Am Zornheimer Ruhkreuz steht der Nachbau einer Ruhbank. So ganz trifft der Nachbau die typische Konstruktion einer alten Ruhbank zwar nicht, doch ich finde die Anmutung insgesamt gut gelungen. Doch was ist eine „Ruhbank“?
Direkt links neben dem Zornheimer Ruhkreuz steht seit November 2022 der Nachbau einer Ruhbank mit der Inschrift „Die Ruh‘„. Der Nachbau trifft allerdings nicht ganz die typische Konstruktion der alten Ruhbänke. Die Querstreben von alten Ruhbänken waren nicht so niedrig und nicht zum Sitzen gedacht. Die Querstreben waren etwa in Bauch und/oder Brusthöhe. Darauf setzten Fußgänger ihre Lasten ab, wenn sie beispielsweise schwere Rucksäcke und Taschen mit ihren Waren von oder zum Markt trugen. Dann konnten sie sich in aufrechter Stellung ausruhen, außerdem wurden die Taschen und Waren nicht dreckig oder nass. Erst später gab es auch Ruhbänke, die einen Teil zum Sitzen hatten.
Ein Ruhstein, auch Ruhestein, Ruhbank, Grubstock, Gruhe, Gruhbank, Krugstatt oder Gruegstatt sowie Raststein genannt, ist eine ein- oder mehrgliedrige Bank, die in früheren Zeiten der Rast von Lastenträgern diente. Während es ursprünglich auch vergleichbare Vorrichtungen aus Holz gegeben hat, sind die bis heute erhaltenen Ruhbänke aus Stein gefertigt. Als Zeugen früherer Transportformen und alter Verkehrswege zählen viele Ruhbänke inzwischen zu den Klein- oder Flurdenkmälern.
[…]
Die erhaltenen Ruhsteine stammen überwiegend aus der Zeit zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert, als Bauern, Knechte, Mägde, Boten, Hausierer oder Händler schwere Lasten noch mit Rückentragen oder auf dem Kopf beförderten.[1] Damit die Benutzer das Transportgut nach der Rast selbstständig wieder aufnehmen konnten, sind die meisten Ruhsteine deutlich höher als gewöhnliche Sitzbänke. Die jeweiligen Formen reichen von einfachen, grob behauenen Steinen bis hin zu mehrgliedrigen, kunstvoll gestalteten Bänken. Aufwändigere und neuere Exemplare verfügen über einen niedrigen Teil zum Sitzen und einen hohen Teil für das Abstellen der Traglasten.
Ich kenne solche Ruhbänke vor allem aus dem Elsass. Dort heißen sie oft Napoleonsbänke. 1811/12 wurden sie anlässlich der Geburt von Napoleon Bonapartes Sohn errichtet, wobei die Bezeichnung bis in der Pfalz verwendet wird. Außerdem gibt es solche Ruhbänke im Elsass noch von 1854, als diese zum Hochzeitstag von Kaiserin Eugénie mit Napoleon III. errichtet wurden.
Die Ruhebänke im Elsass sind öffentliche Ruhebänke, die im 19. Jahrhundert im Elsass in zwei Phasen aufgestellt wurden. Die meisten der heute noch existierenden Ruhebänke sind als Kulturdenkmal (Monument historique) geschützt.
Da schließt sich ein wenig der Kreis, denn Rheinhessen gehörte zur Zeit der Herrschaft Napoleons zu Frankreich und bildete mit einem Großteil der Pfalz das Département du Mont-Tonnerre.
Das Département du Mont-Tonnerre (französisch; deutsch Département Donnersberg, auch Donnersberg-Département) war eine Verwaltungseinheit im Gebiet der heutigen deutschen Bundesländer Rheinland-Pfalz und Saarland, die im Verlauf der französischen Revolutionskriege nach dem Vorbild der französischen Départements gebildet wurde. Im Wesentlichen umfasste das Département du Mont-Tonnerre die heutige Pfalz und Rheinhessen. Vor allem Teile der Südpfalz gehörten allerdings zum Département Bas-Rhin mit Sitz in Straßburg.
Das Zornheimer Ruhkreuz – seinen Namen erhielt Kreuz von 1918 aufgrund eines alten Flurnamens „An der Ruh“ – der seinen Namen von einer Ruhbank hatte, die hier irgendwo und irgendwann gestanden haben soll. Direkt daneben steht seit kurzem der Nachbau einer Ruhbank.
Vor Pest, Hunger und Krieg bewahre uns o Herr. – Errichtet im Kriegsjahre 1918
Der #Fotomontag
Jeden Montag gibt es bis zu vier Fotos. Alle Fotos gibt es auf Flickr in den Alben #Fotomontag 2022 und #Fotomontag 2021. Alle Fotomontage gibt es hier:
Fotomontag – jeden Montag eine gute Tat
#Fotomontag #3zu2 #Draussenfoto