Der Mittelrhein-Klettersteig bei Boppard am Rhein ist eine anspruchsvolle Tour für Wanderer, die auch klettern wollen. Die 5 Kilometer lassen sich in etwa zwei bis drei Stunden absolvieren, doch Ungeübte sollten ein Klettersteig-Set benutzen. Ich nutzte den Vortag vom Barcamp Tourismumsnetzwerk, um in vier wunderbaren Stunden eine erweiterte Tour mit 11,7 Kilometern zu wandern – und in elf Abschnitten zu klettern.
Für mich war das Barcamp Tourismusnetzwerk am 19. und 20. April 2018 das zweite Mal, dass ich am Barcamp Tourismusnetzwerk in Boppard teilnahm. Wie auch im vergangenen Jahr reiste ich bereits am Vormittag des Vortags an, um eine Tour zu wandern. Im letzten Jahr wanderte ich mit drei anderen Wanderern zusammen die Traumschleife Elfenlay. Als ich mir im Vorfeld überlegte, welche Tour ich dieses Jahr nehmen sollte, empfahl mir der Maarwanderer den Mittelrhein-Klettersteig.
Inhaltsverzeichnis
Wandern oder Klettern?
Für mich war in der Vorbereitung die Tour zunächst etwas verwirrend. Aus Beschreibungen der Tour wurde mir anfangs nicht so richtig klar, dass es zwei jeweils etwa 5 Kilometer lange Varianten der anspruchsvollen Tour gibt: Eine reine Wandervariante und eine Klettervariante mit elf Kletterabschnitten. Die beiden Varianten sind bis auf die Kletterabschnitte identisch.
- Wandervariante: Traumschleife Klettersteig (Boppard-Tourismus)
- Klettervariante: Mittelrhein Klettersteig (Boppard-Tourismus)
Vor einem Kletterabschnitt stehen immer Hinweisschilder („Wandervariante“ und „Klettervariante“), an denen die Tour entsprechend verzweigt. Nach dem Kletterabschnitt kommen die Varianten wieder zusammen. So kann man kurzfristig beispielsweise entscheiden, dass man einen Kletterabschnitt auslässt oder dass man aufgrund eines Wetterwechsels von der Klettervariante zur Wandervariante wechselt.
Bei beiden Varianten sollte der Wanderer jedoch trittsicher sein und gutes Schuhwerks haben.
Wasser, am besten mit einem Trinksystem
Bei warmem Wetter heizt sich der Steilhang stark auf, so dass auch für die „nur“ 5 Kilometer reichlich Wasser mitgeführt werden sollte. Meine Tour war am 18. April, als das Wetter nach vielen kühlen ungemütlichen Wochen so richtig „anzog“. Bereits beim Einstieg merkte ich, dass ich Sonnencreme hätte mitnehmen sollen. Glücklicherweise bin ich da recht unempfindlich.
Bei dem Thema Wasser war ich jedoch gerüstet. Ich habe mir angewöhnt, bei Touren mein Trinksystem von Deuter zu füllen und in den Rucksack zu packen. Ich habe die Version mit 2 Litern, es gibt aber auch noch eine mit 3 Litern.
Die Hauptkomponente des Trinksystems ist eine Trinkblase, die in das Rückenfach vom Rucksack gepackt wird. Dazu kommt ein Schlauch, der auf der einen Seite mit einem Klickventil an die Blase angeschlossen. Am anderen Ende des Schlauchs ist ein drehbares Trinkventil. Eigentlich alle Rucksäcke haben seit einiger Zeit einen Schlitz oben auf dem Rucksack, durch den man den Trinkschlauch aus dem Rucksack herausleitet.
Somit komme ich jederzeit an mein Wasser im Rucksack, ohne dass ich mich beispielsweise verdrehen muss (weil ich eine kleine Flasche in der Außenseitentasche des Rucksacks habe), oder dass ich den Rucksack absetzen muss (weil darin eine Trinkflasche ist), oder dass ich ständig eine Trinkflasche in der Hand halte. Ich greife mir kurz den Trinkschlauch, ziehe die Schutzkappe ab, drehe das Ventil auf und nuckle am Schlauch. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich dadurch auch mehr trinke – eben weil es so bequem ist und ich dafür noch nicht einmal beim Wandern stehenbleiben muss.
Hier kannst Du Dir das Trinksystem auf Amazon anschauen: Deuter Streamer Trinkblase 2 Liter*
(siehe auch: Erfahrungen mit dem Trinksystem Deuter Streamer 2.0 Liter)
Klettersteig mit Klettersteig-Ausrüstung zum Ausleihen
Ich wählte die Klettervariante des Klettersteigs. Sowohl auf offiziellen Seiten, als auch in verschiedenen Blogbeiträgen gibt es den Hinweis, man solle als Ungeübter eine Klettersteig-Ausrüstung verwenden. Die Wikipedia-Definition zeigt, dass man das als Anfänger nicht ignorieren sollte:
Ein Klettersteig ist ein mit Eisenleitern, Eisenstiften, Klammern (als Trittstufen) und (Stahl-)Seilen gesicherter (versicherter) Kletterweg am natürlichen oder künstlichen Fels. Früher wurden Felspassagen von Wanderwegen mit Stahlseilen abgesichert. Daraus entwickelten sich mit der Zeit Klettersteige, die immer schwierigere Routen für Nicht-Kletterer begehbar machten. Heute hat sich das Begehen von Klettersteigen zu einer eigenen alpinen Disziplin weiterentwickelt.
(Seite „Klettersteig“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 12. Februar 2018, 19:48 UTC. (Abgerufen: 21. April 2018, 05:04 UTC))
Auch die Beschreibung der Stadt Boppard für die Klettervariante (Boppard-Tourismus: Mittelrhein Klettersteig) ließ mich vorsichtig werden:
Bei dem Klettersteig handelt es sich um eine sportliche Variante des linksrheinischen Rheinburgenweges. Die Montage von 10 Leitern, 130 Trittbügeln und ca. 180 Meter Drahtseil war notwendig, um dem Wanderer das Begehen unserer Naturlandschaft auf eine Art und Weise zu ermöglichen, die man in einem Mittelgebirge nicht vermuten würde. Insgesamt 11 Kletterpassagen an steilen Felswänden sind zu überwinden, dabei wechseln sich die gesicherten Stellen mit schmalen Pfaden ab. Nach dem Einstieg können schwierigere Passagen über einen Wanderpfad umgangen werden.
Für mich wurde es „das erste Mal“, so dass ich auf jeden Fall ein Klettersteig-Set verwenden wollte. Eine kurze Recherche auf Amazon (Suche nach „klettersteigset“ auf Amazon*) zeigt, dass die Preise für ein komplettes Klettersteig-Set mit Helm, Gurtsystem und dem eigentlichen Set mit den zwei Karabinerhaken bei etwa 120 Euro starten (ohne, dass man auf die Qualität der Sets achtet).
Da war ich froh, dass es Klettersteig-Sets bei der ARAL-Tankstelle (in der Koblenzer Straße, in der Nähe des Einstiegs) gegen Vorlage des Personalausweises zum Mieten gibt. Pro Ausrüstung kostet die Miete eine Gebühr in Höhe von 5 Euro, zusätzlich muss pro Ausrüstung eine Kaution in Höhe von 20 Euro hinterlegt werden. Vorab können Sets telefonisch unter 06742-2447 reserviert werden (alle Angaben mit Stand 18.04.2018). Ich habe mir am Vortag ein Set für 11 Uhr reserviert, an Wochenenden oder in Ferienzeiten könnte das zu knapp werden.
Meine erweiterte Klettersteig-Tour (11,7 km)
Schon bei der ersten Planung hatte ich mir überlegt, dass mir 5 Kilometer vielleicht etwas zu wenig sein könnten. Andererseits wurde die Klettersteig-Tour als anspruchsvoll oder schwierig bezeichnet. Ich hatte mir vorgenommen, mich am Tag der Wanderung spontan zu entscheiden, ob ich nicht doch etwas länger laufen wollte. Für alle Fälle hatte ich mir eine eigene Tour überlegt und in Outdooractive geplant.
Ich war gegen 11 Uhr in der Aral-Tankstelle und holte mir mein Klettersteigset ab. Da das Wetter so g**l war, entschied ich mich bereits da zu meiner erweiterten Tour. Die Aufzeichnung der Tour habe ich auf Outdooractive nicht veröffentlicht, damit sie die anderen Touren nicht „verspammt“. Doch mit einem privaten Link kannst Du sie aufrufen.
Ich startete meine Tour ganz normal mit dem Einstieg zum Klettersteig-Mittelrhein in der Straße Mühltal auf der rechten Seite zwischen der Mühlenschänke Boppard und der Talstation der Sesselbahn Boppard (Link zu Google Maps).
Zunächst war ich etwas perplex, weil die kleine Stichstraße nach links abbiegt und vor dem grünen Tor eines Privatgrundstückes zu enden scheint. Doch rechts am grünen Zaun entlang durch eine kleine Lücke führt ein Pfad hinauf.
Der Klettersteig-Mittelrhein führt dann am Hang entlang immer wieder einmal hinunter und dann wieder hinauf. Trotz des ständigen Wechselns gewann ich an schnell Höhe und hatte immer wieder spektakuläre Ausblicke auf Boppard, das Rheintal und die Rheinschleife.
Die Kletterabschnitte sind fast komplett mit einem Sicherungsseil, an dem man die Karabinerhaken vom Klettersteig-Set einklinkt. Nur wenige kurze Stücke (beispielsweise die letzten Meter einer Leiter) haben kein Sicherungsseil. Ich habe mich daran gehalten, mich immer mit dem Set zu sichern. Beim Umhaken an Halterungen des Seils habe ich darauf geachtet, dass ich zu jeder Zeit mit mindestens einem Haken in dem Seil gesichert war. Ich hätte mich furchtbar geärgert, wenn ich einmal beide Haken umgehängt hätte und aufgrund meiner Dusseligkeit wie einer Unachtsamkeit oder Ablenkung tödlich abgestürzt wäre.
Irgendwann war ich dann oben und hatte dort nochmals einen fantastischen Blick auf das Rheinthal.
Dann folgte ich der Route vom Klettersteig-Mittelrhein auf der Höhe weiter, bis er nach links (d.h. Nord-Nord-West) abbiegt.
Ich wanderte hier jedoch weiter geradeaus (d.h. Nord-Ost) und dann auf Pfaden und Wegen weiter nach unten bis zum Taleinschnitt vom Bopparder Hamm.
Der Bopparder Hamm ist die größte Schleife des Rheins, vergleichbar mit der Saarschleife von Mettlach. Der Name Hamm leitet sich von dem lateinischen Wort hamus ab, was so viel wie Haken bedeutet und auf die S-Form der Rheinschleife anspielt. Der Name Bopparder Hamm ist jedoch vor allem mit dem dort linksrheinisch befindlichen Weinbaugebiet des Mittelrheins verknüpft.
(Seite „Bopparder Hamm“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 13. April 2018, 08:37 UTC. (Abgerufen: 22. April 2018, 07:14 UTC))
Als ich aus dem Wald kam, gab es beim Abstieg sehr schöne Ausblicke auf mich (ähm … den Hamm).
Vom Taleinschnitt ging ich im Zick-Zack wieder nach oben und dann bis zum Jakobsbergerhof.
Der Jakobsbergerhof ist ein ehemaliges Klostergut auf dem Jakobsberg, einer Rheinhöhe nordöstlich von Boppard oberhalb der Rebhänge des Bopparder Hamm. Im 21. Jahrhundert ist er ein Hotel mit Golfplatz.
Seit 2002 ist der Jakobsbergerhof Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.
Der Jakobsbergerhof war Wirtschaftsgut des nicht mehr existierenden Augustinerinnen-Klosters Peternach, das 1157 von Friedrich Barbarossa zunächst als Doppelkloster gegründet worden war und wechselnden Besitzverhältnissen lag.
(Seite „Jakobsbergerhof“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 10. April 2018, 10:40 UTC. (Abgerufen: 22. April 2018, 07:19 UTC))
Ich bog vor dem Golfhotel und Resort nach links ab, um dann auf der Höhe zurück in Richtung Südwesten weiterzuwandern, bis ich wieder auf der ursprünglichen Klettersteig-Route angelangte. Am Aussichtspunkt Vierseenblick (Wikipedia) mit einem gleichnamigem Restaurant und Café machte ich eine Pause, weil ein Eisbecher meine Aufmerksamkeit erforderte. Der Vierseenblick ist eben genau das: Ein Blick auf vermeinlich vier Seen, die jedoch sichtbare Ausschnitte der Rheinschleife sind.
Vom Vierseenblick ging ich weiter zum Restaurant Gedeonseck. Dort ist auch ein Startplatz für Gleitschirmflieger. Bei dem Wetter hatten sich einige davon zusammengefunden und starteten über das Rheintal.
Abweichend vom Klettersteig-Mittelrhein wählte ich mit meiner Tour eine bequemere Variante als den Abstieg zu Fuß: Nur wenige hundert Meter vom Gedeonseck entfernt liegt die Bergstation der Sesselbahn Boppard.
Die Sesselbahn Boppard ist ein 915 Meter langer Zweiersessellift, der 1954 von der Firma Hasenclever bei Boppard erbaut wurde. Sein Ziel ist der Aussichtspunkt Vierseenblick oberhalb der Stadt Boppard am Mittelrhein westlich der Weinlage Bopparder Hamm.
Die Sesselbahn Boppard überwindet eine Höhendifferenz von 232 Metern. Die Fahrtdauer beträgt 20 Minuten. Pro Stunde können auf 80 Sesseln 600 Personen befördert werden. In den Monaten November bis März ist der Lift außer Betrieb.
(Seite „Sesselbahn Boppard“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 9. April 2018, 13:10 UTC. (Abgerufen: 22. April 2018, 07:26 UTC))
Die Abfahrt kostet 5,50 Euro, die unten an der Talstation zu entrichten sind (einfach rechts um die Station herum und zur Kasse gehen).
Fazit
Der Klettersteig-Mittelrhein ist eine wunderschöne Wander- und Klettertour. Für mich war es ein interessantes Erlebnis, zum ersten Mal einen Klettersteig zu gehen. Ich war froh, das an der Aral-Tankstelle ausgeliehene Klettersteig-Set dabei gehabt zu haben. Vielleicht würde ich auch bei meinem zweiten oder dritten Klettersteig ein Set benutzen, bis ich mich sicher genug als „geübt“ bezeichnen könnte – vielleicht würde das aber doch ein paar Klettersteige mehr brauchen.
Von Boppard aus gibt es viele Wandertouren zu erkunden, die sich aufgrund der einzigartigen Landschaft sicher lohnen. Wer jedoch keine Höhenmeter oder enge Pfade gewohnt ist, der sollte sich langsam herantasten.
Meine knapp 12 Kilometer mit laut Outdooractive 780 Höhenmetern haben mir sehr viel Spaß gemacht. Bis auf eine Pause am Vierseenblick und ein paar Mal kurz auf einer Bank entspannen habe ich keine weitere Pause gemacht und insgesamt nur vier Stunden gebraucht. Vielleicht hätte ich doch noch einen Abstecher zum Jakobsberg machen sollen, aber so war ich gegen 16 Uhr wieder zurück, konnte im Hotel einchecken und noch in aller Ruhe Duschen, bevor ich zum Get Together vom Barcamp Tourismusnetzwerk in der Weinstube Heiliggrab ging.
Und am nächsten Morgen hatte ich noch genügend Luft für „Einmal Schleife und zurück: #SunriseRun in der Rheinschleife bei Boppard„.
* Amazon Affiliate Link: Wenn Ihr einen Amazon Affiliate Link auf meiner Website benutzt und anschließend auf Amazon einen Kauf tätigt, erhalte ich eine kleine Provision. Für Euch ändert sich an dem Preis für das Produkt nichts. Der Preis ist derselbe, den Ihr ohne meinen Link bezahlen würdet.