Auf der Via Sacra war ich in der Oberlausitz von Sohland am Rotstein nach Kodersdorf und in Görlitz unterwegs. Außerdem unternahm ich eine Radtour auf dem Oder-Neiße-Radweg zum Kloster St. Marienthal bei Ostritz. Drei wunderbare Tage des Wanderns und der Besinnung.
- Das Pilgerwandern der Via Sacra erfolgt im Auftrag der Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien (siehe unten: Transparenz-Information).
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Die Via Sacra („Für Herz & Seele„) ist ein etwa 550 Kilometer langes Wegenetz in Deutschland, Polen und Tschechien. Die Via Sacra führt durch einen alten Kulturraum in der Mitte Europas mit Kirchen, Klöstern und sakralen Schätzen von europäischem Rang als Stationen.
Die Via Sacra ist eine touristisch erschlossene, auf alten Handelswegen verlaufende Route im Dreiländereck „Deutschland-Polen-Tschechien“, die 16 Stationen mit religions- und kunsthistorisch bedeutsamen Kulturdenkmälern in der Euroregion Neiße umfasst. Auf deutschem und niederschlesischem Territorium ist die Route teilweise identisch mit der historischen Via Regia und dem Jakobsweg.
(Seite „Via Sacra (Zittauer Dreiländereck)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 7. August 2017, 17:55 UTC.)
Inzwischen gibt es die einzelnen Etappen auch auf Outdooractive.
Die Oberlausitz, oberlausitzisch: […] ist eine Region, die zu etwa 67 % zu Sachsen sowie 30 % zu Polen und 3 % zu Brandenburg gehört. In Sachsen umfasst die Oberlausitz in etwa die Landkreise Görlitz und Bautzen mit einer nördlichen Grenze zwischen Hoyerswerda und Lauta und in Brandenburg den südlichen Teil des Landkreises Oberspreewald-Lausitz um die Stadt Ruhland sowie einige Orte östlich und südlich davon. […]
Die alte Hauptstadt der Oberlausitz ist Bautzen. Größte Stadt der Region ist aber das zwischen Deutschland und Polen geteilte Görlitz-Zgorzelec. Ihren Namen hat die Oberlausitz Ende des 15. Jahrhunderts von ihrem nördlichen Nachbarland Niederlausitz bekommen. Ursprünglich wurde nur dieses Lausitz genannt, was sich vom dort lebenden slawischen Volksstamm der Lusici ableitete (vom alten sorbischen Wort ług für Sumpf). Das Gebiet der jetzigen Oberlausitz trug zunächst den slawischen Namen Milska, benannt nach dem Slawenstamm der Milzener. Später, um 1410, wurde der Name Lausitz auch für das Land Budissin übernommen. Von da an unterschied man zwischen Ober- und Niederlausitz. In beiden Lausitzen ist das westslawische Volk der Sorben beheimatet.
(Seite „Oberlausitz“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 2. August 2020, 09:48 UTC.)
Weitere Informationen und Kontakt zur Urlaubsregion Oberlausitz:
Insgesamt sechs Tage war ich in der Oberlausitz auf der Via Sacra unterwegs.
- Bautzen
- Wandern von Bautzen nach Cunewalde
- Wandern von Löbau nach Sohland am Rotstein
- Wandern von Sohland am Rotstein nach Koderstorf (in diesem Beitrag)
- Radtour an der Neiße zum Kloster St. Marienthal bei Ostritz (in diesem Beitrag)
- Görlitz (in diesem Beitrag)
Die ersten drei Tage gibt es im Bericht „Oberlausitz: Via Sacra von Bautzen nach Sohland am Rotstein wandern„.
Hier in der Übersicht als Google My Maps.
Inhaltsverzeichnis
Sohland am Rotstein – Kodersdorf
„Guten Morgen.“ Viel mehr weiß ich zunächst nicht, als ich erwache. Dann erinnere ich mich daran, wo ich bin. Ich bin in Sohland am Rotstein (Wikipedia), und es ist mein vierter Tag in der Oberlausitz. Gestern kam ich hier am Ende meines zweiten Wandertags an, und „hier“ ist die Pension Rotsteinblick. Rotstein ist ein Ortsteil von Reichenbach/O.L. und hat gerade einmal 1300 Einwohner, also noch weniger als Selzen, wo ich wohne. Vielleicht war mir Rotstein gestern auch deswegen gleich sympathisch, als ich an der kleinen Straße entlang zur Pension wanderte.
Dankend habe ich das Angebot für ein Abendbrot abgelehnt, denn ich war am Nachmittag bereits im Berghotel Rotstein eingekehrt. So habe ich einen gemütlichen Abend auf dem Zimmer verbracht, meine Akkus aufgeladen und gelegentlich aus dem Fenster zu dem Damwild hinübergeschaut.
Nach dem Frühstück starte ich meinen dritten Wandertag. An der Straße angelangt blicke ich kurz zum Bauernhof zurück, und schreite dann am Straßenrand entlang, nicht ohne ein paar Rindern zuzunicken. Auch heute habe ich wieder ein paar Höhenmeter vor mir.
Nach ein paar hundert Meter biege ich in Richtung Reichenbach ab, bis zur Stadt geht es an am Straßenrand entlang. Doch das ist kein Problem, denn es fahren nur sehr wenige Autos an mir vorbei.
In Reichenbach streune ich kurz über den Markt und hole mir an einem Bäckerwagen etwas für später. Kurz darauf biege ich nach der Stadtverwaltung nach rechts in eine Gasse ab und gelange zur St. Johanneskirche.
Unsere St. Johanneskirche hat ihre Ursprünge im 13. Jahrhundert als Wehrkirche und Erzpriesterstuhl des Bistums Meißen und erhielt ihre heutige Gestalt in den Jahren 1670-74, in denen sie nach einem verheerenden Stadtbrand wieder aufgebaut wurde. Ihre Stileinheitlichkeit in einer prächtigen Frühbarockausstattung mit seltenen Wandmalereien und eine restaurierte Ladegast-Orgel von 1866 machen sie zu einer denkmalpflegerischen Besonderheit weit über diese Region hinaus.
(Evangelische Kirchengemeinde Meuselwitz-Reichenbach/OL)
Der Aufforderung an einer Tafel kann ich nicht widerstehen: „Unsere Kirche ist offen. Treten Sie ein.“ In der hellen Barrockkirche schaue ich mich in aller Ruhe um. An der Wand über dem Altar steht ein Gerüst, wo zwei Leute offensichtlich mit Restaurationsarbeiten beschäftigt sind. Informationstafeln entnehme ich, dass 1993 restauratorische Voruntersuchungen vorgenommen wurden und seitdem sukzessive die Kirche restauriert wird (so die Ratsherrenloge 2013 – 2015 und der Beichtstuhl 2015/16). Ich erfahre auch, dass in den Hussitenkriegen die Kirche einmal die letzte Zuflucht der Einwohner war.
In den Hussitenkriegen wurde Reichenbach zur Jahreswende 1430/31 von einem 8.000 Mann starken Heer unter Prokop dem Großen belagert. Der Ort wurde niedergebrannt, jedoch konnten sich die Bewohner innerhalb der von einer Wehrmauer umgebenen Stadtkirche St. Johannis verschanzen und erfolgreich verteidigen. Die getöteten Hussiten wurden unterhalb des Töpferbergs (284 m) verscharrt, weswegen diese Stelle bis heute Ketzergrube genannt wird. Ein Tor in der Wehrmauer der Kirche, durch das einige Belagerer eingedrungen sein sollen, heißt seither Hussitentor.
Nach ein paar Minuten der Besinnung verlasse ich die Kirche auf der Suche nach dem Hussitentor und finde es an der hinteren Ecke des Kirchengeländes. Ich verlasse die Stadt in Richtung Nordnordwest nach Mengelsdorf. Dort treffe ich zwei Radfahrer, von denen mich der ältere Herr aus Mengelsdorf hinaus begleiten möchte. Er habe Zeit, er sei Rentner. Rund einen Kilometer fährt er neben mir her, während wir uns unterhalten. Er gibt mir den Tipp, dass ich mir den Berzdorfer See, ein ehemaliges Tagebaugebiet südlich von Görlitz, ansehen solle. Bevor wir uns verabschieden erzählt er mir noch von der Mengelsdorfer Wundererle, auf die ich dann später am Waldrand stoße.
Einem zum Tode verurteilten jungen Mann aus der Umgebung von Mengelsdorf wurde vorgeworfen, er habe einen Mord begangen. Er beteuerte immer wieder seine Unschuld und erbat sich als letzten Wunsch, einen Baum an die Stelle des Mordgeschehens pflanzen zu dürfen. Die Bitte wurde gewährt. Der Mann pflanzte eine Erle verkehrt in die Erde, wobei er mit feierlicher Stimme laut verkündete: „Schlagen die Wurzeln nicht aus, so will ich mich schuldig bekennen. Fangen sie jedoch an zu sprießen und wachsen sie zu einem Baum heran, so soll ein jeder erkennen, dass Ihr einen Unschuldigen zum Tode verurteilt habt.“
Nach diesen Worten stieg er ohne Widerrede auf das Schafott. Das Bäumchen trieb aus den Wurzeln Blätter und Äste heraus und wuchs zum Baume heran, so wie er heute noch zu sehen ist.
(Erle beweist Unschuld – Sächsische.de)
Hier geht es für mich auch wieder in einen Wald hinein. Zunächst schlage ich mich auf einem feuchten Weg durch Brennnesseln, dann geht es nach und nach aufwärts durch verschiedene Baumbestände. Neben den in ganz Deutschland verbreiteten Nadelbäumen gibt es immer wieder Waldstücke mit Kiefern- und mit Birkenbeständen. Immer wieder wundere ich mich, dass ich niemandem begegne. Aber das war die letzten zwei Tage ja auch schon so.
Schließlich geht es vom Weg ab und rechts hinauf im Wald. An einem Pfosten mit Hinweisschilder lockt mich eines davon eigentlich geradeaus zum Kukucksstein. Doch den Pfad schmalen und steilen Pfad hinauf geht es direkt zum Hochstein. Und dann ist es wieder, dieses Wort: „Teufel“! Diesmal stehe ich vor dem Teufelsstein.
Diese Felsen waren früher schwer zugänglich und darum wenig bekannt. Gebüsch und wildes Gestrüpp umgaben sie. – Die oberste Felsenplatte zeigt eine große kesselartige Vertiefung, von der mehrere Rinnen strahlenförmig ausgehen. Ein Felsblock am Fuße des Teufelssteines gilt als Sitz des Teufels. Hier soll der Teufel wiederholt gerastet haben. Das Volk will wissen, wie derselbe auf jenem Steine seine Kleider wiederholt ausbesserte. Verschiedene Eindrücke, die man an den Felsen bemerkt, sollen davon herrühren, daß der Teufel daselbst Schere, Elle und Nadeln niederlegte. Jedenfalls ist der Teufelsstein bei Königshain in vergangenen Zeiten ein Opferplatz der Bewohner jener Gegend gewesen.
Nichts wie weg hier … doch höre ich da nicht ein Knacken im Walde? Ein Schatten strebt mir entgegen. Erleichtert atme ich auf. Endlich wieder ein Mensch, sogar ein Wanderer. Freundlich lächelt er mir kurz zu, dann ist er auch schon an dem Teufelsstein vorbei nach unten verschwunden.
Ich setze meinen Weg durch den Wald fort und gelange bald darauf an den Hochstein – und auch hier gibt es eine Baude, den Berggasthof Hochsteinbaude.
Die Bergbauden oder Bauden (aus tschechisch Horská bouda, was wiederum von der deutschen Bude stammt) waren einst Schutzhütten für Viehhirten und typisch für das Riesengebirge. Als Bergbauden waren sie in den höheren Gebirgslagen meist Hütten, die aus übereinander gelegten Balken bestanden, mit Schindeldächern versehen waren und außer dem Stall noch zwei Zimmer aufwiesen. Sie wurden von Hirten und Holzfällern im Sommer bewohnt.
Ab etwa 1850 wurden sie vielfach für die Wanderer interessant. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden sie dann meist zu Herbergen für Touristen umgewandelt und später oft erweitert, um eine größere Zahl von Gästen bewirten und beherbergen zu können.
Bevor ich mich jedoch hier niederlasse und einkehre, mache ich einen kurzen Abstecher auf die Granitsteine des Hochsteins. Auch hier ist wohl ein Markierungsstein für die früheren Triangulierungen wie auch auf dem Rotstein. Dann geht es auf den 22 Meter hohen Aussichtsturm aus Stahl. Als ich oben auf der Aussichtsplattform ankomme, scheint sich mir der Turm im Wind leicht zu bewegen. Auch von hier oben habe ich einen wunderbaren Weitblick.
Ich bin einfach begeistert. Drei Tage hintereinander begegnet mir stundenlang niemand, dann geht es auf einen Berg – und da sind dann ein Aussichtsturm und eine geöffnete Einkehrmöglichkeit. So etwas hätte ich bei uns in Rheinhessen auch gerne, sinniere ich, während ich es mir dann unten am Tisch bei Essen und einem Weizen gut gehen lasse. Inzwischen sind hier doch einige Gäste, und ich frage mich, wo die bloß herkommen.
Die Antwort bekomme ich beim Abstieg. Denn als es hinuntergeht, begegnen mir auf dieser Seite immer wieder Ausflügler. Es geht über einen Weg und dann könnte ich zum Granitabbaumuseum Königshainer Berge. Es ist 14 Uhr, und das Museum schließt um 14:30 Uhr. So setze ich meinen Weg fort und stehe kurz darauf über einem See mitten im Wald und mit einem gewaltigen Felsmauer. Hinter einem kleinen Felsdamm ist ein weiterer See, und auf dem Damm und in den Seen tummeln sich ein paar Leute.
Ich folge meiner Tournavigation und komme nicht nur immer wieder an solchen Seen vorbei, sondern auch an anderen Resten des Bergbaus. In schwerer Arbeit wurde hier überall Granit abgebaut, später füllten sich die Gruben mit Wasser – und jetzt plantschen die Leute darin. Doch überall sind noch Hinterlassenschaften des Abbaus zu sehen: Alte, verwunschene Häuserreste, eine alte Lok, alte Loren. Auf Ostsachsen.de gibt es einen Ausflug zum Granitabbaumuseum Königshainer Berge mit Erläuterungen und Fotos.
Stundenlang könnte ich hier auf Entdeckungstour gehen, doch ich habe noch ein paar Kilometer vor mir. So trotte ich dann weiter durch den Wald in Richtung Kodersdorf. Mehrere Kilometer geht es durch den Wald. Als ich dann aus ihm heraustrete, telefoniere ich mit dem Fahrer für meinen Transfer und gebe ihm meine Ankunftszeit in Kodersdorf an. Dorthin sind es noch etwa 2,5 Kilometer durch freies Gelände. Schließlich komme ich nach Kodersdorf und schlendere da noch etwas weiter, bis ich an die verabredete Stelle gelange. Die Zeit reicht noch für ein Eis auf die Hand, dann kommt auch schon der Fahrer für meinen Transfer nach Görlitz.
Die Aufzeichnung der Tour
Ein paar Fakten aus meiner Aufzeichnung mit meiner Garmin-Uhr:
- 24 km
- 429 hm ↑ | 458 hm ↓
- 29 °C (Ø) | 34 °C (max)
- 200 m minimale Höhe | 425 m maximale Höhe
Abendspaziergang durch Görlitz
Kaum sind wir in Görlitz, schon sind wir mittendrin. Am Hotel am Goldenen Strauß steige ich aus und habe wenig später eingecheckt. Nach einer erfrischenden Dusche entschließe ich mich gegen 18:30 Uhr noch zu einem spontanen Rundgang durch Görlitz.
Görlitz (oberlausitzisch: Gerlz, Gerltz oder auch Gerltsch, polnisch Zgorzelec, obersorbisch Zhorjelc ist die östlichste Stadt Deutschlands, Kreisstadt des Landkreises Görlitz im Freistaat Sachsen und größte Stadt der Oberlausitz. Sie liegt an der Lausitzer Neiße, die seit 1945 die Grenze zu Polen bildet. Die Grenze trennte die östlichen Stadtteile auf der anderen Seite des Flusses ab. Diese Stadtteile bilden jetzt eine eigenständige polnische Stadt, die Zgorzelec heißt.
Ein paar der Stationen, an denen ich vorbei kam:
Der 46 m hohe Dicke Turm verdient seinen Namen zurecht: Seine Mauern haben im unteren Bereich eine Dicke von 5,34 m! Schon 1305 wurde an seiner Stelle ein Turm erwähnt. Sein Aussehen hat das Bauwerk über die Jahrhunderte nur wenig verändert.
(Denkmal Görlitz – Türme & Wehrbauten)
Die Jägerkaserne ist eine ehemalige Kasernenanlage am südlichen Rand der Görlitzer Nikolaivorstadt, deren Räumlichkeiten heute von städtischen Ämtern genutzt werden.
[…]
Zwischen 1854 und 1858 errichtete die Stadt schließlich die heutige Jägerkaserne für das 1. Schlesische Jäger-Bataillon Nr. 5. Dieses Bataillon erbeutete im Deutsch-Französischen Krieg die erste Kanone der Franzosen, die seit 1874 zwischen Theater und Kaisertrutz stand. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Mai 1945 diente der Bau verschiedenen in Görlitz stationierten militärischen Verbänden als Unterkunft.
Die Pfarrkirche St. Peter und Paul in Görlitz, kurz Peterskirche genannt, thront über dem Neißetal und beherrscht durch ihr kupfergedecktes Hochdach und das weithin sichtbare Turmpaar die historische Altstadt.
Bereits um 1230 stand an diesem Ort eine Basilika, deren Westbau als einziger Teil bis heute erhalten blieb. Sie besaß ein kurzes dreischiffiges Langhaus und ein nur wenig ausladendes Querhaus. Im 14. Jahrhundert wurde dieses Bauwerk eingreifend verändert. Im Jahr 1378 wurde die Georgenkapelle erstmals erwähnt.
[…]
St. Peter und Paul ist mit einer Länge von 72 Metern, einer Breite von 39 Metern und einer Mittelschiffshöhe von 24 Metern eine der größten und bedeutendsten Hallenkirchen im Osten Deutschlands.
Die Kirche ist eine fünfschiffige Hallenkirche mit sieben Jochen im Hauptschiff, drei gestaffelten Apsiden und Seitenschiffen unterschiedlicher Höhe sowie einem gemeinsamen kupfergedeckten Dach über den mittleren drei Schiffen und Ziegeldächern über den äußeren Seitenschiffen. Im südlichen Seitenschiff sind zwischen die Strebepfeiler verschieden ausgebildete Kapellen gesetzt. Die äußeren Seitenschiffe setzen sich bis zur Westseite des spätromanischen Westbaus fort.
Der Hotherturm (Hotherbastei) gehörte zu den 30 Basteien der Stadtmauer von Görlitz und ist heute die letzte, noch erhaltenen Eckbastion vor Ort. Die Altstadt trifft hier mit ihrem „Gerberviertel“ an der Neiße („Hother“) auf die Nikolaivorstadt mit ihrem „Weberviertel“. Entstanden ist der zweigeschossige Turm mit seinem dreiviertelrunden Grundriss in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts.
(Stadtwiki Görlitz – Hotherturm)
1454 beeinträchtige ein Zwischenfall die Arbeiten: nach anhaltenden Regengüssen rutschte der östliche Hang ab. Kostspielige Stützkonstruktionen mussten daraufhin errichtet werden, die noch heute die Stadtmauer hinter dem Kirchenchor tragen.
(Görlitz Tourist – Peterkirche)
Die Altstadtbrücke war die erste befestigte Neißequerung auf dem Görlitzer Stadtgebiet. Sie verband bis 1945 in verschiedenen Bauformen die Görlitzer Altstadt mit der Ostvorstadt. Nach der Sprengung der Brücke im Mai 1945 und der nachfolgenden Trennung der Stadt in einen deutschen und polnischen Teil erinnerten lediglich die steinernen Widerlager auf beiden Uferseiten an die Brücke. Im Jahr 2004 wurde ein Neubau als Fußgängerbrücke zwischen Görlitz auf deutscher und Zgorzelec auf polnischer Seite über die Lausitzer Neiße eröffnet. Die Bogenbrücke weist eine Stützweite von rund 80 Metern auf und soll ein Symbol für ein zusammenwachsendes Europa und wiederzusammenwachsende Stadtteile sein.
Das Rathaus der Stadt Görlitz ist seit etwa 1350 Ort der städtischen Verwaltung, Macht und Gerichtsbarkeit; im Jahr 1369 ist es durch eine Urkunde des Görlitzer Rats erstmals als Rathaus belegt. Seine prachtvolle Innenausstattung geht in die Renaissancezeit zurück. Es besteht aus mehreren zusammenhängenden Bauten am Untermarkt 6–8 und ist heute Sitz mehrerer Ämter.
Der Rathausturm wurde Anfang des 16. Jahrhunderts aufgestockt, 1524 bekam er eine Uhr mit zwei Zifferblättern, die 1584 von Bartholomäus Scultetus zu einer zwölfstündigen umgebaut wurde. Ebenfalls verband dieser die normale Tageszeituhr mit der darüber befindlichen Mondphasenuhr. Wendel Roskopf der Ältere brachte zwischen 1537 und 1538 die noch heute bestehende Verkündungskanzel neben der Rathaustreppe an. 1591 wurde diese mit dem Standbild der Justitia ergänzt als Zeichen der hohen Gerichtsbarkeit des Rates.
Erstaunt stelle ich fest, dass Görlitz wirklich sehr viele erhaltene und wiederhergestellte historische Gebäude hat – und das innerhalb einer Fläche, die zu Fuß gut erreichbar ist.
Die Fotos des Tages sind im Album „Via Sacra: Sohland – Kodersdorf“.
Görlitz – Kloster St. Marienthal (Ostritz)
Nach dem Aufstehen genieße ich erst einmal ein reichliches Frühstück im Hotel. Dann überlege ich, was ich heute mitnehme. Denn ich habe etwas für mich Besonderes vor. Seit bestimmt 15 Jahren bin ich kein Rad mehr gefahren. Doch heute will ich genau das machen, und zwar an der Neiße entlang von Görlitz bis hinter Ostritz zum Kloster St. Marienthal.
Auch heute soll es wieder um die 30 Grad Celsius werden. Also kurze Wanderhosen, ein kurzes Wandershirt und leichte Wanderschuhe. Außerdem habe ich eine leichte Tasche, die ich wie einen Rucksack auf den Rücken hängen kann. Dazu mein Smartphone und die Kompaktkamera. Keine spezielle Radausrüstung, aber das sollte reichen.
Zu Fuß mache ich mich auf zu Little John Bikes in der Heilige-Grab-Straße, das noch nicht einmal 2 Kilometer. Dort übernehme ich ein Mietrad für den heutigen Tag. Es heißt, Radfahren würde man nicht verlernen. Ich weiß jetzt, dass es stimmt. Doch nach ein paar hundert Metern muss ich mich einer Herausforderung stellen: Gepflasterte Straßen sind nicht mein Ding nach so langer Abstinenz. Glücklicherweise bin ich bald am Ufer der Neiße und kann mich den schönen Ausblicken widmen. Vorbei geht es an der Pfarrkirche Peter und Pau, und dann kann ich nicht widerstehen und fahre auf die Altstadtbrücke für ein paar Fotos. Ein paar Mutige paddeln auf der Neiße – und verschwinden mit jauchzendem Geschreie hinter der Stau-Barriere.
Dann geht es am Ufer entlang in Richtung Süden an der Obermühle vorbei und unter dem Neißeviadukt hindurch.
Nach etwa 9 Kilometern verlasse ich den gut ausgebauten Radweg und überquere die B 99. Ich erinnere mich an den Tipp des älteren Herrn aus Mengelsdorf und bin nach wenigen hundert Metern am Berzdorfer See.
Der Berzdorfer See befindet sich an der südlichen Stadtgrenze von Görlitz in der Oberlausitz. Er besteht aus dem bis Anfang 2013 gefluteten Restloch des ehemaligen Braunkohletagebaus Berzdorf. Der See bildet den südöstlichen Eckpunkt des Lausitzer Seenlandes. Mit seinem Volumen von etwa 330 Mio. Kubikmetern und einer Wassertiefe von max. 72 Metern auf einer Fläche von 960 Hektar ist er einer der größten Seen in Sachsen.
Bereits kurz nach dem Ersten Weltkrieg begann der Tagebau. Vorrübergehend eingestellt, ging es damit nach dem Zweiten Weltkrieg weiter. Bis 1997 wurde hier Kohle abgebaut. Danach entstand ein großer See mit vielen Freizeitangeboten. Bei blauem Himmel und nahezu Windstille kann ich weit über den See blicken. Ich radele weiter am Seeufer in Richtung Süden und schmunzele über die Schilder am Uferrand: „Bergbaugelände – Benutzung auf eigene Gefahr“.
Irgendwo da unter dem Wasser liegt „Deutsch Ossig“. Die Ortschaft wurde bereits 1347 im ältesten Görlitzer Stadtbuch erwähnt. Noch in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts wurde beschlossen, dass die Ortschaft dem Tagebau zu weichen hätte. Nur noch ein paar Gebäude blieben außerhalb des Tagebaus übrig und sind jetzt noch zu sehen.
Am südlichen Ende suche ich mir meinen Weg zurück auf den Oder-Neiße-Radweg. Mal kann ich die Neiße nicht erblicken, manchmal fahre ich direkt über ihrem Ufer, bis ich dann durch Ostritz hindurchfahre und zum Kloster St. Marienthal gelange.
Kloster St. Marienthal (lateinisch Abbatia Vallis B.M.V.) ist eine Zisterzienserinnen-Abtei in der sächsischen Oberlausitz. Es ist das älteste Frauenkloster des Ordens in Deutschland, das seit seiner Gründung ununterbrochen besteht.
Gerne hätte ich an der täglichen Klosterführung um 15 Uhr teilgenommen, aber bis dann sind es noch ein paar Stunden. So stöbere ich ein wenig im Kloster-Markt und schlendere über das Klostergelände. Sogar ein Gästehaus gibt es. Mein Blick bleibt am zentralen Brunnen hängen. Inzwischen sind ein paar Wolken aufgezogen, doch weiterhin ist es sonnig und angenehm warm. Ich entschließe mich zu ein wenig Ruhe. Seit ein paar Jahren meditiere ich regelmäßig. Meist zu Hause oder irgendwo in einer abgeschiedenen Ecke. Doch manchmal, so wie hier, nutze ich das gute Wetter und die ruhige Atmosphäre fürs Meditieren. Für ein Viertelstündchen lasse ich mich dafür auf einer der Bänke am Brunnen nieder.
Gegen 13 Uhr lockt die Klosterschenke direkt außerhalb des Klostergeländes an einer Ecke. Ich gehe die Treppe hinauf und lasse mich unter den Bäumen auf einer Bank für Speis’ und Trank nieder.
Frisch gestärkt geht es auf dem Radweg an der Neiße entlang zurück nach Görlitz. Diesmal bleibe ich auf dem Radweg und verzichte zu einem Abstecher zum See. Am Abend stelle ich dann fest, dass ich etwa 50 Kilometer geradelt bin. Als „Nicht-Radler“ bin ich doch ein wenig stolz – bis ich dann doch an einer gewissen Stelle den Sattel verspüre.
Die Aufzeichnung der Radtouren
- 26 km
- 98 hm ↑ | 85 hm ↓
- 31 °C (Ø) | 33 °C (max)
- 185 m minimale Höhe | 216 m maximale Höhe
- 24 km
- 76 hm ↑ | 83 hm ↓
- 30 °C (Ø) | 32 °C (max)
- 189 m minimale Höhe | 220 m maximale Höhe
Görlitz
Am gestern Morgen noch habe ich mich für eine Stadtführung angemeldet. Sie startet um 10:30 Uhr an der Touristeninformation am Obermarkt 32. Das passt mir sehr gut, denn so kann ich in aller Ruhe frühstücken, meinen Rucksack packen und auschecken. Den Rucksack kann ich im Hotel abstellen und dann später abholen.
Da mir noch etwas Zeit bleibt bis zur Führung, mache ich einen Spaziergang durch Görlitz. Das Innere von Peter und Paul steht nicht auf dem Programm der Führung, und so bin ich um 9:30 Uhr dort und … die Tür ist auf! Schnell gehe ich hinein und stelle fest, dass die Kirche eigentlich erst um 10:00 Uhr öffnet. Doch während das Personal einige Vorbereitungen trifft, darf ich bereits herumgehen. Für private Fotos wird eine kleine Gebühr erhoben, und ich mache mir ein paar Fotos. Dann stelle ich fest, dass ich doch zum Obermarkt muss.
Bei der neunzigminütigen Führung in der Altstadt erfahre ich viel über die reiche Vergangenheit von Görlitz. Eines war für mich besonders eindrucksvoll: Die Görlitzer Hallenhäuser.
Görlitz hat eine fast ganz erhaltene Altstadt mit prächtigen Häuser. Echte Sehenswürdigkeiten wie die Hallenhäuser, die sich früher steinreiche Tuchhändler bauen ließen, bekommt man als Tourist aber nur in speziellen Führungen zu sehen.
Hier, im Zentrum der Altstadt, zwischen Rathaus und Peterskirche, stehen die berühmten Görlitzer Hallenhäuser. 32 gibt es davon heute noch. Einst waren es die prächtigsten Häuser der Stadt, erbaut von steinreichen Tuchhändlern, die darin ihre Waren verkauften. […]
Im Mittelalter war es tatsächlich so: Die einfachen Leute durften nur die erste, etwas geduckt wirkende Vorhalle der Hallenhäuser betreten, in denen auch Bier gebraut und verkauft wurde.
(Die Hallenhäuser von Görlitz: Versteckte Pracht – Deutschlandfunk)
Die repräsentativen Hallenhäuser besitzen Elemente aus der Gotik, der Renaissance und des Barocks. In Görlitz entstanden sie zwischen 1480 und 1560. Sie waren vieles in einem: Wohnhaus, Kontor, Lager, Brauhof. Manche hatten sogar eine eigene Kapelle. Tief in den Fels gehauene Keller reichten bis zu drei Etagen unter die Erde.
Die bürgerlichen Wohnanlagen entfalten sich nicht in ihrer äußeren Wirkung, sondern erst im Innenraum. Von außen ist ihre ungeheure Tiefe nicht sichtbar, etwa mit 38 Metern in dem Haus, das sich der Großkaufmann Hans Frenzel am Untermarkt errichten ließ.
(Hallenhäuser – Görlitz-Tourist)
Nach der Führung schaffe ich es noch, mich für ein halbes Stündchen im Innenhof des Caféhauses Lucullus (Peterstraße 4) auf eine Limonade, einen Kaffee und einer wunderbarer Mohnpiele niederzulassen. Dann geht es zurück zum Hotel, wo ich meine Rucksack abhole, und dann weiter zum Bahnhof.
Nach der Rückfahrt gehen am Abend für mich sechs Tage Via Sacra zu Ende.
Beim Pilgerwandern in den sechs Tagen auf der Via Sacra fielen mir besonders die abwechslungsreiche Natur sowie die historische Vielfalt auf. Eigentlich wusste ich vor meinem Aufbruch gar nicht, wie viel ich einerseits erfahren würde, und wie ruhig und gelassen ich andererseits meine Wanderung wahrnehmen würde. Bei den Wanderungen begegneten mir nur wenige Menschen, und dann gab es da Berge, Aussichten, Wälder und Flächen sowie immer wieder die Möglichkeit, auf den Bergen in eine Baude einzukehren. Insbesondere Bautzen und Görlitz stehen für mich für eine reichhaltige Geschichte, die von verschiedenen Einflüssen, Völkern, Herrschern und Glaubensrichtungen geprägt wurde. Ich glaube, das alles ist ein besonderer Schatz, den es zu bewahren und zu genießen gilt.
Mehr auf www.via-sacra.info
Meine Ausrüstung
Ein wenig zu meiner Ausrüstung, die ich auf den insgesamt sechs Tagen mitgenommen habe. Im Nachhinein ist man immer schlauer, doch Vorsehen ist besser als Nachsehen. Einerseits habe ich aufgrund des Wetters manche Sachen nicht gebraucht, und die die Akkus der Geräte haben jeden Tag gereicht. Andererseits war ich angesichts des warmen und sonnigen Wetters froh über die Sonnencreme und die Trinkblase. Und erstaunlicherweise hat mich keine einzige Zecke erwischt.
Kameras
Für Fotos habe ich wie immer auf ein bewährtes Duo gesetzt: Meine Kompaktkamera Sony RX100 IV sowie mein Smartphone, seit diesem Jahr ein OPPO Reno2. Die RX100 ist kompakt, leicht hat geringe Maße und hat eine sehr gute Qualität. Für Fotos auf die Schnelle und für Fotonotizen habe ich das Smartphone.
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Für das Planen der Etappen habe ich Outdooractive benutzt. Die GPS-Tracks habe ich für die Navigation über Garmin Connect in meine Smartwatch Garmin Fenix 5 Plus (*Affiliate-Link) geladen.
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Elektronik-Zubehör
Damit mir bei den Touren der Strom nicht ausgeht, habe ich eine Powerbank fürs Smartphone sowie Ersatzakkus für die Sony dabei. Um mir digital Notizen am Abend zu machen, nutze ich als 10-Finger-Schreiber eine faltbare Bluetooth-Tastatur (*Affiliate-Link).
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Außerdem habe ich mir vor kurzem noch einen verstellbaren Smartphone-Ständer (*Affiliate-Link) geholt.
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Kleidung, Schuhe, Zeugs und Zecken
Die Wettervorhersage hatte stabil-warmes und trockenes Wetter an oder um 30 Grad herum versprochen. Dennoch hatte ich vorsichtshalber eine Regenjacke und eine leichte (220 g) Softshelljacke dabei. Beides hatte ich nicht benötigt. Ich hatte eine lange (die ich nicht gebraucht habe) und zwei kurze Wanderhosen vom Ausrüster Maier-Sports dabei, sowie zwei kurzärmelige Wanderhemden. Zum Wandern trug ich meine robusten Lowa Renegade (*Affiliate-Link)
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Für Erkundungen in den Städten, für Abends und für den Ausflug zum Kloster St. Marienthal war noch ein leichtes Wanderschuhpaar von Meindl im Rucksack, einem Osprey Kestrel (*Affiliate-Link) in der 38-Liter-Variante.
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Für die Wasserversorgung beim Wandern war im Rucksack ein Trinksystem, das Osprey Hydraulics LT Reservoir Red (*Affiliate-Link) mit 2,5-Liter Fassungsvermögen. Bei Bedarf nuckle ich einfach am Trinkschlauch und brauche dafür keine Flasche aus dem Rucksack zu holen.
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Gegen Sonnenstrahlung und UV-Werte war eine Sonnencreme dabei, gegen Mückenstiche hatte ich eine kleine Tube Fenistil Hydrocort mit. Zecken übertragen die Borreliose (Borreliose-Information der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung), gegen die es keine Impfmöglichkeit gibt. Deswegen hatte ich eine Pinzette zur Entfernung von Zecken mit. Der Landkreis Bautzen ist eines der Risikogebiete für eine Übertragung der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME, siehe Wikipedia, siehe Karte der FSME-Risikogebiete des Robert-Koch-Institus), gegen die ich jedoch geimpft bin.
Transparenz-Information
Das Pilgerwandern auf der Via Sacra erfolgt im Auftrag der Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien, welche die Kosten für Übernachtungen, Reisen und Transfers sowie einen Teil der Verpflegung übernimmt. Außerdem erhalte ich eine Vergütung für das Bloggen.