Die Weinlese und ein paar Tage zuvor ist die Zeit der Schussapparate in den Weinbergen. Sie vertreiben durch laute Knallgeräusche Vogelschwärme, die sich über die reifen Beeren hermachen wollen. Einige Winzer haben in Rheinhessen bereits mit der Weinlese begonnen. Kurz vor der Weinlese jedoch machen sich Vögel bereits auf, um sich als erste um die leckeren Beeren zu kümmern. Deswegen treffen Winzer verschiedene Maßnahmen zur Vogelabwehr. Theoretisch zumindest, denn ich sehe fast nur Schussapparate.
Bei einem #SunriseRun war es letztens wieder soweit: In den Weinbergen um Selzen habe ich wieder die Schussapparate zur Vogelabwehr gesehen.
Im Herbst können verschiedene Vogelarten wie Stare, Schwarzamseln, Wacholderdrosseln und Spatzen Fraßschäden an Trauben verursachen. Es gibt folgende Möglichkeiten, Vögel von den Trauben fernzuhalten:
Feldhüter
Ein/e FeldhüterIn mit einem Schreckschussrevolver und Starenschreckschussmunition ist die beste und schonendste Methode der Vogelabwehr. Es wird nur bei Gefahr geschossen, die Anwesenheit übt eine zusätzliche Schreckwirkung aus, eine Gewöhnung wird vermieden. Für den Bezug der Starenschreckmunition ist ein Munitionserwebsschein notwendig. Für den Gebrauch des Revolvers ist ein kleiner Waffenschein Voraussetzung, es gibt aber für Personen ab 18 Jahren örtliche Ausnahmen. Feldhüter benötigen auch einen Sachkundenachweis. Diese Methode ist kostenintensiv.
Akustische Vogelabwehrgeräte
Es werden Schussapparate und phonoakustische Geräte, die über Lautsprecher Geräusche wie z.B. Greifvogelschreie abgeben, eingesetzt. Um eine Gewöhnung zu vermeiden, werden die Geräusche in unterschiedlichen Intervallen erzeugt. Ganz verhindern lässt sich der Gewöhnungseffekt nicht. Problematisch ist die Lärmbelästigung von Anwohnern. Bei Geräten, die mit einem geringeren Abstand als 1000 m zu Dorf- und Wohngebieten eingesetzt werden sollen, ist eine Genehmigung des zuständigen Ordnungsamtes notwendig. Folgende Maßnahmen sind einzuhalten:
- Flächendeckende Starenabwehr nur während der Hauptlesezeit
- Anzahl der Apparate auf unbedingt notwendiges Maß beschränken
- Sicherheitsabstand zu Wegen einhalten, Mündungen nicht zu Wohngebieten ausrichten
- Nachtruhe von 22 bis 6 Uhr einhalten, bei abnehmender Tageslänge verlängert sich diese
- Abstandsrichtwerte zu Wohngebieten und Abstände zu anderen Schussanlagen einhalten
(Vogelabwehr. (19. August 2020). Vitipendium)
Es gibt außerdem noch die Möglichkeit, die Rebstockreihen mit Netzen abzudecken. Das habe ich jedoch in Rheinhessen noch nicht gesehen. Vogelscheuchen und weitere optische Maßnahmen wie flatternde Streifen habe ich zwar auch gelegentlich gesehen, aber sehr erfolgversprechend sind sie nicht. Was ich, beispielsweise in den Weinbergen über Köngernheim, schon gehört habe, sind Vogelschreie zur akustischen Abwehr.
Die Schussapparate oder auch Knallgeräte vertreiben mit Platzpatronen oder durch die Verbrennung von Gas in unregelmäßigen Abständen die Vogelschwärme durch lauge Knallgeräusche. Bei uns hier in Rheinhessen sind wohl die Schussapparate mit Gas üblich.
Funktionsbeispiel: Ein Knallgerät wird mit einer Propangasflasche verbunden und eingeschaltet. Durch eine Zeitschaltuhr wird das Gerät aktiviert und gibt in unregelmäßigen Abständen einen einzelnen Knall oder eine Reihenfolge von Knallen ab.
In Selzen wurden vor ein paar Tagen die ersten Schussapparate aufgestellt. Inzwischen sind bereits einige in Betrieb. In ein paar Tagen werden sie wohl den ganzen Tag über bis in Selzen zu hören sein. Unbedachte Spaziergänger, Jogger und Wanderer werden in den Weinbergen schon einmal sehr kräftig erschreckt. Manche sehe ich schon von weitem. Dann fühle ich mich einigermaßen gewappnet, wenn ich an den Apparaten vorbeilaufe. Im Abstand von nur drei bis fünf Meter erzeugt so ein Knall wirklich keine Freude. Manchmal ist noch ein kurzes Sirren zu hören, bevor der Knall kommt. Wenn ich jedoch keuchend durch die Weinberge laufe, dann überhöre ich das leicht. Besonders, wenn ich gerade um die Ecke auf einen Weg einbiege, und genau vor mir so ein Teil steht und schon losballert. In den nächsten Wochen werde ich daher vorwiegend im Selztal entlang der Selz laufen.
Der #Fotomontag
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Fotomontag – jeden Montag eine gute Tat
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