BergHoch4 verbindet in Rheinhessen 4 Stationen mit perfekten Aussichten von den 4 Weindörfern Zornheim, Ebersheim, Gau-Bischofsheim und Harxheim. Es gilt, zu Fuß oder mit dem Rad anzukommen und Weine und kulinarische Köstlichkeiten mit Ausblicken bis zum Donnersberg oder nach Frankfurt genießen. Und wer will, verbindet am Abend die 4 Stationen mit einer Wanderung – so wie ich. Die Tour lässt sich das ganze Jahr über wandern.
Dörfer in Rheinhessen als Bergdörfer zu bezeichnen ist wohl recht vermessen. Hier reicht manchmal schon ein Höhenunterschied von 100 oder 200 Metern aus, um ein Dorf voller Stolz als Bergdorf zu bezeichen, vor allem wenn es das eigene ist. Zornheim ist so ein Dorf, das gerne immer wieder als Bergdorf bezeichnet wird. Schauen die Zornheimer auf uns in Selzen herab? Keine Ahnung. Vom Dorf selbst haben die Zornheimer sowieso keinen Blick auf Selzen, da liegt der Selzer Berg dazwischen. Berg? Gerade so kommt er über 240 m, ebenso der Zornheimer Berg. Selzen erreicht noch nicht einmal 130 m Höhe. Als Jogger ist es immerhin schön, voller Inbrunst zu verkünden, man laufe jetzt zum Sonnenaufgang auf den Berg.
Am 27. Juli lief ich nicht (im Sinne von „joggen“), sondern ich wanderte von Selzen hinauf zum Zornheimer Weinpavillon am Ruhkreuz. Der Weinpavillon war mein Ziel als erste Station von vieren bei BergHoch4.
BergHoch4 – 4 Weinorte, 4 Stationen mit perfekten Aussichten
Winzer von Ebersheim, Harxheim, Gau-Bischofsheim und Zornheim schenken an den Stationen Wein und andere Getränke aus, dazu gibt es unterschiedliche Köstlichkeiten der rheinhessischen Küche. Es gilt, Weine zu erleben, wo sie wachsen, und dabei herrliche Fernsichten zu genießen.
- Zornheim: Weinpavillon am Ruhkreuz
- Ebersheim: Joachimskreuz
- Gau-Bischofsheim: Glockenberghütte
- Harxheim: Schlossbergturm
BergHoch4 fand am 27. und 28. Juli jeweils ab 17 Uhr statt, damit also ungewöhnlicherweise unter der Woche und nicht am Wochenende. Einerseits können vielleicht manche Leute dann nicht. Andererseits vermeidet man die Konkurrenz mit den vielen Veranstaltungen, die derzeit sowieso in Rheinhessen am Wochenende stattfinden.
Die Stationen sind zu Fuß und mit dem Fahrrad zu erreichen. Zwischen den Stationen gibt es Hinweisschilder, sodass man hin- und her wandern oder fahren kann. Oder man kommt einfach nur zu einer Station und genießt dort den ganzen Abend.
Ich hatte mir vorgenommen, alle vier Stationen abzuwandern, überall die Aussichten, Wein und Köstlichkeiten zu genießen. Ich hätte mit dem Auto nach Zornheim hochfahren und es dort abstellen können. Aber Wein und Autofahren verträgt sich einfach nicht. Daher hatte ich mich fürs An- und Abwandern entschieden. Von Zuhause bis zum Weinpavillon sind es je nach Route etwa 4 km, und so wanderte ich gegen 16 Uhr bei strahlendem Sonnenschein hoch zum Weinpavillon.
Die Routenführung ab Zornheim habe ich nach eigenen Vorlieben zusammengestellt. Manchmal führte sie an den Hinweisschildern „BergHoch4“ entlang, und manchmal nahm ich einen gänzlich anderen Weg. So legte ich den Wingertsturm am Dechenberg zwischen Zornheim und Harxheim für die Aussicht als Zwischenstation ein. Und am Abend genoss ich die Stimmung an der beleuchteten Kapelle in den Zornheimer Weinbergen.
Um kurz nach 17 Uhr wanderte ich los, gegen 22 Uhr kam ich wieder in Zornheim an. Nach einem „Absacker-Wein“ wanderte ich im Dunkeln hinunter nach Selzen. Apropos „im Dunkeln“: Hier ist es nie wirklich dunkel. Selbst wenn der Mond nicht scheint und der Himmel komplett bewölkt ist, dann schimmert das Licht insbesondere durch die Lichtverschmutzung durch Rhein-Main hell genug, um ohne Taschenlampe durch die Weinberge zu wandern – wenn man sich hier auskennt. Ich wage zu behaupten, dass ich das tue. An jenem Abend war der Himmel sternenklar, und die 4 km zurück nach Selzen ließen sich gut wandern – während überall in den Weinberghängen die Feldgrillen zirpten.
Inhaltsverzeichnis
- Station: Zornheim, Weinpavillon
- Zwischenstation: Wingertsturm am Dechenberg
- Station: Ebersheim, Joachimskreuz
- Zwischenstation: Vergleichsfenster Gau-Bischofsheim
- Station: Gau-Bischofsheim, Glockenberghütte
- Zwischenstation: Harxheimer Kapellchen
- Station: Harxheim, Schlossbergturm
- Zwischenstation: Kapelle in den Zornheimer Weinbergen
- Endstation: Zornheim, Weinpavillon
- Der Abend im Video
- Die Tour zum Nachwandern auf Outdooractive
- Newsletter
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Station: Zornheim, Weinpavillon
Am Weinpavillon war ich der erste Gast. Es gab Weine von verschiedenen Weingütern sowie Speisen wie Grillsteak, Bratwurst, mediterraner Nudelsalat im Glas und Spundekäs vom Team Katharinenhof. Die Weine lagen preislich bei 2,50 € für 0,1 l und 4,50 € für 0,2 l.
Zwischenstation: Wingertsturm am Dechenberg
Anstelle direkt durch Zornheim und dann auf der Höhe entlang zu gehen, führte mich meine Route hinunter zum Zornheimer Graben, in ihm am Tennisclub vorbei und dann über die K34 und durch die Weinberge nach oben und in Richtung Harxheim. Am Wingertsturm am Dechenberg legte ich eine Zwischenstation ein, bevor ich ganz nach oben und weiter nach Ebersheim wanderte.
Station: Ebersheim, Joachimskreuz
In der Nähe vom Ebersheimer Joachimskreuz und dem Wingertshaus hatte das Weingut Becker ein Weinzelt aufgebaut. Genauer gesagt: Es stand da noch vom Ebersheimer Weinfest, das zwei Wochen zuvor stattgefunden hatte. Wie es das Schicksal wollte, lernte ich endlich einmal den Winzer Marco Becker persönlich kennen. Wir laufen uns auf Facebook seit ein paar Jahren immer mal wieder „über den Weg“. Die Weine lagen preislich auf demselben Niveau wie in Zornheim, für den kleinen Hunger gab es ebenfalls ein paar Speisen.
Das alte „Joachims Kreuz“ in Ebersheim, dessen Errichtungsdatum unbekannt ist, stand bis 1795 in unmittelbarer Nähe des heutigen Joachimskreuzes. Wer es hatte errichten lassen und aus welchem Grund ist bis heute noch nicht herausgefunden worden. Gewiss ist allerdings, dass es beim Abzug der Franzosen aus Mainz 1795 zerstört wurde. Bis Ende der 50er-Jahre war der Stumpf. […]
Das heutige „Joachims Kreuz“, das lange als „Juchems Kreuz“ bekannt war und auf Postkarten aus den 1930er Jahren als „Sippenkreuz“ bezeichnet wird, wurde im Oktober 1935 beim Bildhauer Knobloch in Mainz in Auftrag gegeben. Es besteht „aus einem Stück bestem Naturstein, wie er für die Errichtung der Domtürme gebraucht wurde.“ Am Gründonnerstag 1936 wurde das Kreuz von zwei Bildhauern der Firma Knobloch um drei Uhr mit Lastautos angeliefert und bis abends nach sieben Uhr aufgebaut.
(Das Joachimskreuz in Ebersheim – Regionalgeschichte.net)
Zwischenstation: Vergleichsfenster Gau-Bischofsheim
Zunächst folgte ich den Wegezeichen, bis ich dann irgendwann nach Norden abbog. Doch am Ortseingang traf ich dann wieder auf ein Schild. Die Beschilderung führte mich im Norden oberhalb von Gau-Bischofsheim in Richtung Osten. Dabei stieß ich auf ein „Vergleichsfenster“. Zwei aufklappbare Hälften zeigten ein Foto von Gau-Bischofsheim aus dem Jahr 1881, das anlässlich der 1250-Jahrfeier im Jahr 2019 errichtet wurde.
In diesem Jahr lebten in Gau-Bischofsheim ca. 400 Einwohner, die zum größten Teil in der Landwirtschaft und im Weinbau tätig waren.
[…]
Im Jubiläumsjahr 2019 leben ca. 2.200 Einwohner in Gau-Bischofsheim.
Station: Gau-Bischofsheim, Glockenberghütte
Vom Fenster aus waren es nur noch ein paar hundert Meter bis zur Glockenberghütte. Hier schenkte das Weingut Rainer Wagner-Middelbersch aus Gau-Bischofsheim aus. Wein gab es zu 2 € für 0,1 l. Hier entschied ich mich – wie in Zornheim – für einen Nudelsalat im Glas.
Zwischenstation: Harxheimer Kapellchen
Die Route führte mich abseits der ausgeschilderten Tour hinunter nach Gau-Bischofsheim hinein, an der Kirche vorbei und dann am Ortsrand hinaus und bis zum Harxheimer Kapellchen.
Das Kapellchen wurde im Jahre 1864 als Andachtsstätte auf dem Weg zur Kirche nach Gau-Bischofsheim im Stil eines rheinhessischen Wingertshäuschens errichtet.
Im Jahre 1934 wurde der ursprünglich hölzerne Aufbau von einer HJ-Gruppe zerstört und später durch ein massives Türmchen ersetzt.
Zur 1200-Jahrfeier im Jahre 1967 wurde das Bauwerk renoviert und durch ein in Zement gegossenes Kreuz ergänzt.
(Das Kapellchen in Harxheim – Regionalgeschichte.net)
Station: Harxheim, Schlossbergturm
Über die L425 hinüber und dann einen zunächst asphaltierten Wirtschaftsweg hinauf ging es zum Schlossbergturm, der eine sehr schöne Aussicht auf das Dorf bietet.
Schlossbergturm, 1999 errichteter Aussichtsturm in der Harxheimer Weinlage Schloßberg nördlich des Ortes.
(Seite „Harxheim“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 2. Mai 2022, 13:16 UTC.)
Hier gab es von einem Ausgabewagen Flammkuchen, sowie an einem „VinoMobil“ Weine für 2 € für 0,1 l von verschiedenen Winzern. Die Sonne war nahezu untergegangen, als ich einen Wein schlürfte. Irgendwie bekam ich dann durch eine Baum- und Buschhecke den Sonnenuntergang gar nicht richtig mit. Schließlich machte ich mich wieder auf, verließ den ausgeschilderten Weg nach unten und umging Harxheim, bis ich durch die Weinberge unterhalb des Wingertsturms am Dechenberg vorbei ging. Ich überquerte zunächst den Flügelsbach, dann die Kreisstraße 34 zwischen Mommenheim und Zornheim sowie unmittelbar danach den Zornheimer Graben. Durch die Weinberge wanderte ich aufwärts.
Zwischenstation: Kapelle in den Zornheimer Weinbergen
Die Kapelle war stilvoll beleuchtet und bot ein eindrucksvolles Bild im Abendlicht. Ich konnte schon den Weinpavillon sehen, und nur ein paar Minuten später kehrte ich dort ein.
Endstation: Zornheim, Weinpavillon
Etwa gegen 22 Uhr traf ich am Weinpavillon ein. Es waren noch einige Gäste da, auch hier einige mit dem Rad. Ich gönnte mir zum Abschluss noch in Ruhe einen Wein, bis ich mich dann gegen 22:30 Uhr aufmachte und nach Selzen hinabstieg.
Der Abend im Video
Auf YouTube habe ich ein kleines Video (1:42 m) hinterlegt, das die Wanderung zusammenfasst.
Die Tour zum Nachwandern auf Outdooractive
Die Tour gibt es zum Nachwandern, zum Navigieren und als GPS-Datei auf Outdooractive: BergHoch4 Zornheim – Ebersheim – Gau-Bischofsheim – Harxheim – Zornheim.