Eine Rundwanderung in den Wäldern des Hunsrück. Oft ohne Netz aber mit viel Natur und viel Konzentration.
Die ganze Woche über starrte ich immer wieder auf die Wettervorhersage. Manuela würde am Wochenende unterwegs sein und eine ehemalige Arbeitskollegin in der Nähe von Dresden Leipzig besuchen. Und ich würde die Gelegenheit für eine Wanderung in Rheinhessen oder im Hunsrück nutzen. Regnen sollte es, den ganzen Tag. Die Niederschlagswahrscheinlichkeit sei 100 Prozent so ab dem frühen Vormittag.
Aber weiter weg wollte ich nicht fahren. Außerdem sollte es sowieso in der ganzen westlichen Republik regnen. Also arrangierte ich mich mit dem Wetter und plante eine Wanderung im Regen.
Inhaltsverzeichnis
Zögerlicher Start
Am Samstag Morgen packte ich meinen Rucksack mit Windjacke, Regenjacke, Regenhose und trockener Ersatzwäsche. Und das, obwohl in Selzen die Sonne schien. Da es regnen sollte, plante ich dann doch eine Wanderung in den Wäldern des Hunsrück. Dort wäre es eh egal. Große und weite Blicke waren in den Wäldern nicht zu erwarten. Ganz anders beispielsweise am Mittelrhein mit wunderbaren weiten klaren … aber es sollte ja regnen.
Ich hatte mir eine Route mit Outdooractive selbst geplant. Irgendwo im Hunsrück, nicht zu weit weg und in den Wäldern sollte es sein. Von Schöneberg aus plante ich die Rundtour von etwa 25 Kilometern. Am Samstag Morgen trödelte ich noch etwas rum. Gegen zehn Uhr endlich fuhr ich los.
Nach etwa 40 Minuten parkte ich meinen Wagen auf dem Parkplatz am Friedhof von Schöneberg. Schöneberg selbst ist eine kleine Gemeinde. Doch erstaunlicherweise hat diese Gemeinde eine recht große katholische Kirche zur Kreuzauffindung. Rechts neben der Kirche geht eine kleine Straße zum Friedhof hinunter. Direkt gegenüber ist ein kleiner Parkplatz. Die Kirchentür war offen. Also schaute ich mich in der Kirche um, bevor ich mich auf den Weg machte.
Direktlink zum YouTube-Video der Kirche
Ab in die Natur
Außerhalb von Schöneberg tangierte ich die Schöneberger Höhe, das Wetter war genial. Keine Spur von Regen und nur wenige Wolken. Die Wälder waren hauptsächlich Laub- und Mischwälder. Moosbewuchs, Farne sowie Pilze an den Bäumen wiesen auf hohe Feuchtigkeit hin. Gelegentlich kam ich durch einen Tannenwald. Einmal fand ich dann auch am Wegesrand einen Ameisenhügel.
Nach zwei Stunden zogen immer mehr Wolken vor die Sonne, und dann tröpselte es auch kurz. Doch von Regen war die ganze Wanderung über keine Spur.
Immer weiter trieb es mich. Gelegentlich verließ ich den von mir geplanten Weg. In anderen Fällen hielt ich mich daran, nur um festzustellen, dass da gar kein Weg war. Ein paar Mal marschierte ich dann einfach durch den Wald. Das war aber gar nicht so schlimm, denn der Hunsrück ist letztendlich von vielen Wegen durchzogen. Irgendwann läuft man immer wieder auf einen Weg. Und viele Wege sind befestigt, manchmal sogar asphaltiert.
Oft stieß ich auf eine Wegauszeichnung „Nahehöhenweg„:
Der Nahehöhenweg hat eine Länge von ca. 108 km und startet in Neubrücke bei Birkenfeld. Er endet an der Mündung der Nahe in Bingen am Rhein. Bis Bad Sobernheim verläuft der Weg im Kontakt mit der Nahe. Dann macht der Weg einen Bogen durch die Ausläufer des Soonwaldes und spart den dicht besiedelten Unterlauf der Nahe aus.
Wer möchte, kann den Nahehöheweg bei Outdooractive erkunden und nachwandern.
Vorbei am Weißenfels (vom Weg aus ein Haufen abwärt gefallener Felsen) lief ich am zum Aschborner Hof und weiter. Danach verließ ich die geplante Route und stieg schnurstracks den Berg hinauf. Wo die Kesselberge sind, weiß ich immer noch nicht. Ich war zwar irgendwie nach oben und damit irgendwo gelaufen, aber dort war dichtes Unterholz, wo die Kesselberge laut App sein sollten. Teilweise waren die Wege feucht. Hätte es wirklich geregnet, wäre das eine für mich nicht gerade lustige Angelegenheit auf den matschigen Wegen gewesen.
Rettungspunkte
Immer mal wieder sah ich Schilder „Anfahrpunkt für Rettungsfahrzeuge„:
Rettungspunkte (auch Rettungskette, Anfahrtspunkt für Rettungsfahrzeug, T-Punkt oder Notfall-Treffpunkt) sind definierte Anfahrtsstellen für Rettungsfahrzeuge. Sie sollen in Notfällen Rettungsfahrzeuge schneller an den richtigen Ort leiten. Gekennzeichnet sind sie mit Schildern, auf denen ein Referenzcode angegeben ist, oft ebenfalls die Euronotrufnummer 112.
(Seite „Rettungspunkt“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 17. August 2016, 21:19 UTC. (Abgerufen: 18. September 2016, 05:40 UTC))
Ursprünglich gab es diese Rettungspunkte nur für Waldarbeiter. Inzwischen ist es ein öffentliches System in mehreren Ländern, und es gibt auch eine App dafür (Rhein-Zeitung: Rettungs-App „Hilfe im Wald“: Smartphone rettet aus Notlagen im Wald).
Opelwiese und Gräfenbacher Hütte
Einige hundert Meter vor der Opelwiese kam mir im Wald ein Trecker mit Anhänger und gut gelaunten Leuten entgegen. Warum die Opelwiese Opelwiese heißt, weiß ich nicht. Auf jeden Fall machte diesese Gelände einen sehr vernachlässigten Eindruck auf mich. Dorthin zu kommen war allerdings nicht gerade einfach. Denn die Brücke über den Gräfenbach kurz davor war wegen Baufälligkeit gesperrt. Da ich keinen großen Umweg suchen wollte, lief ich einfach durch das Bachbett über die Steine dort. An der Opelwiese überquerte ich die Landstraße, und weiter ging es. Insgesamt überquerte ich drei Mal eine Landstraße, und zwei Mal lief ich kurz an einer Landstraße entlang. Ansonsten lief ich (fast immer im Wald) auf Wirtschaftswegen, auf Pfaden und gelegentlich querbeet im Wald.
Nach der Opelwiese war das Gelände irgendwie langweilig. Bei Forst Reichenbacherhof wurde es dann wieder interessant – vielleicht auch, weil ich wieder von der vorgeplanten Route abwich. Ich folgte einfach ein paar Reitern und ihren Spuren. Sie führten mich zur Gräfenbacher Hütte. Die Gräfenbacher Hütte scheint ein kleiner alter Ort zu sein, der teilweise etwas vernachlässigt wirkt. Ich verließ die Ortschaft über eine kleine Brücke über den Gräfenbach. Die Wege danach waren wenig befestigt und machten richtig Spaß.
Bunker und Spabrücken
Nach dem „Beilstein“ (was auch immer das ist, gesehen habe ich nichts, was irgendwie danach, wonach auch immer, aussah) stieß ich vor Spabrücken auf ehemalige Bunker der US Army. Es waren wohl Munitionsbunker. Inzwischen scheinen sie privat genutzt, einige davon waren aufgebrochen.
33rd Ordnance Company (191st Ord Bn), Bad Kreuznach Hospital Kaserne
Für die Bewachung / Munitionsnachschub zuständig war die 2054. CSG(Ord/Gd), stationiert in Bad Kreuznach, Hospital Kaserne
Geschlossen 17.07.1992
(Amerikanische Armee – Munitionslager PSP 50 – Spabrücken)
Am Rand der Gemeinde Spabrücken entlang verließ ich sie auch kurz darauf wieder und nahm die „Panoramaroute“, von der man vom Waldrand aus einen schönen Blick auf die Umgebung hat. Auch hier waren die Wege oft unbefestigt. Und dann war ich auch schon wieder in Schöneberg.
Ausklang
Von Schöneberg nach Selzen zurückgekehrt ließ ich den Tag im Weingut Wilmshof mit dem einen oder anderen Schwätzchen mit Tobias Mohr vom Wilmshof ausklingen. Als ich mich später auf den Weg nach Hause begab, war es dann soweit: Ein leichtes Tröpfeln ging in einen heftigen Dauerregen über.
Tour auf Outdooractive
Ich hatte die Tour vorgeplant. In der App wählte ich die Tour aus und wählte im Menü „Als Vorlage bei der Track-Aufzeichnung verwenden“. Dadurch sehe ich einerseits meine geplante Tour. Andererseits zeichnet die App meine Tour auf, und ich sehe genau, wo ich gelaufen bin. Leider stoppte die Aufzeichnung nach etwa 20 Kilometern in Spabrücken. Vielleicht kam ich versehentlich auf den Link zum Stoppen, leider kommt dann keine Rückfrage. Ich startete dann eine neue Aufzeichnung. Mit der neuen Aufzeichnung erweiterte ich dann die aufgezeichnete Tour um etwa 5 Kilometer. Insgesamt ist die Rundtour etwa 25 Kilometer lang.
Ausrüstung
Der Rucksack war nicht so voll und schwer wie bei der Rheinterrassenwanderung. Eigentlich war der Deuter ACT Trail 24 sogar etwas zu groß. Eigentlich hatte ich zu viel eingepackt, weil ich von ganztägigem Regen ausgegangen war. Wasser im Trinksystem (Deuter Streamer 2 Liter) habe ich sogar noch welches zurückgebracht. Aber insgesamt war ich wohl sehr gut vorbereitet (manche würden sagen „übervorbereitet“).
Meine Ausrüstung inklusive Gewichtsangaben verwalte ich mit einer Exceltabelle. Über eine Spalte „Mitnahmestatus“ lege ich fest, ob ich einen Ausrüstungsgegenstand bei meiner Wanderung mitnehme (oder eventuell). Dadurch habe ich auch immer sofort eine aktuelle Packliste. Mit einer Pivot-Tabelle bekomme ich jederzeit eine Übersicht (beispielsweise über Gewichtssummen).
Der Rucksack wog inklusive Inhalt 6,2 Kilogramm, wovon beispielsweise etwa 2 Kilogramm auf das Trinksystem inklusive 2 Liter Wasser, etwa 1,2 Kilogramm auf den Rucksack selbst sowie wasserdichte Beutel sowie etwa 2 Kilogramm auf Regen- und Ersatzkleidung entfielen. Mit dabei hatte ich auch die Powerbank von Anker (20100 mAh), ohne die der Smartphoneakku den Tag nicht durchgehalten hätte. Am Körper trug ich 1,7 Kilogramm (Hose, Hemd, Schuhe, Unterwäsche Smartphone etc.). Ich hatte zunächst gezögert aber dann doch meine Panasonic Lumix FZ200 mitgenommen, das waren dann noch 934 Gramm. Im Geldbeutel hatte ich neben Geld noch Karten wie die Krankenversicherungskarte, den Organspendeausweis und meinen Führerschein.
Im Nachhinein gebe ich zu, dass ich leichtsinnig war. Ich habe mir nämlich ein paar neue Wanderschuhe geholt: Meindl X-SO 70 Mid GTX (880 Gramm, Testbericht bei Outdoor-Magazin). Das ist ja noch nicht leichtsinnig. Leichtsinnig ist allerdings sehr wohl, dass ich sie heute bei meiner Wanderung das erste Mal nach dem Kauf anhatte.
Andererseits: Schon als ich sie anprobierte, fühlte ich mich umarmt von diesen Schuhen. Auf Anhieb fühlte ich mich in ihnen wohl. Dieses Gefühl hat sich heute bei der Wanderung bestätigt. Auch nach 25 Kilometern fühle ich mich in ihnen wohl, sauwohl.
Auf ein Wort zum Wort „Outdoor“. Meindl liefert nach eigener Aussage über 1 Million Schuhe in die wichtigsten Outdoormärkte der Welt. Auf die Idee, Outdoor-Kunden könnten sich für die Produkte auch outdoor interessieren, kam Meindl bislang nicht. Nur so kann ich verstehen, dass Meindl mit iFrames arbeitet, ein mieses Suchergebnisranking hat und Meindls Website outdoor mit einem Mobile Device so gut wie unbenutzbar ist. Wenn ich die Suche nach den Schuhen auf Meindls Website begrenze, bekomme ich immerhin Ergebnisse. An erster Stelle: Eine Seite, die offensichtlich ausschließlich für die Anzeige in einem iFrame vorgesehen ist.
Übrigens: Lowa, kommt nicht in die Versuchung, darüber zu lächeln. Eure Website ist outdoor und mobil nicht viel besser zu benutzen.
Nachtrag und Tipp: Ich hatte im Auto ein zweites Paar Schuhe und trockene Socken deponiert für den Fall, dass ich nasse und dreckige Schuhe gehapt hätte.
Alle Fotos
Flickr Fotoalbum „Wandern bei Schöneberg, Hunsrück“
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Hallo Frank,
was für schlimmes Wetter Du da hattest 😉 😀 Da sieht man mal wieder: das Wetter wird „am Berg“ gemacht (ist so ein typischer Aussruck bei uns Piloten). Dein Bericht macht richtig Lust auch mal wieder eine längere Strecke zu wandern. Vielleicht gibt es noch ein paar schöne Spätsommertage – es wäre toll!
LG, Bianca
Hallo Bianca,
das mit dem Wetter war auch echt vollkommen unerwartet 🙂
Wir hatten bis im Sommer eigentlich auch nur so Routen bis 12 oder 14 Kilometer. Aber inzwischen lassen sich 20 oder 25 Kilometer sehr gut an einem Tag mit einer Laufzeit von unter 6 Stunden (plus Pausen) laufen. Inzwischen merke ich auch immer mehr, wie wichtig die Ausrüstung auch bei „nur Wandern“ ist, eine gute Ausrüstung hilft da ungemein. Und dann so ein paar Stunden laufen, das macht richtig Spaß!
Wir hoffen auch auf noch ein paar schöne Spätsommer-/Herbsttage. So wollen wir mal die Selz von Ingelheim bis Selzen hinaufwandern. Da gibt es dann auch einige Einkehrmöglichkeiten (was die Gesamtdauer natürlich erhöht…).
LG, Frank
Hallo Frank
heiße Ulrich Teichmann ,
bin Mütterlicherseits zu 50% Hunsrücker, mit den selben % Woppenrother,aber in fast ganz BRD aufgewachsen, zu 100% Heimat Fan.
Zu Deinem tollen Wanderbericht habe ich ein paar Infos aus meinen Erinnerungspool:das Bild von Gräfenbach“mitte“ mit dem KMh Schild das (Haupt?)Haus war einmal ein Restaurant, ich selbst habe da noch in einem tollen Jugendstil- Gastraum gegessen und Kaffees getrunken.Zu dem war die ganze Anlage mal eine Eisenhütte gewesen montan-historisch eine wichtige Hütte zu der Zeit.Denke da war auch eine Verbindung zu den damaligen „Hunsrück-Krupps“ der von. Purrizelis(hoffe Schreibweisse okay?) Bin in jungen Jahren oft mit Cousine durch den Soonwald geritten und seit dem mehrmals im Jahr bei Verwanden von Rheinböllen bis Woppenroth unterwegs.Nur nicht als Langstrecken Läufer wie Sie. Okay allzeit gutes Wetter und trockene Schuhe, L.G. Uli
Hallo Ulrich, schön dass Dir der Wanderbericht gefallen hat. So manchmal sehe ich auch Fotos, die mich an meine Vergangenheit und an interessante Themen und Orte erinnern.
Interessant, was sich so manchmal „ausgraben“ lässt.
Viele Grüße
Frank