Die 8 km lange Schwabenheimer Runde zum Windhäuser Hof führt von Schwabenheim auf der Höhe bis zum Windhäuser Hof über Elsheim. Ein Tisch des Weines lockt für Brotzeit und Kaffee, bis es wieder auf der Höhe zurück und dann durch den Pfauengrund wieder zum Marktplatz von Schwabenheim an der Selz und dem Marktbrunnen geht.
Karfreitag, 2. April, gegen 5.45 Uhr in der Küche vom Entspannenden. Manuela und Frank wuseln herum, schmieren Brote. Frischer Kaffeeduft durchzieht die Wohnung. Kurz darauf sind die Brotdose und die Thermoskanne im Rucksack verstaut. Die Wohnungstür schnappt zu, Ruhe kehrt wieder ein in der Wohnung (Kater Kimo und Katze Lani könnten eine andere Sichtweise haben).
Inhaltsverzeichnis
- Von Schwabenheim auf die Höhe
- Babo-Häuschen
- Sonnenaufgang am Tisch des Weines
- Elsheimer Tempelchen
- Windhäuser Hof
- Optische Telegrafenstation
- Lisas glückliche Hühner
- Pfauengrund
- Schwabenheim und der Osterbrunnen
- Die Tour zum Nachwandern auf Outdooractive
- Rheinhessen. Wanderungen für die Seele
- Newsletter
- Neues aus Rheinhessen über Wandern, Genuss und Kultur
Von Schwabenheim auf die Höhe
Um 6:26 Uhr beginnen wir auf dem Schwabenheimer Marktplatz unsere Wanderung. Noch leuchten die Straßenlampen, doch am Himmel dämmert es bereits. Nur kurz gehen wir die Elsheimer Straße entlang in Richtung Elsheim, um nach dem Sauerbach links abzubiegen und gleich rechts den schmalen Feldweg hinauf zur Höhe zu stapfen. Wir genießen die wunderbare Stimmung, in der die Ruhe nur durch kräftiges Vogelsingen von überall her durchdrungen wird. Wir halten mehrmals inne, um ins Tal und über Schwabenheim das Selztal bis zum Taunus zu blicken. Steil geht es bergauf, bis wir nach etwa einem Kilometer die Höhe erreicht haben. Weiter geht es am Hang entlang. Nach und nach werden die Vogelstimmen etwas weniger, während vor uns leicht links ab die Sonne bereits ihr Glimmen an den Himmel wirft.
Babo-Häuschen
Langsam nähern wir uns den Mauern, die den Windhäuser Hof umgeben. Rechts, unterhalb des Weges in den Weinbergen, erblicken wir das Babo-Häuschen.
Der stattliche Rundbau im Stil eines griechisch-römischen Pantheons in strengen klassizistischen Formen unterscheidet sich erheblich von den im südrheinhessischen Flonheim als Weinberghäuschen vorkommenden sog. ampulischen Spitzhut-Trullis. Das Gelände ersteigerte 1786 der kurpfälzische Geheime Rat Johann Lambert Babo von Freifrau Marie Antoinette von Ulner und errichtete diesen Rundbau. Deshalb nennt man es immer noch im Volksmund das Babo-Häuschen.
(Babo Häuschen (Pantheon), Adam Elsheimer Gesellschaft)
Sonnenaufgang am Tisch des Weines
Schließlich gehen wir an der Mauer entlang. Die erste Rastmöglichkeit, wo von Elsheim ein befestigter Wirtschaftsweg heraufführt, ignorieren wir, denn wir haben Höheres im Sinn. In einer leichten Kurve führt der Weg an der Mauer entlang. Als der Weg uns weiter nach links und aufwärts führen will, verlassen wir ihn an Hinweisschildern und gehen eine kleine Treppe ein paar Stufen durch die Buschreihe hinab. Dort ist unser Ziel für den Sonnenaufgang: Ein Tisch des Weines. Hier weht kein Wind, wir können auf die Talebenen blicken und auch den Turm auf dem Hieberg auf der Höhe erkennen.
Pünktlich haben wir uns niedergelassen und unsere Brotdose und die Thermoskannen ausgepackt. Über der Kuppe wird es immer heller und farbiger, bis die Sonne über den Weinbergen aufgeht. Die Vögel haben wieder mit ihren Gesängen zugelegt, und so schwelgen und genießen wir. Brotzeit und Kaffee bei Sonnenaufgang – so genießen wir eine Wanderung am Morgen am liebsten.
Elsheimer Tempelchen
Weiter geht es auf dem Weg an der Mauer entlang nach oben. Über die Mauer erhaschen wir Blicke auf das Elsheimer Tempelchen.
Das Elsheimer Tempelchen ist eine der kleinsten Einzellagen Rheinhessens: jahhundertelang wurde unterhalb des Windhäuser Hofs Wein angebaut. früher um die Garnison in Mainz zu versorgen, dann ganz lange um Restaurants, Kunden und Händler mit ausgezeichneten Weinen zu versorgen
Dann wurden eine Zeit lang keine Weine mehr erzeugt. das Tempelchen geriet ein wenig in Vergessenheit.
2014 haben sich dann drei Winzer zusammengeschlossen, um die Weinlage wiederzubeleben.
Umschlossen von einer Steinmauer, prangt inmitten der Weinreben eine weithin sichtbare Pfeilerarkadenhalle, die der Lage wohl ihren Namen gegeben hat. Erbaut wurde „das Tempelchen“ vermutlich in napoleonischer Zeit, als der Windhäuser Hof die Sommerresidenz des Präfekten Baron Jeanbon St. André war. Der Wein vom Elsheimer Tempelchen versorgte die Garnison Mainz, die Geschichte dieses zauberhaften Fleckchens aber geht bis zu einer klösterlichen Gründung ins 12. Jahrhundert zurück.
(Elsheimer Tempelchen: Wiederbelebung geglückt – Nase im Glas)
Windhäuser Hof
Weiter oben, innerhalb der Mauer, liegt der Windhäuser Hof.
Der Windhäuser Hof war einer von sechs Zulieferbetrieben der von Kaiser Karl dem Großen um 800 erbauten Kaiserpfalz im nahen Ingelheim am Rhein. Die Pfalz wurde fast sechs Jahrhunderte von den deutschen Kaisern besucht und von dort aus wurde auch europäische Geschichte geschrieben. Der Ort Elsheim gehörte als freies Reichsdorf zu dieser 5 km entfernten Pfalz und zum „Ingelheimer Grund“. Die Einwohner waren nur dem Kaiser verpflichtet.
(Windhäuser Hof – Adam-Elsheimer-Gesellschaft)
Optische Telegrafenstation
Auf der anderen Seite thront eine seltsame Konstruktion. Hier steht ein Nachbau der optischen Telegrafenstationen, die in einer Kette von Mainz bis Metz unter Napoleon erbaut worden waren. Blücher jedoch überquerte nicht nur bei Kaub den Rhein, sondern seine Truppen unterbrachen die Nachrichtenkette, indem sie eine der Stationen zerstörten.
Die optische Telegrafenlinie von Metz nach Mainz wurde am 29. Mai 1813 eröffnet.
Damit war sie die erste optische Telegrafenlinie, die in einem Gebiet verlief, das sich heute zum größten Teil in den Grenzen der Bundesrepublik Deutschland befindet, in den damaligen Grenzen führte der Verlauf jedoch komplett durch das Kaiserreich Frankreich. Sie entstand als Streckenverlängerung der Linie Paris–Metz.
Das bis Mitte Januar 1814 bestehende telegrafische Kommunikationssystem diente zur behördlichen und militärischen Nachrichtenübermittlung mittels optischer Signale über eine Distanz von fast 225 Kilometern (in direkter Linie). Die Telegrafenlinie bestand aus bis zu 22 Telegrafenstationen, die mit Signalmasten ausgestattet waren. Die Stationen waren mit Fernrohren ausgerüstet, mit denen Telegrafisten speziell codierte Informationen von einer signalisierenden Station ablasen und diese unmittelbar an die jeweils folgende weitergaben.
Die Anlage wurde in der Neujahrsnacht 1814, als das Korps Yorck, eine unter Generalfeldmarschall Blücher stehende Vorhut, Kreuznach erreichte, nach Mainz hin unterbrochen, circa zwei Wochen später wurde der Betrieb infolge der Belagerung von Mainz komplett eingestellt.
(Seite „Optische Telegrafenlinie Metz–Mainz“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 24. November 2018, 22:23 UTC.)
Lisas glückliche Hühner
Der Mauer folgend biegen wir nach dem Windhäuser Hof nach links ein. Auf der Höhe geht es zurück in Richtung Westen. Irgendwann machen wir einen kleinen Abstecher zu Lisas glücklichen Hühnern, die allerdings noch in ihrer »Hinkel-Schloofstubb« eingesperrt sind.
Weiter geht es nach Nordwesten und hinab zu einem Taleinschnitt. Fast unten angelangt gehen wir den befestigten Wirtschaftsweg nach rechts bis zum Ende des bewaldeten Taleinschnitts. Dort nutzen wir eine Grillhütte für eine kleine Kaffeepause.
Pfauengrund
Wir nehmen den befestigten Weg nach links in das Landschaftsschutzgebiet »Pfauengrund«. Hier geht der feste Belag des Weges in Erdgrund über. Sogleich wird es ruhiger, leiser – und doch lauter. Denn hier und auch den ganzen Weg im Pfauengrund sind ständig Vögel zu hören. Und immer wieder übertönt sie das Hämmern mehrerer Spechte, die irgendwo über uns in den Baumwipfeln ihr Werk verrichten.
Schwabenheim und der Osterbrunnen
Wir folgen dem Weg durch den Pfauengrund, links unter uns fließt der Sauerbach. Schließlich kommen wir auf der Mainzer Straße nach Schwabenheim hinein. Links abbiegend schreiten wir zunächst auf der Bachstraße hinab, um rechts die Käferstraße wieder zurück zur Mainzer Straße zu gelangen – und auf ihr dann zurück zum Ausgangspunkt unserer Wanderung, dem Schwabenheimer Marktplatz.
Hier bewundern wir im Hellen den Osterbrunnen von Schwabenheim an der Selz (siehe #Fotomontag 21/14 Osterbrunnen in Schwabenheim an der Selz), während immer mehr Kirchgänger eintreffen und in die evangelische Kirche gehen. Am 15. August 1955 betraten meine Eltern die evangelische Kirche für ihre Trauung.
Die Tour zum Nachwandern auf Outdooractive
Rheinhessen. Wanderungen für die Seele
Diese Tour verbindet zwei Touren aus meinem Buch »Rheinhessen. Wanderungen für die Seele«:
- Enuff un enunner (Entschleunigungstour, 14 km): Zur Mainzer Höhe bei Schwabenheim (eine angepasste Schwabenheimer Große Runde)
- Terroir und Hügel (Entschleunigungstour, 8 km): Rund um Stadecken-Elsheim (eine angepasste Selztal-Terroir-Route-2)