Die etwa 7 km lange und abwechslungsreiche Riesling Schleife „Lorcher Schiefer” führt durch die rieslinggeprägten Weinberge von Lorch über dem Wispertal und dem Rhein sowie in ein historisches Lorch. Auf einer Bloggerreise im Oktober zu den Riesling Schleifen im Rheingau genoss ich Wandern in einer wundervollen Herbstlandschaft, vorzüglichen Wein und Kulinarik sowie eindrucksvolle Einblicke.
Transparenzinformation: Die Bloggerreise im Rheingau vom 13. bis 15. Oktober 2023 erfolgte auf Einladung vom Hotel im Schulhaus und von der Rheingau-Taunus Kultur und Tourismus GmbH. Die Kosten für Übernachtung und Verpflegung wurden übernommen, für die Fahrtkosten erhielt ich einen Zuschuss. Meine Berichterstattung erfolgt davon unbeeinflusst.
Inhaltsverzeichnis
- Riesling Schleifen
- Riesling Schleife „Lorcher Schiefer”
- Start im Hotel im Schulhaus
- Schiefer, Schiefer, Schiefer
- Schönste Weinsicht 2020 Rheingau
- Über dem Wispertal
- Kreuzkapelle und Wisper
- Weingut Laquai
- In die Weinberge zur Weinverkostung
- Lorch am Rhein
- Weingut Graf von Kanitz
- Abschluss bei den Kräuterwirten
- Die Tour mit Karte und GPX zum Download
- Newsletter
- Neues aus Rheinhessen über Wandern, Genuss und Kultur
Riesling Schleifen
Auf 14 Riesling Schleifen lässt sich zwischen Flörsheim am Main und Lorch am Rhein die Gegend von Wiesbaden und dem Rheingau erkunden. Es sind kurze Rundtouren zwischen 4 km bis 8 km, die sich insbesondere für kurze Ausflüge oder Genusswanderer eignen. Der Riesling wird auf über drei Viertel des Weinbaugebiets Rheingau angebaut und prägt damit wesentlich das „Genusserlebnis Rheingau”. Zusätzlich zum naheliegenden Thema Riesling gibt es für jede der Riesling Schleifen ein besonderes Thema wie beispielsweise Terroir.
Riesling Schleife „Lorcher Schiefer”
Terroir steht für die Prägung des Weines durch die Erde, das Klima und die Lage der jeweiligen Weinberge. In Lorch stehen die Riesling-Weinberge zu einem großen Teil auf Schieferboden, der bei Riesling für eine besondere Mineralik im Geschmack und für einen etwas höheren Säuregehalt des Weines sorgt. Damit ergibt sich auch der Name für die nordwestlichste Riesling Schleife Lorcher Schiefer.
Schiefer (ahd. scivaro; mhd. schiver(e) „Steinsplitter“, „Holzsplitter“; mnd. schiver „Schiefer“, „Schindel“) ist ein Sammelbegriff für unterschiedliche Gesteine, die durch Metamorphose oder zumindest tektonische Deformation (Faltung) vorwiegend aus Sedimentgesteinen hervorgegangen sind.
[…]
Im Interesse eines geordneten, für Dachdecker, Architekten, Händler und Bauherren gleichermaßen transparenten Wettbewerbs wurden die Schiefer-Gewinnungsstätten mit einigermaßen vergleichbaren Eigenschaften aus einer Region unter einer Bezeichnung zusammengefasst.
Wie bei den bekannten Weinberglagen wurde damit die Herkunftsbezeichnung zugleich zu einer Eigenschafts- und Qualitätsangabe.
Der reguläre Startpunkt der Riesling Schleife Lorcher Schiefer liegt am Parkplatz an der Rheinuferstraße und ist damit unmittelbar über die B42 sowie mit nur etwa 500 m Fußweg vom Lorcher Bahnhof zu erreichen. Nach einem steilen Aufstieg zur Burg Nollig und darüber hinaus führt die Schleife über dem Wispertal nach Norden und dann nach Osten, um bei der ehemaligen Rheingau-Kaserne die Wisper zu überqueren. Von hier geht es wieder hinauf und dann durch viele Weinberge unterhalb des Lehrener Kopfs, um dann hinunter nach Lorch, zur Ortsmitte mit der Kirche St. Martin und zum Ausgangspunkt zu führen.
Start im Hotel im Schulhaus
Markus Ebeling (Instagram, Facebook), Sabine „Madame Fernweh” Grittner (Instagram, Facebook) und ich waren im Hotel im Schulhaus in Lorch untergebracht. Das Hotel kannte ich bereits von einem früheren Wanderaufenthalt. Auch diesmal, am 13. Oktober, bewunderte ich den Schuhraum mit Wanderstöcken und Radfahrerhelmen. Als Frühaufsteher nahm ich mir reichlich Zeit für ein ausgiebiges Frühstück im Wintergarten. Susanne Röntgen-Müsel und Wanderguide Marcel Müsel vom Hotel erwarteten uns vor dem Hotel mit ihrem Hund JayJay und nahmen uns mit auf die Riesling Schleife.
Schiefer, Schiefer, Schiefer
Wir verkürzten den Weg und stiegen direkt in der Weiselberg-Straße in die Riesling Schleife ein. Das erste Stück teilen sich die Riesling Schleife, der Rheinsteig und der Wisper Trail Rhein-Wisper-Glück. Gleich zu Beginn zeigte uns Marcel die alten Trockenmauern aus Schiefer sowie die alte Handelsroute, in die sich die Wagenspuren in den Schiefer eingegraben hatten. In diesen Hängen waren früher überall Weinberge, inzwischen holt sich die Natur die nicht mehr bewirtschafteten Hänge zurück. Die windgeschützte Lage mit der feuchten Witterung sorgt oft für Moosflechten an Steinen, Bäumen und Ästen.
Schönste Weinsicht 2020 Rheingau
Unser nächster Halt war an der Aussicht, die 2020 die Auszeichnung „Schönste Weinsicht Rheingau” erhielt. Alle vier Jahre lässt das Deutsche Weininstitut in allen 13 Weinbaugebieten in einer Publikumswahl jeweils die schönste Weinsicht bestimmen. An solchen Stellen lässt sich bei fabelhafter Aus- und Weitsicht besonders gut ein Schlückchen Wein genießen. Diese Stelle liegt direkt unterhalb der Burgruine Nollig, von der der Turm wiederhergestellt wurde und die sich jetzt in Privatbesitz befindet. Der Blick öffnet sich auf Lorch, den Rhein mit der Insel Lorcher Werth sowie auf die gegenüberliegende rheinland-pfälzische Seite mit der Ortschaft Niederheimbach und der Burgruine Fürstenberg.
Über dem Wispertal
Nach einem Aufwärtsschwenk, dem Durchgang eines Wildtores und über den mit 227 m höchsten Punkt der Tour ging es einige Zeit durch vorwiegend bewaldetes Gebiet, das früher Großteils weinbewirtschaftet war. Dazwischen öffnete sich immer wieder der Blick auf Wispertal, Lorch und Rhein. Bänke luden zu kurzen oder auch längeren Pausen inklusive Vespern ein.
Kreuzkapelle und Wisper
Schließlich ging es hinunter ins Wispertal und zur Kreuzkapelle heiliger Norbertus.
Weingut Laquai
Auf der anderen Seite der Wisper liegt die ehemalige Rheingau-Kaserne.
Die Rheingau-Kaserne war eine Kaserne der Bundeswehr in Lorch am Rhein, in der seit 1965 bis 1993 hauptsächlich das Flugabwehrbataillon 5 bzw. das Flugabwehrregiment 5 der 5. Panzerdivision untergebracht war. Sie war etwa 17 Hektar groß. Insgesamt waren 1000 Soldaten und 600 Zivilbeschäftigte stationiert.
Jetzt befindet sich darin ein Gewerbegebiet, in dem sich sehr frühzeitig das Weingut Laquai aus Lorch niederließ. 1990 von den Eltern mit 3 Hektar (ha) übernommen, bewirtschaftet das Weingut heutzutage 23 ha (1 ha ist etwa so groß wie 2 Bundesliga-Fußballfelder). Noch am Eingang begrüßte uns Gilbert Laquai, der uns gleich zu seinem Bruder Gundolf in der Vinothek leitete. Gundolf führte uns wunderbar in die wunderbare Welt des Lorcher Rieslings ein (und ja: Es gibt dort auch andere Rebsorten). Bei einem kurzen Rundgang konnten wir den Weinkeller besichtigen, der sich – wie oft inzwischen der Fall – nicht in einem Keller, sondern in einer Halle befindet. Die wenige Jahre alte Halle verfügt über ein ausgeklügeltes Belüftungssystem, sodass es darin auch ohne aktive Kühlung kühl genug bleibt. Knapp über dem Boden sind mehrere Lüftungskanäle verteilt, die mit Klappen gesteuert werden. Als Gegenpart dienen Lüftungskanäle in der Wand unterhalb des Dachs, durch die mit Ventilatoren Luft geführt werden kann. Als Heizung für alle Fälle dient eine Holzscheit-Anlage, die mit eigenem Holz betrieben wird. Auch Photovoltaik ist ein wesentlicher Faktor für das Weingut.
In die Weinberge zur Weinverkostung
Gundolf begleitete uns weiter auf der Riesling Schleife und durch die Weinberge. Dazwischen fielen uns Ziegen ins Auge, die ähnlich wie die Rinder bei uns im Selztal die Verbuschung der erstarkten Naturlandschaft verhindern sollen. Auf einem Abstecher zeigte uns Gundolf Querterrassen, mit denen das Weingut seit längerem als Pionier die Weinberge trotz starker Hanglage auch mechanisch bewirtschaften kann. In den Weinbergen durfte dann auch eine weitere Weinprobe, diesmal mit Spätburgunder, nicht fehlen.
Lorch am Rhein
Schließlich ging es eine alte Handelsroute wieder hinunter nach Lorch. Hier wurde Schiefer hochkant eingesetzt, um einen stabilen Weg zu erhalten.
An dem Welterbe-Weinberg (mit kurzem geologischer Rundwanderweg Lorch) und der Stickelbank („Stickel” = umgangssprachlich für Pfosten) vorbei ging es hinunter nach Lorch, wo sich Gundolf verabschiedete.
Wir machten einen Schlenker in die St.-Martin-Kirche. St. Martin, Schutzpatron der Armen ist auch der Schutzpatron von Lorch und Namensgeber der Pfarrkirche. In der St.-Martin-Kirche steht der Lorcher Hochaltar.
Der spätgotische Lorcher Hochaltar von 1483 gilt als erster monochrom gestaltete Schnitzaltar Deutschlands. Der Flügelaltar ist der größte und ausstattungsmäßig besterhaltene im deutschen Kunstbereich. Er gilt als wertvollstes Kunstwerk des Bistums Limburg.
Weingut Graf von Kanitz
Anschließend bekamen wir die nächste Weinprobe, diesmal im Weingut Graf von Kanitz) sowie eine kulinarische Stärkung. Wie der Name vermuten lässt, sind die Ursprünge des Weinguts weit in der Vergangenheit, bis im 13. Jahrhundert. Im Zuge einer Erbfolge ging es 1926 an die Grafen von Kanitz. Bis in die 1990er Jahre gab es einen Gutsausschank im Hilchenhaus, einem Steinhaus im Renaissance-Stil aus dem 16. Jahrhundert. Das Hilchenhaus drohte immer mehr zu verfallen, ein Investor wollte es nutzen und erweitern zu einem Vier-Sterne-Hotel, ging dann jedoch in Konkurs. Schließlich konnte das Hilchenhaus bis 2014 restauriert werden, wobei das Haus der Stadt für 99 Jahre überlassen wurde.
Das Weingut gehört seit 1926 dem Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP, Sitz in Mainz) und seit 1992 dem Bundesverband ökologisch arbeitender Weingüter in Deutschland (Ecovin, Sitz ist in Oppenheim in Rheinhessen) an. Natürlich gibt auch hier im Weingut der Schiefer den Ton an, manchmal auch Quarzitboden, und vorwiegend dem Riesling. Hier konnten wir neben Riesling erneut einen Spätburgunder genießen. Nach der Weinverkostung führte uns ein Rundgang in den Weinkeller und den ehemaligem Wohnturm des Philipp Hilchen von Lorch. Vom Aufgang in den Wohnturm hatten wir einen ausgezeichneten Blick auf das Hilchenhaus.
Abschluss bei den Kräuterwirten
Vom Weingut war es dann nur noch ein kurzer Rückweg zum Hotel. Den Wandertag beschlossen wir abends bei den Kräuterwirten Zwei Mohren in Assmannshausen. Die „Zwei Mohren” gehören zu den Assmannshäuser Kräuterwirten, die neben kulinarischen Genüssen auch Kräuterspaziergänge und -wanderungen anbieten. In den Zwei Mohren gibt es dann solche Leckereien wie Kräutercremesüppchen, Dreierlei Kraut aus dem Weinberg, Wildkräutersalat im Orangendressing mit Lachstartar, Tarte von Giersch und Gorgonzola und rosa Rücken vom Strohschwein mit grüner Sause sowie Tarte von Mirabelle und Brennnesseleis.
Die Tour mit Karte und GPX zum Download
Die Riesling Schleife Lorcher Schiefer gibt es auf Outdooractive mit Karte und sowie mit GPX-Datei zum Download.
Alle Fotos sind im Album „Riesling Schleife Lorcher Schiefer”.
@frank Nein, liebe Rechtschreibkorrektur. Es heißt tatsächlich "historisches Lorch" und nicht "historisches Loch".