Eine Wanderung im Binger Stadtwald im „Drei-Berge-Eck“ Druidenberg, Veitsberg, Ohligsberg durch Kreuzbachklamm, Steckeschlääferklamm und Morgenbachtal sowie auf den Ohligsberg und über das Schweizerhaus zurück zu den Binger Kribben.
Update (11.09.2018): Infos im Bericht über mein erneutes Wandern im Binger Wald mit Kreuzbachklamm, Steckeschlääferklamm und Morgenbachtal (Baumgeister-Irrweg)
Update (12.05.2018): Die Kreuzbachklamm ist umgebaut und wieder freigegeben (Allgemeine Zeitung vom 23.02.2018: „UMBAU Steigbügel und Felstritte machen Steilpassage erlebnisreich / Für Wanderer mit Hunden und Kinderwagen nicht passierbar„). Siehe auch „Bingen: Kreuzbachklamm ist wieder hergerichtet“ vom 08.05.2018. Von der Touristik-Info erfuhr ich, dass das Morgenbachtal noch teilweise gesperrt ist.
Die Route startete ich am 13. Februar am Bahnübergang an der B9 (Rheinkribben) auf halber Strecke zwischen Bingen-Bingerbrück und Assmannshausen (das auf der anderen Rheinseite liegt). Nach meinem vergeblichen Versuch, den Sonnenaufgang bei Bingen am Rhein zu fotografieren, machte ich mich zu einer vermeintlich kurzen Wanderung durch und um den Binger Stadtwald. Runtastic (Aufzeichnung mit Runtastic) würde mir später erzählen, ich wäre 10,5 km in 4:18 Stunden (davon eine Stunde Pause) gewandert.
Inhaltsverzeichnis
- Binger Kribben
- Die Kreuzbachklamm
- Am Kreuzbach: Hängebrücke und Villa Rustica
- Steckeschlääferklamm
- Notstandsgebiet Morgenbachtal
- Auf dem Ohligsberg
- Das Schweizerhaus bei Trechtingshausen
- Burg Ehrenfels, Bingen und der Mäuseturm
- Liebe Stadt Bingen
- Alle Fotos
- Newsletter
- Neues aus Rheinhessen über Wandern, Genuss und Kultur
Binger Kribben
Von den Binger Rhein-Kribben aus ging ich zurück zum Auto, fuhr über den Bahnübergang und suchte auf der anderen Straßenseite der B9 den Parkplatz, den ich auf allen möglichen Karten gesehen hatte.
Bei den „Binger Kribben“ handelt es sich um eine Buhnengruppe am linken Rheinufer, die 1860 errichtet wurde. Das Längswerk, das die oberstromigen Buhnenköpfe auf einer Länge von 1.480 m miteinander verbindet und zum Fluss hin abgrenzt, wurde in zwei Phasen 1867-69 und 1871-73 hinzugefügt. Zweck der Buhnen und des Längswerks war die Anhebung des Wasserspiegels in der „Binger-Loch-Strecke“ und die Vergleichmäßigung des Gefälles im linksrheinischen „Neuen Fahrwasser“, das der Schifffahrt ab 1874 zur Verfügung stand. Mit dem weiteren Ausbau des Binger Lochs in den 1970er Jahren wurde das „Neue Fahrwasser“ wieder geschlossen […].
(Informationstafel bei den Binger Kribben, mit ziemlich gestelztem Deutsch)
Aber der klitzekleine Parkplatz war mit irgendwelchem Baumaterial und einer Folie darüber belegt. „Das fängt schon gut an!“ dachte ich mir. Also fuhr ich wieder über den Bahnübergang und stellte den Wagen direkt dort ab. Zu Fuß ging ich also wieder über den Bahnübergang, dann nach links und ein kurzes Stückchen die B9 entlang. Dann, als ich laut Karte soweit war, überquerte ich die B9, ging ein kurzes Stück den Weg hinauf und … staunte.
Die Kreuzbachklamm
Da war das Schild „Kreuzbachklamm“ – und davor war eine Absperrung. Keine Erläuterung, kein Hinweis. Aber durch solche Kleinigkeiten lasse ich mich doch nicht irritieren. Wenn es wirklich so schlimm dahinten sei, könne ich ja noch drumherum oder zurück laufen. Später dann würde ich auf einer versteckten Seite der Binger Stadt über den Binger Stadtwald erfahren:
Die Kreuzbachklamm im Binger Wald muss aufgrund von Verkehrssicherungspflichten (Brückensanierung) bis auf weiteres geschlossen bleiben.
So neu und selten scheint das mit der Sperrung der Kreuzbachklamm allerdings nicht zu sein (Kreuzbachklamm, 17. März 2014 von Heike Tharun):
Fast 1,5 Jahre war die Klamm geschlossen. Wegen Reparaturarbeiten (AZ-Artikel vom 13.11.2012), so die Forstverwaltung Binger Wald. Die Brücken sind aus Holz. Das Klima in der Klamm feucht. Die Stege gehen deshalb schnell kaputt und werden brüchig.
[…]
Aktuell: Die Kreuzbachklamm ist wieder mal geschlossen. Auf der Website von Bingen.de finde ich dazu nichts. Stand: 2.3.2016
Der Weg durch die Kreuzbachklamm entpuppte sich als ein Pfad. Links und rechts davon lagen Baumstämme, größtenteils schon zurechtgesägt. Anscheinend hatte der Frost die Bäume brechen lassen, dachte ich mir. Doch irgendwie sahen die Stämme so aus, als ob sie schon länger dort liegen würden.
Ich wanderte den Pfad die Kreuzbachklamm hinauf. Immer mal wieder wechselte der Pfad über eine kleine Holzbrücke die Hangseite. Der Kreuzbach plätscherte so vor sich hin. Fotos im Internet hatte ich entnommen, dass es hier ganz schön strömen statt plätschern konnte. Der Pfad war oft zur Seite hin mit Steinmauern oder Holzstämmen abgestützt. Dann kam ich an eine schräge Brücke, die nicht mehr sehr stabil aussah. Ein großer Stamm war auf die Brücke gestürzt, das Geländer war teilweise herabgebrochen, die Holzdiehlen fehlten teilweise. Ich überlegte kurz, ob ich irgendwie drumherum oder zurück laufen sollte. Doch dann lief ich vorsichtig über die beschädigte Brücke. Auf der anderen Seite ging es steil hinauf und dann wieder hinunter zur nächsten Brücke, die dann heil war. Den Hang wieder hinauf, noch ein Stückchen laufen, und ich war oben an einer Straße, die ich überquerte. Auch hier war der Weg zur Kreuzbachklamm gesperrt.
Am Kreuzbach: Hängebrücke und Villa Rustica
An einem Weg entlang lief ich parallel zum Kreuzbach, bis ich zu einer Hängebrücke kam. Imposant, dachte ich mir, auch wenn nicht mit der Geierlay-Hängebrücke vergleichbar. Schräg gegenüber, auf der anderen Seite des Weges, war eine Bank auf der Böschung, wo ich mir in einer Pause meinen wohlverdienten Kaffee aus der Thermoskanne gönnte.
Im weiteren Verlauf kam ich zur Villa Rustica, einem mittelgroßen römischen Bauernhof, der 1779 bei Grabungen ermittelt wurde.
Die Villa Rustica Binger Wald wurde circa 150 n. Chr. erbaut und bis etwa 420 n. Chr. bewohnt. Das ummauerte Gehöft von 3,5 Hektar lag inmitten seiner landwirtschaftlichen Nutzflächen. Innerhalb der Hofmauer befand sich das Hauptgebäude der Besitzerfamilie und mehr als zehn Nebengebäuden wie Ställe, Werkstätten und Unterkünften der Arbeiterfamilien und Tagelöhner.
(Informationstafel der Villa Rustica)
Steckeschlääferklamm
„Am Josefsbrünnelche“ überquerte ich die Kreisstraße 29 und begab mich in die „Steckeschlääferklamm“.
Die Seele wird vom Asphalt krum.
Drum, lieber Wandrer, sei nicht dumm,
mach ka Gedöhns und ka Tamtam,
genieß die Steckeschlääferklamm.
„Steckeschlääfer“? Ist doch ganz einfach (Informationstafel am Eingang):
Der Name „Steckeschlääfer“ stammt von den Wanderern, die ihre „Stecke“ (Stöcke) über den Boden „schlääfe“ (schleifen).
In der Steckeschlääferklamm musste ich zahlreichen Kobolden ausweichen. 66 Kobolde sollen hier ihr Unwesen treiben, wo sich die Haselbach durchs Tal schlängelt.
Ein familienfreundlicher Waldspaziergang, bei dem sich das Auge nicht sattsehen kann, bei dem es etwas zu schmunzeln gibt, bei dem es auch Kindern garantiert nicht langweilig wird – das ist die Tour durch die Steckeschlääferklamm im Binger Wald unweit der drei bewirtschafteten Forsthäuser Jägerhaus, Lauschhütte und Heiligkreuz.
(Rhein-Zeitung: Kuriose Kobolde grinsen am Wegesrand)
Der Weg war gemütlich in 20 Minuten zurückzulegen und recht anspruchslos. Der Weg und die 15 Holzstege waren im Gegensatz zu denen in der Kreuzbachklamm sehr gut gepflegt. Ach ja, 20 Minuten haben mir nicht gereicht. Ich nahm mir reichlich Zeit für weiteren Kaffee und einige Fotos.
Notstandsgebiet Morgenbachtal
Unten angekommen wollte ich dann rechts ins Morgenbachtal abbiegen:
Die Morgenbach ist ein etwa 7,6 km langer linker Nebenbach des Rheins in Rheinland-Pfalz, sie fließt im Wesentlichen in östlicher und zuletzt in nördlicher Richtung.
[…]
Der Bach entsteht im Binger Stadtwald im südöstlichen Hunsrück etwa 700 Meter ostsüdöstlich des Salzkopfes auf etwa 540 m ü. NN unterhalb des gemeinsamen Verlaufs des Soonwaldsteigs, Rheinhöhenwegs und des europäischen Fernwanderwegs E8 in einer Lichtung.
(Seite „Morgenbach“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 12. August 2016, 21:33 UTC. (Abgerufen: 4. März 2017, 12:53 UTC))
Wollte? Abbiegen? Genau! Ich wollte abbiegen. Das tat ich sogar – aber erst nachdem ich ein weiteres Mal eine Absperrung überwand. Dieses Mal begab ich mich auf eigene Gefahr in ein Notstandsgebiet.
Seit Ende Juni ist das Morgenbachtal gesperrt. Zutritt verboten. Gefahr drohe. Das romantische Kerbtal gleicht auch Wochen nach dem verheerenden Sturzregen immer noch einem Katastrophengebiet: Baumstämme stapeln sich im Mikado, Wanderwege sind unterspült und stellenweise weggebrochen. Das Bachbett hat sich bis auf den Fels gegraben, neue Wege gesucht. Eine Schadensbilanz liegt noch nicht vor.
(Allgemeine Zeitung, 16.08.2016: Morgenbachtal ist Notstandsgebiet“)
Wieder also traf ich auf eine Absperrung. Immerhin gab es hier eine Erläuterungen, dass das Tal wegen Unwetterschäden gesperrt sei. Aber nicht nur, dass die Sperrung seit über sieben Monaten bestand. Nein, auch spätere Recherchen auf der Website der Stadt Bingen ergaben keine Hinweise. Nur über den Zeitungsartikel erfuhr ich danach.
Ich ging um die Absperrung herum und folgte dem Weg direkt am Morgenbach. Alle paar Meter lagen Bäume über dem Morgenbach oder am Hang. Und alle Nase lang hatte der Morgenbach große Stücke vom Weg weggespült. Aufmerksam wanderte ich den Weg entlang und unterquerte besonders vorsichtig Stellen, an denen sich umgefallene Bäume über dem Weg in anderen Bäumen verfangen hatten.
Das Morgenbachtal war sehr reizvoll, und im Frühling stelle ich mir das Tal geradezu idyllisch vor.
Auf dem Ohligsberg
Irgendwann bog ich dann recht ab und ging den Weg empor in Richtung Ohligsberg. Laut Kartenmaterial machte der Weg einen Bogen, in dessen Krümmung eine Sackgasse in Richtung Ohligsweg führt. Auch wenn ich dann wieder zurückgehen müsste, folgte ich den Weg höher zum Ohligsberg.
Da oben war ich zunächst enttäuscht. Tannenbäume, Gehölz, Sträucher. Hm, ich hatte auf einen schönen Ausblick gehofft. Immerhin durchbrach jetzt die Sonne immer öfter den Wolkendunst. Nach einer kurzen Kaffeepause entschloss ich mich, doch noch etwas weiter zu gehen. Ich wollte dann kurz hinab in Richtung Rhein und dann in einem Bogen wieder zurück laufen.
Doch da, an der steilen Böschung waren Steine zu einer Feuerstätte zusammengelegt. Und von dort aus gab es sogar einen Blick in Richtung Rheintal.
Schließlich lief ich querwaldein über irgendwelche Pfadreste und bog wieder zurück in Richtung Bingen. Durch sonnige Laubwälder ging es hinab.
Das Schweizerhaus bei Trechtingshausen
Gegen 13 Uhr kam ich dann am Schweizerhaus an.
Das Schweizerhaus ist ein Ausflugsrestaurant etwas südlich oberhalb der Burg Rheinstein im Oberen Mittelrheintal. Es liegt auf einem Felsplateau etwa 130 m über dem Rheinufer und ist nur zu Fuß zu erreichen. Von der Lage aus hat man einen freien Blick auf das am anderen Ufer liegende Assmannshausen und rheinaufwärts zum Binger Loch.
Seit 2002 ist das Schweizerhaus Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.
(Seite „Schweizerhaus (Trechtingshausen)“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 27. September 2016, 19:14 UTC. (Abgerufen: 4. März 2017, 13:22 UTC))
Vor dem Schweizerhaus stand ein anderer Wanderer, der mich in der Steckeschlääferklamm überholt hatte. Wir unterhielten uns über das Wandern, über dies und das. Das Schweizerhaus machte einen ungepflegten, möglicherweise sogar verlassenen Eindruck auf uns. Ein paar Schafe waren auf einer Koppel, auch ein Auto stand an der Seite. Im Netz ist nicht viel über das Schweizerhaus zu erfahren, bei Yelp stehen schon ältere, eher durchwachsene Kommentare.
Schließlich trennten wir uns, er wollte hinab in Richtung Trechtingshausen, und ich bewunderte auf der rechten Seite des Hauses über eine Stelle am Hang das Rheintal. Dann folgte ich dem Weg zurück in Richtung Binger Kribben.
Dieser Weg allerdings wurde immer unebener und hatte oft Stellen mit vielen Wackersteinen auf dem Boden oder Äste, die über den Weg ragte. Irgendwann war es dann auch eher ein Pfad denn ein Weg.
Burg Ehrenfels, Bingen und der Mäuseturm
Zurück am Bahnübergang stieg ich dann doch noch nicht ins Auto. Das Wetter hatte kräftig zugelegt. Exakt an der Stelle, wo ich am Morgen keine Sonne gesehen hatte, öffnete sich mir ein sonniger Blick auf Burg Ehrenfels, Bingen am Rhein und den Mäuseturm im Binger Loch.
Liebe Stadt Bingen
Liebe Stadt Bingen,
der Wald hat sehr viele Sehenswürdigkeiten, Einkehrmöglichkeiten und interessante Wanderwege. Ich habe durchaus gesehen, welche schweren Schäden in der Kreuzbachklamm und im Morgenbachtal entstanden waren. Ich habe auch gesehen, in welch schlechtem Zustand beispielsweise der Weg vom Schweizerhaus zurück war.
Ich habe sehr viel Verständnis dafür, dass Aufräumarbeiten und Reparaturen teuer sind und lange dauern. Ich hatte glücklicherweise nur eine Anfahrt von etwa 30 Minuten und war alleine und gut zu Fuß unterwegs. Was ist jedoch mit Wanderern und Erholungssuchenden von weiter her? Warum informiert Ihr dann nicht auch mögliche Besucher, bevor sie sich auf die Anreise begeben? Wieso habt Ihr beispielsweise keine Website für den Stadtwald Bingen und informiert dort über die Sehenswürdigkeiten, Einkehrmöglichkeiten und aktuelle Bedingungen?
Nachtrag (29.04.2017): Inzwischen sehen die Seiten der Stadt Bingen zum Binger Stadtwald übersichtlicher aus. Es gibt auch mehr Informationen (oder ich habe sie im Februar übersehen). Dennoch könnten da noch mehr Informationen sein (wo ist der Stadtwald eigentlich genau, wie komme ich da hin, wo kann ich ein Auto abstellen, welche Wanderrouten und Pfade gibt es etc.). Ich bezweifle auch, dass das die umfangreichen Arbeiten im Morgenbachtal abgeschlossen sind und das Tal wieder geöffnet ist. Aber vielleicht täusche ich mich auch.
Alle Fotos
Die Fotos sind im Flickr Fotoalbum „Binger Stadtwald“:
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Ein guter Bericht! Schade nur, dass die Wanderwege des Binger Stadtwaldes teils in einem solch schlechten Zustand sind. So manche Wanderung unternahm ich als Kind/Jugendliche im Binger Stadtwald. Ob mit den Eltern, oder als Schüler mit der Klasse zum Wandertag oder gar später als Erwachsene mit Freunden. Es war immer sehr schön dort. #Erinnerung #hach
Das Morgenbachtal ist leider immernoch gesperrt und es hat sich auch noch nichts getan.
Das ist wirklich schade. Ich bin ja damals durchgelaufen, und für mich war das auch kein Problem. Aber gerade, wenn man beispielsweise mit Familie da durch will, ist das blöd.
Es gibt Neuigkeiten:
http://www.bingen.de/rat-verwaltung/news/d-es-tut-sich-was-im-binger-wald-142405411
Ah, sehr schön und vielen Dank. Das sind wirklich gute Neuigkeiten. Dann kann ich mir die Tour vielleicht mal fürs Frühjahr wieder vormerken 🙂
Viele Grüße aus der Heimat
Frank