Der Entspannende - Entspannen bei Wandern, Genuss und Kultur aus Rheinhessen, dem magischen Land der tausend Hügel.

Farbenfrohes Wandern in den Weinbergen der Rheinhessischen Toscana

Am 28. Oktober war ich zum Farbenfrohen Wandern der Verbandsgemeinde Sprendlingen-Gensingen in den Weinbergen der Rheinhessischen Toscana. Auf dem etwa 12 Kilometer langen Rundkurs traf ich viele Wanderer, die wie ich an den Stationen den Speisen und Getränken der HiwwelConnection frönten.

Die Winzer der „HiwwelConnection“ und die Tourist Information der VG Sprendlingen-Gensingen laden jedes Jahr für den letzten Sonntag im Oktober zum „Farbenfrohen Wandern“ in den Weinbergen ein. Die Wanderung selbst ist kostenlos, und an mehreren Stationen gibt es Speisen und Getränke zu fairen Preisen. Die Route mit den Stationen für Verpflegung ist festgelegt, doch jeder kann überall in die Tour einsteigen und starten. Der Rundkurs hat zwar ein paar Steigungen und verläuft meistens auf Feldwegen, doch insgesamt ist er auch für Familien geeignet. Und mit den Verpflegungsstationen lässt sich immer mal eine Pause einlegen.

Meine Wanderung

Ich entschloss mich für den Start in Zotzenheim. Von Zuhause aus war das für mich der günstigste Startpunkt, so dass ich nur etwa eine halbe Stunde mit dem Auto unterwegs war. Ursprünglich wollte Manuela mitkommen, doch eine noch nicht auskurierte Erkältung ließ sie doch vorsichtig und zuhause bleiben. Ich stellte den Wagen auf dem Parkplatz gegenüber des Zotzenheimer Friedhofs ab.

Nach dem Aussteigen machte ich mich zuerst einmal wind- und kältedicht, denn die Temperatur war im einstelligen Bereich, und der Wind blies recht kräftig. Der Himmel war durchgehend bewölkt, und später sollte ich nur gelegentlich die Sonne kurz durchschimmern sehen. Ich war überrascht, dass gegen 10:30 Uhr doch schon einige Autos dort parkten. Auf dem Friedhof war niemand, also mussten das bereits die Fahrzeuge von Teilnehmern für das Farbenfrohe Wandern sein. Das mag auch daran gelegen haben, dass Wein- und Kulturbotschafter Rainer Böß eine kostenlose Führung entlang der Strecke für 10:00 Uhr angeboten hatte. Doch tatsächlich habe ich dann auf dem ganzen Kurs ständig und viele Leute getroffen, einige von ihnen mit einem Gläschen Wein in der Hand.

Durch Zotzenheim ging ich am Weingut Philipp Schnell vorbei und dann am Wiesbach entlang nach Welgesheim, wo ich ins Ort abbog und die Bergstraße hinaus und die Hügel hinauf lief. Dort war ich dann nicht nur auf dem Welgesheimer Napoleonswanderweg, sondern ich kam zu meiner ersten Station, dem Place de Josefine.

Ob der große französische Kaiser wirklich in Welgesheim war, ist historisch nicht genau belegt. Viele Welgesheimer sind aber der festen Überzeugung, dass Napoleon, als er vor über 200 Jahren mit seinem Heer von Paris nach Mainz zog, und raubend und Schutzgeld fordernd die rheinhessischen Dörfer heimsuchte, auch Welgesheim streifte.

(Ortsporträt: In Welgesheim steckte Napoleon laut einer Sage im Schlamm fest – Allgemeine Zeitung)

Ja, die Franzosen. Auf ihre Vergangenheit in Rheinhessen mit Raubzügen, Überfällen und Besetzungen trifft man immer wieder. Immerhin haben die Welgesheimer jetzt davon den Place de Josefine (Joséphine de Beauharnais war die Frau von Napoleon) – und ich meine erste kurze Rast mit einer Nussecke. Ich war ja erst losgelaufen und noch gar nicht hungrig. Wein, warme Suppe und Pellkartoffeln war da so gar nicht mein Fall. Doch die Nussecken, die konnte ich nicht einfach so da liegen lassen. Eine musste daran glauben, während ich den herrlichen Ausblick genoss. Das Wetter war und blieb kalt, wolkenverhangen und windig. Aber das Farbenspiel der Rebstockblätter ließ mich sogleich erkennen, warum die Tour „Farbenfrohes Wandern“ heißt.

Place de Josefine

Zelt am Place de Josefine

Kuchen und Nussecken am Place de Josefine

Ausblick vom Place de Josefine

Ausblick vom Place de Josefine

Farbenfrohes Wandern, VG Sprendlingen-Gensingen

Farbenfrohes Wandern, VG Sprendlingen-Gensingen

Die ganze Route war mit farbigen Bodenmarkierungen ausgewiesen, doch nach dem Place de Josefine war ich wohl etwas abgelenkt und übersah die Abzweigung. Nach etwa einem Kilometer blickte ich auf, und trabte dann unversehens zur Abweigung nach Horrweiler zurück.

Aufgesprühte Wegekennzeichnung

Dort wollte ich eigentlich nicht schon wieder eine Rast machen, doch in Horrweiler konnte ich die armen Winzerburger doch nicht alle den anderen Wanderern überlassen. An der alten Kelter hatten die Winzer ihren Stand mit einem Grill aufgebaut. Die Nachfrage war richtig hoch, so dass ich etwa 10 Minuten auf den Winzerburger warten musste. Doch im Gespräch mit den anderen Wartenden verging die Zeit im Flug. Nebenbei hörte ich einen der Winzer irgendetwas rufen wie „Nächstes Jahr“ und „Zweiter Grill“. Da weiß ich jetzt schon, wo ich nächstes Jahr wieder eine Rast mache.

Grill- und Weinstand in Horrweiler

Grill- und Weinstand in Horrweiler

Grill- und Weinstand in Horrweiler

Burger vom Grill in Horrweiler

Grill- und Weinstand in Horrweiler

Bei der Aspisheimer Station traf ich Christian Reichert vom Wolfsheimer Weingut Kathrinenhof, der den Stand gemeinsam mit Daniel Murach betrieb. Christian ist einer der Kontakte, die ich schon jahrelang über Soziale Medien kenne. Manchmal, so wie dieses Mal, treffen wir uns dann auch „im richtigen Leben“. Leider war ich durch den Burger und die Getränke schon gesättigt, so dass ich mich weiter die Hügel hinauf und in Richtung Wald und dann zum Zotzenheimer Horn machte.

Oberhalb von Horrweiler

Horrweiler

Station vom Weingut Katharinenhof

Oberhalb von Horrweiler

Über Horrweiler: Blick auf verregneten Donnersberg

Spontane Kunst - bitte ignorieren

Vom Zotzenheimer Horn und dem Tisch des Weines hatte ich wieder einen wunderbaren Ausblick. So ganz leicht meinte ich, ein paar Tropfen zu spüren. Aber es wurde dann doch kein Regen daraus.

Station am Zotzenheimer Horn (Tisch des Weines)

Station am Zotzenheimer Horn (Tisch des Weines)

Station am Zotzenheimer Horn (Tisch des Weines)

Beim Nähern an den Napoleonsturm wurde der Wind immer heftiger. So schön die Aussicht dort auch war – ich zog dann doch recht schnell wieder weiter. Einige der Wanderer waren immerhin so tapfer, dass sie sich für Rast, Speisen und Getränke in einen der beiden Planwagen zurückgezogen hatten. Der Napoleonsturm ist ein Nachbau der französichen Telegrafentürme, die zur Zeit der französischen Besetzung von Mainz aus eine Kette von optischen Telegrafen bis nach Paris bildeten.

ln dieser Zeit hatte das Netz der optischen Telegrafen, in dem Paris mit allen landesteilen Frankreichs verbunden war, bereits eine länge von über 5000 km mit 534 ständigen Stationen. Seit Dezember 1797 war Mainz als Hauptstadt des „Departement du Mont Tonnere“ (Donnersberg) die östlichste Garnisonsstadt des Imperiums.

Die Linie Paris-Metz wurde bis Mainz verlängert und umfasste 22 neue Stationen vom Palais de Justice, Metz (Nr.1) bis zur Zitadelle St. Stephan, Mainz (Nr. 22). Der Turm auf der Napoleonshöhe war Station Nr. 20. Die Nachbartürme waren Hungriger Wolf bei Bad Kreuznach (Nr. 19) und Heidenhof bei Schwabenheim an der Selz (Nr.21).

(Napoleonsturm – Verbandsgemeinde Sprendlingen-Gensingen)

Optischer Telegraf ("Napoleonsturm")

Blick vom optischen Telegrafen ("Napoleonsturm")

Optischer Telegraf ("Napoleonsturm")

Blick vom Blick vom optischen Telegrafen ("Napoleonsturm")

Vom Napoleonsturm aus ging ich die Tour weiter und zurück in Richtung Zotzenheim. In Zotzenheim kehrte ich dann noch kurz im Weingut Philipp Schnell ein, wo ich mir eines der leckeren Schmalzbrote und eine rote Traubensaftschorle gönnte. Von hier aus waren es nur ein kurzes Stück bis zum Parkplatz am Friedhof.

Auf dem Rückweg nach Zotzenheim

Weingut Philipp Schnell in Zotzenheim

Weingut Philipp Schnell in Zotzenheim

An den Stationen hätte ich mir den Flyer abstempeln lassen und an einer Verlosung teilnehmen können.  Es gab beispielsweise Tickets zu ausgewählten Konzerten in der Nahetal-Arena, zu Wein&Tanz 2019 sowie Genussgutscheine von den teilnehmenden Weingütern zu gewinnen. Doch irgendwie hatte ich anfangs nicht daran gedacht, und noch mal zurücklaufen wollte ich auch nicht.

Mein Fazit

Trotz des kalten und windigen Wetters traf ich sehr viele Wanderer, unter anderem ganze Gruppen und Familien. Ich kann das nachvollziehen, denn auch mir machte das Wetter nichts aus. Zusammen in einer Gruppe ist das ganz bestimmt noch viel unterhaltsamer. In Rheinhessen gibt es schon seit einiger Zeit solche „Weinwanderung“. Die HiwwelConnection und die Verbandsgemeinde haben mit ihrem „Farbenfrohen Wandern“ genau die richtige Mischung aus Naturerlebnis, Wandern und rheinhessischer Kulinarik getroffen.

Startpunkte für die Wanderung

  • Einstiege in Zotzenheim, Welgesheim und Horrweiler sowie am Napoleonsturm (dort nur nur eingeschränkte Parkmöglichkeiten)
  • Zuwege von Aspisheim und Sprendlingen

Navigation und GPX-Download

Die Tour, so wie ich sie in etwa gelaufen bin, habe ich auf Outdooractive veröffentlicht: Farbenfrohes Wandern 2018 (inkl. Download GPX-Datei).

Essensangebot

  • Horrweiler, Alte Kelter – Winzerburger frisch zubereitet mit regionalen Produkten; ab 14.00 Uhr Kaffee & Kuchen
  • Welgesheim, Place de Joséphine – Suppe, Pellkartoffeln mit Spundekäs oder Sahnehering, Kaffee & Kuchen
  • Zotzenheim, Weingut Schnell – Schmalzbrote
  • Quelle am Höhenwanderweg – Folienkartoffeln aus der Rebenglut mit Kräuterquark; nachmittags hausgemachter Obststreusel
  • Sprendlingen, Napoleonsturm – Rheinhessische Kartoffelsuppe
  • Zotzenheimer Horn – Frisches vom Grill, Spundekäs mit Brezeln
  • Aspisheim, Am Höhenwanderweg – Fleischkäs-Brötchen

Bewirtungen

  • Thomas vom Weingut Fritzsch
  • Julian vom Hofgut Geil
  • Christian vom Weingut Hessert
  • Uli vom Weingut Huff-Doll
  • Christian vom Weingut Kathrinenhof
  • Markus vom Weingut Klosheim
  • Alexander vom Weingut Kost (Horrweiler)
  • Daniel vom Weingut Murach
  • Christian vom Weingut Oswald
  • Shanna vom Weingut Reis & Luff
  • Philipp vom Weingut Schnell
  • Kira vom Weingut Schnorrenberger
  • Karina und Marcel vom Weingut Siebenhof
  • Kai vom Weingut Werle
  • Bauern- und Winzerverein Welgesheim
  • Landfrauen Welgesheim

Alle Fotos

Alle Fotos sind im Flickr-Albumg „Farbenfrohes Wandern 2018„.

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Der Entspannende (* 1961 in Ingelheim am Rhein als Frank Hamm) ist Kultur- und Weinbotschafter Rheinhessen, Autor und Wanderblogger (Wandern, Genuss, Kultur, Joggen & SunriseRun). Ich lebe in der Ortsgemeinde Selzen in Rheinhessen, etwa 15 km südlich von Mainz. In den Sozialen Medien findest Du mich im Fediverse als DerEntspannende@Digitalcourage.social und auf Facebook. Gefällt Dir, was ich als Der Entspannende tue? Dann kannst Du mich auf Ko-fi mit einer kleinen Geste unterstützen und mir einen Kaffee kaufen:

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