17 Kilometer durch wilde Wälder, an Nahe und Alsenz entlang und über sie hinweg – und dann auch noch die drei Burgen Burg Rheingrafenstein, Burg Ebernburg und Altenbaumburg bezwingen. Manchmal denke ich mir, dass das Mittelalter gar nicht so weit weg ist.
Ich habe es geschafft. Heute, am 2. Dezember, machte ich am Wartbergturm Alzey mein zwölftes #12SunriseRheinhessen. Was zunächst nach einem Fiasko unter Wolken zu werden versprach, das wurde noch ein schöner mystischer Sonnenaufgang über dem Wartbergturm und dem Weidasserbachtal.
Gestern Abend schon hatte ich mir überlegt, ob ich nicht bei angemessenem Wetter nach dem Sonnenaufgang eine Wanderung machen sollte. Deswegen hatte ich mir vorsichtshalbe die Wanderklamotten und -ausrüstung bereit gelegt. Ich hatte mir drei oder vier Touren in der Umgebung in eine Liste gelegt, jedoch war ich nach dem Sonnenaufgang unschlüssig, ob ich noch wandern wollte.
Inhaltsverzeichnis
Aufwärmen in Alzey
Zunächst jedoch war mir kalt. Ein wenig aufwärmen wollte ich mich. Dazu fuhr ich nach Alzey hinein und parkte auf dem Parkplatz unterhalb der Kirche. Ein paar Leute öffneten gerade die ersten Stände für den Weihnachtsmarkt in Alzey.
Bei Werner’s Backstube ließen mich ein warmer Milchkaffee, ein warmes Plätzchen auf der Bank und zwei Leckereien fast einschlafen. Doch dann überlegte ich mir, ich könnte die Drei-Burgen-Tour an Nahe und Alsenz machen. Von Alzey aus würde ich über Landstraßen nach Norden bis nach Frei-Laubersheim und in den Wald fahren. Wenn nur das inzwischen bewölkte und diesige Wetter nicht wäre.
Ich fuhr einfach los. Kaum war ich aus dem Tal heraus und fuhr nach Norden, da riss der Himmel immer mehr auf. Ich wollte meinem Glück nicht so recht trauen. Egal, jetzt würde ich nicht mehr aufgeben.
Die Tourstrecke ab neuem Waldheim
Gegen 10:30 Uhr kurz hinter dem Forsthaus Spreitel hielt ich am Neuen Waldheim an und stellte meinen Wagen auf dem großen Parkplatz ab. An der Straße entnahm ich einem Schild die Öffnungszeiten. Heute würde das Waldheim vermutlich von 12 bis 21 Uhr aufhaben. Ob der Jahreszahl war ich etwas verunsichert.
Öffnungszeiten vom 1. Oktober bis 30. April 2012: Mittwochs, Freitag, Samstag, Sonntag von 12 bis 21 Uhr mit durchgehend warmer Küche. Tel. 0671 79 48 775
Ich dachte mir, das wäre bestimmt eine gute Gelegenheit für ein Abschluss-Schnitzel oder etwas ähnlich Bodenständiges. In ein paar Stunden würde ich mehr wissen.
Jetzt stehe ich also hier am neuen Waldheim. Blauer Himmel ist über mir, auf der Fahrt von Alzey hierher verschwanden die Wolken und das Diesige komplett. Ich kann es kaum glauben. Im Westen sind der Bad Soonwald und der Ebernburger Wald, im Süden ist der Frei-Laubersheimer Wald, und ein Stückchen weiter in Süd-Südwest liegt der Staatsforst Bad Sobernheim. Im Norden ist dann noch ein ehemaliger Truppenübungsplatz, der langsam verwildert. Ziemlich viel Wald und Natur also.
Vor mir liegt eine Strecke in den Westen durch den Ebernburger Wald, dann nordwärts hoch zur Burg Rheingrafenstein, rüber über die Nahe und … nein, die romantische Fahrt mit der handgezogenen Fähre über die Nahe muss ausfallen. Die Saison der Nahefähre endete am 1. November, wie ich der Seite „Nahefähre“ von Bad Münster am Stein-Ebernburg entnommen habe. Also werde ich durch den Wald südlich der Nahe bis zum Camping-Platz an der Alsenz wandern, den Campingplatz umwandern, und dann über die Alsenz und zur Nahe zurückgehen. Dann hoch zur Burg Ebernburg und von dort aus über den Höhenkamm und in den Wäldern über dem Tal der Alsenz bis zur Ortschaft Altenbamberg. Runter zur Ortschaft, über die Alsenz und wieder hoch, dann zur Altenbaumburg. Von dort aus in Richtung Osten durch den Naturpark Soonwald/Nahe, um an der Grenze zum Frei-Laubersheimer Wald nach Norden abzubiegen und zum neuen Waldheim zurückzukehren. Also dann.
Die Tour habe ich auf Outdooractive gefunden: „Burgentour durch den Ebernburger Wald„. Eine Frau Kraksler hat die Tour angelegt und zuletzt 2014 aktualisiert. Insgesamt war sie nicht sehr aktiv auf Outdooractive, zuletzt hat sie 2015 eine Tour aktualisiert. Aber auf ihre Burgentour freue ich mich schon. Ein klitzekleines Stück davon kenne ich schon von der TourNatur Salinental, die Manuela und ich 2016 wanderten.
Huttentalblick und Wald
Laut Outdooractive sind es 16,1 Kilometer und 550 Höhenmeter in rund fünfeinhalb Stunden. Dann also jetzt wirklich los und keine Zeit verlieren. Denn ich weiß, dass ich oft Zeit durch häufiges Fotografieren „verplempere“, und die Sonne soll laut The Photographer’s Ephemeris um 16:29 Uhr untergehen. Nach ein paar Metern bereits lerne ich: Der Eichenprozessionsspinner treibt hier sein Unwesen. Ich solle auf den Wegen bleiben und Nester bloß nicht berühren, sagt mir ein Warnschild.
Furchtlos wandere ich weiter in Richtung Westen, Wegekennzeichnungen des Bäderhöhenweg von den Wanderfreunden Naheland begleiten mich lange Zeit. Als der Weg einen großen Bogen macht und ich einen Hinweis zu einem „Huttentalblick“ sehe, entschließe ich mich entgegen der Tourplanung zu einem Abstecher. Ein kleiner Pfad führt mich durch ein paar Bäume bis zu einer Schutzhütte. Von dort aus habe ich einen großartigen Blick nicht nur ins Tal sondern auch in die Ferne.
Dann gehe ich zurück zum Weg und folge weiter der Strecke. Langsam geht es bergabwärts bis kurz vor dem Ferienzentrum Wieneke’s Wald-Idyll. Das scheint so idyllisch zu liegen, dass ich nichts von ihm mitbekomme, als ich nach Norden abbiege, und jetzt den Pfaden in den Tälern folge.
An einer Schutzhütte geht es nach links und wieder hinauf. Plötzlich versperrt vor mir eine große Wildschweinsuhle den Weg. Etwas oberhalb am Hang umgehe ich sie und überquere dabei den Wildwechsel.
Zunächst geht es weiter aufwärts, bis ich am Tanneneck einem Weg hinab in einem Bogen in Richtung Burg Rheingrafenstein folge. In der Nähe des Tannecks überholen mich zwei Mountain Biker, ansonsten ist die Tour menschenleer. Die Tourstrecke führt eigentlich im Westen an der Burgruine vorbei direkt zur Nahe. Doch ich kenne die fabelhafte Aussicht von unserer TourNatur Salinental und kann der Aussicht auf die Aussicht nicht widerstehen.
High Noon auf Burg Rheingrafenstein
Beim Aufstieg zur Burgruine merke ich, wie warm es inzwischen ist. Ich beginne zu schwitzen und nehme mir vor, meine Bekleidung auf der Burg anzupassen. Endlich komme ich oben an.
Vermutlich wurde die Burg im 11. bis 12. Jahrhundert von den Emichonen (Nahegaugrafen) erbaut. Mit Sicherheit ist sie die Stammburg der Ritter vom Stein, der späteren Wild- und Rheingrafen, und verblieb bis zur Französischen Revolution in deren Besitz.
[…]
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Burg von Spaniern erobert und im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1688 von Truppen des französischen Generals Mélac zerstört. Die Reste wurden 1721 zum Bau einer Saline verwendet.
(Seite „Burg Rheingrafenstein“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 16. August 2017, 16:40 UTC. (Abgerufen: 17. Dezember 2017, 08:22 UTC))
Ich hatte gar nicht mehr in Erinnerung gehabt, dass sogar Spanier auf dem Gebiet des späteren Deutschlands gekämpft hatten. Aber weder von den Spaniern, noch von den Franzosen ist jetzt jemand da. Hier oben ist es menschenleer. Zumindest eine Zeit lang. So lange genieße ich die Aussicht auf Bad Kreuznach, die Nahe, den majestätischen Rotenfels, Bad Münster am Stein-Ebernburg und die Burg Ebernburg. Um 12 Uhr dringen die Töne von Sirenen von da unten hoch zu mir.
Dann kommt tatsächlich noch jemand. Ein Wanderer schnauft sich durch den Aufgang empor. Ob ich wohl auch so geschnauft habe? Nein, bestimmt nicht. Bei ihm muss das an den angebrochenen Bierflaschen am Rucksack liegen. Ich mache mich an den Abstieg und begegne kurz darauf weiteren Wanderern.
Abstieg zur Alsenz
Zunächst geht es dieselben Treppenstufen wieder hinunter, bis ich dann abwärts in Richtung Nahe abbiege. Da die Nahefähre seit November in der Winterpause ist, biege ich nach links ab und kraxele wieder hinauf. Duch die Bäume habe ich hin und wieder einen guten Blick auf Burg Rheingrafenstein und die Nahe. An einem kleinen Aussichtspunkt habe ich sogar einen sehr guten Blick auf die Burg Ebernburg, die Nahe und den Rotenfels.
Es geht hinter dem Campingplatz vorbei mit einem guten Blick auf die Ebernburg und dann über die Alsenz. An der Nahe angekommen, mache ich einen kurzen Abstecher auf die Fußgängerbrücke. Hier wäre ich entlang gekommen, hätte ich die Nahefähre benutzt.
Burg Ebernburg
Dann mache ich mich auf den Aufstieg zur Burg Ebernburg. Ich wähle den ausgeschilderten Fußweg und treffe kurz unterhalb der Burg auf die beiden Reichsritter Ulrich von Hutten und Franz von Sickingen.
Den Vorkämpfern deutscher Einheit und Größe
Ulrich von Hutten
Franz von Sickingen
Endlich bin ich oben und genieße die Aussicht der Burg der Sickinger. Auch sie hat wie die Burg Rheingrafenstein eine lange Geschichte, sie wurde jedoch wieder aufgebaut.
1448 gelangte die gesamte Herrschaft Ebernburg in den Pfand-, später Lehnsbesitz der Sickinger, die sie erst 1750 und 1771 wieder an die Kurpfalz abtraten. Unter Schweickhardt von Sickingen und seinem Sohn Franz von Sickingen erfolgten 1482 ein Ausbau und die Bewaffnung mit Artillerie, insbesondere waren dort mehrere schwere Geschütze, die Scharfmetzen, vorhanden.
Im Jahr 1523 wurde die Burg als Folge der Trierer Fehde verbrannt, 1542 wieder aufgebaut, 1697 im Pfälzischen Erbfolgekrieg abermals geschleift und in den darauffolgenden Jahren als Steinbruch verwendet (Spolien befinden sich im darunterliegenden Ort). 1838 gelangte die Burg in den Besitz des Gutsbesitzers und Bürgermeisters von Feilbingert, Karl Günther, der sie im alten Stil wieder aufbauen ließ und ein Wohnhaus, Wirtschaftsgebäude und eine Gaststätte errichtete. […]
(Seite „Burg Ebernburg“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 16. Juni 2017, 01:22 UTC. (Abgerufen: 17. Dezember 2017, 08:45 UTC))
Offenbar gibt es hier oben eine Tagungsstätte, die „Evangelische Familienferien- und Bildungsstätte Ebernburg Burg Ebernburg„. Die Burggaststätte Ebernburg hat leider geschlossen. Einem Zeitungsaushang entnehme ich jedoch, dass sie vom Inhalber des Kurpfälzer Amtshof in Ebernburg renoviert und im April 2018 wieder geöffnet wird.
Ab April 2018 wird die Burggaststätte als zweiten Betriebsstandort wieder eröffnen. Über die Wintermonate wird renoviert. Stefan Köhl setzt bei der Burggaststätte wie bei seinem Amtshof auf Erlebnisgastronomie mit dem Thema Mittelalter.
Immerhin gibt es an einer der Türen ein Hinweisschild auf Toiletten. Das freut nicht nur mich, sondern auch andere Besucher.
Über der Alsenz
Ich verlasse die Burg über die Zufahrtsbrücke, nicht ohne kurzen Halt, um noch einmal die Aussicht auf den Rotenfels zu genießen. Ein Stückchen weiter laufe ich zwischen Weinbergen und erhasche erneut einen Blick auf den Rotenfels.
Der Rotenfels (327 m ü. NHN) zwischen Bad Münster am Stein-Ebernburg und Norheim besitzt 202 Meter Wandhöhe und ist 1200 Meter lang. Der Großteil des Rotenfels liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Traisen. Der Rotenfels gilt als höchste Steilwand zwischen den Alpen und Skandinavien.
Das Felsmassiv besteht aus rötlichem Rhyolith, einem Porphyr-Gestein, mit feinkörnig-kristalliner Struktur. Er ist sowohl Naturschutzgebiet als auch bekanntes Revier für Kletterer und Bergsteiger.
(Seite „Rotenfels“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 21. Oktober 2017, 19:34 UTC. (Abgerufen: 17. Dezember 2017, 08:55 UTC))
Auf dem Höhenzug bin ich zunächst im Freien und habe einen guten Blick auf das Tal der Alsenz. Auch kann ich bereits die Altenbaumburg auf einer Anhöhe auf der anderen Seite des Tals erkennen. Inzwischen steht die Sonne recht hoch und taucht das Tal und die Gegend in ein farbenfrohes Licht. Irgendwann geht die Strecke in den Wald und deutlich steil nach oben.
Auch da oben, im Wald, bleibt es durch das Herbstlaub und die moosigen Stellen farbenfroh. Irgendwann muss ich dann wieder nach unten, denn ich will ja zur Altenbaumburg. Ich erreiche ein Wohngebiet der Ortschaft Altenbamberg und gehe dann einen kleinen Weg hinunter, der an einer beschrankten Bahnübergang über eine Schienenstrecke führt. Die Schranke ist geschlossen, also warte ich auf den Zug, der da nicht kommt. Denn irgendwann sehe ich den kleinen viereckigen Metallpfosten mit einem Schild darauf:
Schranke wird auf Anruf geöffnet. Bitte Taste drücken. Bitte um Zuruf, wenn Übergang geräumt ist oder weitere Benutzer folgen.
Oha, das kannte ich bislang noch nicht. Ich drücke auf die Taste und höre kurz darauf ein nahezu unverständliches Krächzen. Nur irgendwas mit „Schranke“ und „öffnen“ verstehe ich. Dann geht die Schranke nach oben, ich eile hinüber und drücke auf der Gegenstation die Taste, murmele etwas von „Bin drüben, sonst keiner“, gehe dann weiter in die Ortschaft und überquere die Alsenz.
Altenbaumburg
Von Altenbamberg aus folge ich einer kleine asphaltierten Straße bis hoch zur Altenbaumburg. Bevor die Straße eine Kehre macht, kürze ich den Bogen ab und schlage mich ein kleines Stück querfeldein. So richtig querfeldein ist es allerdings nicht. Früher war hier vermutlich der alte Weg zur Burg, und inzwischen hat sich das Gras den Weg zurückerobert.
Auch die Altenbaumburg ist eine Ruine, und natürlich waren auch die Franzosen daran schuldig. So ein bisschen kann ich schon verstehen, dass viele in Deutschland viele Jahre von einer Erbfeindschaft sprachen. Aber nur ein bisschen.
Die Altenbaumburg ist die Ruine einer Spornburg auf einem Bergrücken über dem Ort Altenbamberg im rheinland-pfälzischen Alsenztal. Sie ist die Stammburg der Raugrafen und eine der größten Burgruinen der Pfalz. Die ursprünglich auf einer strategisch günstigen Position des Alsenztals stehende Anlage verlor ihre Bedeutung, nachdem ihre Besitzer, die Raugrafen, im 14. Jahrhundert ausstarben.
[…]
Endgültig verwüstet wurden die seinerzeit dennoch gewiss recht ansehnlichen Gebäude 1689 durch französische Truppen. In den Jahren von 1980 bis 1986 erfolgte eine durchgreifende Sanierung.
(Seite „Altenbaumburg“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 22. August 2017, 15:05 UTC. (Abgerufen: 17. Dezember 2017, 09:00 UTC))
Als ich auf der kleinen Straße an die Ruine komme, da ist ein Parkplatz und erneut, wie am Ortsausgang von Altenbamberg, ein Hinweisschild auf das Burgrestaurant Altenbaumburg.
Ab November 2017 bis März 2018 ab Freitag bis Sonntag von 11 bis 20 Uhr durchgehend geöffnet.
Das letzte Stück ist nicht mehr weit, und ich sehe nicht nur Reste der alten Burg, sondern tatsächlich ein richtiges Haus, das Burgrestaurant.
Bevor ich hineingehe (ich denke da zunächst vollkommen unbedarft an Kaffee und Kuchen), gehe ich nach links an die Brüstung der Terrasse. Von hier aus sehe ich, dass langsam Wolken aufziehen, teilweise die Höhenzüge bedecken, und auch schon mal etwas Nebel in den Taleinschnitten aufzieht. Da sich die Alsenz um die Höhe mit der Burg herumwindet und auch der Eilbach ein Tal bildet, habe ich eine faszinierende Aussicht. Von der Terrasse aus, links neben dem Burgrestaurant, kann ich sogar bis zum Rotenfels schauen.
Vor dem Burgrestaurant stehen ein paar Räder, und prompt kommen mir die Radfahrer entgegen, als ich die Tür öffne. Drinnen sieht es schön heimelig aus, der Kachelofen liefert Wärme. Gerade, als ich einen Kaffee bestellen möchte, kommt der Wirt mit einem leeren Weißbierglas vorbei. „Dann eben doch keinen Kaffee“ beschließe ich. Und dann kommt noch eine leckere Kürbissuppe dazu.
Jetzt will ich auch endlich mein Smartphone zum Aufladen an die Akkubank hängen. Zu spät. Das Smartphone ist aus. Wieder gestartet, erkenne ich, dass darauf die Outdooractive-App ausgestiegen ist. Die Aufzeichnung kann ich also vergessen. Im Gegensatz dazu setzt die Runtastic-App die Aufzeichnung der Wanderung problemlos wieder fort.
Ein paar Stammgäste sind da. Im Gespräch höre ich vom Wirt, dass er nächstes Jahr Zehnjähriges hat und noch nicht weiß, ob er weitermachen will. Es wird immer schwieriger, Personal zu bekommen. Erst letztens hat er drei deutsche Kräfte eingestellt und sie auch korrekt angemeldet. Dann kam der erste Arbeitstag – und niemand der Mitarbeiter erschien. Er bekam einfach keine Köche und Bedienungen aus der Gegend. So blieb ihm keine andere Wahl, als jemanden in Polen einzustellen und herzuholen. Wobei er voll des Lobes über die polnischen Angestellten war. Motiviert und strebsam seien sie, „anders als die deutschen Mitarbeiter„.
Irgendwann schaue ich auf die Uhr und erschrecke: Es ist schon gegen 16 Uhr. In einer halben Stunde geht die Sonne unter! Also bezahle ich und packe meine Sachen ein. Weil es jetzt sicher wieder temperaturmäßig runter geht, ziehe ich auch meine dicke Mütze auf und meine Handschuhe an. Als ich herausgehe, sehe ich, dass die Wolken mehr, niedriger und dunkler wurden. Als ich die Straße hinabgehe, ergibt das jedoch eine faszinierende Stimmung über dem Alsenztal.
Durch den Ebernburger Wald
Ich biegte rechts zu den Ruinen ab und überquere auf einer Brücke einen Einschnitt. Nach wenigen hundert Metern laufe ich in den Wolken. Da es dadurch und durch die vielen Bäume sowieso nicht viel zu sehen gibt, lege ich einen Schritt zu. Vielleicht schaffe ich es gerade noch bis gegen fünf Uhr, wenn es so richtig dunkel wird. So wandere ich dann ziemlich schnell durch den Wald und auch an der Bismarckhütte vorbei.
Irgendwann komme ich zu einer offenen Stelle mit einer Rastbank. Hier gibt es bestimmt eine schöne Aussicht. Wohin und was, weiß ich angesichts des Wetters allerdings nicht.
Anschließend wird die Tour etwas „hügelig“. Ständig geht es ein paar hundert Meter hoch, und dann wieder runter. Das lässt irgendwann los. Jetzt wird es schnell dunkler. Und dann sehe ich auf der linken Seite viele Lichter. Laut Karte komme ich hier wieder zum neuen Landheim. Rechts herum von hinten komme ich wieder an den Parkplatz.
Es ist gegen 17 Uhr. Ich werfe meinen Rucksack in den Kofferaum des Autos, eile zur beleuchteten Terrasse („Selbstbedienung“) und dann in die Gaststube hinein. Ja, es ist geöffnet! Und es gibt Jägerschnitzel mit Pommes!