Die Laurenziwallfahrt zum Laurenziberg findet statt jährlich am Sonntag, der dem 10. August (Gedenktag des hl. Laurentius), am nächsten liegt. Nach der Prozession und der Pferdesegnung ist am Außenaltar der Wallfahrtsgottesdienst. Mittags gibt es abschließend einen Vespergottesdienst.
Inhaltsverzeichnis
Programm
- 7:45 Uhr: Die Prozession hinauf zur Laurenzikapelle auf dem Laurenziberg beginnt von der Gau-Algesheimer Pfarrkirche St. Cosmas und Damian. Die Prozession benötigt etwa 1:15 Stunden für 3 km zur Kapelle.
- 09:15 Uhr: Vor der Laurenzikirche findet eine Pferdesegnung statt.
- 09:30 Uhr: Am Außenaltar der Laurenzikapelle findet der Wallfahrtsgottesdienst statt.
Im Anschluss Fest der Begegnung - 13:00 Uhr: Vespergottesdienst im Innern der Laurenzikapelle bis etwa 13:40 Uhr.
Empfehlung: Gutsschänke Altes Kelterhaus
Die Gutsschänke Altes Kelterhaus vom nur wenige Meter entfernten Weingut Lich einkehren hat anlässlich der Wallfahrt von 13 bis 14 Uhr geöffnet. Es empfiehlt sich, Plätze zu reservieren.
Von der Terrasse gibt es eine sehr schöne Aussicht auf das Eckelsbachtal und darüber hinweg auf die Weinberge des Jakobsbergs. In der Ferne ist der Taunus zu erkennen. Üblicherweise gibt es zur Wallfahrt Leberklöße mit Sauerkraut und Kartoffelpüree sowie Spießbraten und Bratwurst. Getränke gibt es an einer Ausschanktheke, das Essen wird direkt am Tisch bedient und kassiert.
Laurenziberg
Laurenziberg liegt etwa 3 km südwestlich von Gau-Algesheim (Google Maps), das wiederum etwa 3 km südwestlich von Ingelheim am Rhein liegt. Der Name bezeichnet sowohl den Ortsteil von Gau-Algesheim als auch den Berg, auf dem der Ortsteil mit der St. Laurentiuskirche liegt.
Ein Dorf auf dem Laurenziberg wurde erstmals am 1. November 767 mit der Bezeichnung „ad montibus“ in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Lorsch erwähnt. Eine zweite Erwähnung aus dem Jahr 795 findet sich in einer Schenkungsurkunde an das Kloster Fulda. Der deutschsprachige Name findet sich erstmals im Jahr 1158, zunächst als „Bergun“, später als „Bergen“, in der historischen Überlieferung. Für das 13. und 14. Jahrhundert lässt sich in regelmäßigen Abständen ein Adelsgeschlecht „von Bergen“ im Ort urkundlich belegen. Eine dem heiligen Laurentius geweihte Pfarrkirche wird erstmals 1307 erwähnt.
(Laurenziberg – Regionalgeschichte.net)
Zwischendrin wurde aus dem Dorf wohl nur ein einzelner Hof. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Ansiedlung inklusive der schon länger existierenden Kirche durch Brandschatzung zerstört, doch später wurde wieder ein Dorf daraus. 1764 tauchte dann zum erstmals die Bezeichnung „Laurenziberg“ auf. Vor etwas über 100 Jahren lebten dort in elf Gebäuden gerade einmal 64 Einwohner. Jetzt sind es auch nicht viel mehr, doch immerhin 200 Einwohner soll Laurenziberg haben.
Laurentius von Rom
Der Namensgeber von Berg und Dorf, St. Laurentius, war ein römischer Diakon und Märtyrer.
Laurentius von Rom (* eventuell in Osca (Hispanien) oder Laurentum (Italien); † 10. August 258 in Rom) war ein römischer Diakon zur Zeit des Papstes Sixtus II. und starb als Märtyrer.
[…]
Laurentius ist der Schutzpatron vieler Berufsgruppen, die mit offenem Feuer zu tun haben, der Bäcker, der Bierbrauer, Textilreiniger und Köche. Als Diakon verwaltete Laurentius das Vermögen seiner Kirche, daher wird er auch oft von Berufsgruppen wie Archivaren und Bibliothekaren angerufen. Bei Hexenschuss, Ischias- und Hautleiden wird der hl. Laurentius ebenfalls angerufen.
St. Laurentiuskirche und Wallfahrt
Eine Kirche auf dem Laurenziberg – oder Bergen, wie es früher genannt wurde – wurde erstmals 1307 urkundlich erwähnt. Die Kirche ist dem heiligen Laurentius von Rom (gest. 258) geweiht. Bis ins 14. Jahrhundert hinein war die Kirche von Bergen die Mutterkirche der Filialkirchen von Appenheim, Dromersheim, Engelstadt, Gau-Algesheim, Nieder- und Ober-Hilbersheim und Ockenheim.
Am 29. Juni 1488 gewährt der Mainzer Erzbischof Berthold von Henneberg (gest. 1504; Amtszeit: 1484–1504) einen Ablass von 40 Tagen, wenn sie reumütig beichten und würdig kommunizieren. Einige Tage später – 16. Juli – erteilt er den Ortschaften von Gau-Algesheim, Ockenheim, Dromersheim, Aspisheim, Appenheim, Nieder-Hilbersheim, Ober-Hilbersheim die Erlaubnis am 10. August, dem Gedenktag des Hl. Laurentius mit ausgesetztem Allerheiligsten zur Kirche des Hl. Laurentius zu ziehen.
Im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde der Weiler mitsamt der Laurentiuskirche durch Brandschatzung vollkommen zerstört. Die wenigen Überlebenden waren nach Gau-Algesheim geflüchtet. 10 Jahre nach Ende des Kriegs wurde der Weiler durch den Freiherren Georg Christoph Langwerth von Simmern (1636–1672) wieder aufgebaut. Für die wiederangesiedelten Untertanen wurde neben der abgebrannten Kirche eine kleine Kapelle errichtet, die man erneut dem Hl. Laurentius und den Hll. Rochus (um 1295–1327) und Sebastian (gest. um 288) weihte. Die große Pestwelle im Jahr 1666 und die darauffolgende Viehseuche 1670 führten zu einer Wiederbelebung der Wallfahrt. Nun wurden auch Pferde gesegnet, die als Nutztiere fundamentale Bedeutung für die Menschen hatten.
(Wallfahrtskirche St. Laurentius in Laurenziberg – Regionalgeschichte.net)
So wie bei sehr vielen Kirchen gab es auch in (auf?) Laurenziberg Vorgängerkirchen. So entstand beispielsweise die heutige und berühmte Wallfahrts-Rochuskapelle von Bingen erst 1895, nachdem die Vorgängerkirche einem durch Blitz entstandenen Brand zum Opfer fiel. Die Version davor wurde 1795 bei Beschuss durch deutsche und österreichische Truppen zerstört und dann durch die sie besetzenden französichen Truppen ausgebeutet. Die jetzige Laurentiuskirche gibt es immerhin schon etwas über 300 Jahre, doch ihr heutiges Erscheinungsbild erhielt sie erst im Jahr 1905 durch eine „Gotisierung“, als man sie im Hype um den neugotischen Baustil umgestaltete und erweiterte.
Die Laurenziwallfahrt mit Prozession, Pferdesegnung und Wallfahrtsgottesdienst
Der Laurenziberg zählt neben dem Jakobsberg und dem Rochusberg zu den „drei heiligen Bergen im Binger Land“
Jeweils an dem Sonntag, der dem Gedenktag des hl. Laurentius, dem 10. August am nächsten liegt, zieht um 7.45 Uhr von der Gau-Algesheimer Pfarrkirche St. Cosmas und Damian die Prozession zur St. Laurenzikirche auf den Laurenziberg.
Hierbei wird die aus dem Jahr 1763 stammende barocke Laurentiusfigur, geschmückt mit Blumen und frühen Trauben von jungen Frauen und Männern des jeweiligen Kerbejahrgangs und die Laurentiusfahne von 1863 mit getragen. Auf ihrem Weg von der Pfarrkirche zum Berg schließen sich der Prozession viele Gläubige an, die betend und singend von der Kath. Kirchenmusik begleitet, nach etwa 1¼ Stunden die ca. 3 km entfernte St. Laurenzikirche auf dem Berg erreicht. Kurz vor den ersten Häusern des Weilers Laurenziberg wird das alte, barocke Laurentiuslied angestimmt. Auf dem Berg erwarten Wallfahrer aus den umliegenden Orten, aus dem Rheingau, von der Nahe und dem Hunsrück die Ankunft der Prozession.
[…] Jahrhunderte alter Tradition folgend sind viele Reiter mit ihren Pferden gekommen, aber auch Haustiere aller Art werden gebracht, um vor dem Festamt vor der Kirche den Segen zu empfangen, der von den Geistlichen mit in Weihwasser getauchten Palmzweigen erteilt wird.
(Laurenziwallfahrt zum Laurenziberg bei Gau-Algesheim – Pfarrei St. Cosmas und Damian Gau-Algesheim)
Impressionen
Impressionen von der Laurenziwallfahrt 2022 auf YouTube: „Laurenziwallfahrt auf dem Laurenziberg„.
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