Am 16. März war ich mit dem Social Media Club Frankfurt im Museum Judengasse, um mich über die Geschichte und die Kultur der Juden in Frankfurt zu informieren.
Nach der Begrüßung durch Katja Kupka und Paul Dylla vom Social Media Club Frankfurt führte uns Museumsdirektorin Dr. Mirjam Wenzel (Wikipedia, Twitter) in die Museumsgeschichte ein. Anschließend stellte sich Kuratorin Sabine Kößling (Twitter) vor. Beide übernahmen dann jeweils eine der in zwei Gruppe aufgeteilten wilden Social-Media-Horde. Ich schloss mich der Gruppe von Sabine Kößling an und genoss ihre etwa 1,5 Stunden lange Führung durch das Museum Judengasse.
Den Hauptteil der Führung machte die Ausgrabung der ersten Häuser der Judengasse aus. Bis zum Jahr 1800 mussten Juden in Frankfurt in der Judengasse wohnen. Nach und nach „verschwand“ die Judengasse im Laufe der Jahre. In den 1980ern waren hier nur beispielsweise noch ein Großmarkt und eine Tankstelle. Bei der Aushebung der Fundamente für neue Stadtwerke der Stadt Frankfurt stieß man auf Überreste von den Häusern der Judengasse.
Als die Stadt Frankfurt 1987 ein neues Gebäude für die Stadtwerke errichten will, stößt man auf Fundamente von Häusern der Judengasse. Nach öffentlichen Kontroversen wird mit einem Teil der Funde ein Museum eingerichtet.
Am Ende der Auseinandersetzungen (es gab sogar Besetzungen) stand ein Kompromiss: Die Überreste werden ausgegraben, an der Stelle wird ein Museum gebaut, inklusive einer Tiefgarage. Über der Tiefgarage wurden Teile der freigelegten Überreste als Teil des Museums wieder eingebracht. So sind in den Ausstellungsräumen immer wieder die Pfeiler zu sehen, die das Haus darüber tragen.
Die Ausstellung im Museum Judengasse eröffnet verschiedene Perspektiven auf jüdisches Alltagsleben in der Frühen Neuzeit. Inmitten von Ruinen bringt sie Objekte zum Sprechen, die einst vor Ort gefertigt oder genutzt wurden. Im Fokus stehen dabei die vielfältigen Beziehungen, die die Einwohner der Judengasse mit den christlichen Bewohnern der Stadt, dem Frankfurter Rat und Kaiser unterhielten, sowie die Literatur und Musik, die vor Ort entstand, gelesen oder gedruckt wurde.
So erfuhren wir, dass in der Stadt Frankfurt einerseits ein lutheranischer Rat herrschte, dass andererseits in Frankfurt die katholische Kirche als Krönungsort der Kaiser stand. Bei Konflikten riefen Parteien dann beispielsweise den Kaiser in Wien an. Frankfurt insgesamt bestand eben nicht nur aus einer christlichen Glaubensrichtung und den Juden. So gab es auch noch Calvinisten. Auch waren die Juden nicht in der Judengasse eingeschlossen. Die Handelsbeziehungen und Geschäftsbeziehungen durchzogen die ganze Stadt. Nachts sollten die Juden in der Judengasse bleiben, doch es reichte der Hinweis, dass man Post im Hafen erwartete, um auch früh morgens die Judengasse zu verlassen. Die Frankfurter Juden durften ihre Gemeinde zu einem großen Teil selbst verwalten.
Das Museum Judengasse ist Teil des Jüdischen Museums Frankfurt, zu dem noch das Rothschildpalais gehört. Im Museum Judengasse wird seit März 2016 die Zeit vor 1800 präsentiert. Ab 2018, nach Abschluss der Bauarbeiten, wird im Rothschildpalais die Zeit danach präsentiert. Die Namensgebung bei den Juden war uneinheitlich, eigentlich hatten sie keine Familiennamen, das kam erst im Laufe der Zeit. Wenn aber in Städten, in derselben Gasse auch noch, Menschen mit demselben Namen wohnten, wurde das kompliziert. Besonders beispielsweise bei der Postzustellung, denn es gab keine Hausnummern. Früher war es daher üblich, den Häusern Namen zu geben. Häusernamen waren beispielsweise Paradies, Weinfass, Hase, Meise, Widder, Stern oder Schild. Und um die Familien besser auseinander zu halten, wurden die Familiennamen vom Namen des Hauses abgeleitet.
In Frankfurt mussten Juden in der Judengasse wohnen. Aber sie durften dort nur wohnen, wenn sie ein Haus besaßen. Die Nachfrage, in dem reichen und wohlhabenden Frankfurt zu wohnen, wurde immer größer. Der Platz war aber begrenzt, eben nur die Judengasse. Also teilte man Häuser und machte aus einem Haus beispielsweise zwei oder drei Häuser. Ein Haus war dann nur 2 Meter breit. Was aber mit dem Hausnamen machen? Die aufgeteilten Häuser behielten den Hauptnamen und bekamen einen Zusatz. Also gab es erst nur ein Haus Widder, aus dem dann ein Haus „Roter Widder“ und ein Haus „Weißer Widder“ wurde. Also hieß die Familie Rothschild Rothschild, weil sie in einem Haus namens „Rotes Schild“ wohnten.
Wir waren etwa 35 Social-Medianer beim Social Media Walk. Ich war an dem Abend nicht sehr aktiv auf Twitter oder Instagram, aber viele von uns „fluteten“ die sozialen Medien, so dass das Hashtag #mjsmcffm trending wurde.
Ich habe sehr vieles gelernt, mir aber bei weitem nicht alles gemerkt.
Inhaltsverzeichnis
Weitere Berichte
(teilweise nachgetragen)
- Katja Marek im artTEXTart-Blog: Museum Judengasse #mjsmcffm.
- Katja Kel: #MuseumkannInstagram in der FAZ.
- Alina im Rhein-Weinblog: #mjsmcffm – Social Media Walk im Jüdischen Museum.
Daniel R. Schmidt hat ein Video gedreht, zusammengestellt und schon am Tag danach veröffentlicht:
Links
- Website des Jüdischen Museums Frankfurt
- Website des Museums Judengasse
- Jüdisches Museum / Museum Judengasse auf Facebook
- Jüdisches Museum FFM auf Twitter
- Jüdisches Museum Frankfurt auf Instagram
- Blog des Social Media Clubs Frankfurt („Rückblick: Social Media Walk #mjsmcffm im Museum Judengasse„)
- Social Media Club Frankfurt auf Facebook
- Social Media Club Frankfurt auf Twitter
- Social Media Club Frankfurt auf Instagram
Alle Fotos
Ich habe an dem Abend zum ersten Mal meine Sony RX100 IV bei schwachen Lichtverhältnissen im Gebäudeinneren eingesetzt. Deswegen habe ich auch viel ausprobiert und dieselbe Szene mit unterschiedlichen Einstellungen (Blende, Belichtungszeit, ISO etc.) aufgenommen. Die Sony neigt dazu, mit der ISO-Automatik den ISO-Wert sehr weit nach oben zu schieben. Vielen Fotos hat die Sony einen ISO-Wert von 3200 oder 6400 verpasst. Dadurch wurden die Fotos sehr grobkörnig. Also werde ich zukünftig den ISO-Wert fest einstellen.
Aus den etwa 130 Fotos wurden dann 21 Fotos.
Die Fotos sind im Flickr Fotoalbum „Museum Judengasse – Social Media Walk #mjsmcffm“:
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Habe deinen Post gern gelesen. Toll wie unterschiedlich gewichtet die einzelnen Beiträge sind. Werde deinen in meinem Blogpost (http://katja-marek.de/museum-judengasse/) verlinken, gerade weil es ein so tolles Gesamtbild aus ganz unterschiedlichen Aspekten ergibt. War ein schöner Walk. Vielleicht bis zum nächsten! Liebe Grüße, Katja
Hallo Katja, mir fällt es oft schwer zu entscheiden, was ich alles in einem Blogpost reinnehme. Meistens ergibt sich das dann beim Schreiben 🙂
Einen sehr schönen und umfangreichen Artikel hast Du geschrieben. Vielen Dank für die ganzen Aspekte! Liebe Grüße, Frank