenbach hergestellt und gespendet – 16. Juni 2016
Rechts:
Reichskanzler Otto von Bismarck – Die Figur wurde von Hegerguss Enkenbach hergestellt und gespendet – 16. Juni 2016
Weiter auf den Donnersberg über das Fluggelände
Mittlerweile ist es kurz vor halb acht Uhr. Ich muss weiter, wenn ich einen Zeitpuffer für meine weitere Wanderung nach Winnweiler behalten will. Steil geht es nach oben, doch nach wenigen Metern oberhalb des Adlerbogens gibt es eine plane Fläche, an der ich kurz halte.
Hier ist das Fluggelände Donnersberg Moltkefelsen für Gleitschirmfliegen und Drachenfliegen. Auf einer Tafel stehen für die Flieger ein paar Informationen. Ich habe zwar keine Ahnung, das das bedeutet, aber unter anderem steht da:
Ja: A-Lizenz, B-Lizenz, Passagierflug
Nein: Ausbildung ab 10 Höhenflüge, Ausbildung bis 10 Höhenflüge, Flugauftrag Höhenflugausweis
Egal, ich werde mich hier und jetzt sowieso nicht in die Tiefe stürzen. Zumindest kann ich jetzt den Adler sehr gut erkennen.
Informationsquellen
- Dannenfels: Der Adlerbogen in neuem Glanz
- SWR: 70 Jahre Rheinland-Pfalz Mutprobe auf dem Adlerbogen
- Die Rheinpfalz: Das Reich rostet
- Pfälzer Gleitschirmclub e.V.: Fluggelände Donnersberg (Moltkefelsen)
- 1. Pfälzer Drachen- und Gleitschirmflieger Club e.V.: Bilder Donnersberg Moltkefelsen (Adlerbogen)
- Stauf Paragliding: DB Adlerbogen