Wilde Bäche und Quellen, morastige Wege, bemooste Wälder und wunderbare Aussichten. Vier Stunden Wandern im Hunsrück.
Am 16. März fuhr ich am Morgen von Selzen los und verließ das beschauliche, nahezu waldlose Rheinhessen. In den tiefen Hunsrück zog es mich. Dorthin, wo es von Wäldern wimmelt. Dass die Hügel des Hunsrücks im Vergleich zu den rheinhessischen Hügeln fast schon Berge sind: Geschenkt. Aber große Waldgebiete? Wow!
Seit dem Wochenende schon hatte ich die Wettervorhersage verfolgt. Für den Donnerstag war Sonne pur angesagt. Und tatsächlich: Die Sonne schien laut und klar. Gegen halb neun Uhr fuhr ich mit dem Wagen los in den Hunsrück auf ein Abentheuer. Das kleine Wortspiel kann ich mir nicht verkneifen, denn der Grund für meinen Ausflug in den Hunsrück zum Nationalpark-Traumschleife Trauntal-Höhenweg (was für ein Wortmonster!) heißt „Abentheuer„.
Vor ein paar Tagen hatte ich in meiner Mediathek ein Video geschaut, das ich irgendwann von der SWR-Mediathek auf meinen Server geladen hatte. In dem etwa 30-minütigen Video geht es um die Gegend um das Örtchen Abentheuer und die Eisenverhüttung:
Dreckig, staubig und unendlich laut. So ging es im Hunsrück rund um das Dorf Abentheuer vor 200 Jahren zu. Es wurde Stahl gekocht. Eisenhütten prägten damals die Region. Weite Flächen waren abgeholzt. Das Holz wurde gebraucht, um die Hochöfen zu befeuern. Köhler zogen durch das Land und hinterließen viele Tausend Meilerplätze. Doch dann war es plötzlich vorbei.
Mitte des 19. Jahrhunderts verschwanden die Eisenmacher aus dem Hunsrück. Viele zog es ins benachbarte Saarland, wo effektiver und kostengünstiger produziert werden konnte. Die meisten Hütten wurden bis auf die Grundmauern abgebaut und so droht heute ein Stück Hunsrücker Industriegeschichte in Vergessenheit zu geraten.
(SWR.de: Im Land der Eisenmacher – Heiße Geschichten aus dem Hunsrück)
Und als ich mir überlegt hatte, wohin es mich bei schönem Wetter am Donnerstag wohl treiben könnte, war mir das Video wieder eingefallen. Und zufälligerweise (hach!) gibt es dort eine angeblich wunderschöne Wanderroute, den Nationalpark-Traumschleife Trauntal-Höhenweg. Dieses Wortmonster hat eindeutig den Vorteil, dass eine Suche sehr schnell Ergebnisse liefert:
- Traumschleifen Saar-Hunsrück: Nationalpark-Traumschleife Trauntal-Höhenweg
- Outdooractive: Nationalpark-Traumschleife Trauntal-Höhenweg
- Birkenfelder Land: Nationalpark-Traumschleife Trauntal-Höhenweg
- Deutsches Wanderinstitut: Trauntal-Höhenweg – Nationalpark-Traumschleife
Wer allerdings weiß, dass die beiden Einträge bei Traumschleifen Saar-Hunsrück und bei Birkenfelder Land letztendlich von der Plattform Outdooractive kommen, den wundert das nicht mehr so sehr. Ich benutze Outdooractive für die Planung, die Navigation und das Tracking von Wanderrouten und habe auch die Premium-App. Damit lassen sich Routen offline auf dem Smartphone speichern und sie später navigieren und aufzeichnen. Also hatte ich am Mittwoch Abend bereits die Route auf mein Smartphone geladen.
Inhaltsverzeichnis
Tourdaten
- Börfink im Hunsrück
- 14 Kilometer
- 4,5 Stunden
- Mittlere Schwierigkeit
- Viele Bänke zum Rasten
- 2 Einkehrmöglichkeiten am Ende-/Startpunkt und 1 Einkehrmöglichkeit etwa zwei Dritteln der Strecke (mit kleinem Umweg)
- Sehr gut ausgeschildert
- Wasserdichte Schuhe notwendig aufgrund vieler Bäche, Moraststücken
Der Nationalpark-Traumschleife Trauntal-Höhenweg
Kurz vor 10 Uhr fuhr näherte ich mich mit dem Wagen dem Forellenhof Trauntal. Ich verließ die Landstraße 165, fuhr auf einer kleinen Brücke über den Traunbach und am Forellenhof vorbei. Direkt nach dem Forellenhof ist ein großer Parkplatz, auf dem ich den Wagen abstellte. In dem eingezäunten Gelände des Forellenhofs sind viele Teiche zur Forellenzucht. Links daneben scheinen Teiche offen für Angler zu sein. Vielleicht waren die Autos auf dem Parkplatz von den Anglern.
Ich machte mich auf zur Wanderung und … seufzte auf. Windbruch, mal wieder war eine Strecke gesperrt. Das hatte ich in der letzten Zeit öfters. Aber auch hier ignorierte ich die Sperrung. Ich bin schließlich im tiefen Odenwald aufgewachsen und verstehe die Sprache der Bäume, oder so.
Es ging ein Stück im Wald aufwärts. Der Trauntal-Höhenweg teilte sich zunächst den Weg mit der Börfinker Ochsentour, aber nach etwa 300 Metern bog die Ochsentour ab. Dann konnte ich gebrochene Bäume sehen, teilweise noch im Fallen in anderen Bäumen verhakt, teilweise am Boden liegend.
Als es wieder leicht abwärts ging, wurde der Weg immer mal wieder feucht. Vom Hang her plätscherte dann das Wasser über den Weg, und meistens gab es eine mehr oder weniger stabile Brücke. Also entweder ein paar Holzstümpfe zum Drübergehen oder einen Steg. Manchmal aber war da einfach nur das Wasser, das seinen Weg über den Weg gesucht und gefunden hatte. Ein Mal wollte ich abseits eines Steges unbedingt ein paar Fotos machen. Allerdings überschätzte ich die Stabilität des Boden. Egal, es gab genügend Quellen. Ich spülte meine Schuhe ab.
In den Rissen und Spalten des an den Oberhängen lagernden Taunusquarzites versickert das Regenwasser, bis es auf wasserundurchlässige Schichten, den „Letten“ (schluffiger bis sandiger Ton mit geringem Kalkgehalt) trifft. Auf dieser Schicht staut sich das Wasser. Es läuft waagerecht weiter, bis es hier am Hang eine Möglichkeit zum Austritt findet.
(Eine Hinweistafel am Wegesrand)
Bevor ich unten an einem befestigten Weg ankam, musste ich zunächst eine matschige Wegstrecke überwinden. Dann ging es auf dem festen Weg ein Stück am Traunbach entlang bis zur Hujetsägemühle, wo ich die L165 überquerte und links von der Mühle zunächst den Traunbach auf einer Brücke überquerte. Nun ging es eine ganze Zeit lang am Traunbach entlang. Mal näher am Bach, mal näher am Hang schlängelte sich der Weg stromabwärts. Irgendwo musste ich mir wieder einen kleinen Umweg suchen, weil der Weg total matschig war. Na ja, genau genommen hatte ich einfach nur die Kennzeichnung des Höhenwegs übersehen, die links ein paar Meter parallel des Weges durch den Wald führte. Ich nutzte die Gelegenheit für eine Kaffeepause.
Der Traunbach schien viel Kraft zu haben. Wenn es einmal ein paar Tage heftig geregnet hat, wird er sicherlich noch viel kraftvoller wirken.
Der Traunbach, im Oberlauf auch Thranenbach genannt, entspringt im Thranenbruch westlich von Hüttgeswasen und mündet nach fast 20 km bei Neubrücke in die Nahe.
[…]
Nur wenige Kilometer unterhalb der Quelle liegt die Ortschaft Thranenweiher am Traunbach.
Einige Historiker gehen davon aus, dass sich dort Teile der Nibelungensage abgespielt haben könnten.
(Hinweistafel am Wegesrand)
Irgendwann öffnete sich das Tal. Immer mal wieder gab es Stellen, wo das Wasser abseits des Bachs floss oder stand. Der Bach wirkte einige Zeit richtig wild, dann sah es aus, als ob sich das Tal öffnete und der Bach ruhiger werden würde. Aber das sah nur so aus. Immer mal wieder durchstießen Felsformationen den bewachsenen Boden. Es handelt sich um Quarzit.
Auf den Höhenzügen des Hochwalds findet man zahlreiche Felsformationen aus weißen bis rötlichen Steinen. Dabei handelt es sich um den äußerst harten Quarzit.
Wie auch der Schiefer des Hunsrücks ist der Quarzit vor ca. 400 Millionen Jahren in einem Meer entstanden.
(Hinweistafel am Wegesrand)
Dann kam ich zur Eisenhüttenwehr (Hinweistafel am Wegesrand):
Auf der gegenüberliegenden Seite des Weges befindet sich ein Teil der historischen Abentheuerer Eisenhütte. Mit dem Eisenhüttenwehr in der Traun konnte der Zufluss des Wassers in das Hüttengelände gesteuert werden.
Danach wurde das Tal endgültig und wirklich breiter. Gleichzeitig schien es mehrere Teiche zu geben. In einem war eine kleine Insel, von wo aus sich eine Entenfamilie zu einem Ausflug aufmachte.
Der ausgeschilderte Pfad führte über einen befestigten Weg. Rechts ging es nach Abentheuer, aber die Schilder führten mich über einen kleinen Bach (mal wieder) und dann einige Zeit im Wald aufwärts.
Dann ging es aus dem Wald hinaus, und ich konnte endlich den blauen Himmel richtig bewundern. Lange ging es am Waldrand entlang oder kurz ein Stückchen durch den Wald, bis ich dann bei Rinzenberg ankam. Hier hätte ich im Gasthaus Gordner einkehren können, doch ich hatte ja am Abend noch etwas in Frankfurt vor: Den Social Media Walk im Museum Judengasse von Frankfurt.
Jetzt ging es wieder durch die Wälder. Und immer wieder plätscherte ein Bach. Oft verließ ich die festen Wege und folgte der Wegekennzeichnung auf Pfaden mitten durch den Wald. Immer wieder bestaunte ich die Sonnenstrahlen, die das Moos auf Boden und Stämmen beleuchteten. Dann, mitten im Wald, sah ich eine Bank. „Kaffee!“ dachte ich, „Ich brauche Kaffee!“ Und dann merkte ich erst, dass die Bank an einem Bach stand, der sich plätschernd durch den bemoosten Waldboden schlängelte.
Nach Kaffee, Fotos und Videos riss ich mich los. Weiter ging es durch den bemoosten Wald und über den Bach.
Irgendwann wurde der Weg steiler. Es ging hinauf zum „Vorkastell“ mit einer herrlichen Aussicht.
Der Ringwall Vorkastell ist eine keltische Befestigungsanlage (Oppidum) auf dem gleichnamigen Quarzitsporn im Schwarzwälder Hochwald südwestlich von Börfink, auf der Gemarkung Buhlenberg, im westlichen Landkreis Birkenfeld, oberhalb des tief eingeschnittenen Trauntals.
[…]
Bei dem Ringwall Vorkastell handelt es sich um die Überreste einer keltischen Höhensiedlung, erbaut von den Treverern, vermutlich in der Zeit zwischen dem 5. und 3. Jahrhundert v. Chr. Er diente der Bevölkerung dieser Gegend wohl als Fliehburg für Menschen und Nutztiere während Kriegszeiten.
(Seite „Vorkastell“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 27. Juli 2015, 19:05 UTC. (Abgerufen: 19. März 2017, 18:58 UTC))
Das Vorkastell habe ich gar nicht wirklich erkannt. Vielleicht lag das aber auch daran, dass hier eine Gruppe zuerst betete und dann den Ausführungen eines Redners lauschte. Ich schlich mich nur an den Rand, um die Aussicht zu genießen und wanderte dann weiter.
Vom Vorkastell aus ging es recht schnell und steil abwärts, bis ich dann unten die L165 zum Forellenhof überquerte. Geschafft!
Einkehrmöglichkeiten
- Forellenhof Trauntal, Börfink/Einschiederhof
- Gasthaus Zur alten Mühle, Börfink
- Gasthaus Gordner, Rinzenberg
Alle Fotos
Die Fotos sind im Flickr Fotoalbum „Nationalpark-Traumschleife Trauntal-Höhenweg“:
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