Der Petersberg in Rheinhessen liegt oberhalb des Selztals zwischen Bechtolsheim und Gau-Odernheim. Mit 246 m gehört er zu den höchsten Erhebungen Rheinhessens. Um den Petersberg herum führt der 7 km lange Kulturweg Petersberg. Auf seinem „Gipfel“ befinden sich die Überreste der Krypta einer einstmals weithin bekannten Basilika. Nach der Sage der drei Schwestern sorgte eine von ihnen dafür, dass die Basilika zerstört wurde. Und in seinem Süden befindet sich ein einzigartiges Vorkommen seltener Wildtulpen.
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„Lauf, Frank, lauf!“
Heute Morgen stand ich gegen 4 Uhr auf. Fünf Wetterdienste und ihre Apps befragte ich, vier davon meinten der Himmel würde komplett bedeckt sein. Doch die fünfte Vorhersage stimmte mich zuversichtlich, nicht zuletzt aufgrund des sternenklarem Himmels. Um 4:40 Uhr trabte ich zur Selz und an ihr entlang in Richtung Süden, dem Petersberg entgegen. Nach etwa 7 km bog ich nach rechts ab und joggte auf grasbewachsenen Feldwegen langsam aber stetig zwischen Äckern und Feldern aufwärts, bog nach Südwesten ab, und dann ging es mit gelegentlichen Blicken zurück zur kommenden Sonne weiter aufwärts zum Petersberg.
Ich schaffte es nicht ganz bis zum Sonnenaufgang um 5:55 Uhr auf den „Gipfel“, mir fehlte dann noch etwa ein halber Kilometer. Ich genoss den Aufgang, während ich weiter trabte und immer wieder kurz anhielt, um einen Blick zurück auf die Sonne zu werfen.
Auf dem Petersberg machte ich eine kleine Pause, bis ich dann weiter und hinunter nach Gau-Odersheim lief. Dort holte ich uns gegen halb Sieben in der Bäckerei Hottum Brötchen, Laugencroissants und Nussecken, bevor ich dann um 7:09 mit dem Bus zurück nach Selzen fuhr.
Der Petersberg
246 m – im ersten Moment scheint das doch etwas niedrig für einen Berg zu sein. Aber mit der Bezeichnung „Berg“ sind wir Rheinhessen nicht gerade sparsam. Und nicht umsonst ist Rheinhessen das Land der tausend Hügel. So gehört der Petersberg zu den höchsten Hügeln in Rheinhessen. Durch das sanfte Land um den Petersberg, durch seine prägnante Kegelform und durch das darunter liegende Selztal ist er von Weitem und nahezu überall in der Umgebung gut sichtbar.
Von seinen sagenhaften 246 m aus hat man einen sagenhaften Rundumblick, der bei guter Sicht beispielsweise bis zum Donnersberg, dem Großen Feldberg im Taunus, der Frankfurter Skyline, dem ZDF in Mainz-Lerchenberg reicht.
Im Selztal und an den unteren Hängen gibt es hauptsächlich Acker- und Feldwirtschaft. Doch je höher man den Petersberg hinaufgelangt, desto mehr prägen Weinberge seine Hänge.
Der Petersberg hat eine fast mergelige Entwicklung hinter sich. Vom Liegenden zum Hangenden sind folgende Schichten vorhanden: Ab 142 m ein gelblichbrauner Sand in Wechsellagerung mit gelblichgrünen bis olivgrünen Mergeln. Diese Folge reicht bis zur 211-m-Höhenlinie. Bei 211 m beginnt der Cyrenenmergel, eine Wechselfolge grau gefärbter, feinkörniger Sande mit graubläulichen bis blauen Mergeln, die bis zu 228,5 m zu verfolgen ist. Oberhalb davon folgen ähnliche, zum Teil grünlich und rötlich gefärbte Mergel, die nach mikrofaunistischen Untersuchungsergebnissen als Süßwasserschichten anzusprechen sind. Sie bauen den obersten Teil des Petersbergs bis zu seinem Gipfel auf.
(Seite „Petersberg (Rheinhessen)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. April 2020, 06:52 UTC. (Abgerufen: 5. Mai 2020, 09:09 UTC))
Diese verschiedenen Schichten haben in der Vergangenheit gelegentlich dafür gesorgt, dass es Rutschungen und Umstülpungen gab.
Die Flora ist aufgrund des kalkhaltigen Lössboden sowie viel Sonne und wenig Niederschlag beste Voraussetzung für das Vorkommen seltener Pflanzen. Dazu zählen: die Zwerg-Kirsche (Prunus fruticosa), der Edel-Gamander (Teucrium chamaedrys), Bastard-Mohn (Papaver hybridum), Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa) und Spargelerbse (Lotus maritimus).
Auch die Fauna mit wärmeliebenden Tierarten hat hier ihren Lebensraum, dazu zählen unter anderem: Zauneidechse (Lacerta agilis), Zweifarbige Beißschrecke (Metrioptera bicolor), Weiße Turmschnecke (Zebrina detrita) aber auch Feldhase (Lepus europaeus) und Reh (Capreolus capreolus) gehören dazu.
(Seite „Petersberg (Rheinhessen)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. April 2020, 06:52 UTC. (Abgerufen: 5. Mai 2020, 09:09 UTC))
An seiner Südseite, auf dem Lieberg, gibt es eines der größten Vorkommen von Wildtulpen nördlich der Alpen. Jedes Jahr im April blühen dort eindrucksvoll die Wildtulpen für wenige Tage. Ein Foto der blühenden Wildtulpen (Weinbergstulpen, Tulipa sylvestris) hat es in mein Wanderbuch „Rheinhessen. Wanderungen für die Seele“ geschafft.
Kulturweg Petersberg
Der Kulturweg Petersberg umrundet den Berg auf etwa 7 km und führt durch Weinberge, an der Selz entlang. Vier Zuwege unterschiedlicher Länge führen von ihm auf den Petersberg hinauf.
Von der Südseite aus lohnt sich im April ein Abstecher zum Lieberg und den seltenen Wildtulpen (siehe unten).
Startpunkt ist der Parkplatz an der Petersberghalle in Gau-Odernheim (Mühlstraße 32, Google Maps).
Basilika St. Peter
Auf dem Petersberg sind die ausgegrabenen Überreste der Krypta einer dreischiffigen Basilika.
Der Berg des glückseligen Petrus (Mons Beati Petri) ist weithin sichtbarer Bezugspunkt für den mittleren rheinhessischen Raum. Die Peterskirche aus dem 10. Jahrhundert war seit dem Mittelalter ein religiöser Mittelpunkt für die Christen vieler kleinerer Dörfer und Einzelgehöfte ohne eigene Kirche.
(Kulturweg Petersberg: Basilika mit Krypta)
Die Basilika war 26 m lang und 15 m breit, was für ihre Zeit durchaus imposant war .
Auf dem Gipfel des zwischen Bechtolsheim und Gau-Odernheim liegenden Petersberg in Rheinhessen befindet sich die Ruine der St.-Peter-Kirche. Vorhanden sind die Überreste der Umfassungsmauer einer dreischiffigen Basilika aus dem 10. Jahrhundert, die dem namensgebenden Apostel Petrus geweiht war sowie Reste der Krypta aus dem 12. Jahrhundert.
(Seite „St. Peter (Gau-Odernheim)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 18. Dezember 2017, 12:45 UTC. (Abgerufen: 5. Mai 2020, 08:30 UTC))
Noch im 13. Jahrhundert wurden auf dem Petersberg Jahrmärkte veranstaltet, die dann aber nach Gau-Odernheim verlegt wurden. Im 16. Jahrhundert wurde die Basilika bereits im Zuge der Reformation geplündert. Im Dreißigjährigen Krieg schließlich wurde die Kirche zerstört, danach diente sie den Einwohnern der umliegenden Dörfer als Steinbruch. In den Koalitionskriegen (1792 – 1815, siehe Wikipediaeintrag Koalitionskriege) wurde die Basilika von den Franzosen konfisziert (siehe Regionalgeschichte.net: Basilika auf dem Petersberg), doch da dürfte bereits kaum noch etwas übriggeblieben gewesen sein.
Im 19. Jahrhundert gab es erste Ausgrabungen, dann wieder nach dem Zweiten Weltkrieg. Unter der Leitung der IG Petersberg soll die Stätte touristisch weiter erschlossen werden (Kulturweg Petersweg: Mons Beati Petri).
Ausführliche Informationen über die Basilika und seine Geschichte gibt es im Klosterlexikon des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz:
Soweit ersichtlich, wird der Petersberg nordöstlich von Gau Odernheim mit seiner Kirche erstmals in einer undatierten Urkunde Werners III. von Bolanden erwähnt, die in einem Vidimus der Brüder Werner I. und Philipp II. von Falkenstein vom 15. Juni 1265 enthalten ist. Demnach habe sein Großvater Werner II. von Bolanden zu Zeiten des Kaisers Friedrich I. die Gerichtsbarkeit über den Petersberg, die die Bewohner von Bechtolsheim usurpiert hätten, von diesen zurückgekauft.
… Viel wahrscheinlicher erscheint es da doch, dass zu diesem Zweck am Ort eines alten Heiligtums auf dem Petersberg eine entsprechend große Kirche errichtet wurde, in welcher die wertvollen Reliquien beigesetzt wurden. Dies würde auch genau zu den archäologischen Ergebnissen hinsichtlich der Entstehungszeit der Kirche auf dem Petersberg passen. Freilich barg diese exponierte Lage auch Gefahren, weshalb vielleicht schon ca. hundert Jahre später im Zusammenhang mit der Normannengefahr die Reliquien in die Pfarrkirche des Ortes überführt wurden, die dann auch das Patrozinium übernahm und zur Wallfahrtskirche wurde.
Die Sage von den drei Schwestern
Einst erbten drei Schwestern ein riesiges Vermögen in Münzen. Um den Reichtum aufzuteilen, benutzten sie das Scheffelmaß. Jeder der Schwester wollte mit einem Teil ihres Erbes eine Kirche auf einer Anhöhe bauen lassen, so dass jede Kirche von jeder anderen aus gesehen werden konnte.
Doch zwei der Schwestern betrogen ihre blinde Schwester. Jedes Mal, wenn deren Anteil gemessen wurde, drehten sie das hohle Maß um. Alle drei bauten schließlich eine Kirche: Auf dem Petersberg bei Gau-Odernheim, auf dem Nazarienberg bei Mommenheim und – die blinde betrogene Schwester – eine kleine Bergkirche in Udenheim.
Später jedoch bemerkte die blinde Schwester den Schwindel, und sie verfluchte ihre beiden Schwestern. Deren Kirchen wurden beide zerstört, doch die Bergkirche in Udenheim gibt es heute noch.
Und so kann ich mich beim Joggen bei Hahnheim oder am Hahnheimer Bruch im Selztal am Anblick der Udenheimer Bergkirche erfreuen. Gelegentlich jogge ich sogar dorthin, so wie vor zwei Jahren:
Alle Fotos sind im Flickr-Album „SunriseRun Petersberg und Krypta„.