Es ist an der Zeit für mich, meine letzte Reise anzutreten. Heute morgen bat ich den Entspannenden, zum Abschied eine letzte Tour mit mir zu laufen. Über 700 Kilometer hatten wir gemeinsam Spaß, quälten uns manchmal, und genau dadurch waren und sind wir eine Schicksalsgemeinschaft.
Bald sind es zwei Jahre, dass der Entspannende mich in einem Mainzer Laden entdeckte und zu sich holte. Wir joggten und jauchzten im Selztal und seinen Hängen. Oft bestaunten wir die aufgehende Sonne bei einem SunriseRun.
Die letzten Monate schon fiel es mir immer schwerer. Meine Nähte waren nicht mehr die besten und begannen sich an ein oder zwei Stellen aufzulösen. Viel hatten wir erlebt. Der Entspannende hatte schon Nachfolger gefunden. Vor kurzem, im Elsass, holte er sich sogar ein zweites neues Paar. Na ja, er war halt ein Vollpfosten. Schließlich wusste er genau, dass er auf dem Rückweg den Halbmarathon laufen würde. Typisch der Entspannende. Manchmal ist er voll daneben. Nimmt seine Laufklamotten mit, vergisst aber die Laufschuhe.
Doch ich verüble es ihm nicht. Ich bin alt und müde. Auf den Feldwegen und in den Weinbergen, wo es eigentlich beschwerlich ist, fiel es mir noch am leichtesten. Wenn der Entspannende auf Asphalt lief, dann tat mir jeder Schritt weh. Ich wusste, der Tag würde kommen, an dem ich nicht mehr wollte.
So liefen wir heute noch einmal gemeinsam in den Hängen und über dem Selztal, in das Selztal zurück. Scheuchten Rehe und Hasen auf, erschreckten uns über den Greifvogel, der wild flatternd nur wenige Meter über uns aus einem Baum emporstieg. Den Rindviechern im Tal winkten wir zu, und wussten nicht: Waren sie oder waren wir die Rindviecher. Hach, an der geliebten Selz entlang und zurück.
Es war ein schöner Abschied.
Lebt wohl, macht’s gut!
Eure Asics Gel Kayano 22 aus dem Selztal
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Die Fotos sind im Flickr-Album „Farewell Tour Asics Gel Kayano 22„.