Am 19. Februar wanderten Manuela und ich die „Hiwweltour Tiefenthaler Höhe“, eine abwechslungsreiche Rundwanderung mit Wald und Weitblick in der Rheinhessischen Schweiz.
Inhaltsverzeichnis
Tourdaten
- Zwischen Bad Kreuznach und Kirchheimbolanden
- Rundtour
- 13 Kilometer
- Leichte bis mittlere Schwierigkeit
- Wanderschuhe empfohlen, insbesondere bei vorangegangenem Regen („Matsch-Wege“)
Die Aufzeichnung der Tour mit unserer gelaufenen Route gibt es auf Runtastic.
Die Tour
Wir fuhren sonntagmorgens von Selzen zu dem nach eigenen Worten „schön und beschaulich in der Rheinhessischen Schweiz“ gelegene Tiefenthal. Laut Wikipedia hat Tiefenthal gerade einmal 121 Einwohner (31.12.2015). Die Seite Gastronomie weist dementsprechend gerade einmal den Gutsausschank Zum Mühlenhof aus (dazu am Ende mehr). Dementsprechend überschaubar ist die Ortschaft. Aus Richtung Wonsheim kommend fuhren wir die L400 nach Tiefenthal. Am Ortsanfang liegt in der Münsthertaler Straße der Gutsausschank Zum Mühlenhof, und direkt gegenüber ist ein kleiner unbefestigter Parkplatz (Google zur Anfahrt). Als wir ankamen, packte gerade ein anderer Wanderer seine Sachen aus seinem Auto, ansonsten war der Parkplatz leer. Wir unterhielten uns kurz mit ihm, er wollte auch die Hiwweltour („Hiwwel“: „Hügel“ uff rhoihessisch) laufen. Er wollte sie sich anschauen, weil er in einige Tage später die Tour mit einer Wandergruppe laufen wollte.
Wir liefen kurz in die Ortschaft hinein und bogen dann nach oben die Hauptstraße hoch und dann links in den Hohen Weg ab. Ein kurzes Stück ging es in den Wald hinein und über einen Pfad wieder an den Waldrand. Parallel zur Appelbach ging es weiter. Bevor die Route rechts hoch in den Wald ging, machten wir einen Abstecher an die Appelbach und ein Feuchtgebiet. In den Wald ging es über einen Wirtschaftsweg, der ziemlich ausgefahren und dementsprechend matschig war. Später wurde der Boden dann trockener und vor allem stabiler. Überall war es hier ziemlich feucht, an den Baumstämmen fanden wir Pilze und Moos. Wieder am Waldrand entlang hatten wir einen guten Ausblick auf die Hügel.
Nach einem kurzen Stück durch den Wald ging es ins Freie, um dann die Kreisstraße 3 (K3) zu überqueren. Dort, an der K3, hatte es eine Schutzhütte mit einem Grillplatz. An der Waldbegräbnisstätte Stein-Bockenheim vorbei ging es über den Dünzelbach und im Wald weiter. Die Tour bog irgendwann vom Weg nach rechts ab zum ehemaligen Steinbruch „Dunzelloch“. Die Zeit des Steinbruchs scheint wirklich schon lange her zu sein. Später kamen wir auf eine Wegstrecke, die gemeinsam mit dem Walderlebnispfad Stein-Bockenheim verlief. Dort gab es Hinweistafeln auf Besonderheiten der Gegend, beispielsweise über die Steinbrüche:
Bereits im 15. Jahrhundert wird in alten Urkunden von der Existenz ergiebiger Steinbrüche bei Stein-Bockenheim berichtet. Zeitweise waren zwölf Steinhauermeister mit ihren Gesellen tätig. Mit Pferdefuhrwerken wurde das allseits gelobte Baumaterial bis nach Kreuznach, Bingen, Ingelheim oder Mainz geliefert.
Oder über ein Quecksilberbergwerk:
Noch heute kann der Spaziergänger auf dem Gang durch den Stein-Bockenheimer Wald die alten Stolleneingänge zu der ehemaligen Quecksilbergrube erkennen (oberhalb des Daimbacher Hofs).
[…] Erste schriftliche Meldungen liegen aus der Mitte des 15. Jahrhunderts vor.
Die Waldgebiete waren die ganze Zeit über fast ausschließlich Laubwälder, nur ab und zu kamen wir an einem kleinen Mischwald oder einer Tannenwaldschonung vorbei.
Oben dann ging es eine längere Strecke am Waldrand entlang. Kurz, bevor wir die K3 bei Mörsfeld überquerten, fanden ein paar fressende Rindviecher meine Aufmerksamkeit. An der Kreuzung selbst trafen wir dann den Wanderer vom Parkplatz wieder. Wir hatten ihn schon länger an seiner roten Jacke erkannt. Wir unterhielten uns eine Zeit lang. Da er die Wandertour demnächst mit einer Gruppe laufen wollte, bemängelte er die fehlenden Rastmöglichkeiten. Gerade hier, etwa zur Hälfte der Hiwweltour, wäre eine gute Stelle. Wir verabschiedeten uns dann voneinander, denn er wollte lief die Kreisstraße nach Tiefenthal zurück, während wir der Hiwweltour am Waldrand folgten.
Irgendwann durchquerten wir kurz ein Waldstück und gingen dann im Freien weiter. Dort erwarteten uns viele Windräder. Einige davon gehörten zu einem Windpark der Verbandsgemeinde Alsenz-Obermorschel, welche die juwi-Gruppe aus Wörrstadt 2014 mit sechs Windenergie-Anlagen installierte.
Der insgesamt auf den Flächen der Kommune regenerativ erzeugte Strom übertrifft den Jahresverbrauch der Gemeinde um etwa das Siebenfache.
(Informationstafel im Windpark)
Vom Waldrand aus führte die Hiwweltour in einem Bogen hinunter und dann zurück zum Waldrand. Von der Route aus konnten wir über die Hügel und Gemeinden wie Niederhausen an der Appel, Münsterappel und Kriegsfeld blicken. Dann ging es durch ein Waldstück zurück, am Wald entlang und dann über eine freie Fläche schnell und teilweise mit starkem Gefälle hinunter nach Tiefenthal zurück.
Auf dem Parkplatz standen jetzt etwa 10 Autos, vermutlich weitere Wanderer, die für die Hiwweltour hierhergefahren waren.
Fazit der Tour
Heike Tharun meint zur Tour („Auf dem Dach der Welt vor meiner Haustür…„):
Wer echtes Landleben sehen und spüren will, der ist hier auf der Tiefenthaler Höhe richtig. Der Weg ist einfach. Wenig Steigung. Die Markierung lückenlos gesetzt. Man kann sich voll und ganz dem Einatmen, Aufnehmen, Wahrnehmen der Landschaft widmen.
Das sehen wir auch so. Die Wegkennzeichnungen waren sehr gut und vollständig, die Tour war abwechslungsreich. Allerdings hatten wir feuchtes Wetter in den Vortagen gehabt, und deswegen waren insbesondere die Wirtschaftswege ziemlich verschlammt. Ein zweites Paar trockene Schuhe im Auto für die Rückfahrt war deshalb hilfreich.
Uns fehlten Rastmöglichkeiten mit Bänken oder gar Tischen nicht so sehr wie dem anderen Wanderer. Hätten wir allerdings eine Brotzeit dabei gehabt, wäre eine Bank- und Tischgruppe nach der Hälfte der Strecke gut gewesen. Noch besser natürlich wäre für den Fall, dass es regnet, eine Hütte oder sonstige überdachte Rastmöglichkeit.
Gutsausschank Zum Mühlenhof
Nachdem wir wieder an dem Parkplatz angekommen waren, sahen wir am Mühlenhof ein Hinweisschild auf Kaffee und Kuchen. Kurzentschlossen wechselten wir die dreckigen Schuhe gegen saubere Schuhe und gingen durch das Hoftor. Wir mussten uns kurz orientieren, nach rechts und dann auf der rechten Seite führte eine nicht beschilderte Tür in den Gastraum.
Wir entschlossen uns nach den Hinweisen auf frisches Wildfleisch dazu, ein Essen und nicht nur Kaffee und Kuchen einzuschieben. Das Wildfleisch und das Rotkraut schmeckten gut, die Klöße waren … sagen wir mal … okay. Die Gaststube ist sehr einfach. Wer Komfort und Gemütlichkeit sucht, der sollte woanders suchen. Die Bedienung war jedoch sehr hilfsbereit und höflich. Für Wanderer, die nach der Wanderung ein günstiges Wildgericht oder einfach nur Kaffee mit Kuchen haben wollen, ist der Gutsausschank okay.
An weiteren Einkehrmöglichkeiten sind wir auf der Tour nicht vorbeigekommen (auch wenn es da zwei oder drei Hinweisschilder gab).
Hinweis von Daniel Schmidt (siehe Kommentare):
Eine weitere Einkehrmöglichkeit, die auch tagsüber geöffnet hat, ist die Speisegaststätte „Hof Pfalzblick“ bei Mörsfeld. Vom Wanderweg sind es 700m. Ist aber auch ausgeschildert.
Links
- Outdooractive Hiwweltour Tiefenthaler Höhe
- Hiwweltour Tiefenthaler Höhe auf GPS Wanderatlas
- Heikes Heimatwandern: Auf dem Dach der Welt vor meiner Haustür…
- Allgemeine Zeitung: Hiwweltour: Rund um Tiefenthal ist ein abwechslungsreicher Wanderweg von knapp 13 Kilometern Länge entstanden
- Rheinhessen.de: Hiwweltour Tiefenthaler Höhe (inklusive PDF-Broschüre zum Download)
- Rheinhessen.de: Alle vier Hiwweltouren („Weite Hügellandschaften, gepflegter Weinbau und einladende Winzerorte – erleben Sie die rheinhessische Kulturlandschaft auf unseren zertifizierten Rundwanderwegen.„)
Alle Fotos
Die Fotos sind im Flickr Album „Hiwweltour Tiefenthaler Höhe„:
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Hallo Herr Hamm,
vielen Dank für die schöne Beschreibung der Hiwweltour Tiefenthaler Höhe.
Dazu noch ein Tipp:
Eine weitere Einkehrmöglichkeit, die auch tagsüber geöffnet hat, ist die Speisegaststätte „Hof Pfalzblick“ bei Mörsfeld. Vom Wanderweg sind es 700m. Ist aber auch ausgeschildert.
Viel Spaß beim Wandern!
Hallo Herr Schmidt,
vielen Dank für die Ergänzung! Ich habe den Hinweis in den Artikel eingebaut.