Für mich waren Kontaktgrills früher ein Tabu. Doch jetzt haben wir selbst einen Tefal Optigrill Elite XL, mit dem sich mit Komfort vorzüglich und einfach sehr gut grillen lässt. Mein Zubehör für erste Tests: Lamm, Roastbeef, Zucchini, Paprika und Pinot Noir.
Unser Broil King Gasgrill kommt so langsam in die Jahre. So richtige Sizzler („Brutzler”) werden wahrscheinlich amüsiert herabblicken, doch für uns ist das Teil mit drei Brennern eigentlich schon zu groß und zu voluminös. „Für uns” heißt eben das Grillen für Manuela und mich. Für mehr als für uns beide grillen wir selten. Und wenn, dann sind wir vielleicht zu viert, eventuell zu sechst.
Inhaltsverzeichnis
Das Grill-Dilemma
Nachdem der Broil King erkennbar das Ende seines Lebenszyklus erreicht, machte ich mich auf die Suche nach einem Nachfolger-Gasgrill. Zuerst fielen mir solche Namen wie Weber Grill, Broil King, Napoleon, Rösle oder Outdoorchef ein. Die Qualität sollte stimmen, nicht alle aber ein paar Zusatzfunktionen (Sizzle Zone, Sear Zone, Heckbrenner, Infrarotbrenner, teilbarer Garraum etc.) wären doch auch gut. Also eine Rundumglücklichabernichtzuteuer-Lösung. Mann darf doch wohl noch träumen.
Mann will ja auch nicht kleinlich sein. Doch einerseits verlor ich irgendwann im Dschungel der Gasgrillfunktionen den Überblick, andererseits verließen die Preise mit fast oder eindeutig vierstelligen Eurobeträgen angesichts meiner „Oh, das ist bestimmt auch eine super Sache!”-Ausrufe eindeutig meine Komfortzone.
Mann will schließlich nicht übermäßig dekadent wirken. Beim Thema Gasgrill würde dieser Eindruck in der Männerwelt sicherlich nicht entstehen (aber würde ich mit den anderen mithalten können?), bei Frauen (hier denke ich sicherlich vorwiegend an ein ganz bestimmtes Exemplar der Frauenwelt) hielt ich eine gewisse Gefahrenmöglichkeit immer weniger für nicht ganz ausgeschlossen.
Auch erschien mir als ein den Stoikern zugewandter Geist eine euphorische und überbordende Lebensfreude angesichts eines „Super-Sache-Grasgrills” etwas übertrieben.
Für den Stoiker als Individuum gilt es, seinen Platz in dieser Ordnung zu erkennen und auszufüllen, indem er durch die Einübung emotionaler Selbstbeherrschung sein Los zu akzeptieren lernt und mit Hilfe von Gelassenheit und Seelenruhe (Ataraxie) nach Weisheit strebt.
(Seite „Stoa“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 12. Februar 2021, 14:01 UTC.)
Irgendwann fand ich zu einer gewissen inneren Ruhe zurück und beschloss, mein wahres Los zu akzeptieren und auf Youtube mit Hilfe von Gelassenheit und Seelenruhe nach Weisheit und damit einer Lösung meines Grill-Dilemmas zu suchen.
Tefal Optigrill Elite (XL)
So stieß ich dann irgendwann (ich weiß nicht, wie mir geschah) auf den Optigriller und auf die Optigrill-Modellreihe von Tefal. Genau genommen stieß ich auf das Video des Optigrillers, in dem er seinen Optigrill Elite auspackte und testete. Der Optigrill ist ein allerdings kein Gas- oder Kohlegrill, sondern ein Kontaktgrill.
Bei einem Kontaktgrill hat das Grillgut direkten Kontakt mit der heißen Metallfläche. Kontaktgrills sind ähnlich aufgebaut wie Waffeleisen. Das Grillgut, zum Beispiel Würstchen, wird zwischen zwei heiße Metallflächen gelegt und von beiden Seiten gleichzeitig gegart.
(Grill, www.sign-lang.uni-hamburg.de)
Ich höre geradezu das Naserümpfen der Brutzler-Welt. Aber… na ja, ich habe auch zuerst die Nase gerümpft. Die Besonderheiten der Optigrill-Serie bestehen darin, dass Mann (oder sogar Frau) in einem Menü die Grillware auswählt (beispielsweise Steak, Fisch oder Paprika). Der Optigrill heizt vor, fordert dann zum Einlegen des Grillguts auf, misst die Dicke des Grillguts und berechnet die Garzeit. Eine Anzeige und akustische Signale melden den Fortschritt des Garens und der Garstufen.
Der Optigrill Elite verfügt über Berührungstasten, mit denen Mann (und ab morgen auch Frau) in einem Menü das Grillgut auswählt. Die Metallfläche ist gerillt und kann mit einem „Grill Boost” die Röstaromen verstärken. Beim Optigrill Elite wird im Gegensatz zu den Vorgängermodellen nach der Berechnung der Garzeit der aktuelle Status detaillierter angezeigt. Das sind ein im Uhrzeigersinn umlaufender kleiner Pfeil, vier Quadranten für unterschiedliche Stati beziehungsweise Garstufen und die verbleibende Garzeit bis zur nächsten Garstufe (beispielsweise Medium).
Manch einem mag mein zunehmendes Alter nicht entgangen sein. Voller Stolz gehöre ich zur Impf-Priorisierungsgruppe 3 aufgrund eben jenes an. Da entwickle ich zunehmend einen Hang zu Bequemlichkeit und Komfort. So ein Optigrill Elite ist zwar keiner, aber er kommt dem Ideal eines Star-Trek-Replikators in unserer Zeit schon ziemlich nahe.
Faszinierend ist dann auch, dass es seit letztem Jahr mit dem Elite XL eine größere Variante des Replikat… – Verzeihung – Optigrills gibt.
Die Werbung lässt da vom Grillen für acht Personen träumen, aber realistisch ist eher eine Größenordnung – je nach Größe des Grillguts – von vier bis sechs Personen.
Umgehend drohte mein dekadentes Ich mit überbordenden Freudeschreien mein stoizistisches Ich zu überwältigen. Mit ein paar Atem- und Meditationsübungen gelangte ich wieder zu Gelassenheit und Seelenruhe und orientierte mich am griechischen Philosophen und Stoiker Diogenes von Seleukia.
Das höchste Gut ist vernünftiges Abwägen bei der Auswahl der naturgemäßen Dinge.
Nach vernünftigem Abwägen akzeptierte ich mein Los und fand, ein Optigrill Elite XL sei die rational beste Lösung für das Grill-Dilemma.
Ich fand meine Idee und die Grill-Dilemma-Lösung so gut, dass ich Manuela argumentativ und mit ausführlichen Begründungen überzeugen konnte (die Vorführung von Videos inklusive Rezeptvideos hat gereicht). Nachdem sie das Budget für den Bestellvorgang freigab, konnte ich einem kurzen innerlichen Ausbruch nicht widerstehen.
Steak, Roastbeef, Medium.
Diese Woche also wurde dieser Optigrill geliefert. Glücklicherweise konnte ich zuvor und genügend Grillgut für mich alleine besorgen, denn Manuela befindet sich für einen Kurs bei ihrer Hula-Lehrerin am Bodensee. So konnte ich an zwei Tagen den Replika … Optigrill ausprobieren und einweihen. Für den morgigen Tag und die Rückkehr Manuelas habe ich vorgesorgt. Ich befürchte jedoch, dass Grillgut für vier Tage einem Stoiker wenig angemessen sein mögen.
Tag 1: Lamm und Zucchini
Eine Zucchini habe ich in gleichdicke Scheiben geschnitten und mit etwas Öl und Salz gewürzt. Den Lammlachs habe ich zwei Stunden zuvor aus dem Kühlschrank geholt, abgetupft und kurz vor dem Grillen gesalzen.
Das Grillgut soll immer in etwa die gleiche Dicke haben, denn ansonsten wird es nach der Garzeitberechnung für das dickste Teil eben ungleich gegart.
Im Menü habe ich das Programm „Aubergine” ausgewählt und bestätigt. Der Optigrill heizte dann zunächst vor. Als der Pfeil auf 6 Uhr stand, piepste der Grill und forderte mich zum Einlegen des Grillguts auf. Nach einer kurzen Berechnung meldete der Grill, es seien noch etwa fünfeinhalb Minuten bis zum fertigen Grillen der Zucchini.
Nach Ende des Grillvorgangs legte ich die Zucchinischeiben in einen Teller und wählte am Grill das Programm „Lamm” aus. Diesmal dauerte das Vorheizen nur wenige Minuten.
Dann wieder das Einlegen des Grillguts und die Berechnung der Garzeit. Bis zur Garstufe „Medium” waren es gerade einmal knapp 2 Minuten. Der Grill meldete akustisch und mit einer Anzeige das Erreichen der Garstufe – und ich habe vor lauter Aufregung noch etwas zu lange gewartet. Dann öffnete ich den Grill und legte das Lamm zum Ruhen für etwa 4 Minuten beiseite, bevor ich es noch mit Pfeffer würzte. Die Zucchini schmeckten vorzüglich. Das Lamm war leicht rosa und damit etwas zu durch, was wohl meinem Warten geschuldet war. Doch das Lamm war sehr zart und aromatisch.
Tag 2: Roastbeef und Spitzpaprika
Am nächsten Tag nahm ich mir eine Spitzpaprika vor. Ich schnitt sie in Streifen und würzte sie mit Salz, Oregano und Majoran. Das Roastbeef ölte ich leicht ein und würzte es lediglich mit Salz.
Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen (ha, wo blieb meine Gelassenheit?) und gönnte mir bereits vor dem Essen ein Glas des 2017er Pinot Noir trocken, im Barrique gereift, vom Weingut Paulinenhof aus Selzen.
Dieses Mal aktivierte ich bei den Spitzpaprika den Grill Boost. Die Paprika war recht dünn, so dauerte der Grillvorgang nicht lange. Der Grill Boost war jedoch etwas zu viel für die Spitzpaprika, ohne hätte es sicherlich auch gereicht.
Beim Steak und dem gleichlautenden Programm im Menü wollte ich auf den Grill Boost nicht verzichten. Die Garstufen unterscheiden sich übrigens je nach gewähltem Programm / Grillgut. Bei Steak sind es die Garstufen Roh, Blutig, Medium und … (dazu kam ich nicht, steht aber im Heft).
Vor lauter Fotos machen und Aufregung habe ich wieder die Medium-Stufe etwas überschritten. Bei dem Roastbeef konnte ich sehr gut erkennen, wie das Fett von der leicht geneigten Grillfläche in die Auffangschale tropfte. Das Roastbeef würzte ich mit Pfeffer, Oregano und Majoran und ließ es noch 4 Minuten ruhen.
Eh voilà. Schottisches Ochsen-Roastbeef und Spitzpaprika. Beides vorzüglich.
Reinigen
Der Komfort des Optigrills drückt sich auch seiner Reinigung aus.
- Warten, bis der Grill abgekühlt ist
- Abspülen und Abwischen der Grillplatten (0ben und unten, lassen sich beide entnehmen) und der Auffangschale
- Fertig
Für besonders dekadente Geister lassen sich diese drei Teile jedoch auch in der Spülmaschine reinigen.
Fazit
Der Optigrill Elite XL bietet eine völlig neue, geradezu dekadente Grillerfahrung für jemanden, der mit Bequemlichkeit und Komfort vorzüglich grillen möchte, und dazu einfach nur auf Knöpfe beziehungsweise Touch-Knöpfe drücken will.
Manuela allerdings muss am morgigen Tag zunächst einmal eine schwierige und vor allem unbequeme Entscheidung treffen.
Lamm, Lammlachs, Medium.
oder
Steak, Roastbeef, Medium.
Ich übernehme dann das Knöpfe drücken!
Den Optigrill Elite XL gibt es unter anderem bei Amazon.