Der Neroberg lockt mit einer Fahrt der Nerobergbahn, dem Neroberg-Tempel, der russisch-orthodoxen Kirche und dem Turm. Insbesondere lohnen sich die Ausblicke über die Stadt Wiesbaden – wenn das Wetter passt.
An einem regnerischen Tag im Oktober beschlossen Manuela und ich, zu einem kleinen Ausflug auf den Neroberg aufzubrechen. Ich kannte ihn schon, doch Manuela hatte lange darauf gewartet. Letztendlich beschlossen wir auch, dass uns der Regen egal sei, und so wurde es ein regenromantischer Ausflug in die Nachbarhauptstadt.
Inhaltsverzeichnis
Nerobergbahn
Das Schönste an diesem Tag war aufgrund des Wetters die Fahrt mit der Nerobergbahn. Es ist eine historische, mit Wasserballast betriebene Bahn.
Auf den Neroberg führt vom Nerotal seit 1888 die Nerobergbahn herauf, eine mit Wasserballast betriebene Standseilbahn. Ihre beiden Wagen sind mit einem Stahlseil verbunden, das über ein nicht angetriebenes Umlenkrad in der Bergstation läuft. Der Tank des jeweils oben stehenden Wagens wird mit bis zu 7.000 Litern Wasser gefüllt. Bei der folgenden Talfahrt zieht der betankte Wagen den anderen den Berg hinauf. Das Gleis besteht aus drei Schienen, wovon die mittlere von beiden Fahrzeugen gemeinsam genutzt wird. In der Mitte zwischen den beiden Schienen eines Fahrweges liegt jeweils eine Zahnstange. Beide Fahrzeuge begegnen sich in der Mitte der Strecke an einer Ausweichstelle, an der sich die Fahrwege der beiden Fahrzeuge teilen.
Derzeit befindet sich die Nerobergbahn im Winterschlaf und wird gewartet. Ab dem Saisonstart am Karfreitag, 29. März 2024, fährt sie wieder jeden Tag im 15-Minutentakt von 9 bis 19 Uhr. Weitere Informationen (inklusive Preise): Nerobergbahn.
Am Kassenhäuschen in der Talstation oder an einem Automaten können Tickets gekauft werden. Wenn die Bahn ankommt, hört man auch gleich, wie das Wasser aus den Tanks gepumpt wird. Als Bergbahn sind die Kabinen in Treppenform angeordnet, sodass man über die Köpfe der anderen Fahrgäste gut nach unten schauen kann. Natürlich kann man auch zu Fuß nach oben steigen.
Oben empfing uns ein wechselhafter Regen, doch wir ließen uns davon nicht stören.
Neroberg-Tempel (Monopteros)
Der Neroberg-Tempal in Monopteros-Bautypus wurde 1851 nach Plänen von Landbaumeister Philipp Hoffmann erbaut. Der normalerweise schöne Blick Blick auf Wiesbaden war uns durch das Wetter leider verwehrt. Durch eine Baumlücke konnten wir jedoch bereits schon die russische Kirche sehen.
Opelbad
Beim Abstieg zur Kirche kamen wir am Opelbad vorbei, wobei nur der schöne, nicht fotowürdige Eingang zu sehen war.
1933 ermöglichte eine Stiftung des Geheimrats Wilhelm von Opel die Errichtung des Schwimm- und Sonnenbads auf dem Wiesbadener „Hausberg“, um den Kur- und Fremdenverkehr neu zu beleben. Der seit 1928 in Wiesbaden lebende Kommerzienrat und Fabrikbesitzer stellte außer der Stiftungssumme von 100.000 Reichsmark ein Darlehen von 150.000 Reichsmark bereit, um den Bau des nach ihm benannten Opelbads zu ermöglichen.
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2018 wurde das Opelbad für 1,1 Millionen Euro saniert und erhielt ein komplett neues Becken aus Edelstahl. Dabei wurde das Wasserniveau angehoben, sodass die Badegäste vom Becken auf Wiesbaden herunterblicken können.
Russisch-Orthodoxe Kirche
Das Innere der nicht sehr großen, aber hohen Kirche ist sehenswert, allerdings besteht Fotografierverbot.
Die Russisch-Orthodoxe Kirche ist das einzige russisch-orthodoxe Gotteshaus in Wiesbaden und befindet sich auf dem Neroberg. Ihre vollständige Bezeichnung lautet Russisch-Orthodoxe Kirche der heiligen Elisabeth in Wiesbaden. Lokal wird sie auch Griechische Kapelle genannt, eine im 19. Jahrhundert entstandene generelle Bezeichnung für orthodoxe Kirchen. […]
Herzog Adolf von Nassau und die russische Großfürstin Elisabeth Michailowna Romanowa hatten im Januar 1844 geheiratet. Am 28. Januar 1845 starb Elisabeth bei der Geburt ihres ersten Kindes; das Kind starb ebenfalls. Adolf trauerte sehr und ließ 1847 bis 1855 die Russisch-Orthodoxe Kirche in Wiesbaden als Grabeskirche bauen; dort wurde sie bestattet.
Den Bau der Kirche bezahlte er mit Zustimmung des Zaren Nikolaus I. aus ihrer Mitgift.
Was niemand zu ihrem Tod wusste: Elisabeth litt bereits unter fortgeschrittener Tuberkulose und wurde falsch behandelt. Das hat wohl ihren Tod mitverursacht.
Neroberg-Turm
Von der Kirche gingen wir denselben, teilweise steilen Weg wieder hinauf auf den Neroberg und machten einen Schlenker zum Neroberg-Turm. Der Turm ist lediglich ein Überrest des früheren Neroberghotels. Es gibt eine Außenrestauration sowie ein paar Tische im Innenbereich.
1881 wurde auf dem Neroberg ein Restaurationsgebäude mit Biergarten errichtet, von dessen Terrasse aus man den Ausblick über ganz Wiesbaden genießen konnte. Schnell wurde diese Gaststätte zum beliebten Ziel von Ausflüglern und Touristen. Nachdem sich die Gäste zunächst nur per Kutsche oder zu Fuß auf den Weg zum Wiesbadener Hausberg machen konnten, wurde 1888 durch den Bau der Nerobergbahn die Erreichbarkeit während der Sommermonate spürbar erleichtert.
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Von 1970 bis 1974 nutzte das benachbarte Bundeskriminalamt (BKA) das Neroberghotel. Weithin sichtbares Merkmal waren zwei am Turm befestigte riesige Funkantennen.
Ab Januar 1975 startete ein zunächst auf ein Jahr befristeter Betrieb als Musiklokal, der nach großem Zuspruch von Künstlern und Bevölkerung, fortgesetzt wurde – bis im Sommer 1978 die Betreiber wegen angeblich nicht eingehaltener Auflagen die Kündigung erhielten.
Als „NERO Musikpalast“ bot das ehemalige Hotel ab 1979 Proberäume für Musikgruppen aus Wiesbaden und Umgebung und war gleichzeitig Veranstaltungsort für Konzerte und künstlerische Darbietungen aller musikalischen Stilrichtungen. Das Kellergewölbe diente einem Getränkelieferanten als Lager.
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Am 25. Mai 1986 brannte es zum ersten Mal in dem ehemaligen Hotel. Der 1881 errichtete Flügel musste komplett abgerissen werden; vom Verbindungsgebäude wurde der ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogene Dachstuhl abgetragen.
Nach einem zweiten Brand nur drei Jahre später blieb nur noch der Abriss und eine spätere Neugestaltung des Geländes mit dem verbliebenen Turm.
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Alle Fotos sind im Album „Neroberg Wiesbaden„.
war wirklich regenromantisch