Am 25. Juni 2024 wanderte ich die Traumschleife Arten-Reich für die SWR Landesschau Rheinland-Pfalz mit Holger Wienpahl und einem Drehteam. Hintergründe und Impressionen vom Drehtag. Update: Der Bericht wurde in der Sendung am Freitag, 12. Juli gesendet und kann hier betrachtet werden.
Inhaltsverzeichnis
Update: Der Beitrag zum Anschauen
Der Beitrag wurde am 12.07.2024 in der SWR Landesschau Rheinland-Pfalz gesendet: Traumschleife Arten-Reich: Entspannung beim Wandern (in der ARD-Mediathek, bei MediathekViewWeb zum direkten Download in verschiedenen Qualitäten).
Sie ist die neueste der etwa 115 Traumschleifen in Eifel und Hunsrück: die „Arten-Reich“. Sie ist abwechslungsreich, aussichtsreich und – wie der Name schon sagt – artenreich: Flora, Fauna, Feuchtwiesen, Weitblicke auf die Hunsrückhöhen und bis in die Eifel, Streuobstwiesen (seit ein paar Jahren immaterielles Unesco-Welterbe) und sogar ein direkter Blick auf die Mosel, was wohl die ganz große Ausnahme für Traumschleifen ist.
Als Entspannender habe ich mich über das entspannende Wandern mit Holger Wienpahl sehr gefreut – und mir gefällt der Bericht. Was meinst Du?
In meinen Fotos wirst Du einige der Szenen aus dem Bericht wiedererkennen. So beispielsweise, als mich Lukas filmte, während ich das Foto von der Bank mit dem Weitblick über die Wiese machte.
Die Vorgeschichte
Vor langer, langer Zeit hatte ich mich als «Wanderchecker» bei der SWR Landesschau Rheinland-Pfalz beworben. Ich weiß noch nicht einmal, in welchem Jahr. Auf jeden Fall war es noch deutlich B.C. (Bevor Covid19). Dann vergingen ein paar Jahre. Im Frühjahr rief jemand vom SWR an und fragte mich, ob ich denn noch Interesse hätte und zur Verfügung stünde. Wieder etwas Zeit. Nun, schließlich erhielt ich wieder einen Anruf vom SWR. Diesmal ginge es darum, kurzfristig eine Wanderung mit Holger Wienpahl für die Landesschau zu machen. Wienpahl …
studierte Wienpahl Geschichte und Sportwissenschaft an der Bergischen Universität Wuppertal, das er im Jahr 1993 als Magister (M.A.) abschloss. Unterdessen war er als freier Mitarbeiter bei der Westdeutschen Zeitung (1987 bis 1993) und beim Südwestfunk (1989 bis 1995) tätig. Nach einem Volontariat beim SWF in Baden-Baden arbeitet Wienpahl seit 1996 als Fernsehredakteur beim heutigen Südwestrundfunk.
Falls jemandem sein Name im Zusammenhang mit deutschen Wein und seinen Königinnen bekannt vorkommt: Er moderiert seit vielen Jahren die Wahl der deutschen Weinkönigin. Außerdem ist er ein «Autorenkollege» von mir, denn er hat «Mittelrhein. Wandern für die Seele» und «Glücksorte in Kaiserslautern» geschrieben.
Online gibt es eine Übersichtsseite für die Landesschau Rheinland-Pfalz, sowie einen umfangreichen Bereich in der ARD-Mediathek mit den kompletten Sendungen und mit einzelnen Berichten daraus (2 bis 6 Minuten).
Aber zurück zur Anfrage. Es ginge um das Wandern einer neue Traumschleife (eröffnet im Juni 2024) im Hunsrück und an der Mosel mit Holger Wienpahl. Ob ich denn kurzfristig Zeit hätte. Der Dreh würde ein paar Stunden dauern, ich solle daher nach einem Tag ohne späteren Termin schauen. Also blickte ich in meinen Kalender und fand eben an jenem Tag, dem 25. Juni, noch eine Lücke ab 8:30 Uhr. Mit dem Auto, so überschlug ich, würde ich knapp 2 Stunden benötigen. Das passte also. Ich sagte zu. Wienpahl würde sich bei mir melden. Das geschah dann auch, wir besprachen ein paar Dinge und verabredeten uns für 10:30 Uhr am Campingplatz Moselhöhe, am Ortsrand von Heidenburg. Er würde die Tour am Vortag erkunden und sich noch einmal melden. Das fertige Video selbst würde etwa 5 Minuten lang werden.
In diesem Artikel gehe ich nur wenig auf die Tour ein, denn schließlich sollst Du Dir den Bericht anschauen und Dir darin meine Eindrücke anhören (Buh!).Die Traumschleife Arten-Reich auf Outdooractive
Rund um den etwa 410 km langen Saar-Hunsrück-Steig durch den Naturpark Saar-Hunsrück entstanden weit über 100 Traumschleifen, auf denen man in einer Rundtour die Natur und Sehenswürdigkeiten erkunden kann.
Die Tour verbindet Ausblicke ins nahegelegene Moseltal mit Weitblicken in die Hunsrücklandschaft bis weit in die Eifel.
Die knapp zehn Kilometer lange leicht bis mittelschwere Wanderroute rund um Heidenburg garantiert ein artenreiches Wandererlebnis.
Eine ursprüngliche Natur- und Kulturlandschaft mit zahlreichen Aussichten im offenen Feld- und Wiesenflur und Streuobstwiesen, wechselt sich mit Waldpassagen auf naturnahen Pfaden ab.
Infotafeln informieren immer wieder über die am Wegesrand seltene und artenreiche Flora und Fauna.
Die Traumschleife Arten Reich (Outdooractive) ist nicht allzu lang und hat nur wenige Höhenmeter (wenn auch steile Anstiege). Sie lässt sich gut in 3 bis 4 Stunden wandern.
Treffen am Dorfladen Heidenburg
Montags meldete sich Holger Wienpahl. Es gab eine Planänderung. In der Ortschaft Heidenburg gäbe es einen Dorfladen, dort würden wir uns treffen, erste Drehs vornehmen, für die Wanderung Essen und Getränke einkaufen und dann zum Startpunkt am Campingplatz fahren. Er wäre etwas früher da mit dem Drehteam und würde schon anfangen, ich solle einfach dazustoßen. Aufgrund der vielen Gräser empfahl er mir lange Hosen und für ein kurzes «Matschstück» durchaus leichte Wanderschuhe anstelle von lockeren Sportschuhen.
Nach der Anfahrt an der Nahe entlang und durch den Hunsrück traf ich am Dienstagmorgen gegen 10:15 Uhr am Dorfladen ein. Der Dorfladen (Leben in Heidenburg) ist eine Initiative, damit Bürger auch ohne Supermarkt vor Ort einkaufen können. Am Drehtag war der Dorfladen in einem Haus schräg gegenüber der Kirche untergebracht. Seit dem 2. Juli befindet sich der Dorfladen nach einem Umzug inzwischen im Pfarrhaus neben der Kirche (Kirchstraße 29).
Im Dorfladen traf ich neben den Leuten vom Dorfladen auf Holger, einen Kameramann (Lukas), einen Tontechniker (Lukas), eine Praktikantin (Helena, studiert an der Hochschule Mainz) und einen «lokalen Führer» (Daniel von der Verbandsgemeinde Thalfang). Huch, Vornamen? Tatsächlich waren wir sehr schnell beim «Du», was mir als an das «Wander-Du» gewohnter Wanderer sehr angenehm war.
Ich war überrascht, wie viel Auswahl der Dorfladen bietet. Brot und Brötchen, Kuchen, Wurst, Käse, Obst, Gemüse, aber auch andere Waren des alltäglichen Gebrauchs. Der Dorfladen setzt vor allem auf regionale Produkte und hat erstaunlich oft und lange geöffnet: Di – Fr 7:30 – 12 und 16 – 18 Uhr, Sa 7 – 12 Uhr. In der Facebook-Gruppe «Heidenburger Dorfladen» gibt es ein paar Impressionen.
Bereits im Dorfladen verbrachten wir einige Zeit mit Drehszenen. So ging ich ein paar Mal an eine Kühlvitrine, um die Tür zur Seite zu schieben und abgepackten Käse beziehungsweise abgepackte Wurst zu entnehmen, dazu aus verschiedenen Perspektiven. Dann holte ich Brötchen, Holger bezahlte an der Kasse, dann dies .. dann das … dann noch eine Perspektive.
Gegen 11:30 Uhr, verließen wir die Ortschaft und begaben uns zum Start der Traumschleife am Campingplatz
Wandern und Drehen auf der Traumschleife Arten-Reich
Direkt am Eingang zum Campingplatz Moselhöhe (mit Camperstübchen) liegt der Start- und Parkplatz für die Traumschleife. Nach ein paar Absprachen ging es um 11:55 Uhr los. Entgegen der vorgeschlagenen Tourführung auf Outdooractive liefen wir die Tour im Uhrzeigersinn. Gleich zu Beginn führt die Traumschleife auf einem Pfad durch eine Streuobstwiese – und schon gab es mehrere Drehs mit verschiedenen Motiven. Das wiederholte sich des Öfteren während der kompletten Tour.
Start am Campingplatz
Hinab in den Wald, blühende Wiesen
Nachdem die Tour zunächst auf der Höhe durch Wiesen führte, ging es hinab in einen bewaldeten Abschnitt, was wir bei den hohen Temperatur als vorteilhaft empfanden. Nach einem Abschnitt mit Nadelbäumen gelangten wir auf über eine «Wilde Wiese» (meine Bezeichnung) mit vielen unterschiedlichen, auch blühenden Pflanzen auf dem Pfad in einen schattigen Abschnitt mit Laubbäumen und vielen Fingerhüten. Immer mal wieder trafen wir auf Informationstafeln und Bänke zum Ausruhen.
Auf dem Waldpfad, Fingerhüte
Vom Waldpfad konnten wir gelegentlich auf die andere Talseite blicken. Ich bestaunte Fingerhüte, die mich immer wieder faszinierten – auch wenn Fingerhüte hochgiftig sind und man seine Finger von den Fingerhüten und lieber an seinem Hut lassen sollte (okay, das geht eindeutig in Richtung Kalauer). Vielleicht auch gerade deswegen?
Der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea), auch Fingerhut, Fingerkraut, Fuchskraut, Schwulstkraut, Unserer-lieben-Frauen-Handschuh, Waldglöckchen, Waldschelle genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Fingerhüte (Digitalis) in der Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae). Der Gattungsname Digitalis leitet sich vom lateinischen Wort digitus für Finger ab und bezieht sich auf die charakteristische Blütenform.
[…]
Alle Pflanzenteile des Roten Fingerhutes sind hochgiftig. Bereits der Verzehr von zwei bis drei Fingerhutblättern kann tödlich enden.
Manchmal lockte die Kameraperspektive auf die andere Talseite, mal sollten wir von hinten beim Schauen zu sehen sein, mal wurden wir vom Kameramann verfolgt, mal ging der Kameramann rückwärts vor uns und drehte uns.
Auf dem Waldpfad, Fingerhüte, auf die Höhe
Über einen steilen Anstieg ging es hinaus aus dem Tal auf die Höhe, auch hier wieder eine Bank. An hohen Stellen konnten wir die Weinberge auf der nördlichen Seite der Mosel erkennen.
Auf der Höhe, Weinberge, Mosel, (keine) Schmetterlinge
An einer Stelle erblickten wir nicht nur die Weinberge auf ihrer anderen Seite, sondern auch die Mosel selbst. Noch steht hier kein Hinweisschild mit dem Namen der Stelle, das soll aber kommen, und darauf wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit «Moselblick» stehen.
Dreharbeiten
Manche Abschnitte liefen Holger und ich alleine mit Helena, manchmal war Kameramann Lukas dabei. Auf manchen Abschnitten war Tontechniker Lukas noch dabei und manchmal begleitete uns Daniel noch. Daniel übernahm es, Lukas und/oder Lukas ein Stück mit dem Auto zu einem späteren Treffpunkt zu fahren.
Immer wieder gab es Drehs aus verschiedenen Perspektiven. Dreimal hat mich Holger nach meiner Einschätzung zur Tour gefragt, inklusive nach einem abschließenden Fazit. Wir machten an einer Raststelle mit Bänken und einem Tisch eine Pause – um unsere Vesper auszupacken und zu drehen – natürlich aus verschiedenen Perspektiven. Gegen Ende der Tour führte der Weg als «Schmetterlingspfad» entlang mehrerer blühender Wiesen. Immer wieder versuchte Kameramann Lukas Schmetterlinge einzufangen, doch aufgrund ihrer hektischen Flugbahnen war das äußerst schwierig. Alleine diese Versuche verlängerten die Wanderung. Ich fürchte, «hektische Schmetterlinge» hat sich in mein Fazit eingeschlichen. Aber vielleicht fiel diese schnodderige Bemerkung ja dem Schnitt zum Opfer.
Ein paar Zahlen
Während der kompletten Wanderung lief die Aufzeichnung meiner Garmin-Uhr. Gestartet um 11:55 Uhr, dauerte die Tour laut Garmin 5:25 Stunden, davon verbrachten wir nur 2:10 Stunden in Bewegung (was mir zu wenig vorkommt, da schnoddert Garmin manchmal). Noch mehr Zahlen:
- Wir wanderten insgesamt 10,07 km.
- Die minimale Höhe betrug 344 m, die maximale Höhe betrug 439 m.
- Der Anstieg betrug 216 m, der Abstieg 211 m
Wow, oder? Nicht so ganz, denn:
A fool with a tool is still a fool.
(«Ein Narr mit einem Werkzeug ist immer noch ein Narr», aber in Englisch klingt es einfach besser).
Als uns Daniel nach einem Waldabschnitt im Tal mit dem Auto abholte und mit dem Auto zu einer anderen Stelle brachte, vergaß ich zunächst, die Aufzeichnung zu unterbrechen. Und anschließend setzte ich die Aufzeichnung erst fort, nachdem wir schon ein Stück gelaufen waren. Man soll halt Zahlen ohne Prüfung nur glauben, wenn man sie selbst gefälscht hat.
Mein Fazit
Insgesamt waren wir für 5 Minuten Sendezeit etwa 7,5 Stunden mit vier Personen vor Ort zum Wandern und Drehen. Dazu kommen noch die An- und Abreisezeiten. Das sollte man zunächst einmal sacken lassen. Doch sacken lassen sollte man auch, dass Fernsehzuschauer professionelle Sendungen erwarten und dass Qualität Zeit , Gründlichkeit und möglicherweise auch Ausprobieren erfordert. Was in der Theorie als gute Perspektive erscheint, wirkt auf großem Bildschirm nicht gut (genug), oder im Kontext der Szenen davor oder danach nicht gut (genug). Alternative Perspektiven oder Szenen zu haben, ist wichtig. Als Fotograf bemerke ich immer wieder, dass ich Fotos gemacht habe, die doch nicht so gut sind oder wirken, oder nicht in den Artikel passen. Ein Freund, der selber für Fernsehbeiträge dreht, bestätigte mir, dass ein entsprechender Aufwand für einen Fernsehbeitrag üblich ist. Und ich stecke – je nach Projekt – auch in die Fotobearbeitung für einen Artikel fast so viel wie in das eigentliche Schreiben. Vielleicht weiß ich auch deswegen Qualität und Arbeiten zu schätzen.
Mit Holger, seinem Drehteam Lukas und Lukas, der Begleitung durch Praktikantin Helena sowie der fachkundigen Tourunterstützung durch Daniel habe ich einen wunderbaren Wander- und Drehtag auf der Traumschleife Arten-Reich verbracht. Die unkomplizierte und lockere Art von allen, die wunderbaren Gespräche und der Austausch mit Holger haben mir sehr viel Spaß und Freude bereitet. Gerne jederzeit wieder.
Wanderern empfehle ich den Einkauf im Dorfladen vor der Tour. Das Fazit zur Tour musst Du Dir in der Sendung oder im Einzelbericht entnehmen – aber vermutlich kannst Du mein Fazit schon erahnen. Ich gehe davon aus, dass der Wanderbericht auch einzeln online stehen wird, und ihn dann verlinken. Um jedoch sicher zu gehen, solltest Du, nein, musst Du Dir die Sendung anschauen.
Alle Fotos sind im Flickr-Album „Traumschleife Arten-Reich mit Holger Wienpahl„
Ein sehr schöner Filmbeitrag und für Dich, lieber Frank, bestimmt auch ein ganz besonderer. Man läuft ja schließlich nicht alle Tage mit Holger Wienpahl und einem Filmteam durch die Gegend. Wir Leser sind jetzt nach Deinem Berich um eine Erfahrung reicher, welche Zeitspanne ein 5 Minuten-Dreh benötigt und man erahnt wage, welche Zeit wohl ein ganzer Spielfilm braucht.
Liebe Martina, es freut mich, dass Dir der Beitrag gefallen hat und ich einen Eindruck von dem Dreh vermitteln konnte. Das ist immer wieder erstaunlich, wie lange so etwas dauert. Vor vielen Jahren (in den 1980ern) hat der HR in meiner Einheit bei der Bundeswehr für einen 15-minütigen Beitrag gedreht – und war ganze zwei Tage da. Es scheint sich trotz aller neuen Technik an den grundsätzlichen Aufwänden also gar nicht so viel geändert zu haben.