Mit inzwischen 60 Jahren habe ich so einiges erlebt. Seit meiner Kindheit gehört das Draußen sein zu mir. So jogge ich mit wenigen Unterbrechungen seit 1980, und vor ein paar Jahren habe ich das „bewusste“ Wandern entdeckt. Doch Mann wird alt.
In meiner Jugend durchstreifte ich mit meinem Schäferhund das Mümlingtal und die umliegenden Wälder von Höchst im Odenwald. 1980 trat ich als Offizieranwärter in die Bundeswehr ein – und so kam ich um das Laufen nicht herum. Fitness war einer der Bausteine der Ausbildung. Und mit Kampfstiefeln und Grünzeug trainierten wir für den Überlebenslehrgang (Land). Während meiner Zeit in Texas wurde ich lauffaul (es gab ja so viel zu entdecken, und im Sattel war es viel gemütlicher), doch in meiner Zeit in der Truppe joggte ich wieder regelmäßig. Den Feuerleitbereich der Flugabwehrraketenstellung umrundete ich joggend, und in meiner Freizeit joggte ich im Lenneberg-Wald, im Ober-Olmer Wald und rund um den Lerchenberg.
Später legte ich gelegentlich ein Jahr Pause ein. Mit Manuela gab es ausgiebige Spaziergänge, die manch anderer als Wanderung bezeichnen würde. Seit einigen Jahren wandere ich gezielt und bewusst. Ich habe mir fürs Joggen und fürs Wandern eine stabile Ausrüstungsbasis zugelegt. Früher, damals in den 2000ern joggte ich rund um Schwabenheim an der Selz. Seit wir in Selzen wohnen jogge ich eben hier in der Nähe – oder auch etwas weiter weg. Viele Jahre war ich jedes Jahr immer mal wieder unterwegs für eine Konferenz oder eine andere Veranstaltung. Dann waren immer Laufklamotten und Laufschuhe dabei. Am Morgen vor der Veranstaltung drehte ich eine Runde, die ich mir vorher geplant hatte. Nach dem Frühstück lief ich lieber bis zu einer halben oder dreiviertel Stunde, als dass ich mit dem Auto zum Veranstaltungsort fuhr.
Auf einer Veranstaltung IRL („In Real Life“) war ich schon länger nicht mehr. Aber das regelmäßige Laufen … hat nachgelassen. Noch bis vor ein oder zwei Jahren waren so 10-15 km fast schon die Regel, manchmal auch länger. Inzwischen sind die Strecken kürzer. Seit etwa drei Monaten war es keine mehr über 11 km. Das Wandern bereitet mir (noch) keine Probleme. Doch gerade beim Laufen merke ich, dass meine Leistungsfähigkeit nachlässt. Ich könnte es darauf schieben, dass ich zugenommen habe. Ja, „nur“ drei Kilogramm. Doch eben für viele Monate. Früher war es für mich kein Problem, mal schnell drei Kilogramm zuzunehmen und genauso schnell wieder abzunehmen. Heute war ich endlich mal wieder unter 74 Kilogramm.
Regelmäßig fahre ich zu meiner Mutter in den Odenwald und kaufe dabei auch für sie ein. In meinen strammen Männerjahren habe ich zwei Kisten Wasser mit Glasflaschen auf einmal getragen. Eine in der linken, eine in der rechten Hand. Inzwischen trage ich nur eine Kiste mit zwei Händen und bin dabei froh, dass es PET-Flaschen sind.
Seit ein paar Jahren begleitet mich ein Tinnitus im linken Ohr. Seit ein paar Monaten ist er hartnäckiger. Manchmal so hartnäckig, dass ich Mühe habe, anderes zu hören. Vor rund 20 Jahren hatte ich das erste Mal Probleme mit den Bandscheiben zwischen den Lendenwirbeln. Nichts Dramatisches. Alle paar Jahre werde ich daran erinnert. Seit letzter Woche habe ich in der Hüfte Probleme, dieses, das erste Mal, auf der rechten Seite. Paracetamol wirkt bei mir nicht. Ibu und Diclofenac vertrage ich nicht wirklich gut. Also ist da nichts mit „betäuben, damit sich Alles entspannt“. Im April bekam ich zunächst mit dem rechten Arm Probleme, die Schmerzen zogen hoch bis zur Schulter auf dem Rücken. Irgendwann müsste das mal wieder weggehen, auch wenn Physiotherapie nicht geholfen hat.
Mann wird alt.
Und dennoch werde ich weitermachen. Weitermachen mit Joggen, so wie ich es eben kann, um das Laufen zu genießen. Irgendwann könnte es dann nur noch das Wandern sein, dann das Spazierengehen. Aber solange es geht, werde ich dieses Leben genießen. So, wie es eben geht. Ich setze mich jetzt mal wieder hin. Anderer Stuhl, auf der Suche nach anderer Haltung, anderen Muskeln und anderen Sehnen.
Mann wird alt. Doch solange es Spaß macht, mache ich gerne weiter.