Ende Februar nutzten Manuela, ein Freund und ich das fantastische Wetter für eine Sonnenaufgangswanderung („SunriseHike“) zur Kirchenruine Maria Magdalena und Jakobus in Hangen-Wahlheim, im Hohlwege-Paradies von Alsheim, auf den Rheinterrassen und zu einer der vier einzigartigen Heidenturmkirchen in Rheinhessen. „Natürlich“ war der erste Höhepunkt ein Frühstück mit Kaffee mit Aussicht zur Sonne, die im Osten über dem Rheintal und dem Odenwald aufging.
Aufstehen gegen noch vor 5 Uhr. Ein Blick aus dem Wohnzimmer belohnte uns mit einem sternenklaren Himmel über der katholischen Kirche. Unser Freund holte uns mit seinem Tesla um kurz vor 6 Uhr ab und fuhr mit uns zum Bahnhof von Alsheim. Auf dem Parkplatz holten wir unsere Ausrüstung aus dem Wagen und liefen dann über Bahnhofstraße, Mittelgasse und Mehlpfortstraße zum Bürgerhaus. Davor führte uns nach rechts immer weiter aufsteigend und aus Alsheim hinaus der Wahlheimer Weg. Darauf verläuft der Rheinterrassenweg, dem wir bis Hangen-Wahlheim und darüber hinaus folgen wollten. 2016 wanderte ich den Rheinterrassenweg vier Tage lang etwa 100 km auf einer abgewandelte Route, mit einem Abstecher nach Hamm am Rhein.
Die Mondsichel stand am tiefblauen Himmel über einem fantastischen Morgenrot über dem Rheintal und dem Odenwald. Auf dem Rheinterrassenweg wanderten wir bis zum Tisch des Weines, nur wenige Meter vor der Ortschaft Hangen-Wahlheim.
Inhaltsverzeichnis
- Sonnenaufgang am Tisch des Weines vor Hangen-Wahlheim
- Die Kirchenruine Maria Magdalena und Jakobus
- Die Guntersblumer Heidenturmkirche und das Leckbartsheisje
- Das Hohlwege-Paradies von Alsheim
- Der Weißmühlenbrunnen
- Die Heidenturmkirche von Alsheim
- Die Tour zum Wandern auf Outdooractive
- Alle Fotos
- Newsletter
- Neues aus Rheinhessen über Wandern, Genuss und Kultur
Sonnenaufgang am Tisch des Weines vor Hangen-Wahlheim
Wir hatten noch genügend Zeit bis zum Sonnenaufgang um 7:15 Uhr. Daher gingen wir vom Tisch aus entlang der Weinberge nach oben an dem Wasserwerk vorbei und genossen die Morgenstimmung. Zurück am Tisch des Weines packten wir Proviant und Kaffee aus. Immer noch war die Mondsichel zu sehen, im Tal ragten die beiden Kühltürme der Atomkraftwerk-Ruine Biblis empor.
Ich packte mein Stativ und die Canon-Kamera und machte mich schussbereit. Und dann geschah es: Erst nur ein kleiner Schimmer, und dann brach die Sonne über dem Odenwald in den Horizont. Foto über Foto schoss ich, während wir uns beim Frühstück unterhielten. Auf dem Tisch glitzerte sanft eine dünne Schicht mit Eiskristallen.
An diesem Tisch des Weines führt nicht nur der Rheinterrassen weg zwischen Worms und Mainz vorbei, sondern auch der Lutherweg 1521, der Pilger- und Wanderweg zwischen Worms und Wartburg.
Der Lutherweg 1521 orientiert sich in seinem Verlauf an der Reiseroute Martin Luthers zum Reichstag nach Worms und zurück zur Wartburg.
Schließlich setzten wir unsere Wanderung fort und nach Hangen-Wahlheim hinein. Hangen-Wahlheim gehört zu Alsheim und hat nach meiner Einschätzung nur ein paar Dutzend Einwohner. Direkt hinter dem Wahlheimer Graben und einer unscheinbaren Brücke geht es vor einem längerem Haus nach rechts eine Sackgasse hinunter.
Die Kirchenruine Maria Magdalena und Jakobus
Am ihrem Ende der Sackgasse liegt die Kirchenruine Maria Magdalena und Jakobus. Sie
[…] steht in der Hangen-Wahlheimer Gemarkung nördlich von Alsheim. Sie wird 1496 als Pfarrkirche erwähnt. Anscheinend wurde eine Anlage des 13. Jahrhunderts in spätgotischer Zeit überbaut. Das Bauwerk wurde 1689 zerstört. Erhalten haben sich die Umfassungsmauern, Türen und Maßwerkfenster eines kleinen Saalbaus mit dreiseitig gebrochener Chornische und westlichem Giebelreiter.
(Die Kirchenruine St. Maria Magdalena bei Hangen-Wahlheim – Regionalgeschichte.net)
Die Ruine ist Eigentum der katholischen Kirchengemeinde Alsheim.
Der sie umgebende Friedhof gehört dagegen der Ortsgemeinde.
Die „Initiative Kirchenruine Maria Magdalena e.V.“ konnte die verschiedenen zuständigen Stellen dazu bringen, gemeinsam die Sicherung in Angriff zu nehmen.
(Die Kirchenruine Maria Magdalena und Jakobus – Pfarrgruppe Altrhein – Bistum Mainz)
Eine Tafel an der Kirchenwand informiert über die Rettung der Ruine.
Die Guntersblumer Heidenturmkirche und das Leckbartsheisje
Wir kehrten zur Straße zurück und verließen Hangen-Wahlheim in Richtung Norden, bis wir auf dem Rheinterrassenweg das Leckbartsheisje erreichten. Von hier hatten wir einen guten Ausblick nicht nur über das Rheintal und auf Guntersblum, sondern auch auf die evangelische Kirche von Guntersblum
Die Kirche St. Viktor in der rheinhessischen Ortsgemeinde Guntersblum ist eine heutige evangelische Kirche mit langer Geschichte. Das Bauwerk gilt heute als Kulturdenkmal und ist ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention.
[…]
Der Beginn der Errichtung der Kirche Sankt Viktor in Guntersblum wird etwa auf das Jahr 1100 geschätzt. Weiter wurden in den Jahren 1995 und 2002 Untersuchungen mit Holzbalken aus dem Nordturm der Kirche durchgeführt, deren Untersuchungen zu Tage führten, dass der Baum, aus dem das Holz verwendet wurde, im Frühsommer des Jahres 1101 gefällt wurde.
St. Viktor ist mit ihren prägnanten und orientalisch wirkenden Kirchtürmen eine der vier „Heidenturmkirchen“ in Rheinhessen
Die Entstehungsgeschiche der orientalischen Kuppeln auf vier rheinhessischen Kirchtürmen zu erzählen, ist mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Man weiß zwar, dass sie in der Zeit um den Ersten Kreuzzug entstanden sein müssen, doch ob die Kreuzzüge auch wirklich als „»Medium« der Übertragung“ dienten, wer sie errichtet hat und welche Bedeutung ihnen zukam, läßt sich auch heute nur mutmaßen. Auch die Etymologie der Bezeichnung „Heidenturm“ liefert keine sichere Erkenntnis. Dass der Name mittelalterlichen Ursprungs ist, scheint jedenfalls schwer zu belegen.Wahrscheinlicher ist eine Entstehung der Bezeichnung in der Zeit zwischen dem 16. und der Mitte des 19. Jahrhunderts. Für diesen Zeitraum lässt sich der Name zumindest in anderen Kontexten nachweisen.
(Die rheinhessischen „Heidentürme“ – Regionalgeschichte.net)
Ob tatsächlich Heimkehrer aus dem ersten Kreuzzug die Kirche(n)türme so errichten ließen, ob ein Baumeister dazu inspiriert wurde oder was auch immer der Hintergrund ist: Die Bauform ist im westlichen Europa nahezu einmalig. Falls Du Dich weiter darüber informieren möchte, dann lege ich Dir den Aufsatz „Die rheinhessischen »Heidentürme«“ von Hans-Jürgen Kotzur ans Herz. Dort erfährst Du auch mehr über die verwendete Untersuchungsmethode Dendrochronologie zur Altersbestimmung der Holzbalken.
Das Hohlwege-Paradies von Alsheim
Wir wanderten zurück auf dem Rheinterrassenweg bis kurz hinter den Tisch des Weines und bogen rechts hinauf in die Weinberge und in das Hohlwege-Paradies von Alsheim.
Die Hohlwege in unserer Gemeinde sind durch die menschliche Nutzung entstanden. Der Boden in weiten Teilen von Rheinhessen besteht aus Löss. Dieser wurde in der letzten Eiszeit vom Wind aus dem Oberrheingebiet zu uns getragen und hat sich in einer Mächtigkeit bis zu 40 m abgelagert. Der Löss ist der ideale Boden für den Anbau von Weinreben. Der Löss besteht aus Millimeter kleinen Körnchen die einen Kalkanteil von ca. 20% haben. Sie haben einen achteckige Form und bleiben in den Lösswänden stabil stehen.Durch das Befahren der Wege mit Fahrzeugen wird der Löss gelöst und wird zu Staub. Bei Starkregen wird die lose Erde weggetragen und die Wege werden immer tiefer. Dadurch entstanden über die Jahrhunderte die Hohlwege. In Alsheim war es in früheren Jahren bei jedem Gewitter im Sommer üblich, dass große Teile der Gemeinde vom Schlamm überflutet wurden. Nur durch die Anlage von Flutfängen und Entwässerungsgräben konnten große Schäden verhindert werden.
(Entstehung der Hohlwege und Pflege – Hohlwege-Alsheim)
Im letzten Jahrhundert wurden die Wege teilweise gepflastert, um ein weiteres Einsinken zu vermeiden und um sie für Fuhrwerke passierbar zu halten. Viele ungewohnte Tierarten wie Wiesel, Iltis, Schornstein-Lehmwespe oder der Ameisenlöwe fühlen sich hier wohl (Tierwelt). Aber auch viele Pflanzen wie Zwergsteppenkirsche, Steppenwolfsmilch, Wiesengoldstern, Scharbockskraut, Gundelrebe oder Frühlings-Fingerkraut nutzen diese besondere Nische (Pflanzen der Hohlwege). Wir kreuzten ein wenig herum, bis wir über einen Hohlweg wieder zum Bürgerhaus zurückkehrten und Alsheim über den Hahlweg verließen. Über einen kleinen Zickzack und durch einen weiteren Hohlweg „erklommen“ wir wieder die Rheinterrassen.
Der Weißmühlenbrunnen
Schließlich ging es hinunter zum Weißmühlenbrunnen. Inzwischen war es richtig warm, obwohl doch manchmal ein kühler, fast kalter Wind uns umwehte. So nutzten wir eine Bank am Weißmühlenbrunnen für ein zweites Frühstück und einen Kaffee.
Die Heidenturmkirche von Alsheim
Über einen Feldweg und vorbei am alten Kelterhaus am Ortsrand von Alsheim vorbei drangen wir vor bis zur zweiten Heidenturmkirche, der evangelischen Pfarrkirche in Alsheim.
Von der ehemaligen St. Bonifatiuskirche in Alsheim ist heute nur noch der romanische Westturm des 12. Jahrhunderts (eventuell sogar des späten 11. Jahrhunderts) geblieben. Er gehört zu dem in Rheinhessen mehrfach vorkommenden Typ der sog. „Heidentürme“, deren reich geformte steinerne Bekrönungen Nachbildungen orientalischer Zentralbauten im Kleinen sein könnten. [Anm. 2] Mögliche Vorlage könnte der Turm der Jerusalemer Grabeskirche als Vorlage gedient haben, dies ist jedoch sehr spekulativ. [Anm. 3] Armenische und/oder fatimische Einflüsse können aber nicht ausgeschlossen werden. Der Chorbogen aus der Erbauungszeit der ersten Kirche ist aus rotem und gelbem Sandstein gemauert .
[…]
Bis ins Jahr 1706 war die St. Bonifatiuskirche Simultankirche für Katholiken und Reformierte.
(Die evangelische Pfarrkirche in Alshein – Regionalgeschichte.net)
Hinter der Kirche liegt ein alter schöner Friedhof. Es lohnt sich, ein paar Meter nach oben zu gehen.
Die Tour zum Wandern auf Outdooractive
Alle Fotos
Diese und weitere Fotos sind im Flickr-Album „SunriseHike im Hohlwege-Paradies von Alsheim„