Am 30. Juli wanderten Manuela und ich durch das Selztal von Alzey bis nach Selzen. In diesem Artikel geht es um die zweite Hälfte der Wanderung, die uns vom Petersberg über Bechtolsheim an der Selz entlang nach Friesenheim führt. Von dort aus geht die restliche Strecke über Köngernheim und Hahnheim bis nach Selzen.
Alle drei Artikel zu dieser Selztalwanderung:
- Probewandern: Selztalwanderung von Alzey nach Hahnheim/Selzen (Ausrüstung)
- Wandern im Selztal (1): Von Alzey nach Gau-Odernheim
- Wandern im Selztal (2): Vom Petersberg nach Selzen (dieser Artikel)
Ende Oktober 2016 machten wir eine zweite Tour: Wandern im Selztal (3): Von Ingelheim nach Selzen
Inhaltsverzeichnis
Die Route auf Outdooractive
Für dieses Jahr habe ich mir eine mehrtägige Rheinterrassenwanderung vorgenommen. Die Selztalwanderung diente als „Probewanderung“ mit vollem Gepäck und mit einer Länge von mehr etwa 24 Kilometern. Die Route hatte ich mir auf Outdooractive zusammengestellt (Selztal von Alzey nach Hahnheim/Selzen):
Auf den Gipfel vom Petersberg
Wir haben Gau-Odernheim verlassen und wollen jetzt endlich den Petersberg besteigen. Der Petersberg zählt zu den höchsten Bergen in ganz Rheinhessen, und wir sind doch gespannt auf unseren Gipfelsturm. Fairerweise sollte ich erwähnen, dass Rheinhessen zwar das Land der tausend Hügeln ist, dass unsere Berge aber eben in Wirklichkeit zwar für unsere Verhältnisse hohe aber dennoch nach allgemeiner Betrachtung eben nur Hügel sind.
Der Petersberg in Rheinhessen zwischen Bechtolsheim und Gau-Odernheim im rheinland-pfälzischen Landkreis Alzey-Worms ist eine 245,6 m ü. NHN hohe Erhebung des Rheinhessischen Hügellandes. Es handelt sich um einen aus Erosion des Mainzer Beckens entstandenen Zeugenberg.
Der Berg ist mit Wein bewachsen und gewährt von seinem Gipfel einen weiten Blick über das Rheinhessische Hügelland. Auf dem Gipfel steht die Ruine der St.-Peter-Kirche aus dem 10. Jahrhundert. Am Südfuß auf Gau-Odernheimer Gemarkungsseite befindet sich die größte Ansammlung von Wildtulpen nördlich der Alpen.
(Seite „Petersberg (Rheinhessen)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 2. Dezember 2015, 18:53 UTC. (Abgerufen: 13. August 2016, 05:49 UTC))
So sieht der Petersberg im Höhenprofil unserer Wanderung zwar sehr imposant aus, Alpenfans dürfte er jedoch nur ein amüsiertes Lächeln entlocken. Wir jedoch blicken die Hänge nach oben und seufzen leicht.
Beim Aufstieg bereits können wir die Dunstwolken diverser Erntemaschinen in der Umgebung erkennen. Doch vor allem fasziniert uns die Hügellandschaft mit den Weinbergen. Beim Aufstieg blicken wir bereits einmal ins Ausland zum Donnersberg in der Pfalz. Das ist zwar schon eher ein Berg, aber mit 686 Metern Höhe noch nicht einmal drei mal so hoch wie unser Petersberg! In der Tat merken wir bei den letzten Metern auf dem umwachsenen Pfad, dass es doch ganz schön steil ist.
Doch oben, auf dem Gipfel … ist endlich eine Bank zum Hinsetzen und Durchatmen. Und dann genießen wir die Ausblicke auf die rheinhessische Hügellandschaft.
Ich verbiege mich dann, um ganz oben auf dem Petersberg ein 360°-Video zu schießen.
Oben ist es recht windig, so dass wir über die Bank an der Gipfelseite froh sind. Dort fallen wir über unsere Verpflegung her.
Abstieg nach Bechtolsheim
Nachdem wir endlich gestärkt und wieder bei Atem sind, wagen wir uns an den Abstieg nach Bechtolsheim. Dabei können wir sogar bis zu den Hochhäusern von Mainz-Lerchenberg inklusive des ZDF-Hochhauses blicken – und darüber hinweg den Taunus erkennen.
Bechtolsheim ist ein typisches rheinhessisches Weindorf. Aber so ein schönes Carnevalshäuschen (Vereinsheim des Theater- und Carnevalvereins) habe ich noch nicht gesehen 🙂
Kaum sind wir in Bechtolsheim, biegen wir nach rechts ab und verlassen es schon wieder.
Eine Unterbrechung für den Sponsoren…
Der Hauptsponsor dieses Blogs sponsort mir jede Menge Zeit und Geduld, damit ich hier überhaupt bloggen kann. Deswegen – und aus besonderem heutigen Anlass – hier ein Foto für meinen Sponsor Manuela.
Der lange Marsch nach Friesenheim
Nachdem der Petersberg und die unmittelbare Umgebung von Weinbergen geprägt war, wandelt sich die Landschaft. Im Selztal gibt es zwischen Bechtolsheim und der nächsten Ortschaft Friesenheim vor allem Getreide- und Rübenfelder.
Irgendwo steht nahe der Schanzenmühle ein alter von Pflanzen überwucherter Rübenernter. Auf den Feldern sind überall die Mähdrescher zu sehen. Was in der Ferne und durch das Objektiv zunächst wie eine Raketenabschussrampe aussieht, entpuppt sich als Anhänger für das Mähwerk.
Vorne am Mähdrescher ist das Schneidwerk oder ein Erntevorsatz angebaut. Diese nehmen das Erntegut vom Feld auf, ein Schneidwerk übernimmt überdies die Aufgabe des Mähens.
(Seite „Mähdrescher“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 24. Juli 2016, 18:59 UTC. (Abgerufen: 13. August 2016, 06:26 UTC))
Immer wieder kommen wir an einer Mühle wie der Pommermühle und der Weißmühle vorbei. Gemahlen wird hier aber schon lange nicht mehr. Rübenfelder bieten eine willkommene Abwechslung. Leider führt der Weg zwar parallel zur Selz aber doch in einiger Entfernung davon. Nahe der Selz ist es dann auch recht feucht, so dass einige Reiher auf der Pirsch sind.
Irgendwann kommt uns ein riesiger Trecker mit Anhängern voller Getreide entgegen. Wir stapfen ein paar Meter auf ein abgeerntetes Getreidefeld, um den Trecker vorbeizulassen. Plötzlich bremst der riesige Trecker neben uns ab und hält. Die Tür öffnet sich, und heraus fragt der Bauer:
Kann mer helfe?
So sind sie halt, die Rheinhessen. Etwas maulfaul, aber hilfsbereit und mit wenigen Worten auf den Punkt kommend.
Die Strecke nach Friesenheim zieht sich dann doch ziemlich. Dazu kommt, dass die Bewölkung zunimmt. Macht nichts, wir haben Regenjacken in unseren Rucksäcken dabei. Außerdem kommt immer mal wieder die Sonne durch. Und schließlich nähern wir uns Friesenheim. Ein Trecker mit Anhänger und Ausflüglern auf einer Weinbergsrundfahrt fährt noch an uns vorbei, dann sind wir in Friesenheim. Friesenheim? Nein, hier gibt es keine Friesen:
Friesenheim ist dem Kreis jener rheinhessischen Orte zuzuzählen, die im Gefolge der fränkischen Landnahme entstanden sind. Es finden sich aber schon Siedlungsspuren aus vorgeschichtlicher Zeit.
[…]
Erstmals wird der Name Friesenheim im Jahre 803 im Codex Fuldensis erwähnt, als der Franke Theotbald Liegenschaften in Dubilesheim und Friesenheim an das Kloster Fulda schenkte. Einige Forscher bringen den Eintrag im Codex jedoch mit Friesenheim im Elsass in Verbindung. Der Name ist als Heim des Friso zu deuten; an eine Friesensiedlung ist nicht zu denken.
(Seite „Friesenheim (Rheinhessen)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 2. August 2016, 20:06 UTC. (Abgerufen: 13. August 2016, 05:52 UTC))
Wer auch immer dieser Friso war – getroffen haben wir ihn nicht. Wir sind doch etwas „angemüdet“ und eilen weiter. Wir wollen momentan vor allem schnell nach Hahnheim und uns im Christianshof erfrischen und stärken.
Nach Köngernheim
Zwischen Friesenheim und Köngernheim führt der Weg nahe an der Selz entlang, und die Landschaft erinnert an ein Auenland aus einem dieser Filme von diesem Regisseur … hieß er nicht Tollkühn oder so ähnlich?
Egal, Köngernheim lockt. Köngernheim? Waren wir da nicht schon? Nein, aber Namensähnlichkeiten können in Rheinhessen schon mal verwirren. Doch auf unserer Wanderung hatten wir nicht bereits Köngernheim sondern Gau-Köngernheim passiert. Doch diesem Köngernheim fehlt das in Rheinhessen oft anzutreffende „Gau„:
Gau war die Bezeichnung für eine landschaftlich geschlossene und von naturräumlichen Grenzen bestimmte politische Siedlungsgemeinschaft der Germanen. Das Wort diente als allgemeine Bezeichnung von Regionen als Landschaft oder Verwaltungseinheit.
[…]
Gau- ist ein Präfix im Namen von acht Ortschaften im Rheinhessischen Hügelland, einem der waldärmsten Gebiete Deutschlands, (Gau-Algesheim, Gau-Bickelheim, Gau-Bischofsheim, Gau-Heppenheim, Gau-Köngernheim, Gau-Odernheim, Gau-Weinheim, Gaugrehweiler), welche durch das Präfix (wie auch Frei-Laubersheim) von namensgleichen Siedlungen im angrenzenden waldreichen Westen (Waldalgesheim, Waldböckelheim, Odernheim am Glan, Waldgrehweiler, Waldlaubersheim) oder jenseites des Rheins im Osten (Bischofsheim (Mainspitze), Heppenheim (Bergstraße)) unterschieden werden
Auch diese Ortschaft wie viele Ortschaften in Rheinhessen schon ein paar Jährchen alt:
Die erste bekannte Erwähnung findet sich im Lorscher Codex in einer Urkunde vom 27. Februar 782 über die Schenkung von einem Morgen Land, wobei der Name des Ortes als Cuningesheim (= Königsheim, Ansiedlung der Königsleute) genannt wurde.
(Seite „Köngernheim“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 2. August 2016, 20:18 UTC. (Abgerufen: 13. August 2016, 05:54 UTC))
Da Köngernheim eine Nachbarortschaft von Selzen ist, kennen wir die Ortschaft schon. Wir bleiben also an der Selz und kommen dort an Jordan’s Untermühle vorbei, wo wir im Mai auf dem Weinfest 1816 waren.
Jetzt sind wir definitiv auf der Suche nach dem Ende der Wanderung.
Hahnheim
Glücklicherweise ist es nicht weit nach Hahnheim. Auch Hahnheim kennen wir bereits, und wir wollen vor allem deswegen nach Hahnheim, weil es dort die Gutsschänke des Weinguts Christianshof gibt.
Dort gibt es Wein, gute Sachen zum Essen und – keinen Platz mehr für uns! Wir hätten reservieren müssen. Daniel muss uns leider absagen. Es ist jetzt 18:30 Uhr und die Gutsschänke ist voll! Zwar sind noch ein paar Tische frei, doch Daniel bedauert „Die sind alle für 19 Uhr reserviert.“.
Bedauerlich. Doch wir hätten es wissen müssen. Inzwischen hat sich der Christianshof zu einem beliebten Ziel entwickelt. Oft kommen die Besucher auch zunächst zur Swingolf-Anlage, um sich nach dem Golfen in der Gutsschänke auszuruhen. Das nächste Mal passiert uns sowas nicht noch mal.
Selzen
Glücklicherweise ist es von Hahnheim nach Selzen und damit zu INJELEA nicht allzu weit. Der Christianshof liegt an der Selz, und vom Christianshof aus überqueren wir einfach nur die Selz nach Selzen und laufen noch 200 Meter bis nach Hause.
Die Wanderung hat uns riesigen Spaß gemacht, aber wir sind erschöpft. Weinberge, Getreidefelder, ein „richtiger“ Berg, rheinhessische Dörfer (mit Alzey sogar eine Stadt), das Selztal, Rheinhessen – wir würden es wieder tun.
Alle Fotos
Flickr Fotoalbum „Wandern vom Petersberg nach Selzen“
[flickr_set id=“72157671955426986″ images_height=“140″ pagination=“numbers“ max_num_photos=“100″]