#SunriseRun: Ich liebe es, zum Sonnenaufgang zu joggen. Gerade im Herbst ist das Selztal oft im Nebel. Wenn ich dann zur Selzstellung jogge und über dem Nebel die Sonne aufgeht, dann ist das ein phantastisches Erlebnis. Und ich bin froh, dass die Schlacht um Mainz nicht stattfand.
Das Jahr war in Bezug aufs Joggen für mich eher mäßig. Drei Mal musste ich eine Verletzung auskurieren, so dass ich immer wieder aus meinem Training herausgeworfen wurde. Immerhin schaffte ich es im April zum Halbmarathon Deutsche Weinstraße. Nach der dritten Laufpause war ich zunächst zum Wandern im Albtal, dann im Urlaub, dann passte es terminlich irgendwie nicht.
Doch heute morgen joggte ich endlich wieder zum Sonnenaufgang. Um kurz vor sieben stand ich auf, kurz danach joggte ich durch Selzen und dann hinaus auf den Selzer Berg zur Hiwweltour Zornheimer Berg und zum Aussichtspunkt Selzstellung. Vielen ist bekannt, dass Mainz als Festung ausgebaut war.
Als Festung Mainz werden eine Reihe von Festungswerken in der Zeit von 1619 bis 1918 um die Garnisonsstadt Mainz bezeichnet. Die Anwesenheit von Militär und die weitläufigen Festungsanlagen prägten das Leben der Mainzer Bevölkerung insbesondere zu der Zeit als Bundesfestung und Reichsfestung stark. Noch heute sind viele Festungswerke und Kasernen in Mainz erhalten. Zahlreiche Straßennamen verweisen auf die Vergangenheit als Festungsstadt. Die Mainzer Zitadelle, der wichtigste Überrest der Festungszeit, gilt als eines der bedeutenden historischen Bauwerke in Mainz.
(Seite „Festung Mainz“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 18. Juli 2018, 13:25 UTC. (Abgerufen: 16. November 2018, 14:00 UTC))
Genützt hat es insgesamt nicht viel. Entweder Mainz wurde kampflos übergeben oder doch eingenommen. Nicht umsonst lautete der Name für Mainz viele Jahre „Mayence„. Doch die Festung Mainz umfasste mehr als die Forts und Mauern von Mainz. So war es nicht nur Mainz selbst, das als Festung ausgebaut war, sondern es gab ein „Mainzer Bollwerk“ mit Festungsringen um Mainz herum. Die Selzstellung ist ein Festungsring, der ab 1908 von Heidenfahrt über Ingelheim, Nieder-Olm, Zornheim, Gau-Bischofsheim bis nach Laubenheim gebaut wurde.
Kaiser Wilhelm II. hatte im Juni 1897 entschieden, dass der deutsche Festungsbau neue Wege gehen musste. Ziel war es nicht mehr, die vorhandenen Fortgürtel mit betonierten Bauwerken zu verstärken. Moderne Festungen sollten aus kleineren, stark betonierten Anlagen bestehen.
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Eine solche Feste, die durchgehend nach modernsten Gesichtspunkten errichtet wurde und sich in mehrere Befestigungsgruppen unterteilte, entstand in Rheinhessen als äußerer Verteidigungsring der Festung Mainz. Die Planung dieser Selzstellung hatte mehrere Jahre gedauert.
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In den sechs Jahren zwischen dem Baubeginn und dem Beginn des Ersten Weltkrieges veränderte Rheinhessen mit der Selzstellung sein Gesicht. Neue Straßen wurden gebaut und viele Kilometer Schienen verlegt. Angebunden hieran wurden zwölf Festungswerke, die mit neuen Wasserleitungen, Telegraphenkabeln und modernen Fernsprechleitungen verbunden waren.
(Bollwerk Mainz – Die Selzstellung)
Von der Selzstellung ist fast nichts mehr übrig. Manchmal kann man wie in der Nähe des Bismarkturms Ingelheim überwucherte Betonplatten erkennen. Oder ein Bauer ärgert sich gelegentlich über alte Betonklötze in seinen Feldern. Die Festungswerke wurden alle aufgrund des Versailler Vertrages geschleift. Wären die Kämpfe anders verlaufen, würde man heutzutage vielleicht nicht von der Schlacht um Verdun, sondern von der Schlacht um Mainz sprechen.
Auf der Hiwweltour Zornheimer Berg gibt es einen markierten Aussichtspunkt mit einer Info-Tafel, von dem aus man einen sehr guten Ausblick auf Selzen, Hahnheim, Wahlheimer Hof und das Selztal hat. Je nach Jahreszeit geht die Sonne ganz links oder halblinks auf und beleuchtet das Tal.
Jetzt, im Herbst, ist das Selztal oft im Nebel. Die Selz und die Feuchtgebiete liefern die nötige Feuchtigkeit. Manchmal stehe ich auf und blicke aus dem Fenster auf eine Nebelwand. Und manchmal bleibt es bis zur Mittagszeit oder sogar bis zum Dunkelwerden so. Die Wettervorhersage bietet da auch keine Hilfe. Doch an manchen Tagen, so wie heute, kann ich eine dreiviertel Stunde vor Sonnenaufgang bereits ganz verschwommen den blauen Himmel durch die Nebel erahnen.
Also machte ich mich fertig, lief los, und gegen 7:40 Uhr war ich an der Selzstellung. Ich liebe es, durch den Nebel hochzulaufen.
Auch, wenn heute bei 5 Grad ein eisiger Wind wehte und mir insbesondere ohne Handschuhe ziemlich kalt wurde. Auch, wenn es dann doch noch eine etwas dauerte dauerte, bis der Nebel sich einigermaßen verzogen hatte und die Sonne sichtbar wurde.