Ein Lauf zum Schloss Johannisberg im Rheingau bietet einen spektakulären Sonnenaufgang über Rheinhessen mit Nebel über dem Rheintal. Der Lauf brachte mir eine wichtige Lektion.
Das Nägler’s Fine Lounge Hotel in Oestrich-Winkel hatte mich zu einem Aufenthalt mit Übernachtung eingeladen. Einen Bericht darüber gibt es in den nächsten Tagen. Aufgrund der fantastischen Wettervorhersage wollte ich die Übernachtung für einen SunriseRun am nächsten Morgen nutzen.
Transparenzinformation: Ich war auf Einladung des Hotels im Nägler’s Fine Lounge Hotel. Das beeinflusst meine Berichterstattung jedoch nicht, ich behalte meine redaktionelle Freiheit.
Die Laufklamotten hatte ich mitgebracht. Leichter Frost und klarer Himmel versprachen eine gute Sicht auf den Sonnenaufgang. Uhrzeit (07:39 Uhr) und Position (109 Grad) des Sonnenaufgangs hatte ich mir mit „The Photographer’s Ephemeris“ herausgesucht. Mit Sleep as Android hatte ich mir den Wecker auf 6:30 Uhr gestellt.
Zuerst hatte ich mir ein leichtes Intervalltraining am Rheinufer geplant, doch ein möglicher Nebel verdarb mir die Lust darauf. Außerdem versprach ich mir mehr von einem Ausblick von Schloss Johannisberg auf den Sonnenaufgang über Rheinhessen.
So hatte ich mir dann auf Outdooractive eine Tour geplant, sie als GPX-Datei gespeichert und und in Garmin Connect geladen. Nach der Synchronisierung hatte ich die Tour für die Navigation auf meiner Sportuhr Garmin Fenix 3 HR.
Von meinem Hotelzimmer aus hatte ich einen wunderbaren Blick auf den Rhein, den klaren Himmel und das aufkommende Morgenrot. Um 7 Uhr gab ich meinen Zimmerschlüssel an der Rezeption ab, verließ das Hotel, startete die Navigation und joggte los.
Nach wenigen hundert Metern war mir klar, das etwas nicht wie gewohnt funktionierte. Normalerweise weist mich die Fenix durch Vibration und Anzeige darauf hin, wenn ich die Richtung ändern soll, um der geplanten Tour weiter zu folgen. Doch da kam nichts. Gar nichts. Auch ist normalerweise auf der Anzeige ständig ein kleiner roter Pfeil, der auf die Richtung meiner Tour zeigt. Auch das fehlte.
Ich hatte mir am Morgen noch einmal die Tour auf der Karte eingeprägt. Dennoch war das Fehlen der Navigation ärgerlich. So verpasste ich dann auch ein oder zwei Mal in Oestrich-Winkel das Abbiegen an einer Einmündung. Glücklicherweise gab es noch die große „Pfeil-Anzeige“. Doch die reagierte so spät, dass ich an Abbiegungen bereits einige Meter vorbei war, bis der Pfeil dann plötzlich nach links oder rechts zeigte. Also musste ich wieder zurück zur Abbiegung und die neue Richtung einschlagen.
Währenddessen hatte ich Oestrich-Winkel verlassen und einen guten Blick auf Schloss Johannisberg.
Die umständliche Navigation, sehr ärgerlich. Genauer gesagt: Ich habe mich aufgeregt. Bis ich dann irgendwann zur Ruhe kam. Alle Aufregung half nichts. Ich konnte entweder den Lauf abbrechen, oder den Lauf mit der eingeschränkten Navigation und ab und zu ein paar zusätzlichen Metern fortsetzen. Andere Möglichkeiten sah ich nicht. Und alles Ärgern würde nichts daran ändern.
Nachdem ich in Ruhe nochmals darüber nachgedacht hatte, lernte ich meine Lektion:
Akzeptiere, was Du nicht ändern kannst.
Ich lief weiter, achtete gelegentlich auf die große Pfeilanzeige und nahm Umwege in Kauf. Letztendlich hielten sie sich in Grenzen. Und nachdem ich meine Lektion gelernt hatte, konnte ich mich wieder auf das Laufen und vor allem auf den kommenden Sonnenaufgang konzentrieren und beides genießen.
Immer weiter ging es aufwärts. An einem Stück kürzte ich die Straßenbiegung ab und musste den steilen Hang durch die Weinberge hinauf. Den Ärger, dass ich hier ins Gehen zurückfiel, wischte ich beiseite.
Oben dann kam ich aus Richtung Nord-Nord-West am Schloss Johannisberg an. Links vom Schloss waren bereits die kräftigen Farben der aufgehenden Sonne zu sehen. Rechts lief ich den Durchgang zum Hang, holte das Smartphone aus dem Armband und … stellte fest, dass die Foto-App sich auch bei mehreren Versuchen nicht mehr starten ließ. Ausgerechnet jetzt!
Akzeptiere, was Du nicht ändern kannst.
Dann eben nicht. Einen letzten Versuch wagte ich: Ich startete das Smartphone neu, während ich den Sonnenaufgang und den Nebel über dem Rhein bestaunte. Ich hielt einfach nur inne und genoss den Sonnenaufgang.
Irgendwann war das Smartphone wieder bereit, und siehe da: Die Foto-App funktionierte wieder, die Sportuhr holte die ganzen unterbliebenen Navigationsmeldungen nach und dann war da wieder der kleine rote Pfeil.
So freute ich mich dann einfach nur und genoss weiter den Sonnenaufgang. Irgendwann lief ich um Schloss Johannisberg herum und dann die Weinberge hinunter in Richtung Oestrich Winkel. Die Sportuhr navigierte mich zuverlässig, als ob der Aussetzer gar nicht gewesen wäre.
Ich trabte das letzte Stück unter der Bahnlinie hindurch und dann zum Hotel zurück. Nach einer wunderbaren Dusche zog ich mich an und schlenderte dann zum Frühstück.
Alles Ärgern hätte an den Problemen mit der Sportuhr und mit dem Smartphone nichts geändert. So aber bewahrte ich mir die Ruhe, um den Lauf und den Sonnenaufgang genießen zu können, denn:
Akzeptiere, was Du nicht ändern kannst.
Alle Fotos sind im Flickr-Album „SunriseRun Johannisberg„.